20151217 Grenada, die Insel der Gewürze

Am Nachmittag des 17. Dezembers laufen wir St George‘s auf Grenada an. Den von See kommenden Schiffen zeigt sich eine wunderschöne Stadtkulisse.

Keine Hauptstadt der bisher angelaufenen Inseln vermittelt einen so harmonischen Eindruck. Backsteingebäude mit roten Ziegeldächern säumen das Hafenbecken und erinnern eher an eine englische oder skandinavische Hafenstadt als an eine karibische.

Wir ankern vor St.Geoge’s und fahren abends per Dinghi in den schicken Yachtclub, um dort ein zweites Geburtstagsessen zu verspeisen. Vor dem Yachtclub liegt die „Thor Heyerdahl“, das „segelnde Klassenzimmer“. Etwa 20 junge Leute segeln und lernen hier für ein halbes Jahr…

Am nächsten Tag gibt es ein wenig Sightseeing aber am Spätnachmittag legen wir noch ab, um in die Prickly-Bay zu segeln, von wo aus Wim und Trudi die Heimreise antreten werden.

Für Samstag und Sonntag haben wir ein Auto angemietet.
Seit Tagen schwächelt die Wasserkühlung des Außenborders und wir müssen das Problem beheben lassen. Von der Marina wird ein Kubaner empfohlen, der sich mit Außenbordern gut auskennen soll und sich seiner annimmt. Also geben wir ihn ab. Das heißt von nun an: zur PIA hin und zurück rudern, was bei wenig Wind und Welle leicht ist aber wehe, es weht kräftig bei Gegenstrom.

Die erste Ruderpartie zur Übernahme des Mietautos (mit immerhin 4 Pers. an Bord)gelingt gut.
Die Vermieterin erklärt, dass eine Kasko-Versicherung nicht automatisch mit eingeschlossen sei. Wir bestehen darauf und müssen nun – im Falle eines selbstverschuldeten Unfalls nicht mehr den Gesamtschaden übernehmen, sondern „nur noch“ 500 US$.
Der Himmel ist bewölkt und es sieht nach Regen aus, als wir uns bergab und bergauf von einer Bucht zur anderen schlängeln, immer in östlicher Richtung.
Natürlich wollen wir zum „Phare Bleu“ einem alten, blauen Leuchtturm auf rotem Schiff,

in einer kleinen und wunderschön gelegenen Marina, die Frank und Brigitte (die 2x 10 Tage hier verbrachten) zu ihrem bevorzugten Alterswohnsitz deklarierten.

O-Ton Frank: Wohnen in einem kleinen, Palmen-umstandenen Appartement am Strand, den Blick über die Marina in die Bucht schweifen lassen, zum Sonnenuntergang einen „Painkiller“ der Extraklasse schlürfen …Was will man mehr???

Wir wollen oder müssen zurück in die Prickly-Bay, was abends, bei Regen, schlechter Straßenbeleuchtung, unbefestigten Seitenstreifen und schadhaften Fahrbahnbelägen nicht ganz einfach ist. Obendrein herrscht auf fast allen karibischen Inseln LINKSVERKEHR.

Kurz nach 18.00h (es ist bereits stockfinster) suchen wir – sehr, sehr langsam fahrend – die Einbiegung in die zum Hafen führende Straße. Peter hält kurz an.
Kreischende Bremsgeräusche, der Geruch verbrannten Gummis und …wenige Sekunden später kracht es…
Ein schwerer Van der Security von Grenadas Universität hat uns – von hinten kommend – wohl übersehen, konnte nicht mehr ausweichen und ist mit voller Wucht hinten rechts (wo ich saß) in unser Auto gekracht. Wir werden 1-2m nach vorne katapultiert, das Glas des Seitenfensters zersplittert und fällt mir entgegen, das Heck wird eingedrückt, die Hinterachse bricht.
Schockstille.

Jeder schaut an sich hinab, ob noch alles „dran“ ist. Ja, es ist. Außer meiner Brille, die von der Nase geflogen ist und eines kleinen blauen Fleckes am rechten Lid ist nichts Gravierendes passiert.
Wir wollen nicht darüber nachdenken, wie es ausgegangen wäre, wenn er uns 5 Sekunden später –beim Einbiegen – mit der Breitseite erwischt hätte.

Passanten springen herbei und fragen, ob sie die Polizei rufen sollen und bieten sich als Zeugen an.
Die jungen Offiziere der Security, deren Wagen mit der Beifahrerseite an eine Betonwand geschleudert wurde, steigen aus, kommen sofort zu uns und fragen, ob denn alles in Ordnung sei.
„Ist niemand verletzt? Hat jemand einen Schock erlitten, sollen wir die Ambulanz rufen?“
„Nein, danke!“ Die Ambulanz wird später den Beifahrer abholen, der sich beim Aufprall offensichtlich eine starke Schulterverletzung zugezogen hat.

Zwei Stunden dauert die Protokollaufnahme durch die Polizei mit Schilderung des Unfallherganges durch uns, den Unfallgegner, Wiederholung und Unterzeichnung des Polizei-Protokolls, Straßenmarkierung, Verhandlung mit der Autovermietung und Abschleppen unseres Fahrzeuges.

Der Polizei sollen wir am Montag noch einmal ein schriftliches Protokoll über den Unfallhergang bringen, dann wendet sie sich den Offizieren zu.
Die Autovermieterin fragt uns, ob wir denn für morgen ein Ersatzfahrzeug haben wollen. Natürlich wollen wir…

Niemand bringt uns zurück zum Hafen. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg. An der Hafenbar nehmen wir erst mal einen kräftigen Schluck und füllen die Energiespeicher mit Pizza, um das Außenborder- lose Dinghi (von Hand) zur PIA zurück zu rudern.

Der 4. Adventssonntag,
für Wim und Trudi der letzte Ferientag, ist einer Insel-Rundfahrt vorbehalten.

Auf engen, regennassen und kurvenreichen Straßen schlängeln wir uns durch üppige Vegetation,

Regenwald, an Gewürzplantagen und kleinen Wasserfällen vorbei, beschnuppern das hiesige Wanderzentrum um den Großen Kratersee (Grand Etang) herum

und kehren, noch vor Einbruch der Dunkelheit , mit Riesenhunger zurück, weil alles, was nach Bar oder Restaurant aussah, geschlossen war. Also nehmen wir einen leckeren Snack in der Dodgy-Dock-Bar der True Blue Bay und kehren anschließend –rudernd – zurück zur PIA.

21. Dezember: Tag der Abreise unserer Freunde

Um 7.00h bereits sollen sie am Flughafen sein. Kein Problem, da dieser nur 13km von der Prickly Bay entfernt ist und unser Mietauto für den Transfer ja auf dem Marina -Vorplatz wartet.
Trotzdem müssen wir uns um 5.30h aus den Betten rollen, da es vor der Abfahrt wenigstens Tee und Toast geben soll und die kostbare Fracht ja außerdem an Land GERUDERT werden muss.
Der Morgen dämmert, als die Drei ins Dinghi steigen und die Koffer einladen. Ziemlich viel Gewicht, das da gegen Wind und Welle an den Dinghi-Anleger gerudert werden muss. Rührend sieht es aus, wie Menschen und Fracht immer kleiner werden…
Anlegen, Ausladen, Koffer zum Auto rollen ist schnell geschehen. Doch was ist das? Peters Blick fällt auf das linke Hinterrad… Ein Platter!
Viel Zeit zum Nachdenken gibt es nicht. Das Reserverad auf der Heckklappe ist in Nullkommanix abgenommen, da es ohnehin nur mit zwei Schrauben befestigt ist. Auch das platte Rad ist lediglich mit 4 von möglichen 5 Schrauben montiert. Aber dann? Wie soll man ein Rad wechseln ohne Wagenheber? Den gibt es nämlich nicht. Was nun? Ein Taxi muss her! Wie aber soll man ein Taxi rufen ohne eine Telefonnummer zu haben? Metzger, Mini Market, Marina-Büro, Zoll … alles geschlossen.

Und die Dreie schauen stumm auf dem ganzen Platz herum…

Ein LKW kündigt sich. Die „Southern Waste“, die hiesige Müllabfuhr rumpelt heran. Der Fahrer, das personifizierte karibische Strahle-Lächeln springt aus der Fahrerkabine und fragt: „Wo brennt’s?“
Die Antwort: „Taxi oder Wagenheber!“
„Wagenheber????“ – Kopfschüttelndes Lachen…
„Taxi? Wer will denn wohin?… Die Beiden?…Zum Flughafen? Warum sagt ihr das nicht gleich? Machen wir.“

Der Fahrer komplimentiert unsere Freunde in die Fahrerkabine, wo die beiden sich neben ihn quetschen, das Gepäck wird zwischen Fahrerkabine und Müllcontainer geklemmt und die beiden Müllmänner auf die Podeste neben der Müll-Ladeklappe verbannt. Ab geht’s nun mit Karacho, Gerumpel und Gepolter die 13km zum Flughafen.
Leider gab’s für diese Szene mal wieder keinen Fotografen…

32 Std später aber erfahren wir von Wim und Trudi, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen sind.

Peter wartet indes auf das Erwachen des Hafenvorplatzes. Und er hat Glück. Die Security naht, Kollegen unserer Unfallgegner vom Samstagabend. Natürlich haben sie einen Wagenheber dabei, zwar keinen passenden; aber der vorhandene wird passend gemacht durch Unterlegen von diversen Holzstückchen. Sie fragen praktischerweise gleich nach, wie viel es ihm denn wert sei, wenn sie den Wechsel übernehmen? Zehn Minuten später sind sie um einige Dollar reicher, der Reifen ist gewechselt und Peter kann zufrieden zurückrudern.

Das Mietauto wird noch für die Weihnachtseinkäufe und die Abgabe des Protokolls genutzt – und um 14.00h – ohne jegliche Komplikation – zurückgegeben.

Am späten Nachmittag bekommen wir den für 300 US-Dollar reparierten Außenborder zurück, dessen reibungsloses Funktionieren leider nur von kurzer Dauer sein wird….

Am Abend läuft die Obelix ein. Brigitte und Frank haben ihre Tochter Jenny vom Flughafen in St. Lucia abgeholt und sind in drei Tagen wieder Richtung Süden, hierher, gedüst.
Es gibt ein fröhliches Wiedersehen bzw. Kennenlernen beim Abendessen auf der PIA.

Ein „Einkaufsbus“ sammelt – von Bucht zu Bucht fahrend – alle diejenigen ein, die sich für die Feiertage noch verproviantieren wollen. Nach der Rückkehr aus der Stadt werden die Schätze in die wartenden Dinghis verladen.

Am 23.Dezember brechen wir auf zur Clarks Court Bay, wo wir – in der Nähe des „Phare Bleu“ Weihnachten feiern wollen. Natürlich gibt’s in dieser legendären Bar erst mal einen „Painkiller“.

…Sachte, sachte lässt der Cocktail dann so ein Trübsälchen nach dem anderen verschwinden…

Bei Obelixens und PIAs wird eifrig gewerkelt für die Weihnachtsfeiertage. Brigitte bereitet einen Champagner- Snack und das Fleischfondue für den Heiligabend vor, ich mache mich an die Vorbereitung des Brunchs für den ersten Weihnachtsfeiertag.
Frank und Peter sind mal wieder mit Denksportaufgaben bezüglich der Außenborder-Reparatur beschäftigt, denn: Kaum ist er zwei Mal problemlos gelaufen, kündigen sich neue Übel an. Diesmal betrifft es die Electronic. Fraglich, ob das ohne Ersatzteil zu lösen ist….

Unser Ankerplatz vor dem Riff ist ziemlich unruhig. Außerdem pfeift ein ordentlicher Wind, der immer wieder dunkel-violett-farbene Wolkensäcke vor sich hertreibt, die sich dann – freundlicherweise – über uns entladen. Mehrfach müssen wir, weil wir die Seitenluken offen gelassen haben, Wasser aus der Bilge pumpen; aber darin sind wir ja inzwischen Meister.

Unser Wetter hier ist ebenso typisch für die Karibik wie die 17°C Kuscheltemperaturen auf den Weihnachtsmärkten zu Hause.

Wir nehmen es gelassen. Am Heiligabend geht’s zum Champagnerempfang mit leckeren Shrimps zu Obelixens,

das Fleischfondue-Catering wird – per Dinghi – bei viel Welle und Kabbelwasser – zwischen zwei Regengüssen – zur PIA geliefert und dort bei schöner, irgendwie außergewöhnlicher, karibisch-amerikanischer Weihnachtsstimmung verspeist.

Ein Glück, dass der Brunch am nächsten Morgen erst um 11.00h beginnt. Wir sind alle noch ein wenig müde und werden den Nachmittag zum Entspannen nutzen.

Jenny, die ihren Jahresurlaub bei den Eltern verbringt und auf tollstes Ferienwetter mit Tauchgängen im glasklaren Wasser gehofft hatte, ist ein wenig enttäuscht.
In der Hoffnung, bessere Tauchgründe zu finden legt die Familie Obelix am 26.12. ab. Union Island und die Cays sind ihr Ziel.
Wir bleiben noch bis zum 27. hier, um dann noch einmal in der Prickly Bay nach einer Reparaturmöglichkeit für den Außenborder zu suchen. Letztendlich eine sehr ärgerliche Geschichte, da der Monteur weder reparieren kann, noch ein Ersatzteil findet, für seine Suche aber – zu den bereits gezahlten 300 US – noch einmal 250 US Dollar verlangt.

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung…

Am 30.12. verlassen wir die Gewürzinsel… Ob es uns gelingt, mit Obelixens zusammen das Neue Jahr zu begrüßen? Wir werden sehen…

Jedenfalls wünschen wir allen unseren Bloglesern ein gutes, gesundes und an schönen Ereignissen reiches Neues Jahr und verbleiben – bis zum Wiederlesen – mit den besten Grüßen aus
„The Middle of Nowhere“

Dorothee und Peter

20151213 Karibische Sahnestückchen…

Von der Chatham-Bay auf Union Island verlegen wir uns am nächsten Tag in den Clifton Harbour, dem Inselhafen, in dem man auch einklarieren kann, denn nun befinden wir uns in der Gebietshoheit von St. Vincent.

Es gibt einen Flughafen, mit Start- und Landebahn für die Inselhopper und der dazugehörenden Zoll- und Immigrationsbehörde. Entlang der Flugpiste marschieren wir also am frühen Nachmittag dorthin, um nach umständlicher Formular-Ausfüll-Prozedur und langer Wartezeit, endlich am Spätnachmittag das hart verdiente, wohlschmeckend Panini in unserer neu erkorenen Lieblingsbar zu verspeisen.

Am nächsten Morgen 8.00h wird uns bereits das Abendessen angeboten: Ein fangfrischer Thunfisch, der abends in Form von „Tataki“ (schmatzi-feini) in den Magen wandern wird.

Vom frühen Morgen an flitzen oder fliegen die Kite-Surfer über das türkisfarbene Wasser vor unserer Nase.

Action-Kino vom Feinsten. Manchmal halten wir die Luft an, wenn nämlich ein Kite den Yachten so nahe kommt, dass es so aussieht, als wolle er Antennen oder Radargeräte von den Masten rasieren.
Tagsüber schlendern wir durchs Örtchen, das im Vergleich zu unserem letzten Besuch, im Juni, kaum wieder zu erkennen ist. Voller Leben und Farben ist die Hauptstraße.

Kleine Delikatessenläden, Bars, Cafés, Obst- und Gemüsestände, Kunsthandwerk und Schmuck…laden zum Verweilen, Betrachten und Kaufen ein. Wir verproviantieren uns sehr gut und reichlich, da es morgen ja für einige Tage in die Tobago-Cays gehen soll.
Am Sonntag, dem 3.Advent brechen wir auf in Richtung Tobago-Cays, kleine Inselchen, die innerhalb des hufeisenförmigen Horseshoe-Riffs (alter Kraterrand, der bis an die Wasseroberfläche reicht) wie in einem riesigen Bassin liegen. Gut geschützt vor der erosiven Kraft der Atlantikwelle hat sich hier eine Art Kinderstube für viele Fischarten, Schildkröten und Rochen gebildet. Für Schnorchler ein kleines Paradies.
Auf dem Weg dorthin werden wir angesprochen von „Papa San“, der am Abend ein Beach-Barbecue mit Lobster anbietet. Da wir bisher – den in der Karibik häufig angebotenen Hummer – noch nicht gegessen haben, sagen wir zu. Es soll ein Abend der besonderen Art werden…

Vorsichtig schlängeln wir uns in die Cays hinein und nehmen eine Boje direkt vor „Petit Bateau“ und neben Baradel mit einem Mini-Sandstrand, von dem auch hier die Kitesurfer starten.

Die Wasserfarbe: Türkis, wie unsere Sonnensitze,

dunkelblaue und Rheseda-grüne Flecken hier und dort, weiße Brandung, die sich an den Riffrändern bricht… unzählige Schildkröten, die ihre Köpfchen aus dem Wasser strecken und die Neuankömmlinge neugierig zu beobachten scheinen… ziemlich paradiesisch…auf jeden Fall aber das schönste Fleckchen Karibik, das wir bisher gesehen haben.

Erste Erkundungen bezüglich des Schnorchelrevieres fallen aus, da wir ein junges, holländisches Paar treffen, das erst vor zwei Tagen hier angekommen ist und uns von seinen schrecklichen Erlebnissen vor Teneriffa erzählt.

Es ist 17.50h und wir müssen uns sputen, um nicht zu spät zum Barbecue zu kommen.

Mit dem letzten Büchsenlicht klettern wir aus dem Dinghi an den Strand.
Zwei hungrige Gruppen sitzen bereits an den bunt gedeckten Tischen, von den Grills weht verführerischer Duft herüber.

Papa San begrüßt uns, zieht den gedeckten Tisch in die Nähe einer Lichterkette und zeigt uns die – bereits auf dem Grill liegenden Lobster.

Mit flinken Händen werden die Lobster bepinselt, Kartoffeln gefüllt, der Reis mit gebratenen Bananen belegt, der Salat angerichtet…

Eine Viertelstunde später ist alles auf dem Tisch,

nach einer Stunde des Knabberns, Herausbrechens und Aussaugens sieht das, was von den Lobstern noch übrig ist, entsprechend aus, die Hände rot und fettig, der Bauch wohlig gefüllt, die Stimmung prima. Deutsche vom Nachbartisch bieten uns gegrillten Barakuda an, der aber – nach dem Hummer – geschmacklich kläglich versagt.

Papa San räumt ab und fordert uns auf, mit an den Strand zu kommen. Er wirft die Karkassen ins Wasser und im Handumdrehen sind drei Rochen zur Stelle, die die Reste im Nu aufknuspern.

Der nächste Tag beginnt wieder mit einem strahlenden Morgen. Um 8.00h tauchen auch hier bereits die ersten Händler auf. Ein T-Shirt für Peter, ein Mahi-Mahi fürs Abendessen, ein Bananenbrot und ein Baguette tragen den Verkäufern prächtige Gewinne ein.

Per Dinghi erkunden wir die Cays und schnorcheln ein wenig. Sicherlich sollte man, um die hiesige Fisch-Vielfalt zu sehen, dicht an das Riff heranfahren; das aber ist uns zu gefährlich, da die nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche sich befindenden Riffplatten dem Propeller des Außenborders ziemlichen Schaden zufügen könnten.

So schnorcheln wir zwischen den Schildkröten herum.

Ohne Furcht, schwerelos und elegant gleiten sie direkt unter oder neben uns auf und ab und lassen sich nicht im Geringsten stören. Gelb-schwarz getupfte Seesterne und Seeigel bedecken den Boden…Ab und zu steht ein Fischschwarm im Wasser, der blitzartig lebendig wird, als ich später – beim Filetieren des Mahi Mahi – die Fischreste ins Wasser werfe…

(ein Blitzgedanke an meinen Göttergatten geht mir durch den Kopf, der ja beim Ausnehmen des Hornhechtes – auf Carriacou – ziemlich mutig und unverdrossen die Angelleine aus der Schraube zerrte, während um ihn herum die Fischreste waberten, die dann von solchen Räubern weggeschnappt wurden… Zum Glück erkannte kein einziger dieser „Geier“ welches Filetstückchen da nebenan zu holen gewesen wäre….)

Nach zwei Tagen verlassen wir die schönen Cays, laufen Union Island wieder zum Ausklarieren an und segeln dann über Mopion,

einer aus der türkisfarbenen Wasserfläche herausragenden „Sandpocke“ mit Sonnenschirm,

vorbei an Petit St. Vincent, das im Privatbesitz ist von Michel Cousteau, dem Sohn des legendären Tauchers, der dort ein luxuriöses Tauchresort eröffnet hat und streifen Petit Martinique, dessen einziges kleines Dorf von Fischern bevölkert ist, deren Flotte vor der Küste dümpelt.

Zum Einklarieren machen wir einen Stopp in Carriacou

und verbringen dann die Nacht an einer Boje vor Sandy Island. Es ist Mittwochabend, 19.00h. Zu Hause würde jetzt mein Geburtstag beginnen. Also gibt’s auch hier ein kleines Festessen:
Gegrilltes Lammfilet mit Rosmarinkartoffeln und Ratatouille.

20151209 Von Trinidad nach Union Island

Es ist soweit: Die Segel sind montiert, der Wassermacher hat den Probelauf mit Erfolg bestanden und die Ausklarierung ging – in zwei Etappen – problemlos über die Bühne.
Am Mittwochmorgen verlassen wir das Fegefeuer von Chaguaramas. Die Sicht ist mäßig aber wir sind glücklich, endlich dem etwas kühleren Norden entgegen fahren zu können.
Unser zügiges Vorankommen wird wieder einmal gebremst, durch den Kühlflüssigkeit spuckenden BB-Motor und ein plötzlich auftretendes sehr vertrautes Geräusch, das aber jetzt nicht da sein sollte. Wir staunen nicht schlecht, als die Passerelle sich – wie von Geisterhand gesteuert – öffnet und nach unten bewegt. Was war denn das??
Eins ist klar: so können wir nicht weiterfahren. Die aus allen Richtungen unter und auf die Passerelle klatschenden Wellen würden sie im Nu zerstören.
Schweren Herzens kehren wir um. Wollen Trinidads Tentakel uns nicht loslassen? Nach Chaguaramas möchten wir auf keinen Fall zurück. So segeln wir in die Scotlandbay, die von manchen Seglern als Hurricanhole benutzt wird. Herrlich ruhig ist es hier. Man liegt auf grünem Wasser, umgeben von Dschungelgrün und Vogelgezwitscher.
Nach zwei Stunden steigt weißer Rauch aus den Köpfen der Männer. Fehler gefunden, zum Teil behoben, zum Teil für später auf Eis gelegt und es geht weiter.
Unser ursprüngliches Ziel „Grenada“ lassen wir fallen, da wir dort mitten in der Nacht ankommen würden. Wir segeln durch nach Union Island.
Es ist 9.30h und ein strahlender Donnerstagmorgen, als wir in die Chathambay von Union Island einlaufen. Zeit, das Frühstück zu richten. Ich lasse Wasser in den Teekessel laufen, möchte aber gleichzeitig sehen, warum die große Genua-Rollanlage heute Nacht klemmte. Der Fehler ist schnell erkannt, später – dank Wims und Peters Tatkraft – auch ebenso schnell wieder behoben aber als ich in den Salon zurückkehre, fällt mir die vermeintlich spiegelblank geputzte Arbeitsfläche auf.
Glasklar und spiegelnd schwappt das übergelaufene und immer noch laufende Wasser (für den Tee) leise von rechts nach links, über die Herdplatte, die Granitplatte, in die Steckdose, läuft am hinteren Rand in die Unterschränke, über Spüle und Unterschrank auch in den BB-Rumpf und in den Schuhkorb, um sich von dort in feinen Rinnsalen in den Salon zu ergießen.
Irgendwie sind wir inzwischen wohl soweit abgehärtet, dass wir Malheure dieser Art mit Karibischer Gelassenheit nehmen können.
Zwei große Frotteetücher saugen das Gröbste weg, der tropfende Spülenschrank wird trockengelegt und dann gibt’s erst mal Frühstück…
mit einer Kostprobe von PIA-Urquell, gezapft vom neuen Wassermacher und es schmeckt wunderbar.
Ein „Hoch und Prost“ auf den „Mr. Watermaker“ WIM!!!

Anschließend ziehen sich alle zum wohlverdienten Nickerchen zurück.

Sobald die erste Regung auf einem, in der Bucht neu angekommenen Boot zu erkennen ist, schießen die Einheimischen mit ihren schnellen Booten heran, um frischen Fisch, manchmal auch Brot, Gemüse und Obst zu verkaufen oder die Crew in eines ihrer „Restaurants“ sprich Grillhütten einzuladen.
Wir wollen heute nicht kochen und lassen uns von Venessas Menue- Vorschlag überzeugen.
Kaum haben wir zugesagt, meldet sich die Obelix über Funk. Natürlich möchten sie mitkommen zum Abendessen. Um 17.30h läuft die Obelix ein. Es wird ein fröhliches Wiedersehen oder Einander-Kennenlernen von Gästen und Freunden und ein sehr lustiger Abend bei gutem Essen. (hätte von allem aber ein bisschen mehr sein dürfen).

Nach dem kurzen, nächtlichen Zwischenstopp segeln Frank und Brigitte weiter nach St. Lucia, um dort ihre Tochter Jenny zum dreiwöchigen Urlaub auf der Obelix abzuholen.
Der momentane Plan ist, dass wir Weihnachten zusammen feiern wollen. Wird’s auf Grenada oder doch woanders sein????

20151207 Trinidad in Mosaiksteinchen…

Trinidad Ende Juli und November/Dezember …

Die ersten 12 Tage, die wir nach unserer Ankunft auf Trinidad (am 15.Juli) am Steiger des Peake- Yacht-Service verbringen, sind angefüllt mit Erkundungsgängen und Verhandlungen über die auszuführenden Arbeiten und der Vorbereitung der PIA auf ihren dreimonatigen Landaufenthalt. Daher kümmern wir uns sehr wenig um Land und Leute, erfahren aber, dass es neben dieser öligen, von etwa 10 Werften und Yachtservices gesäumten Bucht, die außerdem meist von einem wolkenverhangenen Himmel überzogen ist, auch Schönes zu entdecken gibt.

Jesse James
Ein findiger, kontaktfreudiger Taxifahrer, der in aller Segler Munde ist, weil er sich um die Belange der Gastlieger kümmert.
Er hat eine Funkrunde eingerichtet, „Members Only“ zu der sich jeder, der möchte, hinzu schalten und mithören kann. Zwischen 8.00h und 8.30h werden auf VHF 68 Neuankömmlinge begrüßt; es wird Hilfestellung für alle Lebenslagen angeboten; der Wetterbericht für die kommenden Tage kundgetan; es werden Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten Trinidads angeboten, sowie außerdem Einkaufsfahrten in den großen Supermarkt oder zum Wochenmarkt von Port of Spain; Grillabende werden organisiert oder „Treasures of the Bilge“ gehandelt. Dabei kann jeder Segler, der einen Schatz in seiner Bilge (entspricht dem Speicher oder Rumpelkeller eines Hauses)mit sich herumfährt, Selbigen dem Interessierten anbieten.

Turtle-Watching

Wir hören – wenige Tage nach der Ankunft hier in Chaguaramas – dass es am Mittwoch die – für diese Saison – letzte Fahrt zum „Turtlewatching“ (Eiablage der Lederrücken-Schildkröte) geben wird. Im Handumdrehen sind wir angemeldet. Das möchten wir uns nicht entgehen lassen.
Um 17.00h geht’s mit zehn anderen Interessierten los. Neunzig Minuten braucht das Taxi allein, um sich (in der Rush-hour) die 7km bis nach Port of Spain durch zu kämpfen. Weitere neunzig Minuten fahren wir auf weniger belebten Straßen, um uns die letzte halbe Stunde über holperige Sandpisten unserem Ziel, dem Matura-Strand zu nähern.
Angekommen vor der Hütte der Naturführer müssen wir eine Weile warten, bis die Vorgänger-Gruppe zurückgekehrt ist. Alle haben Taschenlampen dabei, in der irrigen Annahme, man dürfe sie benutzen, um den mit Wurzeln, Sargasse, Sandabbrüchen und von Furchen durchzogenen Strand (in der mondlosen Nacht) auszuleuchten. Pech gehabt! Wir werden darauf hingewiesen, dass nur der Naturführer ein rotes Licht haben darf, wir uns gefälligst an seine Fersen heften und aufeinander aufpassen sollen.
So steigen, rutschen, stolpern wir uns dem Ereignis entgegen. Durch das Rauschen der anbrandenden Wellen hören wir plötzlich ein paar Wortfetzen. Eine andere Gruppe hat sich in unmittelbarer Nähe bereits um eine Schildkröte geschart. Ein kurzer roter Lichtschein lässt uns die riesige, urzeitlich anmutende Lederrücken-Schildkröte erkennen. Etwa 1.80m lang und mindestens 400kg schwer wird dieser Koloss wohl unter größter Anstrengung (mit Hilfe der paddelförmigen Vorderbeine) auf den Strand gerobbt sein.

Offensichtlich hat die Schildkröte nur noch auf unser Eintreffen gewartet, denn kaum angekommen, fliegt uns Sand um die Ohren, den sie mit ihren kräftigen Hinterbeinen aushebt, um die etwa 50cm tiefe Kuhle für die Eiablage zu schaffen.

Immer wieder legt sie eine kurze Erholungspause ein. Sicherlich gibt der Naturführer sehr interessante Erklärungen über Leben und Verhalten dieser Spezies, die wir aber wegen der Wellengeräusche und seines starken Akzentes nicht verstehen. Ein paar Zahlenangaben können wir heraushören.

Lederrücken-Schildkröten werden bis zu 2.50m lang, bis zu 700kg schwer, sind nicht ortsgebunden, paaren sich inmitten des Ozeanes und kehren – so sie männlichen Geschlechtes sind – nie mehr an ihren Geburtsort zurück. Das Gegenteil gilt für die Weibchen. Sie kehren immer wieder zu ihrem Geburtsstrand zurück, um dort ihre Eier abzulegen.

Und genau das vollzieht sich gerade vor unseren Augen. Fünfzig bis hundert weiße, Tennisball-große, glänzende Eier kullern in die ausgehobene Grube. Und das vollzieht sich – für uns alle gut sichtbar im Schein einer hellen Taschenlampe. Die Schildkröte – im Zustand der Trance – lässt sich währenddessen streicheln, vermessen, markieren und fotografieren.

Traurig sieht sie aus, da aus ihren Augen Tränen quellen, eigentlich hoch konzentriertes Salzwasser, das über eine Art Tränendrüse ausgeschieden wird, da die Nieren nicht genügend Salz ausschwemmen können.
Kaum ist die Eiablage beendet, wird die Taschenlampe ausgeschaltet und sie beginnt mit dem Zuscharren ihres Geleges. Im schwachen Schimmer des Rotlichts schiebt sich das Tier schwerfällig hin und her, um die Spuren zu verwischen und macht sich dann auf den Weg zurück in den Ozean.
Eine Weile später können wir erkennen, wie das letzte Stückchen ihres Panzers von einer Welle überspült wird, um sie dann – laut- und schwerelos – in ihr Element zurückgleiten zu lassen.

In etwa 60 Tagen werden 50-100 kleine Schildkröten schlüpfen und versuchen, an den lauernden, hungrigen Feinden vorbei ins rettende Wasser zu entkommen…

Trinidads Steelbands

sind weltweit bekannt. Dank Jesse James können wir einen Life-Auftritt verschiedener Bands miterleben. Mit zehn anderen Seglern zusammen werden wir nach Port of Spain zum Veranstaltungsort gebracht. Laute Musik dröhnt aus einem Lautsprecher, unterbrochen von den Ansagen einer herben Frauenstimme, die wir nicht verstehen können. Es herrscht ein munteres Gewusel auf dem Platz. Zwei große Bands haben ihre glänzenden Stahlbecken bereits aufgebaut, andere schieben ihre Instrumente noch in Position, polieren liebevoll an ihnen herum oder lassen den einen oder anderen Trommelwirbel hören.

An der offenen Bar werden Getränke ausgegeben. Touristen oder Nichteinheimische sind nicht allein an ihrer Hautfarbe zu erkennen, sondern vor allem daran, dass ausschließlich Softdrinks oder das gute „Carib“- Bier für sie über die Theke geschoben werden. Die Trinidadis verlangen Hochprozentiges, d.h. Rum oder Vodka gleich flaschenweise.
Um 21.00h tritt die erste Band auf: Eine Altherrenband, wie man sie etwa aus „Buonavista Social Club“ kennt und bespielt die Stahlbecken in einer Art, die mir von Steeldrums bisher nicht so geläufig war. Ein Potpourri wunderschöner Melodien von Harry Belafonte, Frank Sinatra und auch Weihnachtslieder bringen sie zu Gehör.

Wie in Trance tanzt ein älterer Mann (in Anzug und Krawatte) vor der Band herum. Auch von den anderen Zuhörern und -schauern steht niemand still: man wippt mit den Füßen, schwingt die Hüften, schlenkert die Arme.
Dennoch lässt sich erahnen, dass diese Band nicht die Hauptattraktion des Abends sein wird.
Die gibt es dann 2Std. später. Eine Band, ausschließlich aus jungen Leuten bestehend, trommelt uns ein Feuerwerk an Rhythmus und Begeisterung entgegen. Die Spieler, keine Sekunde stillstehend, hüpfen, lachen, scherzen, rufen einander zu und versetzen dabei das Publikum im Handumdrehen in die gleiche Schwingung.

Der Bandleader, ein kräftig gebauter junger Mann, bewegt sich mit enormer Geschmeidigkeit hinter seinem Becken und spielt die Melodie des Stückes mit flirrenden Trommelschlägeln, die sich nicht aufs Foto bannen lassen und für den Betrachter so aussehen, als seien es Kolibriflügel.
Insgesamt ein unvergesslicher Abend, dessen Rhythmus noch lange im Kopf nachhallt.

Unsere Tage auf Trinidad sind gezählt. Am Freitag, dem 4.12. kommt die PIA wieder ins Wasser.

Wir sind heilfroh, wieder Wasser unter dem Kiel und etwas mehr Wind um die Ohren zu haben, was aber gleichermaßen bedeutet, dass die Klima-Anlage, die mit Landstrom betrieben wurde, auch demontiert wird. Oh, oh!!!

Am Samstagmorgen um 6.30h nehmen Trudi und ich den Taxibus zum Wochenmarkt nach Port of Spain. Man sollte es mal gesehen haben aber wenn man an die europäischen Standards bezüglich der Kühlung von Fleisch und Fisch denkt, vergeht einem hier ein wenig der Appetit.

Dennoch kehren wir mit einem großen Mahi-Mahi (toller Fisch) und einemBerg an Obst und Gemüse zurück.

Es gibt noch viel zu tun, bis wir endlich in See stechen können. Segel müssen noch gesetzt werden, Motoren überprüft, Dinghi ins Wasser,

Probelauf Wassermacher und diverse Reinigungsarbeiten und nicht zuletzt die wahrscheinlich aufwändige Ausklarierungsprozedur bei Zoll und immigration.