Frohe Weihnachten!

Liebe Blog-Leser!
Weihnachten steht vor der Tür und unser Heimflug ist für den 12.12.’12 um 12.05h geplant. Sollte das eben gesendete Schnee-Chaos keinen Strich durch die Rechnung machen, werden wir ab dem 13. Dezember ’12 bis zum 6.Februar ’13 wieder in Mannheim zu erreichen sein. D.h.:wahrscheinlich zweimonatige Blog-freie Zeitzone….
Allen, die wir nicht sehen oder sprechen können in dieser Zeit wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches und gesegnetes Neues Jahr!

Eure Dorothee und Peter

Back to the Roots

Donnerstag, der 5.Dezember 2012
Back to the Roots – Mit dem Motorboot durch das Douro-Tal

Ja, mit dem elterlichen Motorboot „Pia“, auf dem Neckar, fing alles an: Peters Liebe zum Wasser und zum Wassersport.
Nun liegt das malerische Douro-Tal vor uns. An seinen Hängen reifen die Trauben, die zur Herstellung des berühmten Porto verwandt werden. Leider kann der Fluss – wegen zu geringer Durchfahrtshöhen der Brücken – mit unserer Pia nicht befahren werden.
Der pfiffige Hafenbetreiber erahnt unsere Wünsche und macht uns ein Angebot, das wir nicht ausschlagen können. Er bietet uns an, für den Preis des Mastlegens doch eines seiner Motorboote, die ab der nächsten Saison in die Charter gehen sollen, zu mieten.
Der Handel ist perfekt, die kleine „Tawny“ wird hinter der Pia „eingeparkt“ und alles, was wir für eine 4-Tagereise benötigen, von unserem Cat auf den kleinen Motor-Cruiser gebracht.

Am Donnerstag um 9:30h beginnt unsere Flussfahrt. Ausreichendes Wasser von unten, überreichliches Wasser von oben, das aus einem ziemlich düsteren, wolkenverhangenen Himmel fällt, begleiten uns bis zum Nachmittag.
Irgendwie sieht Peter als Motorbootfahrer völlig anders aus als Peter der Segler.

Außerdem ist der Motor für unser Geräuschempfinden schrecklich laut. Da wir aber einen straffen Zeitplan haben, um die Schleusen und den Liegeplatz am Abend zu erreichen, müssen wir zunächst mal den Lärm ertragen.


…das Kielwasser ist allerdings beeindruckend…

Nach 21km haben wir die erste Schleuse erreicht, die uns – nach den vielen Exemplaren, die wir bisher sahen – mit 13,9m – als relativ hoch aber im Bereich des Normalen liegend erscheint. Das Schleusenmonstrum mit 35m Niveau-Unterschied erreichen wir gegen 15:30h. Es ist irgendwie unheimlich! Von der flusswärts gelegenen Leitwand heben Hunderte von Kormoranen ab, die bis zur Wasseroberfläche hinabgleiten, um dann – mit den Füßen paddelnd – wieder langsam an Höhe zu gewinnen. Ich habe den Eindruck, dass sie Platz machen wollen für unsere Einfahrt in diese gigantische Mausefalle.

An dröhnenden, quietschenden Eisenpollern, die mit dem einströmenden Wasser aufschwimmen, werden wir – wie mir scheint -unendlich langsam himmelwärts transportiert, dem G.s.D. immer größer werdenden Guckloch Richtung Freiheit entgegen.
Das spiegelglatte Oberwasser hinter der Schleuse nutzen wir für eine halbe Stunde Wellness für alle Sinne: Die haben wir Dank des HYBRID-Antriebs, der sich von Diesel- auf Elektromotor umschalten lässt. Wir werden von der unsicht- und fast unhörbaren Hand durch die stillen Wasser des Douro geschoben, vorbei an wilden, in warme Herbstfarben getauchte Steilufer, die durch die nun ab und zu heraus blinzelnde Sonne besonders farbenprächtig leuchten

Anders als in Porto, am sich weit öffnenden Atlantik, ist es im Dourotal bereits um 17:00h dunkel. So erreichen wir den ersten Liegeplatz, Cais de Caldas de Aregos, erst bei hereinbrechender Dunkelheit. In dem – während der Saison – wahrscheinlich stark frequentierten Örtchen hat man sich bereits auf den Winterschlaf eingestellt. Die uns empfohlenen Restaurants sind geschlossen oder öden uns an mit gähnender Leere. Lediglich der Direktor des Thermalbades, das von heißen Schwefelquellen gespeist wird, gibt uns mit stolz geschwellter Brust eine Führung durch das Haus mit seinen vielfachen medizinischen Anwendungen.
Nach einem Essen an Bord fallen wir müde in die Betten.

Es ist Freitagmorgen. Heute werden wir die Weinberge und Quintas aller Porto-Produzenten von Rang und Namen passieren. Es soll ein wunderschöner Tag werden. Ein Wechselspiel von Sonne und Wolken lässt diese herrliche Landschaft mal in satten Herbstfarben leuchten, mal in zurückhaltendem Licht erscheinen.
Die Porto-Produzenten scheinen miteinander im Wettstreit zu liegen um das prächtigste Anwesen und die herrschaftlichste Auffahrt.

Wir sitzen und staunen und fotografieren… Mittags erreichen wir Regua, ein Örtchen, das DAS Porto-Museum der Region beherbergt. Aber auch hier kommen wir offensichtlich zur Unzeit an. Das Museum ist geschlossen und wir können lediglich die architektonisch gelungene Ergänzung des historischen Gebäudes von außen bewundern.

Die später folgende Schleuse mit einem Niveau-Unterschied von „nur“ 28,5m wirkt nicht mehr so bedrohlich wie die gestrige aber die Weiterfahrt auf dem sich schlängelnden Fluss entlockt uns nach jeder Biegung ein neues „Wouw“ . Beim Erreichen unseres nächtlichen Liegeplatzes (Pinhao)haben wir uns darauf eingestellt, dass es auf unserer Flussfahrt wohl Augenschmaus in Hülle und Fülle geben wird, Geist und Magen sich aber eher mit Hausmannskost zufrieden geben müssen.
Samstagmorgen
Das wunderschöne Vintage-Hotel, an dessen Steg wir festgemacht haben, liegt auch im Winterschlaf. Versuchen wir’s mal mit dem hiesigen Weinmuseum: vorgezogene Gitter, hermetisch verriegelte Fensterläden zeigen uns auch hier, dass wir uns wohl in der Saison vertan haben. Dafür machen wir einen Besuch beim Metzger, aus dessen Schaufenster uns ein Wildschweinkopf mit listig-leuchtenden Glühbirnen-Äuglein angrinst, umgeben von Würsten aller Größen und Formen. Drei Metzger, die allesamt ihren Produkten sehr zugetan zu sein scheinen, widmen sich in Seelenruhe ihrer Kundschaft. Sehen wir verhungert aus oder tropft uns vielleicht Speichel aus den Mundwinkeln beim Anblick der vor uns liegenden Schinkenvariationen? Der Chef schneidet jedenfalls mit Hingabe allerfeinste Schinkenscheiben ab und bietet sie mit auffordernder Mimik zur Verkostung an. Anscheinend liest er aus unseren Gesichtern nicht die erwartete überschwängliche Begeisterung und fühlt sich aufgefordert, weitere Kostproben anzubieten. Wir wollen wissen, ob ein Wildschweinschinken darunter war. Die Erklärung kommt prompt auf Portugiesisch. Unser Nachhaken in DESPERANTO (einer von Peter entwickelten – inzwischen sehr erprobten – Kreativmischung aus Spanisch, Italienisch, ein paar Sprenkeln Französisch – falls nötig und reichlich Mimik und Gestik)… Darauf: allgemeines Nicken und Aha!..Übersetzungshilfen anderer Kunden, die dann auch Kostproben bekommen… noch eine und eine weitere… und dann, damit es nicht zu trocken wird, ein weißer Porto, der – in eine Blechtasse gefüllt – über die Theke gereicht wird und augenblicklich alle Zungen lockert….fröhliches Sprachengewirr im ganzen Laden. Alle genießen offensichtlich diese Situation und als die Metzger nach etwa 30min. die Kasse betätigen, stellen wir fest, dass wir für Museales entweder die falschen Antennen oder eine katastrophale Zeitplanung haben, dass es uns aber immer wieder gelingt, verpasste Historie durch erfrischende Gegenwart zu ersetzen.

Man bedenke! Wir haben den 8.Dez.2012! Zu Hause macht sich der Winter breit… Wir sitzen zur Mittagspause – bei Tomaten und Mozzarella – auf der Badeplattform unseres Schiffchens, haben das große Heckfenster aufgeklappt, die Küchentheke nach außen ausgefahren und genießen – vor Anker liegend – die Sonne…

Es ist ein kleiner Seitenarm des Douro. Zur Rechten: Weinberge, zur Linken: ein in sattes Grün gebettetes Restaurant. (Wir testen nicht, ob offen oder geschlossen!!!)
Um 15:30h passieren wir die Schleuse von Valeira (33m hoch), um die letzten Kilometer zu unserem heutigen Liegeplatz zurückzulegen. Wir erreichen Senhora da Ribeira bereits um 16.30h und können — vor Sonnenuntergang – noch einen Spaziergang durch die Weinberge machen. Hätte man uns mit verbundenen Augen auf dieses Fleckchen Erde gestellt, hätten wir Stein und Bein geschworen, an einem lauen Frühlingsabend(!!!) in einen Landstrich versetzt worden zu sein, in dem es außer uns nur wohltuende Stille, Duft verströmende Sträucher und melodiös zwitschernde Vögel gäbe. Ohne Augenbinde sehen wir herbstlich-leuchtend-gelb gefärbte Trauerweiden, deren Äste sich bis zur Wasseroberfläche neigen, gepflegte, leuchtende Orangenhaine mit eingesprenkelten, duftenden, weiß-blühenden Bäumen, Olivenplantagen und die – für diese Region sehr bekannte, vorzüglich schmeckende, aber inzwischen entlaubte – Sauerkirsche.

Gegen den nur noch schwach erhellten Nachthimmel heben sich die Silhouetten einzelner, auf den Bergkuppen stehender Olivenbäume ab. Wären es Zypressen, könnte man glauben, in der Toscana zu sein. Traumhaft schön, wenn man es selbst erlebt, kitschig vielleicht, wenn man’s nur hört oder auf Bildern betrachtet…
Sonntag, der 9. Dezember 2012
Nebelschwaden über dem Wasser, die sich nur sehr zögerlich auflösen. Das letzte Stück unserer Douroreise liegt vor uns. Es ist der Douro superior, dessen Ufer zunächst wesentlich felsiger, dann aber immer flacher und unspektakulärer aussehen.

Wir nehmen die nächste Schleuse nicht mehr und machen uns auf den Rückweg bis Pinhao, dem vereinbarten Übergabepunkt, an dem wir vom Schiff aufs Auto umsteigen werden, um auf dem Landweg nach Porto zurückzukehren.

Besuch aus der Heimat

Samstag, der 1. Dezember 2012
oder das erste Advents-Wochenende

Wenn jemand behauptet, Senioren seien lahm, unflexibel, allem Spontanen gegenüber abgeneigt… dann möge er sich Folgendes zu Gemüte führen.
Es ist Mittwoch, der 28.November. Das Telefon klingelt. Es ist Eli, die gleich überschüttet wird mit übersprudelnden Beschreibungen dessen, was ich gerade – mit Blick auf Porto – sehe und anschließend mit dem Vorschlag konfrontiert wird, uns zu besuchen. Kurze Funkstille, dann sagt sie:“Warte“…, -schneller Terminkalender-Check – „Ja, passt, ich werde das Internet nach Flügen befragen und mich wieder melden.“ Es dauert keine 12 Std. bis die Flüge gebucht sind und die Bestätigung da ist…
Ist das schön!!!
Am Samstagmorgen, zwischen Traum und Tag (3:30h !!!), verlassen Eli und Dieter das gemütliche Bett, um den Ryan Air Flug von 7:00h zu erreichen und wir sitzen (nach hiesiger Zeit) um 9:00h am Frühstückstisch. Wouw!!
O-Ton Eli:“ Je oller, um so doller!“
Wir finden’s einfach obercool!!!
1½ wunderschöne Tage mit Erzählen, Besichtigen und Erleben liegen vor uns…
Beweisfotos folgen…

Nach einem kurzen Frühstück geht’s nach Gaia zur Portweinprobe..

Vorbei am Wäsche-Trockenplatz der Fischerfrauen…

den Douro entlang…

zur Besichtigung und Führung der Porto-Kellerei Croft…

mit anschließender Porto-Verkostung…

Wie man unschwer erkennen kann, es schmeckt….

Bick von der Terrasse der Taylor-Kellerei auf Porto

Mit der Fähre über den Douro zur Stadtbesichtigung….

Eine kleine Stärkung muss sein…

Mit der historischen Eisenbahn zum Atlantik…

Bei mindestens 20° genießen wir die Vorweihnachtszeit….

Porto und der Minho

Donnerstag, der 29.11.2012

Seit 4 Tagen sind wir nun in Porto und auch hier hatte Langeweile bisher keine Chance.
Im Folgenden die Gründe dafür:
– Die Marina, ganz neu und daher sehr bemüht,
mit unaufdringlicher Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und gutem Service sowie Preis-Leistungsverhältnis auf sich aufmerksam zu machen.
– Porto, eine Stadt der Gegensätze: einerseits wegen ihrer beiden Gesichter, dem des Tages, das den Blick auf die Stadt mit hässlichen, tiefen Falten und Runzeln freigibt, über die auch das geschäftige Treiben einer Großstadt nicht hinwegtäuschen kann und andererseits dem der Nacht, das die Stadt im Licht der wunderschönen, alten Laternen als ausgesprochen romantisch erscheinen lässt;
– einer Altstadt, die zwar zum Welt-Kulturerbe gehört, die aber zu renovieren – teilweise – als zu kostenaufwändig betrachtet wird, so dass man sie einfach weiter verfallen lässt um stattdessen – in neueren Stadtteilen – ultramoderne Gebäude zu errichten, die das Herz eines jeden Architekten höher schlagen lassen…(unsere übrigens auch beim Besuch der „casa da musica“, die von Rem Koolhaas entworfen wurde);
der Brücke „Ponte Dom Luis“ einer atemberaubenden Stahlkonstruktion (Assoziation zum Eiffelturm, da von einem Kollegen des Gustave Eiffel entworfen), die Porto mit der gegenüberliegenden Stadt Vila nova de Gaia verbindet, in der die Portokellereien Führungen mit anschließender Verkostung anbieten.
– Und last but not least der Möglichkeit, von hier aus Ausflüge in den Minho zu unternehmen…
Und genau das haben wir uns für heute vorgenommen. Mit dem Mietwagen geht’s in die Städte Barcelos (größter Wochenmarkt Portugals und Ursprungsstadt des portugiesischen Gockels), Braga (Bischofssitz)und Guimaraes (Ausrufung des Königreiches), die den geografischen Mittelpunkt des Minho und gleichzeitig das historische Zentrum Portugals bilden.
Ankommend in Barcelos, werden wir von Gockeln aller Couleur begrüßt: mannshohe, steinerne Exemplare; auf Hauswände gemalte; kleine, metallene oder Keramik-Gockel in den Souvenirläden und den lebendigen, braunbunten – in ihrer Aktivität stark beschränkten – Vertretern auf dem Wochenmarkt. (Es gibt übrigens eine nette Geschichte zum Gockel von Barcelos, die der geneigte Leser sicherlich im Internet findet…)
Wir finden auf dem Wochenmarkt alles, was man sich nur denken kann: Möbel, Knöpfe, Haushalts- und Eisenwaren, Destilliergeräte, Stoffe, Kleidung , Käse, Schinken, Würste, den unvermeidlichen, aus stattlicher Entfernung bereits üble Gerüche verbreitenden Bacalhao, Obst, Gemüse… aber magisch angezogen werden wir von der lebendigen Ware, die – energisch in Kartons gestopft – den Besitzer wechselt, ohne dabei jedwede Regung im Gesicht des Verkäufers erkennen zu lassen.
Die zweite Station ist Braga – Bischofssitz – und sich selbst als religiöse Hauptstadt des Landes sehend. Trotz vieler Sakralbauten und der alles dominierenden Kathedrale, die über sechs Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erweitert wurde, um sich mit den größten Kirchen der Welt messen zu können, macht Braga keinen steifen, oder altehrwürdigen Eindruck auf uns. Dank der großen Universität gibt es viele junge Leute. Zahlreiche Cafés, gut besucht von Menschen aller Altersklassen, etliche Jazzkeller, noble Geschäfte, dazwischen barocke Gartenanlagen, eine elegante Fußgängerzone (in der wir übrigens die erste dezente Weihnachtsbeleuchtung sehen) lassen diese Stadt sehr attraktiv, jung, gepflegt und wohlhabend erscheinen.
Aber wir haben noch einen Programmpunkt: Wir wollen noch nach Guimaraes, dem historischen Mittelpunkt des Minho, in dem heute die Nicolinhas beginnen, studentische Aktivitäten, die eine Woche vor dem 6.Dezember beginnen und am Nikolaustag ihr Ende finden. Die studentische Sekretärin des Hafens erklärte diesen Event zum absoluten „Muss“ für den heutigen Besuch in Guimaraes. Also schauen wir, dass wir hin kommen. Als wir die Stadt um 18:00h erreichen, haben natürlich alle Gebäude von historischer Bedeutung bereits geschlossen. Die Nikolinhas beginnen allerdings erst um 23:00h. Was tun??? Wir checken ein im Hotel (haben WiFi!!!), können daher schnell den vorangegangenen Blogeintrag machen und begeben uns danach im strömenden Regen in die Altstadt. Der eingängige Trommel-Rhythmus ist bereits von Weitem zu hören. Alle Studenten, die trommeln können oder ein solches Schlaginstrument besitzen, trommeln sich – in kleineren oder größeren Gruppen – ein. Aus Kleidern, Haaren, Nikolausmützen und von den Trommeln tropft der Regen. Auch wir werden pitschnass und beschließen, uns zum Aufwärmen und Trocknen in ein Restaurant zu setzen. Ein schwieriges Unterfangen, da alle Restaurants ausgebucht sind. Es gelingt uns schließlich, ein kleines Restaurant zu finden, das uns eine peppige, wohlschmeckende, portugiesische Küche serviert aber aufwärmen können wir uns nicht, da es in den meisten Restaurants schlichtweg keine Heizung gibt. So machen wir uns gegen 22:00h auf den Weg zum Castelo, das auf dem großen Stadthügel liegt, von dem aus der Zug starten soll. Am Castelo angekommen, bietet sich uns ein äußerst folkloristisches Bild: Von rechts ziehen Ochsengespanne herauf, mit jeweils zwei aneinandergekoppelten, rot-braunen Ochsen mit gewaltigen, gebogenen, Respekt einflößenden und an ihren Spitzen geschmückten Hörnern, die jeweils einen Karren ziehen mit großen Tafeln, auf denen wohl Politik und Wirtschaft aufs Korn genommen werden (so wie bei heimischen Karnevalszügen); während von links die trommelnden Studenten heraufziehen. Taktgeber mit einer Nikolauspuppe oder einem Rotschopf an langer Stange sorgen dafür, dass der Rhythmus einheitlich bleibt.
Wir stehen mitten im Brennpunkt. Ich bewundere die Ruhe der Ochsentreiber (oder -bändiger), die es verstehen, diese gewaltigen Tiere – inmitten der Menschenmasse – immer wieder zur Raison zu zwingen. Eine wahrlich nicht einfache Aufgabe, da die Ochsen ständig von Fotoblitzen und Lasern geblendet werden und den enormen Geräuschpegel der Trommeln aushalten müssen. Mein Versuch, eines dieser Riesenhörner aus der Nähe zu fotografieren, treibt Peter den Schweiß auf die Stirn, da er eine mögliche Massenpanik befürchtet, die ein Entkommen aus diesem Kessel unmöglich machen würde. Das Photo gelingt einigermaßen und wir können unsere Distanz zu diesen tierischen Waffen allmählich vergrößern. Dann beginnt es wieder heftig zu regnen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Auch wir lassen uns von diesem Spektakel noch bis weit nach Mitternacht mitreißen, um dann – tropfnass – ein Taxi zum Hotel zu nehmen. Vom Taxifahrer erfahren wir, dass der vom 5. Ochsenpaar gezogene, mit Lichtern geschmückte Baum auf dem Hauptplatz (gegen 3:00h nachts)aufgestellt werden soll. Dies zu feiern überlassen wir dann doch den Studenten…