20180722 Und nun???

Georgetown, 26.6.2018: Tag 1 nach dem Crash

Der Werftchef empfängt uns geschäftig. „ Ah, ach ja, die PIA! Sie haben sechs Monate an Land von Oktober bis April gebucht. Und Edelstahlarbeiten wollen Sie ausführen lassen? Und einen Schaden am Stb-Rumpf haben Sie auch noch?“

Dann buchen Sie zunächst mal einen Bojenplatz (500 USD) bis zum 9.Juli. Bis dahin läuft hier nichts.

Man muss wissen, dass in den USA am 4. Juli der Independence Day gefeiert wird, der Tag, an dem die ersten 13 Kolonien 1776 ihre Unabhängigkeit von den Briten erklärten. Da wird 14 Tage lang um diesen Feiertag herum gefeiert…Es gibt Veranstaltungen für Kinder, Sportevents, Grillfeste und in jedem Ort, der etwas auf sich hält, ein Feuerwerk…

Wassersportbegeisterte nehmen in dieser Woche Urlaub und wollen ihre (vorwiegend) Powerboats ins Wasser bringen. Da ist jede Werft bis zur Halskrause mit Arbeit eingedeckt…

Aus der Traum von einer schnellen Reparatur und anschließender Weiterfahrt nach New York zum großen dortigen Feuerwerk 🙁  🙁

Das vorauszusehende Szenario:

‚Vierzehn Tage Schwojen und Warten an der Boje‘…kommt uns irgendwie bekannt vor…Hm!!!

Dennoch besteht Handlungsbedarf. Der Schaden muss der Versicherung gemeldet werden. Die umgehende Antwort der „Pantenius“ mit der Aufforderung, einen Kostenvoranschlag erstellen zu lassen, weckt wieder die Hoffnung auf Vorankommen.

Die Stimmungsschwankungen zwischen ‚Hopp‘ und ‚Topp‘ sind beträchtlich. (Keine ICD aber bipolare Störungen schildern ziemlich treffend unseren Gemütszustand)

Zur Begutachtung des Schadens müssen wir an den Werftsteg. Mit den Facharbeitern wird die Vorgehensweise besprochen. Eine provisorische Reparatur wird angedacht, die Genehmigung dazu muss bei der Versicherung eingeholt werden. Warten auf den Kostenvoranschlag von Seiten der Werft…

Am 27. kommt die Obelix. Ein stimmungsaufhellender Besuch, der uns – bei einer Flasche Sekt – daran erinnert, dass die „Feindberührung“ ja ganz anders hätte ausgehen können. Hurra, ihr lebt und habt nicht mal eine Schramme abbekommen….

Der T-Shirt-Tropfenfänger…

für das Schweißtropfen-freie Begrüßungsküsschen

Das Stimmungsbarometer zeigt Tendenz zum oberen Pol, die Temperaturen leider auch. An manchen Tagen steigt das Thermometer auf 41°C, null Wind, rinnender Schweiß beim Nichtstun. Die Wassertemperatur des Sassafrasriver: 29°C, das erfrischende Wasser im Pool 32°C. Die Sehnsucht nach kühleren Gegenden wächst, der Wunsch nach einer Klimaanlage auch.

Letzterer geht in Erfüllung im Mietauto, mit dem wir die Umgebung erkunden wollen.

Die Fahrt über Land zeigt viel Land (Mais- und Weizenfelder) und trotz sengender Hitze überall saftiges Grün, was wahrscheinlich an dieser, an Flüsschen und Wasseradern reichen Gegend liegt.

Mit Chestertown, Easton, St. Michaels und Oxford hat die Westseite der Halbinsel, die östlich  vom Delaware und westlich von der Chesapeake Bay gerahmt wird, sehr attraktive Örtchen zu bieten. Man lebt hier herrlich AM Wasser, das – durch Fisch- und Krabbenfang – dem Lebensunterhalt dient und am Wochenende (beim Freizeitsport) – AUF dem Wasser.

St. Michaels, wenige Meter vom Hafenbecken entfernt…

Das Marina Office mit Galionsfigur (vor dem Bug)

Das Chesapeake Bay Maritime Museum

Hier findet man auf der Speisekarte köstliche Fisch- und Meeresfrüchte-Produkte. Hervorzuheben ist  die Blue Crab, die ihren Namen trägt wegen der Blaufärbung ihrer Klauen und zu köstlichen Crabcakes verarbeitet wird. (Unliebsamen, indirekten  Kontakt hat so mancher Segler mit diesem Getier, wenn sich die Leine eines sogenannten Crab Pots, im Propeller verfängt…)

 

Für den Sonntag ist ein Ausflug nach Baltimore geplant. Die Fahrt dorthin führt über die Chesapeake-Bay Bridge. Natürlich recken wir beim Überqueren die Hälse, um das wehrhafte Tonnen-Ungetüm zu erspähen. Geradezu unschuldig, harmlos und zierlich wirkt das Monster aus der Vogelperspektive.

 

Baltimore  an diesem Tag zu erkunden ist weder Entspannung, noch Genuss. Backofentemperaturen von aufgeheizten Mauern und Betonwänden umgeben uns, um die Häuserecken fegt heißer (Sahara)wind. Jeder Schritt bedeutet Anstrengung und das Bedürfnis nach Flucht aus der Sonne und rein in klimatisierte Räume lässt sich kaum unterdrücken.

Die Flaniermeile am Hafenbecken…

Offensichtlich geht es nicht nur uns so. Im Vorraum klimatisierter Restaurants wartet man in langen Schlangen gemäß der Aufforderung: „Wait to be seated“.

Wir finden ein einigermaßen schattiges Plätzchen in einem Fastfood-Restaurant, dem das begehrteste Gericht der Amerikaner, nämlich „Burger“ ausgegangen ist. Sandwiches repräsentieren die einzige Alternative…

…von der Stirne heiß…

Für Brigittes Knie ist das zu viel. Sie wartet geduldig im Halbschatten bis wir (Frank, Peter und ich) von der Besichtigung des U-Bootes ‚Torsk‘ und der ‚USS Constellation‘, der einzigen noch intakten Fregatte aus der Zeit des Bürgerkrieges und letzten Kriegsschiffes unter Segeln zurückkommen.

Das U-Boot „Torsk“ vor dem Aquarium …

Innen vollgestopft mit Technik…

und beklemmende Enge…

Ganz anders auf der USS Constellation…

Das Kanonendeck

Schaukelnde Kojen…

Speisen „vom Boden“ für die Besatzung…

steht im krassen Gegensatz zur Kapitänsmesse…

Eine Offizierskajüte

Mannshohe Winsch…

Einen tollen Blick bietet die Aussichtsplattform ‚Top of the World‘ auf Baltimores World Trade Center am Nordpier.

Zurück fahren wir am Westufer der Chesapeake Bay entlang und machen  Stopp in ‚Havre de Grace.‘ Das ganze Örtchen ist auf den Beinen. Das Stadtfest mit vielen Buden am Straßenrand, Fressständen und Flohmarktartikeln neigt sich dem Ende zu.

Mütter ziehen kleine Mädchen mit vielen Schleifen im Haar in Richtung der großen Wiesen des Susquehanna Rivers, Väter schieben Kühltaschen- und Container hinterher. Alle strömen auf die Flussauen, um sich einen guten Platz für das abendliche Feuerwerk zu sichern.  Auch wir werden ihnen später – nach einem guten Essen beim Italiener – dahin folgen, um ein recht ordentliches Feuerwerk zu sehen…

Der Montag beendet abrupt das Stimmungshoch. 6.00h Aufstehen, Fahrt zum Werftsteg, wo die neue Lichtmaschinenhalterung angebracht werden soll, drei Stunden Warten in sengender Hitze, um danach weggeschickt zu werden mit der Begründung, keine Zeit für uns zu haben…das zehrt gewaltig am Willen zur guten Laune.

Nick, der u.E. beste Facharbeiter der Werft, hat wohl die maßlose Enttäuschung aus unseren Gesichtern gelesen. Er kommt am Nachmittag, holt die alte Halterung der Lichtmaschine sowie das neue Gerät ab und verspricht daran zu arbeiten.

Am Dienstagabend kommen Frank und Brigitte zum Abschiedsessen zu uns. Wie viel Zeit wird vergehen bis zum nächsten Begrüßungssekt? Morgen werden sie in Richtung New York aufbrechen und wir hinterher winken bis sie hinter der Flussbiegung verschwunden sein werden…

Arbeit lenkt ab. So stürzen wir uns hinein. Das neue Echolot wird getestet und eingebaut. Prima! Es funktioniert.

Am Nachmittag kommt der nächste Tiefschlag in Form des Kostenvoranschlags für die Reparatur.  Er wird gleich weitergeleitet an die Versicherung. Dennoch haut uns die Höhe der veranschlagten Reparaturkosten aus den Schuhen.

Wir müssen auf andere Gedanken kommen. Annapolis, die Hauptstadt des Bundesstaates Maryland schafft das.

In der traditionsreichen Hafenstadt – hier an der Chesapeake Bay – dreht sich alles um die Schifffahrt. Die US Naval Academy bildet ihre Offiziere hier aus, Segeln scheint hier keine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Lebensstil zu sein. An unzähligen Bojen schwojen unzählige Schiffe jeder Art und Größe. Eine Sailfish-Regatta geht gerade zu Ende.

Eltern empfangen die Zöglinge im Club  neben der Spa Creek Bridge, Grillgerüche steigen in die Nase.

Das Städtchen selbst wirkt wie eine skandinavische Kleinstadt. Kopfsteinpflaster, Reihenhäuser aus Backstein, an deren Fassaden Blumen emporranken, bunt blühende Gärten, Restaurants und Boutiquen, die die Hauptstraße säumen, wunderschöne Gebäude aus der Kolonialzeit, die zum Teil besichtigt werden können..

Das älteste Kapitol eines US Staates, das ununterbrochen für die Legislative genutzt wurde (und 1783/84 sogar 6 Monate lang der Sitz der US Zentralregierung war), steht hier. Die auf dem Kopf stehende riesige Eichel auf der Spitze der Kuppel symbolisiert übrigens Weisheit.

Wir essen zu Mittag in einer dieser vielen historischen Inns und bekommen Leckeres, in historischem Ambiente, stilvoll serviert: weiße Tischdecken, Porzellan, Gläser und Edelstahlbesteck….

Reynold’s Tavern…

Peter holt das Tablet heraus. Was sehen wir? Die Versicherung hat geantwortet. Sie hat bereits einen Gutachter beauftragt, mit dem wir einen Termin ausmachen sollen. Wir telefonieren umgehend mit ihm und bekommen bereits für den nächsten Tag (Fr.: 6.7.) einen Termin.

Zurück auf der PIA entdecken wir, dass Nick – während unserer Abwesenheit – die neue Halterung und die Lichtmaschine eingebaut hat. Toll!!! Das Stimmungsbarometer erreicht 8°!!! (von möglichen 10°) Ein schöner Tag geht zu Ende.

Der Gutachter, ein sehr sympathischer Mensch ist am nächsten Morgen pünktlich, um 10.00h, am Steg. Er misst aus, macht Fotos, klopft den Rumpf der PIA von vorne bis hinten ab, schaut sich die gebrochene Seitenwand an und bespricht alles mit uns. Sein Urteil: der Kostenvoranschlag ist viel zu hoch.

Er will mit dem Werftchef reden und sein Gutachten – noch am Wochenende – erstellen, um es umgehend der Versicherung zusenden zu können.

Die neuen Umstände wirken beflügelnd. Die PIA wird blank geschrubbt und abends sieht man zwei zufriedene – den Sundowner genießende Gestalten – auf dem Vordeck…

Der Tatendrang hält an.

Nach einer herrlich kühlen Nacht beschäftigt Peter sich mit dem neuen Regler für die Lichtmaschine, während ich mich um das Teakdeck kümmere. Die Sika-Fugen sind zu prominent geworden. Sie müssen abgeschält werden, um das auf dem Holz stehende Wasser besser abfließen zu lassen.

Wir werden beschenkt mit einem herrlichen Sonnenuntergang und können ihn total entspannt und zufrieden genießen.

 

Am siebten Tage sollst du ruhen… Das kann nicht aus dem Mund eines Seglers kommen…Es gibt genug zu tun. Peter baut den neuen Regler an die Lichtmaschine. Der aber zeigt sich verstockt: kein Ton, keine Aktion…L Vier Stunden lang Kabel suchen, testen, prüfen, aus- und wieder einbauen, kontrollieren… lassen uns letztendlich herausfinden, dass der Regler für die 24V Lichtmaschine erst dann funktioniert, wenn er Strom von der 12V Starterbatterie bekommt…(oder so…)

🙂 🙂  …Zufriedene Gesichter…

Der Sonntagnachmittag-Ausflug

Das Tagespensum ist erledigt, wir wollen – per Dinghi – einen kleinen Seitenarm des Sassafras River erkunden, der jenseits der Zugbrücke liegt. Es ist noch kein Hochwasser und wir müssen uns beim Unterqueren der Brücke nicht ducken. Eine herrliche Stimmung liegt über dem Gewässer.

Die tiefstehende Sonne taucht die bewaldeten Ufer in goldenes Licht, das Kielwasser breitet sich fächerförmig hinter uns aus. Kolonien von Enten und Gänsen am Ufer und Fischreiher, auf – aus dem Wasser ragenden – Baumstümpfen scheinen die Idylle ebenfalls zu genießen. Wir düsen flussaufwärts bis wir den Eindruck haben, dass es nun nicht mehr weiter geht. Dann kehren wir um und biegen in ein schmales Gewässer ein, an dessen Ufer wunderschöne Villen stehen.

Bild von Villa???

Man sitzt auf der Veranda und speist zu Abend. Neugierig die Köpfe nach links gedreht, werden wir schlagartig nach vorne katapultiert. Was war das? Peter reduziert das Gas, fährt aber weiter. Dann kommt der zweite Schlag. Uhuhuh!!! UNTERwassertonnen???

Der Außenborder wird hochgeklappt. Ein Propellerblatt sieht ein wenig mitgenommen aus. Was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt, ist nicht zu erkennen, da das Wasser des SassafrasRiver grün und absolut undurchsichtig ist.

Nun heißt es: Paddeln. Der Tiefenmesser, unser Paddelblatt zeigt, dass wir allenfalls noch 10cm Wasser unter dem Kiel haben…Wie zwei arme Sünder, nebeneinander auf der Bank sitzend, stochern wir uns langsam durch den Modder voran.

Und wieder einmal sind wir geplättet von der schon des Öfteren gezeigten Hilfsbereitschaft der Amerikaner. Der ältere Herr, den wir eben noch beim Abendessen sahen, kommt in Richtung Ufer gelaufen und fragt, ob er uns helfen könne, ja, ob er uns abschleppen soll…

Wir sind ganz gerührt und bedanken verneinend, versuchen aber  zu zeigen, dass  es um unsere Kondition nicht ganz so schlecht bestellt ist. Freundlich winkt er hinter uns her…

Auf soviel „Hoch“ muss naturgemäß wieder ein „Tief“ folgen.

Peter erfährt vom Werftchef, dass die Beurteilung des Gutachters noch in der Mache sei. Er hat zwar grünes Licht gegeben für eine provisorische Reparatur, die wir auf jeden Fall selber zahlen müssen aber Peter möchte den Bescheid der Versicherung abwarten. Um es vorweg zu nehmen: es dauert weitere 10Tage, bis Werft und Gutachter sich auf die Hälfte der ursprünglichen Reparaturkosten einigen.

Das Stimmungsbarometer ist bereits im Minus angekommen aber es geht noch weiter…

Der Autovermieter berechnet zusätzliche Leihgebühren für 3 Tage, da er behauptet, von uns keine Aufforderung zur Abholung bekommen zu haben.

Dieser Tag fühlt sich an wie ein Griff ins Klo…

Körperliche Betätigung lenkt ab. Wir schwimmen ein paar Runden Slalom im 32°C warmen Wasser unseres Pools, plantschenden und tauchenden Kindern ausweichend…

Anschließend montiert Peter die Holzwegerung im Bereich des „Tonnenschadens“ auf der Innenseite des BB-Hecks ab.

Am Mittwoch, dem 11.7.18 binden wir die PIA erneut am Arbeitssteg der Werft an. Unser Lieblingsmensch, Nick, hat bereits alles vorbereitet für die provisorische Reparatur. Dieser Mann geht nicht, er läuft. Flink und behändig wie ein Wiesel arbeitet er.

Im Nu sind Risse ausgefräst, gespachtelt, am Bug ein Ausschnitt gemacht, eine neue Holzplatte eingesetzt, verleimt, gespachtelt und mit Farbe übersprüht. Nach fünf Stunden sieht die PIA aus, als hätte es nie eine solche Berührung gegeben. Lediglich die Nachlackierung lässt erkennen, dass da mal was war…

Wo noch vor wenigen Stunden ein Pfeil-förmiges Loch war…

Als ich eine Binde aus dem Arztkoffer holen möchte, um Peters verstauchte Hand zu bandagieren, muss ich erkennen, dass sich eine selbstkühlende Binde aufgelöst hat, deren Kühlflüssigkeit in alle Spalten und Ritzen gedrungen ist und alle Aluminium-Reißverschlüsse zerfressen hat. Zwölf Beutel im Koffer sind von Aluminiumsalzen bedeckt und ihre Reißverschlüsse komplett zerstört.

Auf einem Segelboot musst du keine Arbeit suchen…sie findet dich…

Freitag, der 13.!!!

Die Erfahrung zeigt inzwischen, dass uns dieser Tag – mindestens einmal pro Jahr – Scherereien macht.

Vor dem Frühstück bereits gibt’s Diskussionen mit diversen Versicherungen bezüglich der Wasserschäden zu Hause.

Das Gutachten an die Bootsversicherung ist immer noch nicht auf den Weg gebracht.

Nach dem Frühstück bekommt Peter wieder Bauchschmerzen. Seit April tauchen sie immer wieder plötzlich auf, halten 4-5 Stunden mit großer Intensität an und verschwinden dann wieder. Zum ersten Mal quälen ihn heute zusätzlich Durchfall und Erbrechen. Ich mache mir große Sorgen und rufe unseren Freund Matthias an. Die empfohlene Medikation hilft und Peter kann schlafen. Während er schläft, durchforste ich das Internet nach einer Klinik. Die nächste große Klinik ist in Baltimore, zwei Autostunden von hier entfernt und ich befürchte, dass Peter im jetzigen Zustand nicht transportfähig ist. Ratsuchend wende ich mich an die Marina. Die freundliche Dame erklärt mir, dass es in Middletown, das nur ca. 30 km von hier entfernt ist, eine ausgezeichnete Diagnoseklinik gäbe.

Drei Stunden später – Peter geht’s inzwischen wieder gut – bestellen wir ein Taxi, das 90min. braucht, um endlich hier anzukommen.

In der Klinik geht‘s hochprofessionell zu. Kaum angekommen, befinden wir uns in einem kleinen, freundlichen Behandlungsraum, Peter darf sich hinlegen, der behandelnde Arzt kommt, lässt sich die Beschwerden genauestens beschreiben, palpiert Ober- und Unterbauch und sagt, dass er in 30-40min. wiederkommen werde, um die Ergebnisse der Blutuntersuchung zu besprechen. Eine Assistentin nimmt die  Patientendaten auf, eine Krankenschwester entnimmt Blutproben.

Nach 30min. ist der Arzt wieder da, um uns zu sagen, dass kein einziger Wert der Blutuntersuchung aus dem Rahmen falle und fragt, ob wir ein CT wünschen. Ja, wollen wir.

Einerseits sind wir sehr erleichtert, dass das CT nichts Besorgniserregendes zeigt, andererseits aber nicht beruhigt, weil die Ursache für die so plötzlich auftretenden Bauchschmerzen ja immer noch nicht gefunden ist. Der Arzt erkundigt sich nach unseren Reiseplänen und meint uns mit der Aussage  beruhigen zu können, dass wir entlang der Ostküste – in Richtung Norden – ja nicht in der Klinik-Diaspora segeln würden. Geht er von weiteren Attacken aus? Können wir nicht bis November warten, um weitere Untersuchungen zu Hause machen zu lassen? Peter ist nicht beruhigt und horcht in sich hinein.

Dennoch folgen zwei sehr entspannte Tage mit Schwimmen, Radeln, kleinen Polier- Ausbesserungsarbeiten und wir schmieden Pläne für die Abfahrt gen Norden.

Am 16.7. werden die Schäden an der Stb-Innenseite ebenso schnell und professionell behoben wie auf der Außenseite. Nichts erinnert mehr daran, dass Holzplatten und Stringer hier gebrochen waren.

Zufrieden fahren wir zurück an die Boje.

Beim alltäglichen Email-Check – bereits vor dem Frühstück – findet Peter die Nachricht, dass Derek, unser Gutachter, seine Bewertung gestern Abend an die Versicherung geschickt hat. Peter wartet ungeduldig auf die Reaktion der Pantenius aber nichts geschieht. Er ist ziemlich enttäuscht und prompt stellen sich – vier Stunden nach dem Frühstück – wieder seine Bauchbeschwerden ein. Die bewährte Medikation lässt ihn schlafen, die Schmerzen verschwinden, gute Stimmung will sich aber nicht einstellen.

Erst am nächsten Tag bestätigt die Pantenius, dass sie die Kosten übernehmen und den Betrag an die Werft überweisen wird. Also werden wir so schnell wie möglich lossegeln. Peter holt die  bestellten Pakete aus dem Marinabüro, bespricht die Reparatur, die für Ende Oktober angedacht ist und fährt bei Larry und Barbara vorbei, die sich angeboten haben, uns mit ihrem Auto zum Großeinkauf nach Middletown zu bringen. Gesagt –getan. Fünf Stunden begleitet Barbara uns durch alle möglichen Läden bis unser Vorrat für die nächste Woche aufgestockt ist.

Als alles verstaut ist, platzen Gefriertruhe und Kühlschrank fast aus den Nähten, die Trockenvorräte stapeln sich. Matthias – unser Freund und Hausarzt –  hat noch einmal eine Mail geschickt mit Empfehlungen für weitere Untersuchungen in Deutschland. In Peters Kopf geistern schlimme Vorstellungen über mögliche unentdeckte Krankheiten. Das Damoklesschwert eines möglichen Pankreaskarzinoms lässt sich nicht mehr ausblenden. Unbekümmertes Weitersegeln ist nicht mehr möglich.

Wir beschließen, nach Hause zu fliegen. Dann geht alles ganz schnell. Peter bucht die Flüge, Barbara und Larry müssen ziemlich viel essen, als sie zu einem fröhlichen Abendessen zu uns kommen, Angelika und Johannes auch, dann werden die Vorräte geleert, auf die beiden Paare verteilt, Koffer gepackt und am 23. fliegen wir nach Hause…