20190719 Ein Städtetrip…über Land…

Ottawa – Quebec – Montreal

Die PIA liegt sicher an einer Boje des TMCC in Toronto, so dass wir beruhigt zu einer Autotour über Land aufbrechen können.

Unser erstes Ziel heißt Ottawa, die Landeshauptstadt Canadas. Wir wohnen „mittendrin“ im ByWard-Viertel, benannt nach Colonel John By, dem visionären Ingenieur und Kanalbauer, dem Ottawa vieles zu verdanken hat.

Es ist glutheiß, als wir am Morgen zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Da kommt uns der Byward Market, eine riesige, überdachte Markthalle, gerade recht. Das Paradies des Schlemmers… symbolisiert durch eine voluminöse, an der Decke hängende Pappmaché Wolke, aus der Würste baumeln, Früchte, ein aus dem Paradies fallendes Mädchen, das gerade eben noch vor dem Absturz gerettet werden kann durch einen dicken, rotwangigen Bauern, der es an den Händen in die Wolke Nr. 7 zurück zieht etc.

Die Verkaufsstände: Allesamt eines Schlemmerparadieses würdig: Käselaibe türmen sich auf, während ihr würziger Duft und der anderer Sorten aus aller Welt  beim Vorbeigehen die Nase umfächelt, daneben Fisch und Meeresgetier, das appetitlicher nicht hätte präsentiert werden können, Fleisch aller Art, dunkle Brotsorten, exquisite Patisserie, französische und italienische Stände, an denen frisch Zubereitetes  gekostet werden kann…

Vor den Mauern des  Marktes überbieten sich die Gemüse- und Obstbauern der Umgebung in der Präsentation ihrer Produkte. Unter schattenspendenden Marktständen leuchten uns die satten Farben der Sommerfrüchte entgegen. Die Angebote sind unwiderstehlich.

(Fotos dieser Appetit anregenden Arrangements liegen leider alle auf dem Grund des Erie Sees.)

Ottawa hat viel zu bieten.

Der Parliament Hill

Auf dem Parliament Hill, über dem Kern des Stadtzentrums thront Kanadas neugotischer Parlamentskomplex, mit seinen Kupfer verkleideten Türmen und dem Wahrzeichen des Center Blocks, dem Peace Tower.

Der Peace Tower

Wir schauen uns die „Northern Lights“ an, eine „Light and Sound Show“, die während des Sommers allabendlich,  nach Einbruch der Dunkelheit, auf das Parlamentsgebäude projiziert wird und in beeindruckenden Bildern (mit Ton) die Geschichte Canadas zeigt.

In einprägsamen Bildern die Geschichte Kanadas…

Im Gedächtnis bleiben die Worte des Erzählers, der Canada als ein Land beschreibt, das Einwanderer immer mit offenen Armen aufgenommen hat und stolz ist auf das friedliche Miteinander seiner Multi Kulti Gesellschaft.     

Eine Gebäude-Kunstwerk-Konstellation, die nachhaltig mein Bild von Ottawa beeinflusst, ist das räumlich fast unmittelbare Zusammentreffen der Basilika „Notre Dame“, der Skulptur „Maman“ und der „National Gallery of Canada“.

 „Maman“, eine überdimensionale, fast surreal wirkende, mehr als 9m hohe Spinne aus Bronzeguss, setzt ihre dünnen, langen Beine wie Greifer auf den Betonboden des Vorplatzes zur Kunstgalerie und wirkt auf den ersten Blick furchterregend.  Unter ihrem Bauch trägt sie ein Netz mit 26 weißen Marmoreiern. 

Nach links schauend wächst die National Gallery – selbst ein imposantes Kunstwerk aus rosa Granit und Glastürmen –  aus dem Boden, zur anderen Seite die mächtige Basilika „Notre Dame“ mit ihrem – in der Sonne silbrig glänzenden Zinndach.

Die Basilika „Notre Dame“

Eine völlig andere Sichtweise der „Spinne“ eröffnet sich, wenn man liest, was die Künstlerin Louise Bourgeois mit ihrer Skulptur ausdrücken wollte. Es ist eine Hommage an ihre geliebte Mutter, die Teppich-Restauratorin war und sich der Wiederherstellung angegriffener oder zerstörter Gewebe widmete, so wie sie sich im übertragenen Sinne – als mächtige Beschützerin – voller Hingabe um das Seelenheil ihrer Tochter kümmerte und damit Gefühle von Angst, Wut und Verlassenheit „zu reparieren“ vermochte. Unter diesem Aspekt gelingt es auch dem Betrachter, die zunächst als bedrohlich empfundene Geste in ein liebevolles Beschützen umzudeuten.

Die Basilika erweist sich als eine Oase der Stille und Kühle. Es tut gut, einfach zu sitzen und das schöne Ambiente auf sich wirken zu lassen.

„Notre Dame“

Den Sternenhimmel betrachtend, bemerken wir nicht, dass inzwischen eine Organistin an der Orgel Platz genommen hat. So bekommen wir (wahrscheinlich) die Probe zu einem Orgelkonzert mit und das völlig kostenfrei!!!

Die National Gallery ist wuchtig, großartig, lichtdurchflutet, bietet tief im Inneren zwei schöne Innenhöfe, eine interessante Architektur, die weltweit größte Sammlung kanadischer Kunst und eine Cafeteria mit Gourmet-Schmankerln, die wir nicht umgehen können.

Aufgang zu den Galerien…
Einer der beiden Innenhöfe
Unter den Glastürmen der Scotiabank Great Hall…
…mit Bistrot…

Der letzte Tag in Ottawa gehört den „Ottawa Locks“, einer Serie steiler, stufenartiger Schleusen, die das nördliche Ende des  200km langen Rideau Kanals bilden. (Dieser mündet, sich „unterwegs“ mit diversen Wasserflächen vereinend, bei Kingston in den Ontario See.)

Sieben Schleusen befördern vom Ottawa River hinauf in den Rideaucanal…
Handbetrieb!!!
Das sieht ordentlich aus!

Alle sieben Schleusentore werden von Hand bedient.  Wir schauen dem Schleusen zu und wundern uns über die teilweise recht chaotischen Manöver der Sportboote, denen – wie beim Fußball – von den Möchtegern-Kapitänen an der Schleusenmauer gute Ratschläge zugerufen werden.

QUEBEC

Der spontane Aufbruch zu unserer Städtetour und das Fehlen eines Reiseführers ließ keine Zeit zu einer gründlichen Reisevorbereitung. So nehmen wir das von den Städten auf, was wir mit allen Sinnen erfassen können.

Für Quebec bedeutet das: Leben wie Gott in Frankreich oder in der Bretagne oder auch ein bisschen Heidelberg mit Schloss und Altstadt…Dazu gibt’s noch die zum Unesco Welterbe gehörenden Festungsanlagen mit teilweise  erhaltener Stadtmauer und eine Zitadelle.

Blick von der Festungsanlage auf das am St. Lawrence- Strom gelegene Quebec…
Schloss Frontenac mit der berühmten Flaniermeile
“ Terrace Dufferin“ hoch über dem Fluss…
Im Sommer tummeln sich hier die Straßenkünstler, im Winter sausen die Schlitten von weiter oben hinunter…

Seil-tanzender Clown…
In der Stadt…
mit Blick auf das Schloss
Nur zwei Personen sind echt!!!
Eine fantastische Wandmalerei!

Eine Stadt mit äußerst interessanter Geschichte, dazu attraktiv, quirlig und ein echtes Paradies für Schlemmer.

Wir wohnen wieder mittendrin, im „La Maison St. Ursule“, einem kleinen alten Wohnhaus, das zeitweise als Unterkunft für die Nonnen des benachbarten Ursulinenklosters diente…gemütlich!!! (Die Ursulinen von Quebec gründeten übrigens 1641 die erste Mädchenschule Nordamerikas)

“ Maison St. Ursule“
Unterm Dach…
Nachbarhaus…
Wie in Frankreich!!!
Straßencafé…
Hinunter ins „Vieux Port Viertel“
Und Blick nach oben…
Und was gibt’s hier????
Lecker war’s…

Die Altstadt oder das Quartier Latin pulsiert. Enge Gassen, durch die sich viele Touristen schieben, Straßenkünstler – teilweise in historischen Kostümen -, Restaurants mit französischen Klassikern auf der Speisekarte, Straßencafés, Crèperien deren Duft in die Gassen dringt, üppiger Blumenschmuck in Kübeln, an Balkons und Fenstern und…. FRANZÖSISCH!! Wohlklang in den Ohren!

Natürlich versuchen wir uns zu assimilieren und unsere Französisch Kenntnisse zu reaktivieren. Dabei können wir – völlig ohne Scheu – drauf los plappern; denn wenn das entsprechende Vokabular fehlt, kann man getrost auf Englisch ergänzen oder weiterreden. Man versteht! Herrlich unkompliziert!

Auf allen Plätzen hängen kleine Tafeln mit einem Zeitplan für den jeweiligen Auftritt eines Straßenkünstlers an dieser Stelle. Morgens, mittags oder abends kann man – für jeweils 2 oder 3 Stunden – Jongleure, Feuerschlucker, Clowns, Seiltänzer oder allerlei Akrobatik bestaunen. Gleich abends erleben wir eine sehr zierliche, hyperbewegliche, junge Australierin, die total verrückte Sachen mit ihrem „einreifigen Rhönrad“? anstellt und anschließend sehr witzig um eine Spende bittet, indem sie die Zuschauer fragt: Findet ihr nicht auch, dass ich nach dem hohen Energieaufwand ein kräftiges Essen haben sollte, um den Bereich um meine Rippen herum ein wenig aufzupolstern??

Zum Glück hat Peter diesmal einige Fotos gemacht… Einige bekam ich über Whatsapp zurück! Danke dafür!

Am letzten Tag wird’s sportlich! Wir schauen wir uns die Wasserfälle von Montmorency an, die wohl höher sind als die Niagarafälle aber nicht so spektakulär…

Wasserfälle von Montmorency…
Bevor man an der Zip Line über den Wasserfall saust, muss man unterschreiben, dass man „herzgesund“ ist…
Stausee oberhalb des Wasserfalls
Hinunter geht’s über eine Treppe…
Die Treppe…

Vom Fuß des Wasserfalls kraxeln wir über ziemlich geröllige Wege wieder hoch zur Brücke…

Dann geht’s nach Montreal. Eine Großstadt französischer Prägung, mit allem, was dazu gehört: der Kathedrale Notre Dame (wie in Ottawa und auch nicht abgebrannt), wunderschönen historischen Gebäuden, interessanter neuer Architektur, dem „Resó“ einem Netz unterirdischer Tunnel und Gänge, das Geschäfte, Büros, U-Bahn-Stationen und Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet (wie „The Path“ in Toronto) und damit den Aufenthalt in der winterlichen Kälte stark verkürzt und einer sehr lebendigen Multi Kulti Altstadt mit entsprechender Gastronomie.

Die Fotos dazu bleiben der Fantasie des Lesers überlassen oder er findet sie auf den Seiten des Herrn Google…meine sind untergegangen….

Gerne wären wir ein wenig länger in dieser Stadt geblieben aber in drei Tagen werden unsere neuen Gäste Alex und Kurt an Bord sein. Wir fahren zurück nach Toronto.

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