20180919 Auf nach Maine Teil II

Maines Küste: Lobsterparadies oder Lobsterhölle?

Es kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an….

Je weiter wir in den Norden kommen, umso felsiger und schroffer wird die Küstenlandschaft, was sich in den Ortsnamen manifestiert: Rockland, Rockport, Rockville etc. Auch die Häuser an der Küste wirken mit ihren grauen, rauen Holzschindeln wettergegerbt und trutzig.

Hier lebt man von den Früchten des Meeres, die da heißen: Lobster

Und darum dreht sich hier alles. Urlauber mit einer Krustentier-Allergie und Segler mit einer Lobsterpot-Phobie sollten diese Region schlichtweg meiden.

Unser Hotel –  kleine, zweistöckige, aneinander gereihte Häuschen –  liegt auf einem Felsvorsprung am Glen Cove, einer Meeresbucht zwischen Rockport und Rockland. Frühstück auf dem Balkon mit Blick auf die in der Morgensonne glänzende Bucht bleibt ein „Sommertraum“. Wir schalten erstmals die Heizung ein und schauen auf die sich auflösenden Nebelschwaden…

Von hier aus wollen wir uns die Küste in Richtung Süden und den im Norden liegenden Akadia National Park anschauen.

Unser erster Ausflug geht zum Rockland Breakwater Lighthouse, das am Ende eines 2 km langen – aus Granit Quadern bestehenden – Wellenbrechers steht und ….nicht zu sehen ist, weil vom Nebel verschluckt…

…Lichtblicke…nach 1 km

Dennoch tapern wir vor bis an die Spitze,

entdecken den ersten, angespülten Lobsterpot

und trotz Nebels – etliche Bojen, die den Lobsterfischern als Markierung für die (an Langen Leinen) auf dem Meeresgrund liegenden Lobsterpots dienen.

Zu tausenden schwimmen sie  – wie ausgesät – in Küstennähe und sogar in Hafeneinfahrten herum und versetzen jeden Segler – bei unzähligen und wegen der ständigen Abdrift schwierigen Ausweichmanövern  – in Höchststress. (Kritische Zungen behaupten, dass es einem PIAno von 7.70m Breite niemals gelingen könnte, so ein „vermintes“ Feld ohne „Beifang“ in dem einen oder anderen Propeller zu durchfahren.)

Wie schön, dass wir das nicht austesten müssen und diese hübsche „Bojenpest“ ganz entspannt von Land aus betrachten können…

so gebündelt…

oder so…

 

Lobsterpots sind Stahlgitterkörbe, die – an langen Leinen mit der Boje verbunden und mit Ködern bestückt – für die Hummer zur tödlichen Falle werden und meistens zweimal täglich von den Fischern kontrolliert und geleert werden.

Aber auch hier gilt der alte Wahlspruch:

„Wat dem einen sin Uhl, is dem anderen sin Nachtigall“

Fette Beute für den Fischer  –  möglicher Verlust des Propellers für den Segler…

Und die  Lobsterpot Metamorphose…

wird zum  Ruhesessel für den Lobster Gourmet…

 

 

Pittoresque wirkt die Landzunge weiter südlich mit ihrem Owls Head Lighthouse…

dem Blick auf die gegenüber liegenden Inseln und die – auf dem Foto nur schlecht zu erkennenden – unzähligen Lobsterbojen

und immer wieder Leuchttürmen…

mal vor – in Knallfarben leuchtenden – Küstenabschnitten, mal an neblig trüben…

Fischerorte und Hafenstädtchen scheinen sich allmählich auf den Winterschlaf vorzubereiten oder sehnen sie sich bereits jetzt nach den Touristenströmen des Sommers?

Unbeeindruckt vom Tourismus sorgen äußerst emsige Fischer für den geschmeidigen Lauf der Nahrungskette…

So zu sagen   >Von der Hand in den Mund<

Anlanden des Fischerbootes: Lobster satt…

Sortieren des Fanges und Verladen in Transportkisten…

Auf die Waage, an den Verladekran  und ab in den Kühltransporter…

…oder in die Kneipe nebenan….

wo die Lobster Lady…

Na, was wohl anbietet???

Das auserkorene Exemplar auf der Waage…

Und 15 min. später – mit zerlassener Butter – auf meinem Tablett….(typisch amerikanisch: aus Plastik!!!)

Aber das „mitessende“ Auge kann sich auf den Lobster focussieren, das Umweltbewusstsein ist ausgeblendet der Gaumen wird gekitzelt… Schmatzifeini!!!

 

Unser nächstes Ziel ist der Acadia National Park, in dem wir zwei größere Wanderungen machen wollen.

Da wir aber bekanntlich nicht zu den „Early Birds“ gehören und nicht damit gerechnet haben, dass man für den Weg dorthin – je nach Verkehr – mehr als zwei Stunden benötigt, geraten unsere sportlichen Ambitionen eher zu Bonsai Wanderungen.

Eine Brücke verbindet die „Mount Desert Island“ mit dem Festland.

In Bar Harbor, einem kleinen aber ziemlich mondänen Hafenstädtchen am Eingang des Akadia Parks, spazieren wir am berühmten Heckenrosenweg entlang

und beobachten das Hin- und Herfahren der zu den Kreuzfahrtschiffen gehörenden Zubringerboote.

Für ca. fünf Stunden herrscht im Städtchen  und der näheren Umgebung Hochbetrieb, dann wird die „Touristenflut“ wieder eingesammelt und  Gemütlichkeit kehrt ein.

 

Der eigentliche Acadia Nationalpark  liegt auf dem östlichen Teil der  –  durch den Somes Sound Fjord  geteilten  – Mount Desert Island  und verdankt seine unberührte Natur dem Stifter John D. Rockefeller, der das Land dem Parkservice stiftete, um es vor den Interessen der Holzwirtschaft zu schützen. Die Kutschwege, die er damals anlegte, werden heute von Wanderern oder Fahrradfahrern genutzt.

Die Park Loop Road führt an der Ostküste entlang und bietet diverse Parkmöglichkeiten, um  von dort aus mehr oder weniger anstrengende Wanderungen – runter an die Küste oder hoch in die bergige Gegend zu unternehmen.

Ocean Trail

Sand Beach

Thunder Hole

Die Sonne verschwindet allmählich als wir uns auf den Rückweg machen…

Für den zweiten Tag haben wir uns die Wanderung um den Jordan Pond vorgenommen. Ein wunderschöner See, der sich in ca. 2 – 3 Stunden umwandern lässt,

auf schmalen, teilweise stark umwucherten Pfaden…

…mit erstaunlichen Begegnungen am Rande…

teilweise über steile, mit Findlingen und Felsstücken übersäte Strecken

oder man wird zum  Balancieren  auf  Balken aufgefordert…

Kernige Wanderer wären von hier aus aufgebrochen zum „majestätischen“ Mittelpunkt des Parkes, dem Cadillac Mountain (466m hoch und damit höchster Küstengipfel der östlichen USA).  Wir ziehen die Fahrt im Auto vor

und werden mit herrlichen Ausblicken auf Bar Harbor

die umliegende Inselwelt…

 

 

und einem ansehnlichen Sonnenuntergang belohnt…

 

 

 

 

 

20180919 Auf nach Maine!!!

Mit dem Auto Auto von Maryland nach Maine…

…durch die New England Staaten…

Das Ziel heißt Maine, Land der Lobster, Leuchttürme, langer Wanderwege und des „Indian Summer“…

Lobster! Allgegenwärtig!!!

Leuchttürme…

Der beginnende Indian Summer…

Der 1. Teil

Von Georgetown an der Chesapeake Bay in Maryland  über  New York mit Long Island nach Cape Cod in Massachusetts…

Klar, das Lobster-Festival, das vom 2.-4. August in Rockland stattfand, ist vorüber. 44.000 Hummer sind in drei Tagen verspeist worden (ohne uns!!!)… Schade!

Aber es gibt ja noch den „Indian Summer“, der die ausgedehnten Wälder Maines mit prächtigen Herbstfarben überzieht. Und den hätten wir weder im August noch auf dem Wasser erleben können.

Nach so viel Pleiten, Pech und Pannen auf dem Wasser hoffen wir nun – wie schon auf unserer Camper Reise – die Schönheit des Landesinneren und seiner Küstenabschnitte (diesmal von der Landseite aus)  genießen  zu können.

Unser erster Anlaufpunkt ist Long Island, wo wir Brigitte und Frank treffen wollen, die mit ihrer Obelix  vor Huntington im Long Island Sound vor Anker liegen.

Die erste Herausforderung: New York City…Sechsspurig geht’s in die Metropole hinein, um sich mehrfach aufzuspalten in vier- und zweispurige Abzweigungen, durch lange Tunnel hindurch,

über  Brücken mit einer oberen und unteren Fahrbahn,

durch die Bronx bis in die östlichen Außenbezirke, die fast nahtlos in die Halbinsel Long Island übergehen.

Wie im Zeitraffer vergeht der Abend auf der Obelix mit Leckerem aus Brigittes Küche, Wein und interessanten Berichten über die letzten Wochen ihrer Segelreise.

Die Sightseeing Tour am nächsten Tag vermittelt uns ein fast melancholisches Bild dieser Halbinsel. Leer gefegte Strände, Parkplätze mit Flatterband abgesperrt, Kiosks mit zugeklappten Läden. Kaum vorstellbar, dass sich im Sommer nicht enden wollende Autoschlangen auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit auf einem der immensen Parkplätze hier entlang wälzen.

Aber der Laborday, (Tag der Arbeit in den USA) der am ersten Montag im September gefeiert wird, ist vorüber und damit das Ende des Sommers und der Reisesaison gekommen. Der Hausstrand der New Yorker wirkt verwaist…

„Fire Island“ heißt der schmale Streifen Land, der Long Island noch einmal vorgelagert ist und eine herrliche Wanderung – auf dem Boardwalk – durch die Dünen bietet, immer mit Blick auf den Leuchtturm…

…mit sehr engagiertem „Leuchtturmwärter“…

An diesem Abschnitt des kilometerlangen Strandes braucht man keinen Parkplatz. Man fährt – wie die Spuren beweisen – mit dem „Allrad SUV“ bis zum erkorenen Badestrand…

 

Abschiedsfrühstück im Café Kopenhagen…

Völlig anders als die südliche „Gabelzinke“ von Long Island präsentiert sich die nördliche. Während wir gestern an nicht enden wollenden Stränden entlangfuhren,  wo Nobelvillen sich hinter hohen Hecken versteckten, staunen wir heute – auf dem Weg zur Fähre, die uns ans Festland bringen soll – über das krasse Gegenteil: Schroffe Felsküsten, auf denen vereinzelt ein Herrenhaus thront, kleine Gehöfte mit Ackerbau und Viehzucht  und sogar Weinberge (bzw.-felder), die sich in der Ebene ausbreiten …

Mit der Fähre setzen wir von der Nordspitze Long Islands über nach New London, Connecticut. Durch Rhode Island geht’s nach Massachusetts zum Cape Cod.

Wie ein angewinkelter Arm grenzt die Halbinsel ihre gleichnamige Bay vom Atlantik ab.

In der kleinen Hafenstadt Hyannis haben wir das nächste Hotel gebucht. Der Ort erinnert mit seinem JFK Museum und einer großen Gedenkstätte an den beliebten Präsidenten, dessen Familie hier ihre Sommerresidenz hatte.

Das Kennedy Museeum..

Das Kennedy Memorial…

und seine „Rasenpfleger“, die den Martinstag bestimmt nicht fürchten müssen…

Wir erobern von hier aus die Halbinsel Cape Cod zu Fuß, per Fahrrad oder  mit dem Auto. Der beginnende Herbst mit recht kühlen Temperaturen, stürmischen Böen und häufigen kleinen Regenschauern hält die Touristenströme in Grenzen.

So sind wir nicht sonderlich erstaunt, dass wir in Provincetown, der Touristenhochburg mit alternativem Flair, Kunstgalerien wie Sand am Meer, tollen Cafés und Restaurants und der nicht zu übersehenden LGBT Gemeinde so entspannt herumschlendern können.

Hauptstraße Provincetown

 

Das Café Heaven..

 

 

– heavenly –

Nach einem echten Sonntagsfrühstück (23.9.) im – Nomen est Omen – „Café Heaven“  mit Cava und Hummer-Omelette und Egg Benedikt obendrauf, strampeln wir die eingeschobenen Köstlichkeiten auf Leihfahrrädern ab. Düne rauf, durch Nadelgehölze runter, über Holzstege und unbefestigte Wege… Dunkler Himmel, der Wind pfeift durchs Gehölz. Erinnerungen an Nordseeinseln im Herbst.

 

 

Auch der zweite Tag per Fahrrad auf dem Cape Cod Rail Trail, einer ehemaligen, 36km langen Bahnstrecke führt  vorbei an Salzwassertümpeln und -marschen, durch Kiefernwäldchen, über schmale, von Wurzeln durchzogene Waldwege…  Kalt ist’s! 

Alles andere  als einladend wirkt die Küstenlandschaft. Stürmische Böen treiben eine die weiße Brandung an den Strand…

Wie mag das Wetter gewesen sein, als die Pilgrim Fathers auf der Mayflower (am 9. November 1920) an diesem Punkt vorbeisegelten und wie groß ihr Jubel, als sie nach ihrer 66 Tage dauernden, entsetzlich kalten und feuchten Überfahrt die Genehmigung bekamen, hier eine Weile vor Anker zu gehen…

 

Der Leuchtturm von Nauset Beach, der – wegen starker Erosionen – zwischen 1838 und 1923 dreimal versetzt werden musste…

Die Sonne ist gerade untergegangen, als wir – auf der Heimfahrt  – Chatham erreichen. Das Fischerörtchen wirkt mit seinen weiß getünchten Holzhäusern wie aus dem Bilderbuch. Geduckte, von Wind und Wetter gegerbte Holzhäuser an der Pier, wo die Fangflotte nach getaner Arbeit in der Dämmerung dümpelt.

Ein Seehund reckt neugierig den Kopf aus dem Wasser und schaut uns unbewegt mit großen Kulleraugen an.

Aber die noch hell erleuchtete, berühmte Gourmet-Fischbude mit eigenem Sushi Koch schließt gerade vor unserer Nase (die wir – enttäuscht wegen der entgangenen Genüsse – nur noch an der Fensterscheibe plattdrücken können)

 

Da gibt’s zur Abwechslung mal im Hotelzimmer einen guten europäischen Mix: Spanischen Manchego, italienischen Prosciutto, dänisches Vollkornbrot, irische Butter, dazu ein paar spanische Datteltomaten und einen Wein von Cupcake, durch den französischer Burgunder gehuscht sein soll …. Und das – man höre und staune – zu den Wettermeldungen von Claudia Kleinert nach den Tagesthemen…(Im Süden Deutschlands: Sturm mit Windgeschwindigkeiten von 100 – 160km/h am 22. Sept. 2018)

 

Unser nächstes Ziel heißt Camden, das 413 km weiter nördlich, bereits in Maine liegt.

Auf dem Weg dorthin passieren wir Plymouth, dessen Besichtigung buchstäblich ins Wasser fällt. Die Mayflower II, ein Nachbau des kleinen Schiffes, mit dem die Pilgerväter ihre schicksalsträchtige Ozeanüberquerung wagten, um letztendlich hier an Land zu gehen, liegt im Dock zur Restaurierung.  Lediglich auf großen Holztafeln wird die entbehrungsreiche Ozeanüberquerung der „Religionsflüchtlinge“ geschildert.

Die „Plimoth-Plantation“, der authentische Nachbau der ersten englischen Siedlung in Gestalt eines Freiluftmuseums, in dem Schauspieler originalgetreu das Leben und Arbeiten der ersten Siedler darstellen, ersparen wir uns wegen wolkenbruchartiger Regenfälle.