20160131 Unser neues Crewmitglied

Es geht wieder voran. Nicht nur segelnderweise, sondern auch im Dinghi. Seit 14 Tagen ist die „Ein-Mann-Paddelkraft“ auf der Ruderbank durch einen „Drei-Pferdestärken-Zweitakter“ am Heck des Dinghis ersetzt.
Das bedeutet: Unsere ökologisch korrekten, Muskel-kräftigenden und Abgas-freien Fahrten zum Dinghi-Dock sind wieder einer schnöden, mäßig schnellen Stinkefahrt gewichen.

20160112 Mustique

ist anders. Und das in jeder Beziehung. Allzu viele Besucher hält man sich durch Restriktionen vom Leib. Yachten müssen z. B. eine Boje nehmen und lassen sich häufig abschrecken vom Preis, der für die erste Nacht gezahlt werden muss (allerdings für zwei weitere Nächte gilt, was nur im Kleingedruckten zu finden ist). Schiffe mit mehr als 25 Personen an Bord sind nicht zugelassen, für Tagesausflügler wird eine Pro-Kopf-Besichtigungsgebühr verlangt.

Wir betrachten die Insel am ersten Abend lediglich vom Schiff aus. Aus der berühmten „Basils Bar“, die unmittelbar vor unserer Nase auf Pfählen ins Wasser gebaut ist, dringt munteres Geplapper und leiser Jazz zu uns herüber.

Man sitzt beim „ Sundowner“, der heute – nach vielen Tagen des einfachen Verschwindens der Sonne hinter Wolkenbergen – seinen Namen mal wieder zu Recht trägt.

Wir genießen ihn vom Cockpit aus…

Das Wasser unter uns ist glasklar, Schildkröten und sogar ein Rochen gleiten unter uns hindurch und das Riff am Südende der Bucht soll ein lohnenswertes Schnorchelrevier sein.

Aber wir wollen vor allen Dingen die Insel sehen, von der wir schon so viel gehört haben. Paddelnd gelangen wir an das Dinghi-Dock, an dem die Boote durch die Brandung ziemlich heftig auf und ab bewegt werden.

Die schöne Uferstraße, nach Süden hin sich wie eine kleine bewaldete Allee fortsetzend, führt zur anderen Seite am Fischmarkt vorbei und lädt mit hübsch verzierten, pastellfarbenen Häusern nicht nur zum Fotografieren ein.

Der Duft von frisch gebackenem Brot, Törtchen und Kaffee zieht uns magisch in die „Sweetie Pie Bakery“, eine französische Patisserie mit entsprechenden Leckereien und NESPRESSO!!! (Leider wird kalte, nicht geschäumte Milch lieblos in den guten Kaffee gekippt 🙁 🙁 )

Steil bergauf und bergab windet sich die Uferstraße in die nächste Bucht, an deren Hänge sich das kleine und einzige Örtchen Lovell schmiegt. Saubere Häuschen mit gepflegtem Außenbereich und zwei Schulbusse (Pick-Ups), die die Kinder vor der Haustür absetzen, zeigen uns, dass die Insel nicht ausschließlich von Superreichen bewohnt ist.

Vom Gästehaus „The View“ haben wir einen tollen Blick über die Bucht.

Zunächst trauen wir uns nicht, die Straße, die offensichtlich ins Inselinnere führt zu betreten, da auch hier darauf hingewiesen wird, dass die Benutzung letzterer nur mit Sondergenehmigung gestattet sei.
Auffahrten, von blühenden Büschen oder wilden, duftenden Sträuchern gesäumt, führen zu versteckten Juwelen, deren Zutritt dem „Normalo“ mit dem Hinweisschild:

“Trespassing not allowed, Private Property“

verwehrt bleibt.

Basils Bar ist für alle Besucher offen. Wir nehmen den Sundowner heute hier – bei Super Live Musik – und können am Ohrenschmaus während des Abendessens an Bord und bis in die Nacht hinein teilhaben.

Am nächsten Tag lassen wir uns vom Taxi an die Ostküste der Insel, an den Macaroni -Beach bringen. Die Fahrt durchs Inselinnere erinnert an Sylt. Ursprünglichkeit und Natur-belassene Ordnung wechseln sich ab. Tennisplätze, eine Reitanlage, Volleyballfelder sehen sehr gepflegt aber ungenutzt aus und es lässt sich vermuten, dass man lieber den hauseigenen Pool oder Privatstrand nutzt.

Auch die Picnic-Stellen am Strand haben Reservierungsschilder. Auf ihnen wird mit Datum und Uhrzeit angezeigt, wann die großen, Palm-gedeckten Sonnenschirme mit Bänken und Tischen darunter, für die Villa Blablabla frei zu halten sind.

Prompt rückt eine Fahrzeugkolonne mit einem riesigen Lunch-Buffet für die Hotelgäste des „Cotton-House“ an und man vertreibt uns aus der Palmenhütte.
Kurze Zeit später hätten wir den Platz wieder einnehmen können, da es zu regnen beginnt und die Lunchgäste es vorziehen, im „Cotton-House“ zu Mittag zu speisen…

Wir machen uns auf, den Küstenweg entlang zu wandern. Immer wieder weisen Schilder an großzügigen aber nicht einzusehenden Auf- oder Einfahrten auf die im Grünen versteckten Privatvillen hin.

Namen wie „White Cedars“ oder „Sapphire“, (eine Villa, deren blaue Dächer Namens-gebend sind) finden wir am Abend (zur Vermietung angeboten) im Internet und staunen nicht schlecht über die Wochen, bzw. Tagespreise.

Mustique hat nicht nur den Nimbus des Exclusiven, die Insel ist es einfach.
Sie bietet alles, was der Erholungssuchende (mit entsprechendem Geldbeutel) braucht. Ursprünglichkeit neben Komfort und Luxus aller Art, exzellente Köche am Herd der beiden Hotel-Restaurants, Ruhe und Abgeschiedenheit, wilde und ruhige Strände…

und die Möglichkeit, ausgedehnte Spaziergänge zu machen, ohne Wandergruppen zu begegnen.

Also Summa summarum eine Insel, die dem gemeinen Segler nicht viel zu bieten hat aber für den Hotelgast des „Cotton House“ oder Mieter einer dieser Luxus-Villen mit Hausmädchen, Koch, Gärtner und Geländewagen paradiesisch sein wird 🙂 🙂 🙂 …

20160111 Canouan

Wir laufen in die Charlestown-Bay von Canouan ein. Boatboy Shem – mit einem breiten Zahnlücken-Lächeln und strahlenden Kulleraugen – rauscht heran und fragt, ob wir ankern wollen oder eine Boje haben möchten. Wir wollen die „Behindertenboje“, in unmittelbarer Nähe des Dinghi-Docks, da wir ja „Außenborder-amputiert“ sind und mit möglichst geringem Paddelaufwand an Land gelangen möchten. Wir bekommen sie. Vor uns das Willkommensschild des Tamarind Hotels, links davon der gepflegte Hotelstrand (der übrigens jeden Morgen mit großen Rechen von Seegras befreit wird) und die Strandbar.

Zum Sundowner haben wir die Rezeption(mit allerbestem WiFi)für uns alleine. Kein einziger Gast ist zu sehen, Hotel, Restaurant, Bistrot und Bar dunkel und vollkommen unbelebt.

Das ändert sich am nächsten Tag. Es ist Samstag, d.h. Neubelegung von Hotelzimmern und Crew-Wechsel auf Schiffen. Sukzessive reisen Gäste an und ab. Die Abreisenden kommen allerdings von der Seeseite. Weit draußen ankern zwei Luxusyachten. Livrierte sausen mit schicken Beibooten heran, um ihre Herrschaft mitsamt der Kofferberge am Dinghi-Steg abzusetzen. Von dort geht’s mit dem Taxi zum 2km entfernten Flughafen, der seit einigen Jahren auch Privat-Jets eine Landebahn bietet.

Abends können wir das Prozedere in umgekehrter Richtung beobachten.

Auf Schusters Rappen wollen wir die Insel erkunden. Wohlwissend, dass der nördliche Teil der Insel im Privatbesitz der „Canouan Resort Development Company“ ist, die dort ein Resort der Extraklasse hat entstehen lassen (zu dem in der Regel kein Zutritt gewährt wird), machen wir uns genau dorthin auf den Weg.

Das Örtchen – in den Hochglanzprospekten des Resorts als „City-Center“ bezeichnet, scheint allmählich aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen, denn neben den üblichen Holzhäusern (und auch noch Wellblechhütten) sieht man bereits etliche, größere Häuser aus Stein.
Eine sehr steile Straße bringt uns an die Ostküste, die dem Atlantik zugewandte Seite. Was sich uns bietet sind atemberaubende Ausblicke.

Bergauf, bergab, in Bögen immer wieder der Küstenlinie folgend, wandern wir in der größten Mittagshitze in Richtung Norden… bis wir vor dem Eingangsportal des Resorts stehen.
Zwei junge Angestellte beraten sich ein wenig verlegen, ob sie uns den Durchgang zum weiter oben gelegenen Bistrot gewähren sollen, werden aber barsch zurecht- und wir zurückgewiesen, als ein „Vorgesetzter“ im Auto an die Schranke heranbraust. So. Das war’s. Bis hierher und nicht weiter.
Ein paar Fotos von einem Felsvorsprung lassen die Exclusivität dieser Einrichtung erahnen und die Recherche im Internet bestätigt sie mit entsprechenden Preisen.

Wir kehren – nach einem Bade-Abstecher

zurück in unsere Bucht und genießen den späten Sonntagnachmittag an unserem „Hausstrand“.

20160107 Erholsame Tage…

Sylvester feiern wir auf Union Island. Am Neujahrstag geht’s zurück in die Cays.
Wir ( Zwei von der PIA und die drei Obelixens) erleben dort tolle Tauch- und Schnorchelgänge, kleine Inselbesteigungen und Dinghifahrten in pechschwarzer Nacht bei viel Wind und noch mehr Welle aber immer in allerbester Stimmung.

Seit zwei Tagen liegen wir nun in der Saline-Bay, der Bucht im Süden von Mayreau und….lassen die Seele baumeln.

Nach drei Tagen in den herrlichen aber sehr windigen und welligen Cays fühlen wir uns hier wie eine Ente im Teich. Strahlend blauer Himmel, Sonne, angenehme Temperaturen, keine Wellen, mäßiger Wind und wenige Bootsnachbarn.

Ein Spaziergang über den Inselberg weht würzigen Kräuterduft in die Nase, zeigt frisches, üppiges Grün allüberall, gewährt herrliche Ausblicke auf die umliegenden Inseln und bringt uns schließlich in die, im Norden gelegene Saltwhistle Bay, die durch einen schmalen, Palmen-bestandenen Landstreifen von der Luvseite der Insel getrennt ist. Auf dieser Seite: etwa 30 Kitesurfer.

Könner toben sich aus, Anfänger plagen sich z.T. ziemlich vergeblich mit dem windgierigen Ungetüm herum… Auf der Leeseite: 20 Catamarane – wie Reihenhäuser auf dem Wasser – fast aneinander geschmiegt…

Die Crews tummeln sich am Strand (mit allerfeinstem weißen Sand), sitzen in den Bars oder schlendern an den Souvenirständen entlang…

Kuriositäten am Rande:

Unsere Bar:

Wir freuen uns, über den Berg wieder in unsere ruhige Bucht zurückkehren zu können.

Hinter dem nördlichen Zipfel von Union Island geht die Sonne unter, just als wir den Sundowner im Glas haben.

Heute Morgen 8.00h.

Ein Ausflugskatamaran von Union Island rauscht heran. Das Großsegel saust herunter, der Cat fährt unmittelbar vor dem Dinghi-Anleger eine Wende, fährt rückwärts an ihn heran, ohne jedoch anzulegen und man schmeißt förmlich Kisten und Kasten auf den Steg. Allmählich vom Strand wegdriftend, muss er das Manöver dreimal wiederholen, um alle mitgebrachten Schätze – wie auch Steeldrums – entladen zu können. Dann rauscht er davon.

Unser erster Gedanke: Heute, Kinder, wird’s was geben…

Um 9.00h bekommen wir Besuch von Chris. Er liegt mit seiner „All-In“ neben uns, kommt aus der Nähe von Koblenz und möchte Bücher tauschen oder verschenken (wie das bei Langzeitseglern so üblich ist).
Er kennt sich mit der Insel und ihren Bewohnern sehr gut aus und hat uns viel zu erzählen. Er weiß auch, dass das geschäftige, morgendliche Treiben mit der „Wind Star“ zu tun hat, einem exclusiven, Kreuzfahrtsegler, dessen vier Masten hinter dem Landzipfel der nächsten Bucht herausragen.

Ein Rettungsboot nach dem anderen tuckert aus der Nachbarbucht herbei und entlädt die Exclusiv-Urlauber am Dinghi-Steg. Wir staunen nicht schlecht, als wir erkennen können, was sich während unseres Morgenplausches am Strand so alles getan hat: Etwa 30 königsblaue, große Sonnenschirme sind – eher als Windschutz – mit der Öffnung zum Strand hin, schräg in den Sand gesteckt, königsblaue Liegen mit matt-golden schimmernden Füßen und farblich passenden Strandlaken warten auf die Benutzer, die Strandbar, ein weißes Zelt, hält alles für den Durstigen bereit und die Klänge der Steelband überziehen angenehm die Bucht.

Auch der Drang, sich sportlich zu betätigen, kann befriedigt werden. Während die wohl etwas älteren Herrschaften an der Wassergymnastik im seichten Wasser teilnehmen, kurven die jüngeren auf Wasserskiern um uns herum, paddeln flott oder ein wenig ungelenk auf „Stand-up“ Brettern in die Bucht hinein oder fahren in Zweier-Kajaks umher.
Ein solcher nähert sich uns, besetzt mit zwei Ladies mittleren Alters.
„Oh, sorry, wir mussten mal ein wenig näher an euer Schiff herankommen. Es gefällt uns so gut. Habt ihr das hier gechartert?“
„ Nein, es gehört uns.“
„Ach, habt ihr das hier gekauft?“
„Nein, in Deutschland.“
„Und ihr seid etwa – all the way down – gesegelt??? Über den Atlantik??? Zwölf Tage ohne Unterbrechung?? Tag und Nacht… ihr könnt auf dem Schiff schlafen? (Ist das der Zweifel am Vorhandensein einer geeigneten Schlafkoje auf so einem kleinen Katamaran oder an der psychischen Stabilität der Eigner, in einer solchen Situation überhaupt schlafen zu können?) (Insgeheim warte ich auf die Frage: Ohne zwischendurch zu ankern ? Aber die kommt nicht. Da kennen sich die Ladies wohl aus…) Ja und euer Motor? Die Frontfrau deutet auf den Außenborder, der am Heck angebracht ist. „Nein, das ist der Motor fürs Dinghi.“ In jedem Rumpf befindet sich ein Motor für den Cat.
„Aha“ , irgendwie ungläubiges Staunen…

„Wir sind von der „Wind-Star“, 120 Gäste und 97 Menschen vom Personal kümmern sich um unser Wohlergehen. Das ist wirklich sehr angenehm. Oh Yeh! Have a nice day and take care!“

Ende der Strandparty. Das letzte Rettungsoot kehrt mit seinen wohlbehüteten Gästen zum wartenden Viermaster zurück.