20160228 Martinique

Müßiggang ist aller Laster Anfang…

pflegte unsere Mutter immer zu sagen. Wir fragen uns, ob wir gerade „müßig“ gehen oder ob unsere Leser das so sehen könnten, da die PIA sich seit nunmehr fünf Wochen nicht von der Stelle bewegt und der Blog mit keiner Silbe gefüttert wird.

Eins vorweg: Wir sehen es nicht so. Ich mag vielleicht ein wenig von Schreibfaulheit geplagt sein oder von Geistesblitzen weiträumig umgangen werden; aber Müßiggang haben wir nicht.

Seit dem Verlassen von Trinidad – wo Vieles ausgebessert, renoviert, neu konstruiert oder installiert wurde, das die To-Do-Liste ein wenig schrumpfen ließ – sind klammheimlich neue Unzulänglichkeiten aufgetreten, die die Liste der ohnehin noch zu behebenden Mängel auf eine stattliche DinA4-Seite haben anwachsen lassen.

Die schöne, wochenlange Ausrede ‚das machen wir alles auf Martinique‘ muss nun – im Hier und Jetzt – mit Taten gefüllt werden. Theoretisch ist das leicht, da hier europäische Einkaufsmöglichkeiten bestehen, praktisch jedoch brauchen wir für alles sehr viel Zeit, da wir weit ab vom Schuss, in einer sehr geschützten und schönen Bucht liegen, dafür aber mit dem Dinghi 20min brauchen, um in die Marina zu kommen. Was es dort nicht gibt, muss bestellt werden oder mit einem Mietauto (das nur schwerlich zu bekommen ist) in einem der großen ‚Centres Commerciaux‘ selber abgeholt werden.

Wir machen uns also auf die Jagd nach den benötigten Ersatzteilen. Manche Teilchen finden wir – dank Peters akribisch geführter Stauliste – in den Tiefen unserer Backskisten, anderes, das wir besorgen müssen, fällt nicht ganz Wunsch- oder Zweck-gemäß aus und muss dann diskutiert, abgeändert oder umgetauscht werden. Da zerrinnen die Tage wie Sand in den Händen und abends fragen wir uns oft – in Anbetracht des vor uns liegenden Reparatur-Fragmentes – ob das nun das Ergebnis eines ganzen Tages sein kann.

Nicht nur uns ergeht es so. Auch bei Obelixens wird gewerkelt. Als wir hier eintreffen, werden wir von Frank mit einem hervorragend funktionierenden Internet überrascht. Er hat eine Antenne eingebaut, einen Hotspot eingerichtet, ein Datenpaket gekauft und – wir sind zu den „Tagesthemen“ der ARD eingeladen. Toll!
Wir profitieren von seiner diesbezüglichen Erfahrung und nach wenigen Tagen „nicht trivialer“ (O-Ton Frank) Denk-, Planungs- und Installationsarbeit (an der er maßgeblich beteiligt ist) prangt auch an unserem Heck der „Web-Catcher“.

Schlagartig rückt die Heimat in „greifbare“ Nähe. SWR hören, Threema, WhatsApp-Nachrichten, emails empfangen und versenden, Skypen, und manchmal gibt es sogar Gutes aus der Mediathek mit wenigen „fülle Puffer“- Unterbrechungen. Das ist fein. 😉 😉

Das Resumée der fünfwöchigen Segelpause ist eigentlich gar nicht so schlecht:
– Stb.-Flügel der Eingangstür repariert (worauf wir sehr stolz sind, da äußerst knifflig)

Wir schaffen es, den Flügel mit Kugel-gefüllten Schlitten wieder einzubauen…

– Vermutliche Ursache für die geisterhafte Betätigung der Passerelle gefunden (Luftdruckschalter) und Warnsignal zwischengeschaltet (dank Franks Fähigkeit, sich in die kompliziertesten elekto-mechanischen Zusammenhänge hinein zu denken)

– Halterung für den z.Zt. genutzten Reserve-Außenborder in den Stb.-Motorraum eingebaut

– Zwei Relingsstützen neu befestigt

– Zwei Klüsen für die Führung der Leinen beim Liegen an der Boje montiert

– Boden der Gefriertruhe mit 10cm Isoliermaterial verstärkt für bessere Tiefkühlung

– Lichtleiste über dem Schaltpaneel angebracht zur besseren Ausleuchtung desselben

– Doorcaps (eine Art mobiles Schutzzelt) über den beiden großen Luken der Schlafkojen montiert, damit letztere am Ankerplatz immer (auch bei Regen) offen bleiben können und somit für eine perfekte Ventilation der PIA sorgen können.

– Kleinere aber zeitaufwändige Bastel- und Malerarbeiten etc…

Momentan warten wir auf Fehlerdiagnose und Instandsetzung unseres Außenborders, den wir (zu Wasser und zu Lande) nach Fort de France transportierten, um dort vom Werkstattleiter zu hören: „Mon Dieu! Was ist denn das??? Da ist ja alles kaputt!“
Vier Tage treten wir ihm telefonisch auf die Füße, um dann, am Freitag zu erfahren, dass das Diagnosegerät frühestens am Montag kommen wird. Am Montag meldet sich dann der Techniker krank. Dienstags erfahren wir, dass die Einspritzpumpe defekt sein soll und repariert werden müsste, da kein Ersatzteil zu bekommen ist. Kann man eine Einspritzpumpe reparieren?
Am Mittwoch wundere ich mich über eine laute, in recht flüssigem Französisch über die Lippen kommende Schimpftirade aus Peters Mund, als er von Monsieur Daire (Suzuki) erfährt, dass man die Reparatur wohl keineswegs auf Garantie machen könne…
Am Donnerstag meldet sich der Techniker, der alle Bauteiledurch die eines eines neuen Suzuki-Motors ersetzt hat aber der Motor springt nicht an.
Am Freitag erfahren wir nebenbei, dass die Werkstatt gar kein Diagnosegerät hat und dass wir vielleicht doch noch nach Guadeloupe müssen.
Morgen, am Montag wird es die Fortsetzung der Odyssee geben.

Man übe sich also in Geduld, die man – falls noch nicht bis zur Perfektion ausgereift – als Fahrtensegler unweigerlich lernt.

Der Wassermacher stellt uns auf die zweite Geduldsprobe. Er hat an der Antriebswelle Öl verloren. Der Hersteller vermutet Bedienungsfehler, die wir mit Sicherheit ausschließen können, empfiehlt aber dennoch, die Dichtungsringe auszuwechseln. Die werden per Fed-ex von Trinidad nach Martinique geschickt und sollen – nach Ankunft – von einem Mitarbeiter des Vertragshändlers eingebaut werden. Die Ersatzteile sind inzwischen eingetroffen aber der Monteur ist weder telefonisch noch in seinem Büro zu erreichen. Als Peter ihn endlich – nach 3 vergeblichen Anläufen -einmal in seinem Büro antrifft, wird der Plan kurzerhand umgeschmissen. Nein, er wird nicht zu uns kommen, um die Dichtungen auszuwechseln; wir müssen den Motor ausbauen, zur Reparatur in sein Büro bringen und später wieder selber einbauen.

Dennoch: Es gibt Schlimmeres als Wartezeiten auf dem hiesigen Ankerplatz, da das Ankerfeld – neben Dauerliegern, die bereits 8, 10 oder 15 Jahre ihren „Stammplatz“ bewohnen – ständig von neuen Booten aufgesucht wird, die auf vielfältige Weise interessieren können: Mono, Kat oder Tri, blitzeneu und schick aussehend, heruntergekommen, zusammen gebastelt oder schmuddelig, gekonntes oder chaotisches Ankermanöver und die Crews: Einhandsegler, Paare oder Ehepaare aber selten Charterschiffe (oder „Affenfelsen“- O-Ton Frank) mit 8-12 Chartergästen an Bord.

Möchte man Kontakt aufnehmen, fährt man mit dem Dinghi auf einen Smalltalk vorbei, der bei Sympathie schnell Fortsetzung findet durch gegenseitige Einladungen auf dem einen oder anderen Schiff.
Eine Möglichkeit, deutschsprachige Segler kennen zu lernen bietet der „Seglerhock“ am Freitagabend in der „MangoBay“; einem urigen, über das Wasser gebauten Lokal, das zu jeder Tageszeit eine gewisse Attraktivität besitzt.
So lernt man viele und sehr interessante Menschen kennen. Die meisten Fahrtensegler kommen nicht aus Berufen, die ohnehin mit der Seefahrt zu tun haben. Man trifft viele Ingenieure aber auch Richter, Techniker, Musiker, Filmemacher, Ärzte, Krankenschwestern, Ex-Kapitäne, Piloten und jedes Mal ist es wieder spannend, aus dem Leben dieser Menschen zu hören, was sie dazu veranlasste, auf große Fahrt zu gehen und etwas über die Regionen zu erfahren, die von ihnen bereits besegelt wurden und möglicherweise zu den Reisezielen gehören, die man selber anpeilt.

Am Sonntag vor Karneval werden wir von Ilka, einer Bekannten von Frank und Brigitte, eingeladen, den Karnevalszug in St. Luce anzuschauen. Es ist einer der vielen, VOR dem eigentlichen Karnevalstermin stattfindenden Züge, in dem sich Gruppen und Vereine präsentieren, um sich für den Großen Umzug in Fort de France zu qualifizieren. Es soll ein erlebnisreicher Tag werden.
Ilka holt uns um 13.30h ab, da wir vor Beginn des Zuges noch in einem der urigen Lokale – direkt am Strand – zu Mittag essen wollen. „Les pieds dans l’eau“ ist das Attribut solcher Lokale und unsere Füße werden tatsächlich beinahe vom auflaufenden Meerwasser umspült.

Und: Wir haben Kino vom Feinsten, denn in Le Marin ist am Vormittag die Regatta der „Yoles“ gestartet, die einen Wendepunkt nicht weit von unserem Restaurant hat. Die „Yoles“, traditionelle, etwa 11m lange Segelboote (mit quadratischem Segel, diagonal durchgeführtem Baum und ohne Kiel) sind besonders schwer zu manövrieren. Sie werden von einer 9 -11 köpfigen Crew (ein Steuermann) in der Balance gehalten, indem sich die allesamt durchtrainierten Männer mit halsbrecherischen Ausreitmanövern an langen Stangen, mal Backbord, mal Steuerbord übers Wasser hängen, um möglichst schnell und ohne zu kentern vom Segel vorangezogen zu werden.

Just zur Vorspeise passiert es. Die Wende an der Boje misslingt, das Segel killt, die jungen Männer versuchen das Boot mit heftigen Ausgleichsbewegungen wieder auf Kurs zu bringen aber scheitern. Einige fallen ins Wasser, machen Klimmzüge an den langen Auslegern, um wenigstens das Boot in der Balance zu halten, müssen aber schlussendlich aufgeben und landen unmittelbar vor unserer Nase am Strand. Enttäuschte Gesichter bei den Sportlern beim Abriggen ihres Regattabootes aber (gemeinerweise) Kamerafutter für die Touristen.

Der Karnevalszug

Die am Zug teilnehmenden Gruppen haben alle ein bestimmtes Motto und werden in der Regel von sehr attraktiven, das Motiv verkörpernden, jungen Frauen angeführt.

Knallbunt geht es zu, mit sehr lauten Schlagzeugen und Rasseln, die alle mit Inbrunst und Begeisterung geschlagen werden.
Ein kräftiger Regenschauer scheint den Teilnehmern überhaupt nichts auszumachen. Lediglich die „Palm-Königin“, deren Kostüm und Kopfbedeckung aus kunstvoll aufgefädelten und arrangierten Palmblättern besteht, fürchtet – glaube ich – ein wenig um das Zusammenfallen ihrer schicken Creation.

Der Zug ist zu Ende, wir wollen nach Hause. Ilka möchte das Auto starten aber nichts tut sich. Peter und Frank schieben an…Nichts…Es lässt sich kein Gang einlegen. Die Vermutung: Kupplung kaputt. Richtig. Kupplungsöl läuft in dünnem Strahl aus. Was nun? Der Autovermieter hat kein Ersatzfahrzeug, das er Ilka zur Verfügung stellen könnte. Ein Taxi ist nicht zu bekommen und der Parkplatz liegt an einer großen Umgehungsstraße, auf der die Autos ziemlich schnell daher brausen und es lebensgefährlich wäre, den Daumen herauszuhalten.
Einige Franzosen, die auch ihr Auto abholen wollen, bemerken unsere Ratlosigkeit. Sofort bieten sie ihre Hilfe an. Ilka wird von einer Frau mitgenommen, die in ihrer Nähe wohnt, uns bietet ein Ehepaar seine Chauffeur-Dienste an. Während der Mann das Auto holt, erklärt uns seine Frau, dass es eventuell Probleme mit der Polizei geben könne, wenn wir in dem 5-Sitzer zu Sechst erwischt würden. Nein, es wird keine Probleme geben, da die „Lösung“, der nicht unbedingt kleinste und zarteste von uns, dafür aber in alle Himmelsrichtungen faltbare Frank, bereits dabei ist, in den Kofferraum zu klettern. Und los geht’s. Alleine die Vorstellung, mich in ein solches Gefängnis hinein begeben zu müssen, löst bei mir claustrophobische Gefühle aus. So nehme ich die Abdeckplatte weg, um Frank ein wenig Licht und Luft zu verschaffen. Der Schuss geht leider nach hinten los. Luft und Licht (das ohnehin nicht mehr da war)hätte er nicht gebraucht, aber durch das seitliche, senkrechte Hineinstopfen der Abdeckplatte verkleinere ich sein Versteck dermaßen, dass er nur noch äußerst unbequem und Hämatom-fördernd die 10km lange Fahrt überstehen kann.
Ein „mea culpa“ wird – nach dem Zurechtschütteln der Gliedmaßen – vom Held der Stunde angenommen und wir alle bedanken uns bei den überaus freundlichen und hilfsbereiten Martiniquais, die uns zurück nach Le Marin brachten.

Bilder von schönen Tagen hier

Ein kleiner Sonntags-Spaziergang nach St.Anne…

Viele kommen per Dinghi hierher…

Nicht allzu oft aber wenn, dann doch sehr, sehr schön und stimmungsvoll sehen wir den Sonnenuntergang von unserem Ankerplatz aus.

Das flapsige, geflügelte Wort der letzten Tage ist: „Wer fertig ist, fährt früher los“, will heißen, dass derjenige, der mit seinen Reparaturen zuerst fertig ist, auch losfährt. Dem entgegen stehen die guten Versorgungs- und Reparaturmöglichkeiten hier auf Martinique und so findet – mal die PIA, mal die Obelix – immer wieder Dinge, die verbessert werden können.
Dennoch:Die Obelix hat die Nase vorn.

Der vorerst letzte gemeinsame Abend. Peter bekommt – da wir seinen Geburtstag sicherlich nicht zusammen feiern werden – ein pfiffiges und sehr nützliches Geschenk im Voraus.

Am Samstag (gestern)segelt die Obelix davon in Richtung Norden.

Nichts an der Wasseroberfläche lässt erkennen, dass hier – 15m neben uns – fünf Wochen lang ein Schiff lag, mit dessen Besatzung wir viele schöne gemeinsame Erlebnisse hatten, lustige Stunden verbrachten und es uns kulinarisch mal hier, mal dort gut gehen ließen.

Ob wir sie nochmal einholen?

20160226 Bequia und St. Lucia…

liegen bereits eine Weile hinter uns. Eine kleine, wenig kommentierte Fotostrecke soll an die schönen zehn Tage dort erinnern.

Auf dem Weg von der Friendshipbay in die Admirality-Bay auf Bequia.

So etwas passiert, wenn man die Abkürzung nimmt…

Die gespenstig wirkenden Moonholes, die weder von der Land- noch von der Wasserseite leicht zu erreichen sind.
Ein amerikanischer Architekt baute das erste dieser Häuser in eine natürliche Stein-Arkade. Nachdem ein riesiger Felsbrocken aus dem Bogen heraus fiel, um im Bett des Hauses zu landen, werden diese Domozile nur noch an absolut Unerschrockene vermietet. Hin und wieder kann der Neugierige sich allerdings einer Führung durch das extravagante Dorf anschließen.

Die „Club Med 2“ und die „Windstar“ liegen bereits in der Admirality Bay

Das sind Dimensionen!!!

Schon mal gesehen??? Hier, auf Bequia gekauft und treue Dienste am Heck unseres Dinghis leistend…

In unserem Lieblingscafé lauschen wir den beiden Oldies, die echt tolle Oldies zu Gehör bringen…

Nach einem ordentlichen Platzregen:
Blick von der Markthalle auf die Ankerbucht

Abendstimmung in der Bucht…

Nach erholsamen fünf Tagen im glasklaren Wasser der Admirality-Bay geht’s weiter nach St. Lucia.

St. Vincent, das wir lediglich passieren, sieht von der Seeseite sehr, sehr schön aus, wird aber von den meisten Seglern gemieden, da man wenig Gutes über den Umgang mit Fahrtenseglern hört. So entscheiden auch wir uns gegen Neugier und Mut und lassen die Insel unbesichtigt.

Schöne Begegnung auf See

Die „SeaCloud“ kreuzt unser Fahrwasser

St. Lucia

Die beiden Pitons, Wahrzeichen auch in der Nationalflagge von St. Lucia. Oft wünsche ich mir, ein besserer Fotograf zu sein…

Die Anfahrt auf Souffriere…

Länderwechsel bedeutet Flaggenwechsel. Immer das gleiche Gehuddel…

Ein Regenbogen über der Bucht begüßt uns…

Unser Boatboy: Ein Europa-Fetischist… Die Schweiz auf der Brust, die Deutschlandflagge (ein Geschenk von uns) schwenkend, braust er stolz davon…

Blick von unserer Boje auf den kleinen Piton

Blick von der Poolbar des Hotels „Hummingbird“

Weiter geht’s in die Anse Chastanet, in der wir an der Bar eines wunderschönen Resorts einen Sundowner nehmen.

und anschließend – in mondloser Nacht – ziemliche Probleme haben – zu Fuß, am Strand entlang – zu unserem Schiff zurück zu finden und die Nacht mutterseelenallein an einer Boje verbringen.

20160131 Unser neues Crewmitglied

Es geht wieder voran. Nicht nur segelnderweise, sondern auch im Dinghi. Seit 14 Tagen ist die „Ein-Mann-Paddelkraft“ auf der Ruderbank durch einen „Drei-Pferdestärken-Zweitakter“ am Heck des Dinghis ersetzt.
Das bedeutet: Unsere ökologisch korrekten, Muskel-kräftigenden und Abgas-freien Fahrten zum Dinghi-Dock sind wieder einer schnöden, mäßig schnellen Stinkefahrt gewichen.

20160112 Mustique

ist anders. Und das in jeder Beziehung. Allzu viele Besucher hält man sich durch Restriktionen vom Leib. Yachten müssen z. B. eine Boje nehmen und lassen sich häufig abschrecken vom Preis, der für die erste Nacht gezahlt werden muss (allerdings für zwei weitere Nächte gilt, was nur im Kleingedruckten zu finden ist). Schiffe mit mehr als 25 Personen an Bord sind nicht zugelassen, für Tagesausflügler wird eine Pro-Kopf-Besichtigungsgebühr verlangt.

Wir betrachten die Insel am ersten Abend lediglich vom Schiff aus. Aus der berühmten „Basils Bar“, die unmittelbar vor unserer Nase auf Pfählen ins Wasser gebaut ist, dringt munteres Geplapper und leiser Jazz zu uns herüber.

Man sitzt beim „ Sundowner“, der heute – nach vielen Tagen des einfachen Verschwindens der Sonne hinter Wolkenbergen – seinen Namen mal wieder zu Recht trägt.

Wir genießen ihn vom Cockpit aus…

Das Wasser unter uns ist glasklar, Schildkröten und sogar ein Rochen gleiten unter uns hindurch und das Riff am Südende der Bucht soll ein lohnenswertes Schnorchelrevier sein.

Aber wir wollen vor allen Dingen die Insel sehen, von der wir schon so viel gehört haben. Paddelnd gelangen wir an das Dinghi-Dock, an dem die Boote durch die Brandung ziemlich heftig auf und ab bewegt werden.

Die schöne Uferstraße, nach Süden hin sich wie eine kleine bewaldete Allee fortsetzend, führt zur anderen Seite am Fischmarkt vorbei und lädt mit hübsch verzierten, pastellfarbenen Häusern nicht nur zum Fotografieren ein.

Der Duft von frisch gebackenem Brot, Törtchen und Kaffee zieht uns magisch in die „Sweetie Pie Bakery“, eine französische Patisserie mit entsprechenden Leckereien und NESPRESSO!!! (Leider wird kalte, nicht geschäumte Milch lieblos in den guten Kaffee gekippt 🙁 🙁 )

Steil bergauf und bergab windet sich die Uferstraße in die nächste Bucht, an deren Hänge sich das kleine und einzige Örtchen Lovell schmiegt. Saubere Häuschen mit gepflegtem Außenbereich und zwei Schulbusse (Pick-Ups), die die Kinder vor der Haustür absetzen, zeigen uns, dass die Insel nicht ausschließlich von Superreichen bewohnt ist.

Vom Gästehaus „The View“ haben wir einen tollen Blick über die Bucht.

Zunächst trauen wir uns nicht, die Straße, die offensichtlich ins Inselinnere führt zu betreten, da auch hier darauf hingewiesen wird, dass die Benutzung letzterer nur mit Sondergenehmigung gestattet sei.
Auffahrten, von blühenden Büschen oder wilden, duftenden Sträuchern gesäumt, führen zu versteckten Juwelen, deren Zutritt dem „Normalo“ mit dem Hinweisschild:

“Trespassing not allowed, Private Property“

verwehrt bleibt.

Basils Bar ist für alle Besucher offen. Wir nehmen den Sundowner heute hier – bei Super Live Musik – und können am Ohrenschmaus während des Abendessens an Bord und bis in die Nacht hinein teilhaben.

Am nächsten Tag lassen wir uns vom Taxi an die Ostküste der Insel, an den Macaroni -Beach bringen. Die Fahrt durchs Inselinnere erinnert an Sylt. Ursprünglichkeit und Natur-belassene Ordnung wechseln sich ab. Tennisplätze, eine Reitanlage, Volleyballfelder sehen sehr gepflegt aber ungenutzt aus und es lässt sich vermuten, dass man lieber den hauseigenen Pool oder Privatstrand nutzt.

Auch die Picnic-Stellen am Strand haben Reservierungsschilder. Auf ihnen wird mit Datum und Uhrzeit angezeigt, wann die großen, Palm-gedeckten Sonnenschirme mit Bänken und Tischen darunter, für die Villa Blablabla frei zu halten sind.

Prompt rückt eine Fahrzeugkolonne mit einem riesigen Lunch-Buffet für die Hotelgäste des „Cotton-House“ an und man vertreibt uns aus der Palmenhütte.
Kurze Zeit später hätten wir den Platz wieder einnehmen können, da es zu regnen beginnt und die Lunchgäste es vorziehen, im „Cotton-House“ zu Mittag zu speisen…

Wir machen uns auf, den Küstenweg entlang zu wandern. Immer wieder weisen Schilder an großzügigen aber nicht einzusehenden Auf- oder Einfahrten auf die im Grünen versteckten Privatvillen hin.

Namen wie „White Cedars“ oder „Sapphire“, (eine Villa, deren blaue Dächer Namens-gebend sind) finden wir am Abend (zur Vermietung angeboten) im Internet und staunen nicht schlecht über die Wochen, bzw. Tagespreise.

Mustique hat nicht nur den Nimbus des Exclusiven, die Insel ist es einfach.
Sie bietet alles, was der Erholungssuchende (mit entsprechendem Geldbeutel) braucht. Ursprünglichkeit neben Komfort und Luxus aller Art, exzellente Köche am Herd der beiden Hotel-Restaurants, Ruhe und Abgeschiedenheit, wilde und ruhige Strände…

und die Möglichkeit, ausgedehnte Spaziergänge zu machen, ohne Wandergruppen zu begegnen.

Also Summa summarum eine Insel, die dem gemeinen Segler nicht viel zu bieten hat aber für den Hotelgast des „Cotton House“ oder Mieter einer dieser Luxus-Villen mit Hausmädchen, Koch, Gärtner und Geländewagen paradiesisch sein wird 🙂 🙂 🙂 …

20160111 Canouan

Wir laufen in die Charlestown-Bay von Canouan ein. Boatboy Shem – mit einem breiten Zahnlücken-Lächeln und strahlenden Kulleraugen – rauscht heran und fragt, ob wir ankern wollen oder eine Boje haben möchten. Wir wollen die „Behindertenboje“, in unmittelbarer Nähe des Dinghi-Docks, da wir ja „Außenborder-amputiert“ sind und mit möglichst geringem Paddelaufwand an Land gelangen möchten. Wir bekommen sie. Vor uns das Willkommensschild des Tamarind Hotels, links davon der gepflegte Hotelstrand (der übrigens jeden Morgen mit großen Rechen von Seegras befreit wird) und die Strandbar.

Zum Sundowner haben wir die Rezeption(mit allerbestem WiFi)für uns alleine. Kein einziger Gast ist zu sehen, Hotel, Restaurant, Bistrot und Bar dunkel und vollkommen unbelebt.

Das ändert sich am nächsten Tag. Es ist Samstag, d.h. Neubelegung von Hotelzimmern und Crew-Wechsel auf Schiffen. Sukzessive reisen Gäste an und ab. Die Abreisenden kommen allerdings von der Seeseite. Weit draußen ankern zwei Luxusyachten. Livrierte sausen mit schicken Beibooten heran, um ihre Herrschaft mitsamt der Kofferberge am Dinghi-Steg abzusetzen. Von dort geht’s mit dem Taxi zum 2km entfernten Flughafen, der seit einigen Jahren auch Privat-Jets eine Landebahn bietet.

Abends können wir das Prozedere in umgekehrter Richtung beobachten.

Auf Schusters Rappen wollen wir die Insel erkunden. Wohlwissend, dass der nördliche Teil der Insel im Privatbesitz der „Canouan Resort Development Company“ ist, die dort ein Resort der Extraklasse hat entstehen lassen (zu dem in der Regel kein Zutritt gewährt wird), machen wir uns genau dorthin auf den Weg.

Das Örtchen – in den Hochglanzprospekten des Resorts als „City-Center“ bezeichnet, scheint allmählich aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen, denn neben den üblichen Holzhäusern (und auch noch Wellblechhütten) sieht man bereits etliche, größere Häuser aus Stein.
Eine sehr steile Straße bringt uns an die Ostküste, die dem Atlantik zugewandte Seite. Was sich uns bietet sind atemberaubende Ausblicke.

Bergauf, bergab, in Bögen immer wieder der Küstenlinie folgend, wandern wir in der größten Mittagshitze in Richtung Norden… bis wir vor dem Eingangsportal des Resorts stehen.
Zwei junge Angestellte beraten sich ein wenig verlegen, ob sie uns den Durchgang zum weiter oben gelegenen Bistrot gewähren sollen, werden aber barsch zurecht- und wir zurückgewiesen, als ein „Vorgesetzter“ im Auto an die Schranke heranbraust. So. Das war’s. Bis hierher und nicht weiter.
Ein paar Fotos von einem Felsvorsprung lassen die Exclusivität dieser Einrichtung erahnen und die Recherche im Internet bestätigt sie mit entsprechenden Preisen.

Wir kehren – nach einem Bade-Abstecher

zurück in unsere Bucht und genießen den späten Sonntagnachmittag an unserem „Hausstrand“.

20160107 Erholsame Tage…

Sylvester feiern wir auf Union Island. Am Neujahrstag geht’s zurück in die Cays.
Wir ( Zwei von der PIA und die drei Obelixens) erleben dort tolle Tauch- und Schnorchelgänge, kleine Inselbesteigungen und Dinghifahrten in pechschwarzer Nacht bei viel Wind und noch mehr Welle aber immer in allerbester Stimmung.

Seit zwei Tagen liegen wir nun in der Saline-Bay, der Bucht im Süden von Mayreau und….lassen die Seele baumeln.

Nach drei Tagen in den herrlichen aber sehr windigen und welligen Cays fühlen wir uns hier wie eine Ente im Teich. Strahlend blauer Himmel, Sonne, angenehme Temperaturen, keine Wellen, mäßiger Wind und wenige Bootsnachbarn.

Ein Spaziergang über den Inselberg weht würzigen Kräuterduft in die Nase, zeigt frisches, üppiges Grün allüberall, gewährt herrliche Ausblicke auf die umliegenden Inseln und bringt uns schließlich in die, im Norden gelegene Saltwhistle Bay, die durch einen schmalen, Palmen-bestandenen Landstreifen von der Luvseite der Insel getrennt ist. Auf dieser Seite: etwa 30 Kitesurfer.

Könner toben sich aus, Anfänger plagen sich z.T. ziemlich vergeblich mit dem windgierigen Ungetüm herum… Auf der Leeseite: 20 Catamarane – wie Reihenhäuser auf dem Wasser – fast aneinander geschmiegt…

Die Crews tummeln sich am Strand (mit allerfeinstem weißen Sand), sitzen in den Bars oder schlendern an den Souvenirständen entlang…

Kuriositäten am Rande:

Unsere Bar:

Wir freuen uns, über den Berg wieder in unsere ruhige Bucht zurückkehren zu können.

Hinter dem nördlichen Zipfel von Union Island geht die Sonne unter, just als wir den Sundowner im Glas haben.

Heute Morgen 8.00h.

Ein Ausflugskatamaran von Union Island rauscht heran. Das Großsegel saust herunter, der Cat fährt unmittelbar vor dem Dinghi-Anleger eine Wende, fährt rückwärts an ihn heran, ohne jedoch anzulegen und man schmeißt förmlich Kisten und Kasten auf den Steg. Allmählich vom Strand wegdriftend, muss er das Manöver dreimal wiederholen, um alle mitgebrachten Schätze – wie auch Steeldrums – entladen zu können. Dann rauscht er davon.

Unser erster Gedanke: Heute, Kinder, wird’s was geben…

Um 9.00h bekommen wir Besuch von Chris. Er liegt mit seiner „All-In“ neben uns, kommt aus der Nähe von Koblenz und möchte Bücher tauschen oder verschenken (wie das bei Langzeitseglern so üblich ist).
Er kennt sich mit der Insel und ihren Bewohnern sehr gut aus und hat uns viel zu erzählen. Er weiß auch, dass das geschäftige, morgendliche Treiben mit der „Wind Star“ zu tun hat, einem exclusiven, Kreuzfahrtsegler, dessen vier Masten hinter dem Landzipfel der nächsten Bucht herausragen.

Ein Rettungsboot nach dem anderen tuckert aus der Nachbarbucht herbei und entlädt die Exclusiv-Urlauber am Dinghi-Steg. Wir staunen nicht schlecht, als wir erkennen können, was sich während unseres Morgenplausches am Strand so alles getan hat: Etwa 30 königsblaue, große Sonnenschirme sind – eher als Windschutz – mit der Öffnung zum Strand hin, schräg in den Sand gesteckt, königsblaue Liegen mit matt-golden schimmernden Füßen und farblich passenden Strandlaken warten auf die Benutzer, die Strandbar, ein weißes Zelt, hält alles für den Durstigen bereit und die Klänge der Steelband überziehen angenehm die Bucht.

Auch der Drang, sich sportlich zu betätigen, kann befriedigt werden. Während die wohl etwas älteren Herrschaften an der Wassergymnastik im seichten Wasser teilnehmen, kurven die jüngeren auf Wasserskiern um uns herum, paddeln flott oder ein wenig ungelenk auf „Stand-up“ Brettern in die Bucht hinein oder fahren in Zweier-Kajaks umher.
Ein solcher nähert sich uns, besetzt mit zwei Ladies mittleren Alters.
„Oh, sorry, wir mussten mal ein wenig näher an euer Schiff herankommen. Es gefällt uns so gut. Habt ihr das hier gechartert?“
„ Nein, es gehört uns.“
„Ach, habt ihr das hier gekauft?“
„Nein, in Deutschland.“
„Und ihr seid etwa – all the way down – gesegelt??? Über den Atlantik??? Zwölf Tage ohne Unterbrechung?? Tag und Nacht… ihr könnt auf dem Schiff schlafen? (Ist das der Zweifel am Vorhandensein einer geeigneten Schlafkoje auf so einem kleinen Katamaran oder an der psychischen Stabilität der Eigner, in einer solchen Situation überhaupt schlafen zu können?) (Insgeheim warte ich auf die Frage: Ohne zwischendurch zu ankern ? Aber die kommt nicht. Da kennen sich die Ladies wohl aus…) Ja und euer Motor? Die Frontfrau deutet auf den Außenborder, der am Heck angebracht ist. „Nein, das ist der Motor fürs Dinghi.“ In jedem Rumpf befindet sich ein Motor für den Cat.
„Aha“ , irgendwie ungläubiges Staunen…

„Wir sind von der „Wind-Star“, 120 Gäste und 97 Menschen vom Personal kümmern sich um unser Wohlergehen. Das ist wirklich sehr angenehm. Oh Yeh! Have a nice day and take care!“

Ende der Strandparty. Das letzte Rettungsoot kehrt mit seinen wohlbehüteten Gästen zum wartenden Viermaster zurück.

20151217 Grenada, die Insel der Gewürze

Am Nachmittag des 17. Dezembers laufen wir St George‘s auf Grenada an. Den von See kommenden Schiffen zeigt sich eine wunderschöne Stadtkulisse.

Keine Hauptstadt der bisher angelaufenen Inseln vermittelt einen so harmonischen Eindruck. Backsteingebäude mit roten Ziegeldächern säumen das Hafenbecken und erinnern eher an eine englische oder skandinavische Hafenstadt als an eine karibische.

Wir ankern vor St.Geoge’s und fahren abends per Dinghi in den schicken Yachtclub, um dort ein zweites Geburtstagsessen zu verspeisen. Vor dem Yachtclub liegt die „Thor Heyerdahl“, das „segelnde Klassenzimmer“. Etwa 20 junge Leute segeln und lernen hier für ein halbes Jahr…

Am nächsten Tag gibt es ein wenig Sightseeing aber am Spätnachmittag legen wir noch ab, um in die Prickly-Bay zu segeln, von wo aus Wim und Trudi die Heimreise antreten werden.

Für Samstag und Sonntag haben wir ein Auto angemietet.
Seit Tagen schwächelt die Wasserkühlung des Außenborders und wir müssen das Problem beheben lassen. Von der Marina wird ein Kubaner empfohlen, der sich mit Außenbordern gut auskennen soll und sich seiner annimmt. Also geben wir ihn ab. Das heißt von nun an: zur PIA hin und zurück rudern, was bei wenig Wind und Welle leicht ist aber wehe, es weht kräftig bei Gegenstrom.

Die erste Ruderpartie zur Übernahme des Mietautos (mit immerhin 4 Pers. an Bord)gelingt gut.
Die Vermieterin erklärt, dass eine Kasko-Versicherung nicht automatisch mit eingeschlossen sei. Wir bestehen darauf und müssen nun – im Falle eines selbstverschuldeten Unfalls nicht mehr den Gesamtschaden übernehmen, sondern „nur noch“ 500 US$.
Der Himmel ist bewölkt und es sieht nach Regen aus, als wir uns bergab und bergauf von einer Bucht zur anderen schlängeln, immer in östlicher Richtung.
Natürlich wollen wir zum „Phare Bleu“ einem alten, blauen Leuchtturm auf rotem Schiff,

in einer kleinen und wunderschön gelegenen Marina, die Frank und Brigitte (die 2x 10 Tage hier verbrachten) zu ihrem bevorzugten Alterswohnsitz deklarierten.

O-Ton Frank: Wohnen in einem kleinen, Palmen-umstandenen Appartement am Strand, den Blick über die Marina in die Bucht schweifen lassen, zum Sonnenuntergang einen „Painkiller“ der Extraklasse schlürfen …Was will man mehr???

Wir wollen oder müssen zurück in die Prickly-Bay, was abends, bei Regen, schlechter Straßenbeleuchtung, unbefestigten Seitenstreifen und schadhaften Fahrbahnbelägen nicht ganz einfach ist. Obendrein herrscht auf fast allen karibischen Inseln LINKSVERKEHR.

Kurz nach 18.00h (es ist bereits stockfinster) suchen wir – sehr, sehr langsam fahrend – die Einbiegung in die zum Hafen führende Straße. Peter hält kurz an.
Kreischende Bremsgeräusche, der Geruch verbrannten Gummis und …wenige Sekunden später kracht es…
Ein schwerer Van der Security von Grenadas Universität hat uns – von hinten kommend – wohl übersehen, konnte nicht mehr ausweichen und ist mit voller Wucht hinten rechts (wo ich saß) in unser Auto gekracht. Wir werden 1-2m nach vorne katapultiert, das Glas des Seitenfensters zersplittert und fällt mir entgegen, das Heck wird eingedrückt, die Hinterachse bricht.
Schockstille.

Jeder schaut an sich hinab, ob noch alles „dran“ ist. Ja, es ist. Außer meiner Brille, die von der Nase geflogen ist und eines kleinen blauen Fleckes am rechten Lid ist nichts Gravierendes passiert.
Wir wollen nicht darüber nachdenken, wie es ausgegangen wäre, wenn er uns 5 Sekunden später –beim Einbiegen – mit der Breitseite erwischt hätte.

Passanten springen herbei und fragen, ob sie die Polizei rufen sollen und bieten sich als Zeugen an.
Die jungen Offiziere der Security, deren Wagen mit der Beifahrerseite an eine Betonwand geschleudert wurde, steigen aus, kommen sofort zu uns und fragen, ob denn alles in Ordnung sei.
„Ist niemand verletzt? Hat jemand einen Schock erlitten, sollen wir die Ambulanz rufen?“
„Nein, danke!“ Die Ambulanz wird später den Beifahrer abholen, der sich beim Aufprall offensichtlich eine starke Schulterverletzung zugezogen hat.

Zwei Stunden dauert die Protokollaufnahme durch die Polizei mit Schilderung des Unfallherganges durch uns, den Unfallgegner, Wiederholung und Unterzeichnung des Polizei-Protokolls, Straßenmarkierung, Verhandlung mit der Autovermietung und Abschleppen unseres Fahrzeuges.

Der Polizei sollen wir am Montag noch einmal ein schriftliches Protokoll über den Unfallhergang bringen, dann wendet sie sich den Offizieren zu.
Die Autovermieterin fragt uns, ob wir denn für morgen ein Ersatzfahrzeug haben wollen. Natürlich wollen wir…

Niemand bringt uns zurück zum Hafen. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg. An der Hafenbar nehmen wir erst mal einen kräftigen Schluck und füllen die Energiespeicher mit Pizza, um das Außenborder- lose Dinghi (von Hand) zur PIA zurück zu rudern.

Der 4. Adventssonntag,
für Wim und Trudi der letzte Ferientag, ist einer Insel-Rundfahrt vorbehalten.

Auf engen, regennassen und kurvenreichen Straßen schlängeln wir uns durch üppige Vegetation,

Regenwald, an Gewürzplantagen und kleinen Wasserfällen vorbei, beschnuppern das hiesige Wanderzentrum um den Großen Kratersee (Grand Etang) herum

und kehren, noch vor Einbruch der Dunkelheit , mit Riesenhunger zurück, weil alles, was nach Bar oder Restaurant aussah, geschlossen war. Also nehmen wir einen leckeren Snack in der Dodgy-Dock-Bar der True Blue Bay und kehren anschließend –rudernd – zurück zur PIA.

21. Dezember: Tag der Abreise unserer Freunde

Um 7.00h bereits sollen sie am Flughafen sein. Kein Problem, da dieser nur 13km von der Prickly Bay entfernt ist und unser Mietauto für den Transfer ja auf dem Marina -Vorplatz wartet.
Trotzdem müssen wir uns um 5.30h aus den Betten rollen, da es vor der Abfahrt wenigstens Tee und Toast geben soll und die kostbare Fracht ja außerdem an Land GERUDERT werden muss.
Der Morgen dämmert, als die Drei ins Dinghi steigen und die Koffer einladen. Ziemlich viel Gewicht, das da gegen Wind und Welle an den Dinghi-Anleger gerudert werden muss. Rührend sieht es aus, wie Menschen und Fracht immer kleiner werden…
Anlegen, Ausladen, Koffer zum Auto rollen ist schnell geschehen. Doch was ist das? Peters Blick fällt auf das linke Hinterrad… Ein Platter!
Viel Zeit zum Nachdenken gibt es nicht. Das Reserverad auf der Heckklappe ist in Nullkommanix abgenommen, da es ohnehin nur mit zwei Schrauben befestigt ist. Auch das platte Rad ist lediglich mit 4 von möglichen 5 Schrauben montiert. Aber dann? Wie soll man ein Rad wechseln ohne Wagenheber? Den gibt es nämlich nicht. Was nun? Ein Taxi muss her! Wie aber soll man ein Taxi rufen ohne eine Telefonnummer zu haben? Metzger, Mini Market, Marina-Büro, Zoll … alles geschlossen.

Und die Dreie schauen stumm auf dem ganzen Platz herum…

Ein LKW kündigt sich. Die „Southern Waste“, die hiesige Müllabfuhr rumpelt heran. Der Fahrer, das personifizierte karibische Strahle-Lächeln springt aus der Fahrerkabine und fragt: „Wo brennt’s?“
Die Antwort: „Taxi oder Wagenheber!“
„Wagenheber????“ – Kopfschüttelndes Lachen…
„Taxi? Wer will denn wohin?… Die Beiden?…Zum Flughafen? Warum sagt ihr das nicht gleich? Machen wir.“

Der Fahrer komplimentiert unsere Freunde in die Fahrerkabine, wo die beiden sich neben ihn quetschen, das Gepäck wird zwischen Fahrerkabine und Müllcontainer geklemmt und die beiden Müllmänner auf die Podeste neben der Müll-Ladeklappe verbannt. Ab geht’s nun mit Karacho, Gerumpel und Gepolter die 13km zum Flughafen.
Leider gab’s für diese Szene mal wieder keinen Fotografen…

32 Std später aber erfahren wir von Wim und Trudi, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen sind.

Peter wartet indes auf das Erwachen des Hafenvorplatzes. Und er hat Glück. Die Security naht, Kollegen unserer Unfallgegner vom Samstagabend. Natürlich haben sie einen Wagenheber dabei, zwar keinen passenden; aber der vorhandene wird passend gemacht durch Unterlegen von diversen Holzstückchen. Sie fragen praktischerweise gleich nach, wie viel es ihm denn wert sei, wenn sie den Wechsel übernehmen? Zehn Minuten später sind sie um einige Dollar reicher, der Reifen ist gewechselt und Peter kann zufrieden zurückrudern.

Das Mietauto wird noch für die Weihnachtseinkäufe und die Abgabe des Protokolls genutzt – und um 14.00h – ohne jegliche Komplikation – zurückgegeben.

Am späten Nachmittag bekommen wir den für 300 US-Dollar reparierten Außenborder zurück, dessen reibungsloses Funktionieren leider nur von kurzer Dauer sein wird….

Am Abend läuft die Obelix ein. Brigitte und Frank haben ihre Tochter Jenny vom Flughafen in St. Lucia abgeholt und sind in drei Tagen wieder Richtung Süden, hierher, gedüst.
Es gibt ein fröhliches Wiedersehen bzw. Kennenlernen beim Abendessen auf der PIA.

Ein „Einkaufsbus“ sammelt – von Bucht zu Bucht fahrend – alle diejenigen ein, die sich für die Feiertage noch verproviantieren wollen. Nach der Rückkehr aus der Stadt werden die Schätze in die wartenden Dinghis verladen.

Am 23.Dezember brechen wir auf zur Clarks Court Bay, wo wir – in der Nähe des „Phare Bleu“ Weihnachten feiern wollen. Natürlich gibt’s in dieser legendären Bar erst mal einen „Painkiller“.

…Sachte, sachte lässt der Cocktail dann so ein Trübsälchen nach dem anderen verschwinden…

Bei Obelixens und PIAs wird eifrig gewerkelt für die Weihnachtsfeiertage. Brigitte bereitet einen Champagner- Snack und das Fleischfondue für den Heiligabend vor, ich mache mich an die Vorbereitung des Brunchs für den ersten Weihnachtsfeiertag.
Frank und Peter sind mal wieder mit Denksportaufgaben bezüglich der Außenborder-Reparatur beschäftigt, denn: Kaum ist er zwei Mal problemlos gelaufen, kündigen sich neue Übel an. Diesmal betrifft es die Electronic. Fraglich, ob das ohne Ersatzteil zu lösen ist….

Unser Ankerplatz vor dem Riff ist ziemlich unruhig. Außerdem pfeift ein ordentlicher Wind, der immer wieder dunkel-violett-farbene Wolkensäcke vor sich hertreibt, die sich dann – freundlicherweise – über uns entladen. Mehrfach müssen wir, weil wir die Seitenluken offen gelassen haben, Wasser aus der Bilge pumpen; aber darin sind wir ja inzwischen Meister.

Unser Wetter hier ist ebenso typisch für die Karibik wie die 17°C Kuscheltemperaturen auf den Weihnachtsmärkten zu Hause.

Wir nehmen es gelassen. Am Heiligabend geht’s zum Champagnerempfang mit leckeren Shrimps zu Obelixens,

das Fleischfondue-Catering wird – per Dinghi – bei viel Welle und Kabbelwasser – zwischen zwei Regengüssen – zur PIA geliefert und dort bei schöner, irgendwie außergewöhnlicher, karibisch-amerikanischer Weihnachtsstimmung verspeist.

Ein Glück, dass der Brunch am nächsten Morgen erst um 11.00h beginnt. Wir sind alle noch ein wenig müde und werden den Nachmittag zum Entspannen nutzen.

Jenny, die ihren Jahresurlaub bei den Eltern verbringt und auf tollstes Ferienwetter mit Tauchgängen im glasklaren Wasser gehofft hatte, ist ein wenig enttäuscht.
In der Hoffnung, bessere Tauchgründe zu finden legt die Familie Obelix am 26.12. ab. Union Island und die Cays sind ihr Ziel.
Wir bleiben noch bis zum 27. hier, um dann noch einmal in der Prickly Bay nach einer Reparaturmöglichkeit für den Außenborder zu suchen. Letztendlich eine sehr ärgerliche Geschichte, da der Monteur weder reparieren kann, noch ein Ersatzteil findet, für seine Suche aber – zu den bereits gezahlten 300 US – noch einmal 250 US Dollar verlangt.

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung…

Am 30.12. verlassen wir die Gewürzinsel… Ob es uns gelingt, mit Obelixens zusammen das Neue Jahr zu begrüßen? Wir werden sehen…

Jedenfalls wünschen wir allen unseren Bloglesern ein gutes, gesundes und an schönen Ereignissen reiches Neues Jahr und verbleiben – bis zum Wiederlesen – mit den besten Grüßen aus
„The Middle of Nowhere“

Dorothee und Peter

20151213 Karibische Sahnestückchen…

Von der Chatham-Bay auf Union Island verlegen wir uns am nächsten Tag in den Clifton Harbour, dem Inselhafen, in dem man auch einklarieren kann, denn nun befinden wir uns in der Gebietshoheit von St. Vincent.

Es gibt einen Flughafen, mit Start- und Landebahn für die Inselhopper und der dazugehörenden Zoll- und Immigrationsbehörde. Entlang der Flugpiste marschieren wir also am frühen Nachmittag dorthin, um nach umständlicher Formular-Ausfüll-Prozedur und langer Wartezeit, endlich am Spätnachmittag das hart verdiente, wohlschmeckend Panini in unserer neu erkorenen Lieblingsbar zu verspeisen.

Am nächsten Morgen 8.00h wird uns bereits das Abendessen angeboten: Ein fangfrischer Thunfisch, der abends in Form von „Tataki“ (schmatzi-feini) in den Magen wandern wird.

Vom frühen Morgen an flitzen oder fliegen die Kite-Surfer über das türkisfarbene Wasser vor unserer Nase.

Action-Kino vom Feinsten. Manchmal halten wir die Luft an, wenn nämlich ein Kite den Yachten so nahe kommt, dass es so aussieht, als wolle er Antennen oder Radargeräte von den Masten rasieren.
Tagsüber schlendern wir durchs Örtchen, das im Vergleich zu unserem letzten Besuch, im Juni, kaum wieder zu erkennen ist. Voller Leben und Farben ist die Hauptstraße.

Kleine Delikatessenläden, Bars, Cafés, Obst- und Gemüsestände, Kunsthandwerk und Schmuck…laden zum Verweilen, Betrachten und Kaufen ein. Wir verproviantieren uns sehr gut und reichlich, da es morgen ja für einige Tage in die Tobago-Cays gehen soll.
Am Sonntag, dem 3.Advent brechen wir auf in Richtung Tobago-Cays, kleine Inselchen, die innerhalb des hufeisenförmigen Horseshoe-Riffs (alter Kraterrand, der bis an die Wasseroberfläche reicht) wie in einem riesigen Bassin liegen. Gut geschützt vor der erosiven Kraft der Atlantikwelle hat sich hier eine Art Kinderstube für viele Fischarten, Schildkröten und Rochen gebildet. Für Schnorchler ein kleines Paradies.
Auf dem Weg dorthin werden wir angesprochen von „Papa San“, der am Abend ein Beach-Barbecue mit Lobster anbietet. Da wir bisher – den in der Karibik häufig angebotenen Hummer – noch nicht gegessen haben, sagen wir zu. Es soll ein Abend der besonderen Art werden…

Vorsichtig schlängeln wir uns in die Cays hinein und nehmen eine Boje direkt vor „Petit Bateau“ und neben Baradel mit einem Mini-Sandstrand, von dem auch hier die Kitesurfer starten.

Die Wasserfarbe: Türkis, wie unsere Sonnensitze,

dunkelblaue und Rheseda-grüne Flecken hier und dort, weiße Brandung, die sich an den Riffrändern bricht… unzählige Schildkröten, die ihre Köpfchen aus dem Wasser strecken und die Neuankömmlinge neugierig zu beobachten scheinen… ziemlich paradiesisch…auf jeden Fall aber das schönste Fleckchen Karibik, das wir bisher gesehen haben.

Erste Erkundungen bezüglich des Schnorchelrevieres fallen aus, da wir ein junges, holländisches Paar treffen, das erst vor zwei Tagen hier angekommen ist und uns von seinen schrecklichen Erlebnissen vor Teneriffa erzählt.

Es ist 17.50h und wir müssen uns sputen, um nicht zu spät zum Barbecue zu kommen.

Mit dem letzten Büchsenlicht klettern wir aus dem Dinghi an den Strand.
Zwei hungrige Gruppen sitzen bereits an den bunt gedeckten Tischen, von den Grills weht verführerischer Duft herüber.

Papa San begrüßt uns, zieht den gedeckten Tisch in die Nähe einer Lichterkette und zeigt uns die – bereits auf dem Grill liegenden Lobster.

Mit flinken Händen werden die Lobster bepinselt, Kartoffeln gefüllt, der Reis mit gebratenen Bananen belegt, der Salat angerichtet…

Eine Viertelstunde später ist alles auf dem Tisch,

nach einer Stunde des Knabberns, Herausbrechens und Aussaugens sieht das, was von den Lobstern noch übrig ist, entsprechend aus, die Hände rot und fettig, der Bauch wohlig gefüllt, die Stimmung prima. Deutsche vom Nachbartisch bieten uns gegrillten Barakuda an, der aber – nach dem Hummer – geschmacklich kläglich versagt.

Papa San räumt ab und fordert uns auf, mit an den Strand zu kommen. Er wirft die Karkassen ins Wasser und im Handumdrehen sind drei Rochen zur Stelle, die die Reste im Nu aufknuspern.

Der nächste Tag beginnt wieder mit einem strahlenden Morgen. Um 8.00h tauchen auch hier bereits die ersten Händler auf. Ein T-Shirt für Peter, ein Mahi-Mahi fürs Abendessen, ein Bananenbrot und ein Baguette tragen den Verkäufern prächtige Gewinne ein.

Per Dinghi erkunden wir die Cays und schnorcheln ein wenig. Sicherlich sollte man, um die hiesige Fisch-Vielfalt zu sehen, dicht an das Riff heranfahren; das aber ist uns zu gefährlich, da die nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche sich befindenden Riffplatten dem Propeller des Außenborders ziemlichen Schaden zufügen könnten.

So schnorcheln wir zwischen den Schildkröten herum.

Ohne Furcht, schwerelos und elegant gleiten sie direkt unter oder neben uns auf und ab und lassen sich nicht im Geringsten stören. Gelb-schwarz getupfte Seesterne und Seeigel bedecken den Boden…Ab und zu steht ein Fischschwarm im Wasser, der blitzartig lebendig wird, als ich später – beim Filetieren des Mahi Mahi – die Fischreste ins Wasser werfe…

(ein Blitzgedanke an meinen Göttergatten geht mir durch den Kopf, der ja beim Ausnehmen des Hornhechtes – auf Carriacou – ziemlich mutig und unverdrossen die Angelleine aus der Schraube zerrte, während um ihn herum die Fischreste waberten, die dann von solchen Räubern weggeschnappt wurden… Zum Glück erkannte kein einziger dieser „Geier“ welches Filetstückchen da nebenan zu holen gewesen wäre….)

Nach zwei Tagen verlassen wir die schönen Cays, laufen Union Island wieder zum Ausklarieren an und segeln dann über Mopion,

einer aus der türkisfarbenen Wasserfläche herausragenden „Sandpocke“ mit Sonnenschirm,

vorbei an Petit St. Vincent, das im Privatbesitz ist von Michel Cousteau, dem Sohn des legendären Tauchers, der dort ein luxuriöses Tauchresort eröffnet hat und streifen Petit Martinique, dessen einziges kleines Dorf von Fischern bevölkert ist, deren Flotte vor der Küste dümpelt.

Zum Einklarieren machen wir einen Stopp in Carriacou

und verbringen dann die Nacht an einer Boje vor Sandy Island. Es ist Mittwochabend, 19.00h. Zu Hause würde jetzt mein Geburtstag beginnen. Also gibt’s auch hier ein kleines Festessen:
Gegrilltes Lammfilet mit Rosmarinkartoffeln und Ratatouille.

20151209 Von Trinidad nach Union Island

Es ist soweit: Die Segel sind montiert, der Wassermacher hat den Probelauf mit Erfolg bestanden und die Ausklarierung ging – in zwei Etappen – problemlos über die Bühne.
Am Mittwochmorgen verlassen wir das Fegefeuer von Chaguaramas. Die Sicht ist mäßig aber wir sind glücklich, endlich dem etwas kühleren Norden entgegen fahren zu können.
Unser zügiges Vorankommen wird wieder einmal gebremst, durch den Kühlflüssigkeit spuckenden BB-Motor und ein plötzlich auftretendes sehr vertrautes Geräusch, das aber jetzt nicht da sein sollte. Wir staunen nicht schlecht, als die Passerelle sich – wie von Geisterhand gesteuert – öffnet und nach unten bewegt. Was war denn das??
Eins ist klar: so können wir nicht weiterfahren. Die aus allen Richtungen unter und auf die Passerelle klatschenden Wellen würden sie im Nu zerstören.
Schweren Herzens kehren wir um. Wollen Trinidads Tentakel uns nicht loslassen? Nach Chaguaramas möchten wir auf keinen Fall zurück. So segeln wir in die Scotlandbay, die von manchen Seglern als Hurricanhole benutzt wird. Herrlich ruhig ist es hier. Man liegt auf grünem Wasser, umgeben von Dschungelgrün und Vogelgezwitscher.
Nach zwei Stunden steigt weißer Rauch aus den Köpfen der Männer. Fehler gefunden, zum Teil behoben, zum Teil für später auf Eis gelegt und es geht weiter.
Unser ursprüngliches Ziel „Grenada“ lassen wir fallen, da wir dort mitten in der Nacht ankommen würden. Wir segeln durch nach Union Island.
Es ist 9.30h und ein strahlender Donnerstagmorgen, als wir in die Chathambay von Union Island einlaufen. Zeit, das Frühstück zu richten. Ich lasse Wasser in den Teekessel laufen, möchte aber gleichzeitig sehen, warum die große Genua-Rollanlage heute Nacht klemmte. Der Fehler ist schnell erkannt, später – dank Wims und Peters Tatkraft – auch ebenso schnell wieder behoben aber als ich in den Salon zurückkehre, fällt mir die vermeintlich spiegelblank geputzte Arbeitsfläche auf.
Glasklar und spiegelnd schwappt das übergelaufene und immer noch laufende Wasser (für den Tee) leise von rechts nach links, über die Herdplatte, die Granitplatte, in die Steckdose, läuft am hinteren Rand in die Unterschränke, über Spüle und Unterschrank auch in den BB-Rumpf und in den Schuhkorb, um sich von dort in feinen Rinnsalen in den Salon zu ergießen.
Irgendwie sind wir inzwischen wohl soweit abgehärtet, dass wir Malheure dieser Art mit Karibischer Gelassenheit nehmen können.
Zwei große Frotteetücher saugen das Gröbste weg, der tropfende Spülenschrank wird trockengelegt und dann gibt’s erst mal Frühstück…
mit einer Kostprobe von PIA-Urquell, gezapft vom neuen Wassermacher und es schmeckt wunderbar.
Ein „Hoch und Prost“ auf den „Mr. Watermaker“ WIM!!!

Anschließend ziehen sich alle zum wohlverdienten Nickerchen zurück.

Sobald die erste Regung auf einem, in der Bucht neu angekommenen Boot zu erkennen ist, schießen die Einheimischen mit ihren schnellen Booten heran, um frischen Fisch, manchmal auch Brot, Gemüse und Obst zu verkaufen oder die Crew in eines ihrer „Restaurants“ sprich Grillhütten einzuladen.
Wir wollen heute nicht kochen und lassen uns von Venessas Menue- Vorschlag überzeugen.
Kaum haben wir zugesagt, meldet sich die Obelix über Funk. Natürlich möchten sie mitkommen zum Abendessen. Um 17.30h läuft die Obelix ein. Es wird ein fröhliches Wiedersehen oder Einander-Kennenlernen von Gästen und Freunden und ein sehr lustiger Abend bei gutem Essen. (hätte von allem aber ein bisschen mehr sein dürfen).

Nach dem kurzen, nächtlichen Zwischenstopp segeln Frank und Brigitte weiter nach St. Lucia, um dort ihre Tochter Jenny zum dreiwöchigen Urlaub auf der Obelix abzuholen.
Der momentane Plan ist, dass wir Weihnachten zusammen feiern wollen. Wird’s auf Grenada oder doch woanders sein????

20151207 Trinidad in Mosaiksteinchen…

Trinidad Ende Juli und November/Dezember …

Die ersten 12 Tage, die wir nach unserer Ankunft auf Trinidad (am 15.Juli) am Steiger des Peake- Yacht-Service verbringen, sind angefüllt mit Erkundungsgängen und Verhandlungen über die auszuführenden Arbeiten und der Vorbereitung der PIA auf ihren dreimonatigen Landaufenthalt. Daher kümmern wir uns sehr wenig um Land und Leute, erfahren aber, dass es neben dieser öligen, von etwa 10 Werften und Yachtservices gesäumten Bucht, die außerdem meist von einem wolkenverhangenen Himmel überzogen ist, auch Schönes zu entdecken gibt.

Jesse James
Ein findiger, kontaktfreudiger Taxifahrer, der in aller Segler Munde ist, weil er sich um die Belange der Gastlieger kümmert.
Er hat eine Funkrunde eingerichtet, „Members Only“ zu der sich jeder, der möchte, hinzu schalten und mithören kann. Zwischen 8.00h und 8.30h werden auf VHF 68 Neuankömmlinge begrüßt; es wird Hilfestellung für alle Lebenslagen angeboten; der Wetterbericht für die kommenden Tage kundgetan; es werden Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten Trinidads angeboten, sowie außerdem Einkaufsfahrten in den großen Supermarkt oder zum Wochenmarkt von Port of Spain; Grillabende werden organisiert oder „Treasures of the Bilge“ gehandelt. Dabei kann jeder Segler, der einen Schatz in seiner Bilge (entspricht dem Speicher oder Rumpelkeller eines Hauses)mit sich herumfährt, Selbigen dem Interessierten anbieten.

Turtle-Watching

Wir hören – wenige Tage nach der Ankunft hier in Chaguaramas – dass es am Mittwoch die – für diese Saison – letzte Fahrt zum „Turtlewatching“ (Eiablage der Lederrücken-Schildkröte) geben wird. Im Handumdrehen sind wir angemeldet. Das möchten wir uns nicht entgehen lassen.
Um 17.00h geht’s mit zehn anderen Interessierten los. Neunzig Minuten braucht das Taxi allein, um sich (in der Rush-hour) die 7km bis nach Port of Spain durch zu kämpfen. Weitere neunzig Minuten fahren wir auf weniger belebten Straßen, um uns die letzte halbe Stunde über holperige Sandpisten unserem Ziel, dem Matura-Strand zu nähern.
Angekommen vor der Hütte der Naturführer müssen wir eine Weile warten, bis die Vorgänger-Gruppe zurückgekehrt ist. Alle haben Taschenlampen dabei, in der irrigen Annahme, man dürfe sie benutzen, um den mit Wurzeln, Sargasse, Sandabbrüchen und von Furchen durchzogenen Strand (in der mondlosen Nacht) auszuleuchten. Pech gehabt! Wir werden darauf hingewiesen, dass nur der Naturführer ein rotes Licht haben darf, wir uns gefälligst an seine Fersen heften und aufeinander aufpassen sollen.
So steigen, rutschen, stolpern wir uns dem Ereignis entgegen. Durch das Rauschen der anbrandenden Wellen hören wir plötzlich ein paar Wortfetzen. Eine andere Gruppe hat sich in unmittelbarer Nähe bereits um eine Schildkröte geschart. Ein kurzer roter Lichtschein lässt uns die riesige, urzeitlich anmutende Lederrücken-Schildkröte erkennen. Etwa 1.80m lang und mindestens 400kg schwer wird dieser Koloss wohl unter größter Anstrengung (mit Hilfe der paddelförmigen Vorderbeine) auf den Strand gerobbt sein.

Offensichtlich hat die Schildkröte nur noch auf unser Eintreffen gewartet, denn kaum angekommen, fliegt uns Sand um die Ohren, den sie mit ihren kräftigen Hinterbeinen aushebt, um die etwa 50cm tiefe Kuhle für die Eiablage zu schaffen.

Immer wieder legt sie eine kurze Erholungspause ein. Sicherlich gibt der Naturführer sehr interessante Erklärungen über Leben und Verhalten dieser Spezies, die wir aber wegen der Wellengeräusche und seines starken Akzentes nicht verstehen. Ein paar Zahlenangaben können wir heraushören.

Lederrücken-Schildkröten werden bis zu 2.50m lang, bis zu 700kg schwer, sind nicht ortsgebunden, paaren sich inmitten des Ozeanes und kehren – so sie männlichen Geschlechtes sind – nie mehr an ihren Geburtsort zurück. Das Gegenteil gilt für die Weibchen. Sie kehren immer wieder zu ihrem Geburtsstrand zurück, um dort ihre Eier abzulegen.

Und genau das vollzieht sich gerade vor unseren Augen. Fünfzig bis hundert weiße, Tennisball-große, glänzende Eier kullern in die ausgehobene Grube. Und das vollzieht sich – für uns alle gut sichtbar im Schein einer hellen Taschenlampe. Die Schildkröte – im Zustand der Trance – lässt sich währenddessen streicheln, vermessen, markieren und fotografieren.

Traurig sieht sie aus, da aus ihren Augen Tränen quellen, eigentlich hoch konzentriertes Salzwasser, das über eine Art Tränendrüse ausgeschieden wird, da die Nieren nicht genügend Salz ausschwemmen können.
Kaum ist die Eiablage beendet, wird die Taschenlampe ausgeschaltet und sie beginnt mit dem Zuscharren ihres Geleges. Im schwachen Schimmer des Rotlichts schiebt sich das Tier schwerfällig hin und her, um die Spuren zu verwischen und macht sich dann auf den Weg zurück in den Ozean.
Eine Weile später können wir erkennen, wie das letzte Stückchen ihres Panzers von einer Welle überspült wird, um sie dann – laut- und schwerelos – in ihr Element zurückgleiten zu lassen.

In etwa 60 Tagen werden 50-100 kleine Schildkröten schlüpfen und versuchen, an den lauernden, hungrigen Feinden vorbei ins rettende Wasser zu entkommen…

Trinidads Steelbands

sind weltweit bekannt. Dank Jesse James können wir einen Life-Auftritt verschiedener Bands miterleben. Mit zehn anderen Seglern zusammen werden wir nach Port of Spain zum Veranstaltungsort gebracht. Laute Musik dröhnt aus einem Lautsprecher, unterbrochen von den Ansagen einer herben Frauenstimme, die wir nicht verstehen können. Es herrscht ein munteres Gewusel auf dem Platz. Zwei große Bands haben ihre glänzenden Stahlbecken bereits aufgebaut, andere schieben ihre Instrumente noch in Position, polieren liebevoll an ihnen herum oder lassen den einen oder anderen Trommelwirbel hören.

An der offenen Bar werden Getränke ausgegeben. Touristen oder Nichteinheimische sind nicht allein an ihrer Hautfarbe zu erkennen, sondern vor allem daran, dass ausschließlich Softdrinks oder das gute „Carib“- Bier für sie über die Theke geschoben werden. Die Trinidadis verlangen Hochprozentiges, d.h. Rum oder Vodka gleich flaschenweise.
Um 21.00h tritt die erste Band auf: Eine Altherrenband, wie man sie etwa aus „Buonavista Social Club“ kennt und bespielt die Stahlbecken in einer Art, die mir von Steeldrums bisher nicht so geläufig war. Ein Potpourri wunderschöner Melodien von Harry Belafonte, Frank Sinatra und auch Weihnachtslieder bringen sie zu Gehör.

Wie in Trance tanzt ein älterer Mann (in Anzug und Krawatte) vor der Band herum. Auch von den anderen Zuhörern und -schauern steht niemand still: man wippt mit den Füßen, schwingt die Hüften, schlenkert die Arme.
Dennoch lässt sich erahnen, dass diese Band nicht die Hauptattraktion des Abends sein wird.
Die gibt es dann 2Std. später. Eine Band, ausschließlich aus jungen Leuten bestehend, trommelt uns ein Feuerwerk an Rhythmus und Begeisterung entgegen. Die Spieler, keine Sekunde stillstehend, hüpfen, lachen, scherzen, rufen einander zu und versetzen dabei das Publikum im Handumdrehen in die gleiche Schwingung.

Der Bandleader, ein kräftig gebauter junger Mann, bewegt sich mit enormer Geschmeidigkeit hinter seinem Becken und spielt die Melodie des Stückes mit flirrenden Trommelschlägeln, die sich nicht aufs Foto bannen lassen und für den Betrachter so aussehen, als seien es Kolibriflügel.
Insgesamt ein unvergesslicher Abend, dessen Rhythmus noch lange im Kopf nachhallt.

Unsere Tage auf Trinidad sind gezählt. Am Freitag, dem 4.12. kommt die PIA wieder ins Wasser.

Wir sind heilfroh, wieder Wasser unter dem Kiel und etwas mehr Wind um die Ohren zu haben, was aber gleichermaßen bedeutet, dass die Klima-Anlage, die mit Landstrom betrieben wurde, auch demontiert wird. Oh, oh!!!

Am Samstagmorgen um 6.30h nehmen Trudi und ich den Taxibus zum Wochenmarkt nach Port of Spain. Man sollte es mal gesehen haben aber wenn man an die europäischen Standards bezüglich der Kühlung von Fleisch und Fisch denkt, vergeht einem hier ein wenig der Appetit.

Dennoch kehren wir mit einem großen Mahi-Mahi (toller Fisch) und einemBerg an Obst und Gemüse zurück.

Es gibt noch viel zu tun, bis wir endlich in See stechen können. Segel müssen noch gesetzt werden, Motoren überprüft, Dinghi ins Wasser,

Probelauf Wassermacher und diverse Reinigungsarbeiten und nicht zuletzt die wahrscheinlich aufwändige Ausklarierungsprozedur bei Zoll und immigration.