20170523 Der dritte Satz…

mit Unterbrechung auf ChubCay.

Nicht mehr lange werden wir dieses unglaublich klare und schillernd türkisfarbene Wasser befahren.

Letzte Genüsse:…

Einer dieser Genüsse hat Premiere: Für uns die ersten Erdbeeren der Saison…auf selbst gebackenem Schokoladenkuchen mit Sahne….Hmm!!! Da lacht das Herz und die Zunge schlägt Purzelbäume…

Das alles vor der wunderschönen Kulisse von ChubCay…

Wir schwimmen zur Insel rüber und steigen vor einem „Willkommenschild“ aus dem Wasser:

CLOSED ISLAND

Betreten für Ankerlieger und Anlanden von Beibooten VERBOTEN.

Wir machen die Augen zu, einen Bogen um das Schild und spazieren auf der nicht beschrifteten Rückseite desselben am Strand entlang. Wunderschöne, gepflegte Häuser, die alle (seltsam) unbewohnt zu sein scheinen.

In einem Haus werden – hörbar – Holzarbeiten ausgeführt. Wir fragen einen anderen Strandspaziergänger, was es denn mit dieser Insel auf sich habe. Er sagt uns, dass Hurrican Matthew im vergangenen Jahr über die Insel hinwegfegte, die komplette neue Marina mitsamt der Schwimmpontons – genau 14 Tage vor ihrer Eröffnung – zerstört habe und man nun wieder dabei sei, alles aufzubauen.

Wieder an Bord beschließen wir, mit dem Beiboot den offiziellen Zufahrtskanal zur Marina zu nehmen. Gesagt- getan. Wir sehen tolle Anlagen, super gepflegt, Gärtner zwischen Bergen von Rindenmulch in frisch angelegten Pflanzen- und Blumenbeeten….

Ein riesiger Infinity-Pool mit großzügiger Poolbar lädt zum Baden ein…

Als wir uns der Terrasse des Marina-Gebäudes nähern, (vielleicht gibt‘s hier einen kleinen, feinen Apero) werden wir vom Marina-Manager zur Welcome Party eingeladen, die in einer Stunde losgehen soll.

Er fragt dann, in welchem Haus wir wohnen.

Haus???? Nein, wir ankern mit unserem Catamaran vor dem Strand.

Oh, das tut mir leid, sehr leid! Dann muss ich die Einladung leider zurücknehmen. Nur Clubmitglieder und geladene Gäste dürfen teilnehmen….Aber wie sind Sie hergekommen?

Per Dinghi. Festgemacht haben wir am offiziellen Dinghi-Dock.

Und Sie sind nicht aufgehalten worden von der Security? Hm…(Haben die geschlafen?…liest man aus seinem Gesicht…)

Wir haben noch ein sehr angeregtes Gespräch mit ihm, er beglückwünscht uns zu unserem schönen Katamaran, entschuldigt sich wiederholt für die Abweisung, beteuert aber, dass er sich freuen würde, uns im kommenden Jahr – wenn die Marina wieder geöffnet sein wird – als seine Gäste begrüßen zu dürfen.

Der Mojito zum Sundowner auf der PIA ist wahrscheinlich eh Klassen besser, als er dort gewesen wäre….

Am nächsten Morgen geht’s weiter. Ein herrlicher Segeltag, der uns abends Bimini-Island erreichen lässt, wo wir ursprünglich ankern wollten.

Da der Wetterbericht aber die Entwicklung eines Sturmtiefs an der Küste Floridas ankündigt, ziehen wir es vor, die Nacht durch zu segeln.

Als ich die Wache übernehme, sind wir bereits im Golfstrom. Ruhige lange Wellen schieben uns mit, versuchen, uns zu überholen und brechen vorne am Rumpf. Die Schaumkämme laufen seitlich ab und werden vom grünen Positionslicht toll illuminiert. Nur unter Genua laufen wir zeitweise 10kn.

Die ganze Nacht über hebt sich der westliche Horizont rötlich von der Wasseroberfläche ab. Sind das die Lichter von Florida????

Um 6.00h können wir erkennen, dass es so ist.

Um 7.00h erreichen wir das Inlet von WestPalmBeach. Als „Inlet“ werden die Stellen bezeichnet, an denen der breite Küstenstreifen, der den Intracoastal Waterway und den dahinter liegenden Kontinent vom Atlantik trennt, einen Durchlass hat.

Jetzt wird’s spannend. Unser großes Glück: Wir haben die besten Scouts, die man sich denken kann: Die Obelixe… Mit allen, zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln sind wir von ihnen auf diesen Augenblick vorbereitet worden…

20170520 Der zweite Satz…

Vom Exuma – Land und Wasser – Naturpark in die Glitzerwelt von Nassau…

Gleich zwei Probleme müssen vor der Weiterfahrt diskutiert werden: Wollen wir – auf schlecht haltendem Ankergrund – vor Nassau, in starker Strömung ankern oder lieber einen sicheren Stadthafen anlaufen. Wir entscheiden uns zunächst mal für einen Stadthafen. Das sich daraus ergebende zweite Problem: Können wir die beiden – vor den Stadthäfen liegenden – Brücken passieren, ohne das Risiko, den Mast zu verlieren?

Die Brücken-Durchfahrtshöhe ist angegeben mit 69ft., d.h. ca. 21m. Unser Mast, incl. der Antennen hat 21.30m, also knapp 70ft, und ist somit etwa 30cm zu hoch. In Europa geht man bei der Festlegung der Brücken-Durchfahrtshöhe immer vom Hochwasserstand aus. Gilt das auch auf den Bahamas??? Wir hoffen es. Das Wasser fällt oder steigt dort innerhalb einer Tide um etwa 60cm, d.h. wenn wir unsere Durchfahrt so timen können, dass wir die Brücken bei Niedrigwasser passieren, könnte es klappen. Wir wollen es versuchen und reservieren zwei Nächte in der Harbour-Central-Marina.

Niedrigwasser in Nassau ist heute für 18.00h angegeben, d.h. der Wasserspiegel sollte dann um ca. 60cm unter dem des Hochwassers liegen. Das dürfte reichen.

Diesmal passt uns die schnelle Rauschefahrt der PIA überhaupt nicht, da wir zwei Stunden vor Niedrigwasser bereits an den Brücken sind. Das Wasser könnte zum jetzigen Zeitpunkt ein wenig mehr als 30cm gefallen sein.

Eine Wahnsinnsströmung treibt uns mit 5kn Richtung Brücke. Peter will es dennoch wagen. Wie im Rio Guadiana dreht er die PIA kurz vor der Brücke, um rückwärts durchzufahren und sie notfalls – beim Touchieren – mit Vollgas aus der Gefahrenzone heraus manövrieren zu können. Ein gewagtes Manöver, das mein Herz bestimmt nicht aus purer Freude rasen lässt. Extreme Anspannung auch bei Peter…

Aber: die erste Durchfahrt gelingt…

Die zweite sollte nun eigentlich kein Problem mehr sein. Es kommt anders. Peter will die PIA in Fahrt und Strömungsrichtung drehen aber sie wird augenblicklich seitlich von der Strömung erfasst und mit hohem Tempo Richtung Ufer getrieben. Nur mit Vollgas gegensteuernd gelingt es ihm, sie rechtzeitig – vor Erreichen des Ufers und dem Gegenverkehr ausweichend – wohlbehalten – auch wieder rückwärts durch die zweite Brücke zu steuern.

Mit ziemlich trockenem Mund und ein wenig zittrig machen wir zwischen den dicken Pollern der Harbour-Central-Marina fest.

Eine der beiden Brücken.

Von Land aus betrachtet: hoch, harmlos, strömungsfrei

Providence Island mit der Hauptstadt der Bahamas – Nassau – ist lediglich durch eine Brücke mit dem „Paradise Island“ verbunden. Den werbewirksamen Titel trug die vorgelagerte Insel nicht immer. Früher, als hier nur Müll herumlag, hieß sie Hog Island. Doch dann wurde aufgeräumt und es entstand eine Art Freizeitpark der oberen Luxusklasse mit Hotels, Clubs, Restaurants, Golfplätzen, Aquarium, Wasserfällen, Luxusboutiquen und dem größten Spielkasino der Karibik, das berühmt wurde durch den James Bond Film „Casino Royale“.

Wir haben einen herrlichen Blick auf die imposante Hotelanlage mit dem berühmten Casino.

Der Blick vom Cockpit aus nach hinten zeigt die „Landungsbrücken“ der Kreuzfahrer.

Bis zu sechs dieser gigantischen „schwimmenden Hochhäuser“ haben hier nebeneinander Platz. Die Vorstellung, dass hier – an einem Tag – von sechs Schiffen jeweils bis zu 3500 Menschen ausgespuckt werden können, lässt den Gedanken an „Platzangst“ im Paradies“ aufkommen.

Rosa scheint die Lieblingsfarbe der Bahamians zu sein. Alle öffentlichen und wichtigen Gebäude haben sie; auch das Casino und viele Villen von wohlhabenden Bürgern dieser Insel.

Um den Kreuzfahrer-Terminal herum ist eine Art Kunststadt entstanden, die sich an den Fuß des höher gelegenen Stadtteils mit den oben beschriebenen Herrschaftshäusern schmiegt.

Ganz im Gegensatz dazu steht der Stadtteil, der sich zur anderen Seite der Brückenauffahrt nach Paradise Island ausdehnt: Kleine Häuser, zum Teil verfallen, verwilderte Gärten, verlassene Hütten, Läden die Günstiges und Ramsch anbieten aber auch einen Supermarkt, der unsere Augen – angesichts dieses Riesen-Angebots – riesengroß werden lässt. Unter Anderem: ERDBEEREN!!!!

Die Köstlichkeiten werden fix im Kühlschrank verstaut, dann geht’s (per Dinghi) rüber nach Paradise Island (in den „Paradise Harbour Club & Marina Komplex) zum Apero.

Allen Unkenrufen zum Trotz werden wir weder angehalten noch am Betreten der Clubanlagen gehindert oder nach dem Grund unseres Besuches gefragt.

Niemand bemerkt uns. Wäre auch ein Wunder! Hier ist man mit sich selbst beschäftigt. Grandiose Empfänge auf Luxusyachten, Sehen und Gesehen-werden auf der Flaniermeile.

Eine Katamaran-MotorYacht: 40,60m lang, 10,70m breit, Höhe???

Preis: 41.000.000 USD (Beschreibung im Internet zu finden)

Ein Rundgang durch das „Casino Royale“, in dem – glaube ich – alle Glücksspielarten dieser Welt möglich sind, lässt unseren Geldbeutel unangetastet.

Viel verführerischer erscheint uns das Restaurant, in dem extravagante, herrlich dekorierte und duftende Speisen an unserer Nase vorbei getragen werden. Leider muss man hier vorreservieren.

…abartig süß… unterirdisch schlecht…überirdisch teuer…

Peter opfert sich…

So gibt’s – auf der Mauer zum Millionenbecken – lediglich einen Daiquiri – aus dem riesigen Cocktail-Knochen (Plastikglas) für 30,-USD!!!

Fazit für Segler: Nassau eignet sich hervorragend für einen Crew-Wechsel (Int. Flughafen) sowie für einen Großeinkauf vor einem längeren Törn durch die Bahamas; der hiesige Aufenthalt sollte aber – zur Schonung pekuniärer Ressourcen – so kurz wie möglich gestaltet sein….

20170524 In drei Sätzen nach Florida

Jetzt aber ein bisschen Tempo, bitteschön! Obelixens warten bereits seit einer Woche in WestPalmBeach und wollen weitersegeln in Richtung Canada. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und wenn wir noch ein kleines Stück des Weges mit ihnen zusammen segeln möchten, dann sollten wir nun in Richtung Florida aufbrechen.

Die Fahrt von „Staniel Cay“ nach „Warderick Wells“ gleicht dem Entlangsegeln am unteren Rand der Farbpalette: Königsblau bis Helltürkis…

Nach nur drei Stunden erreichen wir den „Exuma Land- and Sea-Park“ mit seinem Headquarter auf „Warderick Wells“. Er ist etwa 100km² groß, steht unter strengem Naturschutz und das Einhalten der mannigfaltigen Besucher-Regeln wird strengstens kontrolliert.
In sanftem Bogen ziehen sich die Bojen in Richtung Headquarter und ermöglichen das Strömungs-bedingte Schwojen der Boote von West nach Ost über einem schmalen, ausreichend tiefen Graben.

Wir laufen bei Niedrigwasser ein und sehen – etwa 20m neben uns – Menschen durch nur noch knöcheltiefes Wasser waten. Da ist man schon bemüht, das Bojenmanöver – trotz starker Strömung – ziemlich flott abzuschließen.
Drei Tage bleiben wir in diesem Naturpark, in dem es kein Telefonnetz, nur ab und zu und außerdem schlechtes Internet, kein Wasser, keinen Diesel und keine Möglichkeit gibt, seinen Müll los zu werden. Schön ist’s…


…zur kostenlosen Nutzung für die Besucher

Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Boo Boo Hill, der seinen Namen einem schrecklichen Ereignis zu verdanken hat. Ein Schiff zerschellte an der felsigen Ostküste, viele Menschen ertranken und man sagt, dass die Geister der Toten sich durch „Boo“-Rufe, die beim Einrauschen der Meeresbrandung aus den Blowholes dringen, in Erinnerung bringen wollen…


Manchmal schießt auch Wasser heraus! Abstand halten, wenn man nicht nass werden möchte..


Blick vom höchsten Punkt der Insel „Warderick Wells“…


Hier darf sich jeder Besucher verewigen, allerdings nur auf Treibholz! Neue Planken werden umgehend beseitigt.


Wir beobachten ihn, wie er – auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf – immer wieder testet, ob sein Hinterteil in die auserkorene Höhle passt.

20170514 Staniel Cay

oder „Thunderball“ zwischen schwimmenden Schweinen und Ammenhaien…

So in etwa könnten die Attraktionen dieser Insel touristisch vermarktet werden.

Am Abend des 14. Mai schlängeln wir uns, gegen das Licht der untergehenden Sonne, durch die mäandernden Untiefen dieses Cays in die „Schweinebucht“. Hier sind wir nicht alleine. Da die Bucht gut geschützt ist gegen Nordostwind, der morgen mit bis zu 40kn blasen soll, ankern bereits etliche Yachten jeglicher Größe hier. Die Hecks zweier großer Motoryachten spucken 6 bis 8sitzige (hochmotorisierte) Beiboote aus, die ihre muntere, johlende Fracht an den Strand, zu den Schweinen bringen, während der Rest der Gäste mit lauter Musik (und später auch entsprechender Illumination) Party feiert…

Am nächsten Morgen springen wir – zum Frühsport (fünf Runden um die PIA) ins Wasser und ich bin fast schneller wieder auf der Passerelle, als ich sie verlassen habe. Etwa 1.50m unter mir schwebt ein riesiger schwarzer Manta davon. Nicht unbedingt gefährlich aber erschreckend majestätisch (zum Salzwasser verschlucken!!!) und Respekt einflößend.
Peter zieht trotzdem seine Bahnen, kommt dann aber plötzlich ziemlich aufgeregt zurück und verlangt den Fotoapparat.
Auf dem Meeresboden, im Schatten der PIA, tummeln sich zwei Ammenhaie: „Händchen-haltend“… Jesper und Thies auf dem Weg in die Kita????


…mit Putzkolonne auf dem Rücken…

Bis zum frühen Nachmittag strahlt die Sonne.
Dann färbt sich der Himmel dunkel violett. Eine starke Böe jagt die nächste, die liebliche Schweinebucht wird zum Hexenkessel.

Boote werden unsanft auf und ab bewegt und rollen in den kurzen, steilen Wellen. Auch die „Ti Pia“, unser Beiboot, tanzt den Hexentanz. Auf und ab, von rechts nach links wird sie geschleudert…

bis der Spuk vorüber ist. Anker gut, alles gut…

Neuer Tag, neue Mutprobe: Die „Thunderball“-Höhle: Hier wurden die Höhlen- und Unterwasserszenen zum so betitelten James Bond – Film gedreht.
Über den Westeingang kann man – bei Niedrigwasser – in die Höhle schwimmen, ohne tauchen zu müssen, der tunnelförmige Osteingang liegt immer unter Wasser und muss durchtaucht werden.
Wir erreichen die Höhle nicht bei Niedrigwasser, finden auch den Westeingang nicht auf Anhieb und fahren auf die schattige (und dadurch ohnehin ein wenig unheimlich wirkende) Ostseite, wo – naturgemäß – kein Eingang zu sehen ist, da er ja unter Wasser liegt.
Ein Schnorchler taucht am unteren Inselrand auf und wird vom wartenden Motorboot aufgenommen. Peter schließt messerscharf, dass der Mann aus dem Osteingang gekommen sein muss und will sich die Gegebenheiten einmal ansehen.
Vom Beiboot aus beobachte ich ihn bis er die Stelle erreicht hat und kann ihn Sekunden später nicht mehr sehen. Hat er den Höhleneingang gefunden? Ist er abgetaucht? Beruhigt bin ich nicht.

20m über dieser Stelle, auf einem Felsvorsprung, versucht ein Möchtegern-Klippenspringer all seinen Mut zusammenzunehmen für einen Sprung in die Tiefe. Er wird es nicht wagen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht Peter wieder auf

und erzählt von seinem mutigen Alleingang, der mich – hätte ich vorher darüber Bescheid gewusst – in Angst um sein Leben versetzt hätte.

Er konnte sich gegen das kräftig herausströmende Wasser nur mit starken Flossenbewegungen – tauchend – durch den Tunnel kämpfen und hatte am Ende des Tunnels nur noch ein winziges Restchen Luft zur Verfügung.
Bewundernswert, mit welch ruhiger Hand er danach solche Fotos schießen konnte…


Der Eingang in den Ost-Tunnel ist deutlich zu erkennen…

Wieder an Bord der PIA warten wir, bis sich der größte Andrang am Schweinestrand gelegt hat. Dann fahren wir hin.
Uns aus listigen Äuglein betrachtend, grunzend und den Rüssel schnuppernd in alle Richtungen drehend, laufen sie uns entgegen, legen die Schnute auf den Gummiwulst der Ti Pia und betteln… Schrapp, schrapp und die Möhren sind weg gefuttert!

Und wieder guckt kein Schwein…nach den im Wasser liegenden Karottenstücken. Da müssten sie ja den Kopf ins Salzwasser stecken und mit dem Rüssel den Sand durchwühlen…
Total gegen die Schweinenatur!!! Schweine sind keine Katzen, die sich mit der Pfote Sand und Salz aus den Augen reiben könnten…

Am Anleger der Marina findet man Stufen, die es ermöglichen, in das Wasserbecken zu steigen, um sich dort zwischen die träge umher schwimmenden Ammenhaie zu stellen.

Ein Warnschild weist darauf hin, dass das auf eigenes Risiko geschehe und dass man die Hände nicht ins Wasser strecken soll, um die Haie zu füttern oder zu streicheln, denn:
…they can bite and they do…. Und wir können lesen und sind nicht mutig…

Neben seinen drei Hauptattraktionen hat Staniel Cay ein ganz ansehnliches Örtchen zu bieten mit schönen, gepflegten Holzhäusern, Arzt und Klinik, Boutiquen, Restaurant und Café, zwei kleinen Supermärkten, einer Landebahn für die Inselhopper und Wanderwegen mit schönen Ausblicken auf das türkisfarbene Meer.

Den letzten Abend verbringen wir mit etwa 20 anderen Seglern aus den USA, Kanada und Frankreich bei einem „Potluck“ am „Piratenstrand“. Meist sind es Amerikaner, die im Laufe des Tages durch die Bucht fahren, um die Ankerlieger zu so einer unkomplizierten Art des Zusammenseins und einander Kennenlernens einzuladen. Man liefert einen kleinen Essensbeitrag zum „Glück aus dem Topf“, aus dem sich dann jeder – nach Geschmack – bedienen kann.
Ein sehr schöner Abend mit angeregten Gesprächen, der leider ein ziemlich abruptes Ende findet, als eine Heerschar von Mücken zur Attacke ansetzt…

20170513 Little Farmers Cay Cut

Wir setzen unseren Weg nach Norden fort. Der nächste Ankerplatz – vor „Little Farmers Cay“ muss wieder von der Exuma-Sound-Seite angefahren werden. Der Wind erweist sich mit 4 BF als ideal für den Parasailor. Also hoch mit dem Teil und ab geht die Fahrt…

Leider schwächelt die Windstärke immer mal wieder, so dass das schöne Rauschen bei 9kn Fahrt nicht durchgängig zu hören ist.

Rechtzeitig vor dem „Cut“ bergen wir den Parasailor ab, um uns bald darauf in ein anderes Rauschen zu schieben. Es ist ablaufendes Wasser und die Wassermassen schießen uns durch die enge Furt mit gewaltiger Strömung entgegen. Mit den alten 28 PS-Motoren hätte das eine Zitterpartie werden können. Auch mit doppelter PS-Zahl muss die Steuerfrau ordentlich Gas geben, während Peter – vor dem Bildschirm sitzend – mit Akribie dirigiert. Aufregend ist das schon!

Ich bin heilfroh, als wir vor Anker liegen aber dennoch ist auch das nicht beruhigend. Wir haben stellenweise nur 1,30m Wassertiefe, Wind und Strömung laufen ziemlich gegeneinander und man weiß nie so genau, in welche Richtung die PIA gerade gedreht wird.

Am Morgen stellen wir fest, dass die PIA Kreise um den Anker gefahren ist, die Ankerkette hat sich um den Anker gelegt.
Dennoch machen wir einen Gang ins verschlafene Örtchen.

Nur ein alter Mann – auf einer Parkbank sitzend – schaut mit stiller Freude den im Wasser spielenden Kindern zu und erklärt uns, dass heute, am Muttertag, alle Dorfbewohner in der Kirche seien.
Eine geschäftstüchtige Mami versteht es dennoch, Peter zum Kauf eines Muschelarmbandes zu überreden und gibt uns zu verstehen, dass das ein kleiner Beitrag sei für ihr neues Haus, das gerade nebenan gezimmert wird. Nun wohl!

Das Anker-Auf-Manöver klappt ziemlich problemlos und wir verlassen Little Farmers Cay durch den brodelnden Cut in Richtung Staniel Cay.

20170502 Adios Kuba – Hello Bahamas

Die Beobachtung von Wind und Wetter sagt uns, dass Dienstag, der 2. Mai der geeignete Tag sein wird, um von Santiago de Cuba in Richtung Bahamas aufzubrechen.
Da die spärlich besiedelten Ragged Islands unsere erste Station in den Bahamas sein werden und die nächste Verproviantierungsmöglichkeit wohl frühestens in einer Woche gegeben sein wird, lassen wir uns von einem Taxifahrer – zielgerichtet – zum Einkaufen noch einmal in die Stadt bringen. Nur wenig mehr als eine Stunde benötigen wir, um mit reichlich Gemüse, Obst, Milchpulver und Eiern wieder an Bord zu sein.

Dann geht’s los. Am frühen Nachmittag legen wir ab. Mit Groß und Genua segeln wir – bei leichtem Wind – an Kubas Küste entlang und passieren um Mitternacht Guantanamo.

Ab 7.00h morgens (Punta de Quemado) haben wir sehr sehr wenig Wind aber den genau auf der Nase, d.h. Groß und Genua festzurren und den Dieselwind einschalten.

Um 11.00h knacken wir die Südostspitze Kubas „Punta Maisí“, um von dort aus die Bahamas anzusteuern.
Spannend wird’s nochmal eine Stunde später, als wir den Funkverkehr zwischen zwei Schiffen hören. Es ist die Rede von einem Unfall, von Kabeln und der Gefahr für ein kleines Schiff, das sich von Punta Maisí in Richtung Nord-Westen bewegt. Damit können nur wir gemeint sein. Das AIS weist die anderen beiden als Kabelleger und Supplier aus. Peter funkt den Kabelleger mehrfach an, wird offensichtlich verstanden und man versucht uns zu antworten. Nach dem Aufruf „PIA“ jedoch bricht der Funkkontakt jedes Mal ab. Offensichtlich versucht die Challenger daraufhin einen kubanischen Hafenmeister zu erreichen, der uns warnen soll. Nichts passiert. Wir lauschen angespannt und nehmen ein wenig Fahrt aus dem Schiff. Nach einer 3/4 Stunde endlich gelingt es dem Kabelleger „Challenger“ uns zu erreichen. Er bittet uns in gebrochenem Englisch mit stark russischem Akzent, die beiden Schiffe im Abstand von 8sm zu umfahren. So nehmen wir ein letztes Mal Kurs auf die Küste Kubas, um dann endgültig das neue Ziel, die Bahamas anzusteuern.

Ragged Islands…
Die „zerlumpten Inseln“ kommen am nächsten Morgen um 11.00h in Sicht. Wie ein Band, das jemand zerfetzt hat, um die Lumpenstückchen wieder bogenförmig ins Meer zu schmeißen, sieht diese Inselkette aus. Alle Inseln sind von sehr, sehr flachem Wasser umgeben, was sie aus der Vogelperspektive (bei Sonnenschein!!!)wie dunkle Lumpenfetzen in weitem Türkis erscheinen lässt, dem Skipper und seiner Steuerfrau beim Manövrieren aber volle Konzentration und „Augapfel-Navigation“ abverlangt, um nicht aufzulaufen.

Angekommen im türkisfarbenen Meer….
…meine Lieblingsfarbe…soweit das Auge reicht…

Beim Passieren der ersten Bucht entdecken wir einen ankernden Segler. Wenig später werden wir angefunkt von der Kobold, Jens und Sandra aus Berlin, die uns über AIS erkannt haben und sich am nächsten Tag in unsere Ankerbucht, die Middle Pen Bay mit dem Lobsterhole-Point verholen werden.

Unser Anker fällt dort um 14.15h, genau 47Std. nach der Abfahrt von Santiago de Cuba.

Die Hauptstadt der Ragged Islands, „Duncan Town“, die südlich von uns, jenseits eines riesigen Flachs liegt, fordert uns zum nächsten Abenteuer heraus. Wir wollen uns bei der Polizeistation melden, um nicht des wilden Ankerns oder unrechtmäßigen Betretens einer Insel bezichtigt werden zu können. (sind wir Kuba geschädigt, -geschult oder einfach nur pflichtbewusste Deutsche???)

Also rein ins Dinghi! Haben wir die Seekarte im Kopf? Na klar! Links vor uns das große Flach, rechts davon drei kleine Inseln, die wir umfahren müssen, danach muss die Einfahrt in den Dinghikanal betonnt sein. Ok.


…Vertan, vertan, sprach der Hahn…
…es war erst die zweite kleine Insel, nach der wir abbogen

Wir biegen nach der vermeintlich dritten kleinen Insel ab und fahren in Richtung zweier Stecken, die wie eine Torbegrenzung aus dem Wasser ragen. Was haben wir gelernt? Oberstes Gebot beim Navigieren in den Bahamas: Augapfel- und Wasserfarben-Navigation. Sattes Türkis: ca.7-10m Wassertiefe, Leuchtendes Türkis: ca. 3-5m Wassertiefe, helles Türkis: ca.1.50m Wassertiefe, Türkis mit durchschimmerndem Beige: 0,5-1m, grünliches Beige und Sandfarbe: Achtung Propeller: Sandfassen!!!
Mit untrüglicher Zielgenauigkeit treffen wir den sandfarbenen Bereich zwischen den beiden „Torpfosten“. Aufgewühlter, wallender Sand um uns herum, zwei leicht wallende Gemüter, die bei dem jeweils Anderen die Schuld suchen: Hysterie bei mir oder überhöhte Fahrgeschwindigkeit eines Rot-Grünblinden? Egal wie: stochernd, paddelnd und intensiv nach Furten suchend, können wir uns wieder hinausmanövrieren. Toller Nebeneffekt: Durch die Sandspülung wird die Prostata des Außenborders geweitet. Er pinkelt wieder mit sattem Strahl!!!
Gerade haben wir genügend Wasser unter dem Außenborder, als ein Fischer im Schnellboot an uns vorbei rast. Der muss die Einfahrt in den Kanal kennen. Und so ist es.

Wir düsen hinterher und landen in der Hauptstadt: „Wellcome in Duncan Town“ begrüßt man uns auf bröckelndem Rosa…


Nein, das sind keine Lumpenfetzchen, die hier hängen…
Es ist Dörrfisch!!!

20 Häuser, eine Bar, eine Kirche, ein Convenient-Shop, eine Polizeistation, 127 Einwohner. Der Polizist kommt just in dem Moment, als wir vor der Polizeistation ankommen. Superfreundliche Begrüßung, wir erklären unser Problem, das er als keines betrachtet, fotografiert unsere Reisepässe, die Bootspapiere, sagt uns, dass wir uns frei auf jeder Insel bewegen dürfen und in George Town einklarieren und das „Cruising-Permit“ kaufen sollen.

Wieder angekommen am Dinghisteg schenken uns die „rasenden Fischer“ noch zwei Red Snapper, die am Abend zu einem leckeren Fisch aus dem Ofen werden sollen.
Jens und Sandra kommen zum Kaffeetrinken zu uns und wir erzählen viel über die Erlebnisse des Segelns.

Um 18.00h haben die beiden älteren, amerikanischen Ehepaare, die in der Nachbarbucht ankern, zu einem „Potluck“ in die „Tiki-Bar“, dem einzigen Beitrags-freien Yachtclub der Karibik eingeladen.

Die geschenkten Fische zum Grillen, ein Mango-Chutney von Sandra und ein Bohnen-Mais-Paprika-Salat von mir sollen unsere Mitbringsel sein.
Leider macht Petrus einen Strich durch die Rechnung. Ab 18.00h lässt er ein wahres Getöse an Donner, Regen und Blitzen auf uns niederprasseln, so dass niemand mehr Lust hat, an den Strand zu fahren. Fazit: Potluck auf der PIA und ein sehr netter und angeregter Abend mit den beiden jungen Seglern.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den Amerikanern, die – in der Hoffnung, dass wir doch noch kommen – das Grillfeuer in Gang gehalten hatten, nehmen noch viele gute Tipps mit auf die Reise in den Norden und besichtigen die urige Tiki-Bar, die von Seglerhand geschaffen wurde mit Holztischen aus Baumstämmen und Hockern, Deko-Gegenständen wie Muscheln, Fischerbojen, Netzen und etlichen Holzbrettern, in die die Namen der Boote und ihrer Crew eingeritzt, gebrannt oder gemalt wurde.

Dann legen wir ab. Nach einer sonnenarmen, welligen und windigen Fahrt werfen wir gegen 18.00h den Anker vor Jamaika Cay. Einsam, wild, und schaukelig ist’s hier. Der Ankergrund wenig zuverlässig. Nur ein Fischerboot mit schauriger Neonbeleuchtung teilt sich mit uns diesen unwirtlichen Ankerplatz. Aber: alles wird gut.

Montag, der 8. 5.2017 Ein spannender Tag nimmt seinen Anfang. Heute wollen wir durch den Hog Cay Cut in die Inselgruppe der Exumas segeln. Die sogenannten „Cuts“ sind Durchlässe in der Inselkette, die Schiffen mit wenig Tiefgang erlauben, von der Exuma Bank im Westen der Inseln in den Exuma Sound im Osten (oder vice-versa) zu gelangen. Die eigentlichen Cuts sind sehr schmal und werden durch die reißende Strömung des ab- oder auflaufenden Wassers auch tief genug ausgespült, die Zufahrt zu ihnen ist jedoch breit und äußerst flach. Daher ist es unerlässlich – ab eines gewissen Tiefganges – den Cut bei Hochwasser zu durchfahren.

Da wir heute noch unbedingt nach Georgetown wollen,d.h. nach dem Passieren des Cuts noch 15sm Richtung Nordwest an der Küste entlang, können wir das Hochwasser nicht abwarten, da wir ansonsten erst bei Dunkelheit ankommen würden. Das wäre tödlich für eine Ankerplatzsuche in diesen Flachwasser- und Korallenbereichen.

Also versuchen wir uns – mit einem Tiefgang von 1,30m – drei Stunden VOR Hochwasser durch zu schummeln mit – bereits bekanntem – Erfolg. Das Echolot sitzt unter dem linken Schwimmer, zeigt 1,60 cm Wassertiefe an und wir fahren langsam und locker durch das immer gelblicher werdende Wasser. Die Anzeige geht runter auf 1,30m, 1,20m, 1,10m. Dann macht die PIA einen Bückling. Wir stecken mit dem STB- Rumpf im Sand. Peter glaubt mit Vollgas „durchschieben“ zu können. Leider Fehlanzeige. Der STB-Rumpf bohrt sich weiter in den Sand, der BB-Rumpf schiebt auch nach rechts, wir stecken. Der Meeresboden, der eben noch klar zu erkennen war, sieht nun aus, wie brodelnde Sandsuppe. Nur durch abwechselndes Rückwärtsfahren mal mit der STB-Maschine, mal mit der BB-Maschine kann Peter die PIA aus dem Sand heraus manövrieren. Wie ein ungelenker Roboter – mal nach rechts, mal links drehend – wird hier nicht die Kuh vom Eis, sondern die PIA von der Sandbank gezogen.

Uff, das wäre geschafft… bis zum nächsten Bückling etwa 15min. später. Diesmal – um eine Erfahrung reicher – klappt das Manöver besser. Ich bleibe im Bugkorb, dirigiere Peter (mit Augapfel- und Farbnavigation 😉 ;)) in abenteuerlich ausholenden Schlangenlinien und Spitzkehren durch das Flach und wir befinden uns wenig später im eigentlichen tiefen Cut mit enormer Gegenströmung.

Etwa eine Meile – nach der Durchfahrt – müssen wir noch sehr genau auf die Tiefe achten, dann haben wir’s geschafft… George Town, wir kommen!

Um 17.45h fällt der Anker vor Elizabeth Island. Diesen Ankerplatz küren wir zum Schönsten der bisher gesehenen…

Vier Tage leben wir in einem kleinen Paradies, das wir nur zum Einklarieren, Verproviantieren und zum Tanken verlassen…

…was allerdings schlappe zwei Tage und eine ziemliche Menge Geld kostet…

Wichtigster Einkauf: eine Simkarte der BTC, der Bahamian Telecommunication Company (deren hohe Sendetürme das Herz des Nachrichten-hungrigen Seglers höher schlagen lassen…)

Kaum eingelegt in das Tablet, dudelt’s und klingelt’s unablässig…26 neue Nachrichten…Fotos von Familie, Freunden und Enkeln…Wir schweben auf Wolke Nr. 7 in unserem kleinen Paradies…

Auf den Boden der Tatsachen werden wir geholt beim Betreten des Exuma Markets (Supermarkt). Es gibt so viele leckere Dinge, die wir seit Curacao nicht mehr hatten…

Augenzwinkernd könnte man sagen: Auf Kuba gibt es nichts zu kaufen, du hättest aber das Geld dazu, hier gibt es alles zu kaufen aber dir fehlt’s am nötigen Kleingeld.
Fazit: Beim Verlassen des Supermarktes ist der Einkaufswagen zwar voll, aber der Geldbeutel weist gähnende Leere auf.
Einen letzten Sundowner nehmen wir im Chat&Chill, einer urigen Hütte in herrlicher Strandlage, wo jeder Bootsfahrer, der einmal hier war, ein Souvenir hinterlassen kann: Altes T-Shirt, Kappe, zerschlissene Hose o.ä.

Ein Hauscocktail, ein Bier: 22,-USD und mir entfährt ein erstauntes

„Was?“

Die Antwort des Barkeepers:

„Oh, Wellcome to the Bahamas, Mam!”

20170426 Leben auf Kuba

könnte unter dem Motto stehen: Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mache Limonade daraus…

Jeder Kubaner versucht, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, so gut wie möglich zu leben. Und das ist nicht leicht, denn der durchschnittliche Monatsverdienst liegt bei 20,-CUC, das entspricht 20,-€, dem Gehalt von Lehrern, Rechtsanwälten, Köchen, Kellnern und anderen staatlich Bediensteten. Der Tankwart in der Marina von Santiago de Cuba bekommt für seine Arbeit ganze 12,-CUC/Mon. und strahlt wie ein Honigkuchenpferd, als er 5,-CUC Trinkgeld bekommt, eine Ärztin im Krankenhaus wird für ihre Arbeit mit 30 – 80,-CUC entlohnt. Da ist es nicht verwunderlich, dass man nach Möglichkeiten für kleine oder größere Nebeneinkünfte sucht. Relativ leicht ist das in Gegenden mit bestehendem oder aufkeimendem Tourismus.
Haus- oder Wohnungsbesitzer z.B. können einen Antrag stellen auf Genehmigung zum Betreiben einer „Casa Particulara“. Damit dürfen sie Privatzimmer an Touristen vermieten, die dann auf dem Land zwischen 20,- und 30,- CUC/Nacht/Raum kosten, in der Stadt zwischen 30,- und 40,-CUC und ein Frühstück für 3 -5 CUC/Pers. offerieren. Das Genehmigungsverfahren ist – wie wir häufiger hören – langwierig und steinig, wird aber dennoch mit Zähigkeit verfolgt, da solche Nebeneinkünfte schon ein weitaus besseres Leben in Aussicht stellen. Ist die Genehmigung einmal da, greift die staatliche Kontrolle: minutiöses Registrieren der Gäste mit Passkontrolle, wöchentliches Abführen der Steuer, Aufklären der Touristen darüber, dass man auf gar keinen Fall Kubaner in die Pension bringen darf und stichprobenartige Kontrollen…

Kubaner haben das Leben und Überleben in Zeiten der Mangelwirtschaft gelernt und wissen, dass man zugreifen muss, wenn es etwas gibt, nicht erst dann, wenn man es braucht.

Der seitl. Text beschreibt sehr treffend die in der Zeit der Mangelwirtschaft entstandene Fähigkeit der Kubaner, alles Alte und Gebrauchte zu recyclen, um es neuem Gebrauch zuzuführen.
Hier zwei Männer, die alte Leinen zu neuen zusammendrehen…

So kann man ihre Neigung zum Sammeln, Horten und Bevorraten all dessen – was kein kurzfristiges Verfallsdatum hat – verstehen. Bester Hort sind – offensichtlich – die Flachdächer. Hier findet man alles, was man im Moment nicht benötigt, was sich aber irgendwann, in irgendeiner Form noch recyclen lässt. Baumaterialien, Schläuche, Leinen, Wasserleitungen, Styropor-Platten, Plastikbehälter aller Art…

Sie sind Meister in der „Limonaden-Herstellung“…(s.Titel)

Nehme ein Fahrrad und mache ein Mofa daraus, indem du den Motor einer „Stihl“-Kettensäge anbringst…

Hast du ein Auto, das noch irgendwie zusammenhält und rollt, setze ein Taxi-Schild darauf und biete Chauffeurdienste an…Kannst deine Fahrgäste ja – wenn sie zu einer schicken Bar oder einem Hotel gebracht werden wollen – eine Ecke vorher absetzen…Dann müssen sie sich nicht schämen und du wirst vom Portier nicht mit Schimpf und Schande davongejagt.
Ist deine Schrottkiste wie ausgebrannt, hast du immer noch die Möglichkeit, die Seitenfenster ganz herauszuschlagen (Fensterkurbeln werden dadurch obsolet), die Innenseite der Türen mit Filz zu bekleben und den Autohimmel – ganz geschickt – mit den bereits erwähnten Styropor-Platten vom Flachdach verkleiden.

Die fehlenden Stoßdämpfer und die ausgeleierten Sprungfedern der Passagierbank stauchen den Fahrgast zwar beim Einsteigen bereits auf den Boden der Tatsachen, werden sein Kreuz aber hoffentlich nicht ad hoc ruinieren…
…und der Blick – an der Lenksäule entlang (durch ein kreisrundes Loch im Chassy) auf den fliehenden Straßenbelag – wird ihn nicht gleich in Ohnmacht fallen lassen. Dabei wird er aber erkennen können, dass deine Taxifahrten so einträglich waren, dass du dir bereits ein Paar schicke, blitzneue Puma-Sneaker leisten konntest…

Hast du ein großes Auto, mache ein „Collectivo“ daraus und befördere mit einem Schlag 8 Personen. Wen stört’s schon, dass da mal ein Kotflügel fehlt oder wenn die drei – Holzklasse-Hinterbänkler – bei jeder Bodenwelle den Kopf einziehen müssen….

Ja, Taxifahrer haben in Zeiten und an Orten mit boomendem Tourismus das große Los gezogen. Sie können mit ihrem privaten Beförderungsdienst das 50 – 100fache eines Lehrergehaltes verdienen. Wir fragen uns, ob da in Kuba nicht so einiges aus dem Ruder läuft, wenn promovierte Akademiker, Lehrer und Rechtsanwälte als Taxifahrer ihr Gehalt aufbessern oder nur noch als solcher arbeiten, statt – im Sinne der Revolution – ihr Wissen und ihr berufliches Wirken dem Volk zukommen zu lassen.


Leider schlecht zu erkennen: Unter dem Kennzeichen das Metallschild mit der Aufschrift: „MAFIA“

Einkaufen für den täglichen Bedarf…

ist weder für Kubaner, noch für Touristen ganz leicht. Kubaner haben den Vorteil, dass sie wissen, wo es etwas gibt, haben aber häufig nicht das nötige Geld, um sich die Dinge leisten zu können. Touristen hingegen haben (im Allgemeinen) Geld, wissen aber nicht, wo es etwas zu kaufen gibt.
Das gilt in ganz besonderem Maße für Segler, die ja darauf angewiesen sind, sich für längere Zeiten auf See sehr gut verproviantieren zu müssen, da sie
1. nicht überall da an Land gehen dürfen, wo sie möchten und es
2. in den kleinen Fischerdörfern absolut nichts zu kaufen gibt.

Daher die Regel: Siehst du eine wartende Menschenschlange auf einer Straße, an der sich nicht gerade eine Bushaltestelle oder ein (staatliches) „Coppelia“-Eiscafé befindet, dann stellst du dich am besten mal an. Möglicherweise gibt es da etwas zu kaufen, was du demnächst brauchen könntest.

Supermärkte: die gibt’s und sie sehen alle ähnlich aus. Senkrecht zum Ausgangs- und Kassenbereich gibt es zwei bis drei 4m-lange Regale (beidseitig bestückt), die mit 4m Nudeln, 4m Mehl, 4m Tomatensauce, 4m Windeln, 4m Keksen und Kräckern, 4m Softgetränken und Bier und mindestens 4m Hochprozentigem, vor allem Rum gefüllt sind. Fakultativ findet man (übrigens ausgezeichnetes!!!) Milchpulver und in der Kühltheke Butter, eine scheußliche Wurst und manchmal einen essbaren Käse….

In größeren Städten lohnt es sich, seine Nase hinter jede der hohen Gittertüren zu stecken, da man dort doch das eine oder andere essbare Kleinod finden kann.

Bauernmärkte, auf denen Obst, Gemüse, Schweine- und Hühnerfleisch verkauft werden, findet man in Städten in sehr, sehr unterschiedlicher Größe und Qualität.

Rindfleisch ist Mangelware. Wir fragen uns, was mit den Rinderherden, die wir im Tal von Vignales sehen, passiert. So viele Bullen können nicht als Ochsen vor den Pflug gespannt werden, offensichtlich landen aber auch nur wenige beim Metzger.
Und Milchkühe sehen wir gar nicht. Kein Wunder also, dass Milch nur selten zu kaufen und Milchpulver für Kubaner fast unerschwinglich ist, falls sie keine kleinen Kinder haben (und damit die entsprechenden Bezugsscheine).

Bäcker sind rar und (gutes ?) Brot ist schnell ausverkauft.

Ich verirre mich in einen dunklen Laden, in dem ich Eier auf der Theke erkennen kann. Meinen Eierkarton präsentierend, höre ich nur ein barsches „No“. Der Verkäufer erkennt wohl meinen erstaunt fragenden Gesichtsausdruck und sagt dann – fast entschuldigend mit dem „Libretto“ (dem Bezugsscheinheftchen) wedelnd – dass man hier nur mit den Bezugsscheinen einkaufen kann…

Auch das gibt’s auf Kuba noch. Verhungern muss hier niemand.

20170425 Lobster

der bei gekonnter Zubereitung ein regelrechtes Flimmern auf der Zunge auslöst, beschert uns ein bemerkenswertes und ein sehr, sehr spontanes und ausgesprochen lustiges Erlebnis.
Die Delikatesse mit ihren langen, pieksigen Beinen und Fühlern, die sich – noch lebendig – in Kubas vorgelagerten Riffen zu Hause fühlt und sich dort kräftig vermehrt, wird des Öfteren von Fischern angeboten.

Nach 16 Tagen in der schmutzigen Lagune von Cienfuegos sehnen wir uns nach dem unwiderstehlich türkisfarbenen, glasklaren Wasser VOR Kubas Küsten. Wir legen ab in Richtung Cayo largo, einer langgezogenen, schmalen Insel vor der Südwestküste Kubas.
Gleich „um die Ecke“ von Cienfuegos, in der klaren, einsamen Ankerbucht von Arimao, muss die PIA zunächst mal von der glitschigen, hellgrünen Algenpracht befreit werden, die sich wie eine Langhaarmähne an der Wasserlinie angesetzt hat und als Geschwindigkeitsbremse wirkt.
Eine zweistündige, kräftezehrende Schabearbeit für den Skipper.

Da wir Cayo largo, das – wie die gesamte Westküste von Kuba – umgeben ist von Flachwasser und Riffen, nicht bei Nacht anlaufen wollen, müssen wir unterwegs noch einen Stopp einlegen. Ein Ankerplatz vor dem Leuchtturm von Cayo del Este wird empfohlen. Wir lesen, dass es vor Cayo Sal, einem winzigen Inselchen westlich das Leuchtturms noch viel schöner sein soll und hören – zum Glück – erst sehr viel später, dass es hier – wie an einigen anderen Küstenstreifen Kubas – Krokodile geben soll.

Dunkelgrau, felsig, mit niedrigem Gesträuch bewachsen, schaut die Insel nur wenige Meter aus der dem Meer heraus.
Ein gestrandeter Katamaran glotzt uns hohläugig entgegen.

Heimelig wirkt diese Szenerie keineswegs. Der Ankergrund sieht felsig aus, das Wasser ist sehr bewegt und dunkel, der Wind nimmt beständig zu. Kurz vor Sonnenuntergang lassen wir den Anker fallen. Die Lage des Ankers bleibt unkontrolliert, weil Peter – wegen diverser Schürfwunden – nicht ins Salzwasser möchte und ich mich hier nicht traue.

Trotz des unangenehmen Schaukelns setzen wir uns zum Sundowner an den Bug. Was ist das? Ein Knattern ist zu hören. Um die Inselspitze schiebt sich ein Boot. Alles, was ich über Piraterie gehört habe und von Überfällen weiß, schießt mir durch den Kopf. Ich höre meinen Puls in den Adern und traue mich nicht, nach hinten zu schauen.
Das Knattern kommt kontinuierlich näher.
Peter fasst sich ein Herz, steht auf und geht an die Reling.
Ich bin zu Stein erstarrt. Wo bleibt der Angriff?

Das „Unheil“ verlangsamt die Fahrt, bleibt in respektvollem Abstand zur PIA und wird von Peter bereits begrüßt. Keine Piraten! Einer von drei sehr ärmlich wirkenden Fischern hält bereits einen Lobster hoch. Peter nickt. „Wie viele wollt ihr“? „Einen“. „No, No!“ Er hält drei große hoch.
„Was kosten die?“ Achselzucken. Der jüngste, dünnste und Hohlwangigste wiederholt mehrfach: „Comer, comer“, also etwas zu essen. Wir stehen – ich immer noch ganz zittrig – komplett auf der Leitung, da wir gehört haben, dass die Fischer ihren Lobster gerne gegen Rum, Bier oder Seife eintauschen. Die Bedeutung von „comer“ (Essen) passt da gerade so gar nicht ins Denkschema. Also fragt Peter: „Ron?“ Verhaltenes Nicken. Ich hole eine Flasche Rum, die gegen drei Lobster das Boot wechselt. Als Peter noch drei Dosen kaltes Bier holt, kommen sie zurück, drücken uns noch zwei Lobster in die Hand und fahren, noch eine Ehrenrunde drehend, freundlich winkend davon.

Puh, war das ein Schrecken!

Ich schäme mich ein wenig, diesen harmlosen, ehrlichen Fischern böse Absichten unterstellt und dabei nicht erkannt zu haben, dass dieser dünne junge Mann und seine Kollegen einfach nur Hunger hatten. Mit Reis, Kartoffeln oder Brot hätten wir ihnen vielleicht eine größere Freude bereiten können…

Ein herrlicher Sonnenuntergang NACH einem aufregenden Tauschgeschäft und VOR einer sehr windigen, welligen und schaukeligen Nacht…

Die nächsten Lobster gibt’s vor einer kleinen Insel in den „Jardines de la Reina“.

Wolfgang und Chris (von der „Libertina“), mit denen wir seit einigen Tagen zusammen segeln, waren schon einmal hier und erzählen von ihrem netten Kontakt zu den Fischern.
Das Ankermanöver ist gerade abgeschlossen, als bereits die ersten Fischer heranfahren, um ihre Lobster zu präsentieren.

Wir fragen über Funk, ob die Libertina auch an Langusten interessiert sei. Natürlich! Peter holt die beiden mit dem Dinghi ab. Freudiges Hallo, als die Fischer den „LOBO“ = „Wolf“-gang erkennen. Peter bittet die beiden Kapitäne und den Lobstertaucher zu einem Bier an Bord und es beginnt eine fröhliche, ziemlich lautstarke Unterhaltung, die letztendlich zum Auftakt eines unvergesslichen Abends wird.

Die Fischer holen ihre drei Kollegen, die noch auf dem Mutterboot sind, ab und kommen mit allen Zutaten zu einem leckeren Abendessen wieder. Fünfzehn Lobster werden vorher noch in meinen größten Topf gesteckt mit der Anweisung, sie 10min kochen zu lassen…

Dann steigen sechs Männer an Bord, eben noch in Stiefeln und Fischerklamotten, nun im adretten Ausgehzwirn. Eine große Schüssel Krautsalat und ein Topf mit dampfendem Reis und roten Bohnen wird auf den Cockpittisch gestellt.

Koch und Atlatus machen sich an die Arbeit. Während ich in Olivenöl und Butter den Knoblauch glasig dünste, zerhackt der Koch – sehr geschickt – die Langusten.

Mit der Fleischseite in die Pfanne gedrückt ist der Schmaus schnell fertig und ebenso flott verzehrt. Köstlich!!!

Niemals hätte ich den vermeintlich rauen Männern so viel Umsicht zugetraut. Es wird gespült, aufgeräumt, der Boden gewischt, die Töpfe zusammengestellt.

Alle haben ihre Handys dabei und freuen sich, die Akkus bei uns laden zu können. Im Cockpit herrscht eine Bombenstimmung. Ein Musikwürfel sorgt für fetzige Musik, man lacht, diskutiert und erzählt, unterhält sich in einem gestikulierenden Gemisch aus Spanisch und Englisch und … beginnt schließlich zu tanzen. Chris und ich werden abwechselnd von vier Tänzern auf die „Tanzfläche“ gebeten. Ein Super-Tänzer ist dabei, der sich redlich Mühe gibt, unserem Tanzstil ein wenig mehr Geschmeidigkeit zu entlocken. Hm, wie finden wir denn das??? Es ist jedenfalls nicht unnett!!!

Der Abend verfliegt im Nu und wir merken nicht, dass die Fischer – wie die Heinzelmännchen von Köln – Töpfe und Geschirr spülen und den Boden aufwischen. Donnerwetter!
Lediglich Wegräumen müssen wir noch.

Als sie um Mitternacht unser Boot verlassen – mit einer herzlichen Umarmung für jeden – und ein bisschen angetüdelt (nach 68 Dosen Bier!!!)… versprechen sie, am nächsten Morgen mit einem Frühstück für uns wiederzukommen.

Pünktlich um 8.30h kommt der „Lieferservice“ und bringt feinste Fischfilets, umhüllt von einer Panade aus gemahlenen Langusten, Ei und Mehl, ausgebacken und heiß…
Keine Frage: zum Apero oder Sundowner eine Delikatesse; aber zum Frühstück treibt unser westeuropäischer Magen doch deutliche Fragezeichen in die Gesichter. Dennoch verspeist jeder einen Fisch mit genussvollem Gesichtsausdruck und niemand muss es bereuen.

Eine Stunde später holen wir noch einmal Lobster und dürfen dabei ihr Schiff anschauen. In Puncto Sauberkeit und Ordnung könnte sich da so mancher eine Scheibe abschneiden…

Da der Tag sehr grau, regnerisch und windig ist, können sie heute nicht fischen. Sie drehen um unsere beiden Schiffe noch eine Ehrenrunde und fahren dann zurück nach Casilda, ihrem Heimathafen…


Cuba – Alemania – Amigos… Die Sympathie, Wärme und Herzlichkeit dieser Männer wird uns allen in schöner Erinnerung bleiben.

20170424 Havanna

Einen ersten Eindruck von Land, Leuten und dem Leben auf Kuba bekommen wir während unseres Drei-Tage-Trips nach Havanna.
Möchte man in kurzer Zeit viel von Kuba sehen, bucht man am besten beim offiziellen Anbieter eine All-Inclusive – Rundreise. Dabei sieht man sicherlich – auf angenehme und komfortable Weise – alles das, was sehenswert und repräsentabel ist, kann allerdings nicht ins wirkliche Leben auf Kuba eintauchen.
Kuba lässt sich natürlich auch individuell bereisen, jedoch nur dann, wenn man unendlich viel Zeit hat oder begeisterter, weit vorausschauender Planer oder aber Improvisationskünstler ist.
Das staatliche Reisebüro „Cubatur“ bietet vollklimatisierte Touristenbusse, die mehrere Tage im Voraus gebucht werden müssen und vermittelt keine Privatunterkünfte.
Die offiziellen Busse sind sehr günstig, unbequem, haben keine genau festgelegten Abfahrtszeiten und nehmen Fahrgäste nur dann mit, wenn auch noch ein Platz frei ist.
Es gibt eine einzige Bahnlinie, die den Westen mit dem Osten verbindet. Sie ist günstig, unendlich langsam und man hört von Pannen mit bis zu fünfstündigen Aufenthalten, mitten in der Pampa, bei sengender Hitze und ohne Verproviantierungsmöglichkeiten.
Eine dritte Reisemöglichkeit bieten die „Collectivos“, Großraum-Taxi-Veteranen, die acht Gäste – zusammengedrängt auf drei Sitzbänken – von A nach B befördern.
Und die vierte, wie man meinen möchte, komfortabelste Art zu reisen, ist die Fahrt mit einem Taxi. Stimmt, wenn man ein staatliches Taxi erwischt. Weit gefehlt aber, wenn man ein Privat-Taxi beauftragt. Davon gibt’s unendlich viele, da jeder Autobesitzer, dessen Gefährt noch irgendwie zusammenhält und rollt, seine Chauffeurdienste anbietet. Ob komfortabel oder Veteran: Taxifahrten auf Kuba lassen den Geldbeutel rapide magersüchtig werden.
Unsere Vorstellung, Kuba mit dem Mietwagen zu bereisen, scheitert daran, dass keine Mietwagen zur Verfügung stehen. Sie müssen lange Zeit im Voraus (s. akribische Planung!) gebucht werden und kosten im Schnitt auch 90 -100 CUC/Tag.
Da Segler sich im Allgemeinen mit dem Einhalten von Zeitplänen schwer tun, entscheiden wir uns für die „Ad hoc“ Variante. Wir erkunden Kuba per Taxi und Collectivo.
„Dario“, ein gut aussehenden Kubaner vor der Marina von Cienfuegos, vermittelt Privattaxis an besichtigungsfreudige Touristen. Er ist Spezialist für Kurztrips zu allen Destinationen Kubas und kennt viele private Taxifahrer, die wiederum die Inhaber etlicher „Casas Particulares“ kennen. Letztere werden von Privatpersonen betrieben, die meist in der eigenen Wohnung ein bis zwei Zimmer (für 30,- bis 35,- CUC) zu vermieten haben. Für 5,-CUC/Pers. gibt’s Frühstück, manchmal bietet das Haus auch Abendessen an.
Joel, unser freundlicher „Privater“ holt uns morgens mit seinem Kleinwagen ab. Das Auto: Optisch sauber und gepflegt, technisch: 3 Klassen unter TÜV-Niveau. Die Koffer passen in den Kofferraum, die Rucksäcke müssen wir zwischen den Beinen verstauen. Wim sitzt neben dem Fahrer, Peter, Trudi und ich quetschen uns auf der Rückbank zusammen.
Klimaanlage? Fehlanzeige. Es ist drückend heiß, die Seitenfenster – mit blauer Folie beklebt – lassen eine öde Landschaft im Einheitsgrau vorbeiziehen. Wir wollen ein Fenster herunterkurbeln. Von der Kurbel ist leider nur noch der Stumpf zu sehen. „Kein Problem“ tönt es jovial vom Fahrersitz. Joel reicht uns eine Zange nach hinten. Wohl doch ein Problem… denn die rutscht am abgeschliffenen Konus immer wieder ab. 😉 😉
Nach dreistündiger, die Bandscheiben stauchender Fahrt, können wir endlich wieder die Beine ausstrecken. Joel setzt uns – am Ende des Prachtboulevards – vor unserer Casa Particulara bei Fefita und Luis ab. Wir werden sehr herzlich begrüßt und bekommen ein paar Tipps für ein erstes Beschnuppern dieser facettenreichen Stadt.
Laut, pulsierend, voller Musik, Prachtboulevards und -bauten mit dem verblichenen Charme der fetten Jahre, daneben ärmlichste Wohnhöhlen, glänzende, topgepflegte Oldtimer neben Schrottkisten, kaum Fahrradrikschas, dafür aber Fiaker und gelbe Cocotaxis deren Fahrer die Touristen förmlich in IHR Gefährt hineindrücken wollen…


Der Prachtboulevard, an dessen Ende unsere Casa particulara liegt

Am Parque Central, wo Fiaker, Cocotaxis und Oldtimer gleichermaßen um Kundschaft buhlen, lassen wir uns von einem Fiakerfahrer zu einer einstündigen Stadtrundfahrt überreden.

Havanna im Schnelldurchgang, vorbei am – mit Touristen vollgestopften – „Floridita“, einer kleinen Bar, in der Hemmingway seinen Daiquiri schlürfte,

mit einem Stopp im „Dos Hermanos“, einer Bar, die den „beiden Brüdern“ Fidel und Hemmingway gewidmet ist.

Am hellichten Tag gibt’s bereits den ersten „Mojito“, der uns zum Glück nicht sofort umhaut. Wir prosten unserem Kutscher zu, der mit einer „CUBA LIBRE“ anstößt und uns augenzwinkernd zu verstehen gibt, dass das wohl eine glasklare Lüge sei.

Im Nu haben sich fünf Musiker um uns versammelt, die flotten, fetzigen Salsa zu Gehör bringen. Herausragend, brillante Akzente setzend, präsentiert sich die Querflötistin. Natürlich kaufen wir eine CD in der festen Überzeugung, dass wir diese tolle Unterhaltung an Bord wiederholen können. Wir trauen unseren Ohren nicht, als wir – beim Abspielen der CD – gar keine Querflöte hören und nur die restliche Band mit Sulzigem in schlechter Tonqualität.
Ein zweites Mal werden wir noch hereinfallen, bis wir gelernt haben, dass man die angebotene CD der Straßenmusiker (die fast in jedem Lokal zur Essenszeit aufspielen) auch freundlich ablehnen kann und ein kleines Trinkgeld ebenso willkommen ist.

Havanna in zwei Tagen zu erkunden ist unmöglich, selbst der Ansatz dazu… sportlich. Wir tun, respektive erlaufen, was wir können. Über den Prado, (Prachtstraße) mit einem erhöhten Fußgängerboulevard in der Mitte, gesäumt von wunderschönen, alten Straßenlaternen, steinernen Löwen, Bänken und schattenspendenden Bäumen erreichen wir den Parque Central, den Zentralen Platz von Alt-Havanna, der umgeben ist von architektonischen Schönheiten diverser Stilrichtungen. Wundervoll verschnörkelte Fassaden aus Neobarock mit Jugendstilelementen am Gran Teatro, Neoklassizismus am Hotel Inglaterra (die älteste Herberge Kubas) daneben das moderne Iberostar Nobelhotel, von dessen Dachterrasse aus man einen grandiosen Blick über Havannas Dächer (oder unaufgeräumte, Rumpelkammer-Flachdächer) hat.
Über allem aber erhebt sich der Protzbau des Capitolio National (eine Replik des Washingtoner Capitols) und – wie man sagt – mit seiner 62,..?m hohen, säulenumkränzten Kuppel einige Zentimeter höher ist als der Washingtoner Regierungssitz.
Viel interessanter geht’s in den kleinen Gassen von Alt-Havanna zu.

Palaver von Balkon zu Balkon, flatternde Wäsche an Balkongeländern, ein Pappschild (mit Rasierpinsel) an einer offenen, nur noch in der unteren Angel hängenden Tür mit dem Hinweis, dass es weiter hinten einen Barbero gibt. Fußballspielende Kinder, die den Ball geschickt um gerade auslaufendes Abwasser dribbeln, alte Frauen, die sich ein kleines Taschengeld verdienen wollen, indem sie den vorbeischlendernden Touristen Kaffee aus einer Thermokanne anbieten, dunkle Wohn- und Arbeitshöhlen, in denen – auf lehmgestampftem Boden – ein großes Bett steht, das belegt ist von der fern-sehenden Familie, daneben alle Utensilien für die Arbeit eines Schmiedes.

Meist im ersten Stock angesiedelt: die „Paladares“, kleine Privatrestaurants, deren Küche dem Können der Hausfrau oder ihres Göttergatten entspricht. In der Regel gibt es Essbares zu günstigen Preisen, selten findet man richtig gute Küche.
Auch Straßenfeger/-innen gibt hier noch zuhauf. Selbst schlecht gepflasterte und mit Stolperfallen übersäte Gassen machen in ihrer allgegenwärtigen Verfallenheit und Armut keinen schmutzigen Eindruck.
Wir lernen, dass man auf Kuba (hoffentlich bleibt das mit ansteigendem Tourismus so) als Tourist – völlig unbekümmert und unbehelligt – durch Viertel schlendern kann, die man in einer europäischen Großstadt niemals betreten würde.

Die wunderschöne Plaza de la Catedral lädt zum Verweilen ein. Die Kathedrale selber ist nicht zu besichtigen aber vom Restaurant „El Patio“ mit seinem prachtvollen Loggien-Innenhof hat man einen tollen Blick auf die, den Platz umgebenden, mit Arkaden geschmückten Kolonialbauten.

In einer kleinen Seitenstraße finden wir den empfohlenen, äußerst gemütlich eingerichteten „Paladar“ der „Dona Eutimia“, in dem es sowohl gutes Essen als auch (zu unserem großen Erstaunen) eine kleine Weinkarte gibt.


…gleich um die Ecke: eine von Hemmingways Lieblingskneipen, in der sich die Touristen mit Kritzeleien an der Wand verewigen…

Den Absacker nehmen wir in Sloppy Joe’s Bar. Deckenhohe, dunkle, glänzende Regale mit allen erdenklichen Rumsorten gefüllt, daneben hochprozentige ausländische Raritäten, ein Humidor, in dem hinter der Glasscheibe diverse Cohibas auf ihren Raucher warten, eine stilechte Glastheke, die kleine Snacks präsentiert, dezenter Salsa im Hintergrund und tausende von Fotos mit Widmungen der Persönlichkeiten, die Sloppy Joe’s Bar beehrten, erinnern an die 1920er-Jahre, in denen Havanna für Tausende von Amerikanern DAS Vergnügungsparadies war.
Am 8. März, Peters Geburtstag, müssen wir uns von Wim und Trudi verabschieden. Gemeinsam schauen wir uns noch das Museo de la Revolucion an.

Es ist im einstigen Präsidentenpalast, dem gewaltigen Prachtbau der Batista-Regierung untergebracht und zeigt die Geschichte Kubas, vor allem aber die der kubanischen Revolution.
Waffen und persönliche Gegenstände der Guerrilleros füllen die Schaukästen, darunter das blutgetränkte Hemd Che Guevaras . Letzterer und Camilo Cienfuegos springen schließlich – lebensgroß – aus einem Dickicht hervor….beide aus Wachs…

Das Taxi für Wim und Trudi ist da. Sie werden zum Flughafen von Varadero, ca. 100km östlich von Havanna, gebracht und wir versuchen mit dem Touristenbus in die Marina Hemmingway zu gelangen. Auf der „Plaza de la Revolucion“ bekommen wir keinen Anschluss mehr und müssen – unweigerlich – in praller Sonne stehend – diesen Riesenplatz (für 1,5 Mill. Menschen) betrachten. Die allgegenwärtige, kubanische Heldenverehrung hier als Gigantismus. Nationalheld José Marti in der Mitte des Platzes als riesiges Memorial. Dahinter ein gewaltiger (105m) Obelisk, in dem das Leben und Wirken des kubanischen Dichters, Juristen und Unabhängigkeitskämpfers erklärt wird und an der Fassade der gegenüber liegenden Ministerien die stilisierten Konterfeis Che Guevaras und Fidel Castros mit dem Revolutionsmotto: „Hasta la victoria siempre“…

Das reicht für heute. Vom Taxi lassen wir uns in das „Hotel National de Cuba“ bringen.

Auch hier nagt der Zahn der Zeit am – einst von gediegenem Kolonialdesign umschmeichelten – Hotel, in dem die Großen der Revolution gewohnt haben und ihre Versammlungen abhielten. Auf der großzügigen Terrasse mit Meerblick schlürfen wir – wie einst Che und Fidel es taten – einen leckeren Mojito…

Das Highlight des Tages ist der Besuch des „Cabaret Tropicana“. Unsere Pensionswirtin hat Karten für uns reservieren lassen und das Taxi setzt uns 90min. vor Beginn der Show ab. Die große, runde Freilichtbühne liegt – abgesenkt – in einer Art tropischen Dschungels und wir sitzen buchstäblich mit der Nase dran. Ein Feuerwerk an Rhythmus, Musik, Tanz und Akrobatik explodiert förmlich auf der großen Bühne, während auf höher gelegenen Seitenpodesten einzelne Tänzer ihre Performance darbieten. Man kann sich nicht auf eine Blickrichtung festlegen…Bis zu 50 Fußpaare, die sich absolut gleichzeitig vom Boden lösen und ihn wieder berühren, hochfliegende Beine und Rüschenröcke, die die unglaublich wohlgeformten Körper und Beine der Tänzerinnen zur Geltung bringen, Tänzer wie aus einem Body-Art-Studio präsentieren Folkloristisches, Akrobatisches und Kulturgeschichtliches, in einer Anmut, Kraft und Ästhetik, die Ihresgleichen sucht.
Solistinnen mit raumfüllender, ausdrucksstarker Stimmen durchschreiten die Bühne, musikalisch begleitet vom Orchester des Cabarets.
Die Show zieht uns in ihren Bann und als der finale Auftritt des gesamten Ensembles beginnt, können wir nicht fassen, dass bereits fast drei Stunden vergangen sind.
Wir lassen uns – ohne körperliche Anstrengungen – aber mit schönen Bildern im Kopf vom Taxi zu unserer Casa bringen, schauen uns am nächsten Tag noch das Museum der schönen Künste an und werden anschließend von „unserem“ Taxifahrer zurück gebracht nach Cienfuegos…

20170304 KUBA

empfängt uns kühl.
Nach einer Nacht auf See, die eigentlich keine war, weil wir vom Nord-Nordostwind Wind und kurzen, knackigen Wellen durchgerüttelt wurden, geht die Sonne auf. Eine von blassen, diffusen Streifen durchzogene Morgenröte verheißt nichts Gutes.
Gegen 9.30h kommt Kuba in Sicht. Weiße Wolken schweben – wie ein ausladender Sonnenhut – über den Bergen von Kubas Mitte.
Der Wind lässt plötzlich nach und wir nutzen die Stille, um die PIA von ihrer Salzkruste zu befreien. Vergebliche Liebesmühen wie sich später herausstellen wird, da wir – bei der Einfahrt in die große Bucht von Cienfuegos – noch einmal ordentlich einen auf die Mütze kriegen.

Anlegen zum Einklarieren können wir nicht, da der Steg noch von einem deutschen Katamaran belegt ist. In die zugewiesene Alternativecke können wir uns – wegen des starken Windes – nicht hinein manövrieren. Warten….

Nach ungefähr einer Stunde dürfen wir an den Einklarierungssteg. Die Freundlichkeit der an Bord kommenden Offiziellen nimmt in Potenzschritten ab. Der Arzt, der im weißen Kittel, mit Arztkoffer unterm Arm an Bord kommt, macht noch einen relativ freundlichen Eindruck und hält uns – nach ausgiebiger Befragung – so eine Art Bolzenschussgerät vor die Stirn. Konsterniertes Zurückweichen, bis er erklärt, dass das ein Fieberthermometer sei.
Nach der weniger freundlichen Immigration, die die Pässe kontrolliert und 75,-€/Person für eine einmonatige Aufenthaltsgenehmigung (das Despacho) kassiert, kommen die Zollbeamten an Bord (mit finsterer Miene und absolut bestechungsresistent gegen Espresso und Mandelplätzchen). Sie listen alle Alkoholika und frischen Lebensmittel incl. der tiefgekühlten auf und sind damit – wegen der nur noch geringfügigen Reste – schnell fertig. Das Satellitentelefon, das bis vor Kurzem noch bei Einreise konfisziert und erst bei Ausreise wieder freigegeben wurde, wird nur noch als „vorhanden“ in die Liste eingetragen. Dann springt der Drogenhund an Bord, ein ausgesprochen schöner Jagdhund. Schnüffel, schnüffel…aber er findet – erwartungsgemäß – nichts.

Man erlaubt uns, bis zum nächsten Morgen am Einklarierungssteg liegen zu bleiben und – schwupps – finden sich die Crews der drei anderen, in der Marina liegenden, deutschen Schiffe zum Klönschnack ein. Würde man jetzt ein Foto schießen, sähe der Betrachter ein fröstelndes, im Regen stehendes Personengrüppchen mit windzerzausten Haaren, hochgezogenen Schultern, die Arme vor der Brust verschränkt. Ist das Kuba oder hat man versucht ein frühlingshaftes Nordsee-Hoch zu fotoshoppen?

Kuba scheint irgendwie anders zu sein.

Ein willkommener Nebeneffekt des Regens ist die Befreiung der PIA vom Salz.
Eine inwendige Süßwasser-Reinigung wäre m.E. nicht notwendig gewesen, wird aber unumgänglich, als wir feststellen, dass ein gerissener Wasseranschluss hinter der Duschwand zur Überflutung sämtlicher Kunststoffbehälter in der Bilge geführt hat. 100 Liter Wasser müssen aus der Bilge gepumpt werden, das Wasser aus den Kisten gekippt, die triefenden Pappkartons entfernt, Inhalte säuberlich sortiert, abgewischt und zum Trocknen aufgehängt oder ausgebreitet, neue Plastiktüten beschriftet werden…

Als die La Rossa Crew zum Sundowner kommt, sitzt sie zwischen Ersatzteilen für die Winschen, Nieten, Schrauben, Konserven oder zum Trocknen aufgehängten Stromkabeln, die die Haare kraulen.
Eigentlich der richtige Zeitpunkt für eine Inventur des Ersatzteillagers. Die verschieben wir aber auf später, da wir ja übermorgen nach Havanna wollen.

Der nächste Tag gilt Cienfuegos. Vor dem Tor der Marina wartet bereits ein Taxi auf Kundschaft. Die Konkurrenz, eine Fahrradrikscha, könnte zwei Personen mitnehmen aber wir möchten die drei Kilometer in die Stadt – an der Uferstraße entlang – zu Fuß zurücklegen.

Herrschaftliche Häuser, die vom Glanz weit zurückliegender Zeiten zeugen, haben das „Verfallsdatum“ deutlich überschritten. Unmittelbar aneinander gebaut, säumen sie die vierspurige Straße, die von einem Bäume-bestandenen Mittelstreifen geteilt wird. Im Schatten der vorgebauten Kolonnaden können wir bis zur Fußgängerzone laufen.

Ein Eiscafé zieht uns magisch an. Neugierig will ich einen Fuß hineinsetzen und werde abrupt vom ausgestreckten Arm des „Platzanweisers“ gebremst. So nicht. „Wieviele Personen?“ „Vier“ Er lässt den Blick über die etwa dreißig unbesetzten Tische dieser gefliesten „Eishalle“ schweifen und platziert uns in die Nähe von drei besetzten Tischen. Kunst an den Wänden, d.h. zu Heroischem geformte Eisenstangen, Bedienungen, denen das Gespräch unter Kollegen offensichtlich wichtiger ist als mögliche Kundschaft und desinteressiertes Werkeln hinter einer Glasscheibe rufen Erinnerungen an „Ostblock“-Zeiten hervor.

Eine dralle Matrone baut sich vor uns auf. „Refrescos“?? „No hay“. Die in der Karte angebotenen Erfrischungsgetränke gibt’s nicht. „Wir haben Eis… Punkt.“ Welches? Papaya, Erdbeer, Banane. Wir möchten alles probieren. Hüftschwingend schlurft sie davon.
Aber: das lange Warten hat sich gelohnt. Alle drei Sorten schmecken vorzüglich!

(Nebenbei bemerkt: Ein Restaurationsbetrieb ohne Toilette wäre in Deutschland unmöglich. Hier nicht. Ich werde zum nächsten, öffentlichen Gebäude geschickt, wo es in der Regel Toiletten gibt aber weder Wasser für die Spülung noch zum anschließenden Händewaschen, ganz zu schweigen von Toilettenpapier oder Seife. In besseren öffentlichen Einrichtungen gibt es eine Toilettenfrau, die gegen ein paar Pesos drei Blättchen Toilettenpapier verteilt, anschließend eine Konservendose frischen Wassers nachspült, ein Stückchen Seife reicht und wieder wegnimmt, um danach die Hände mit einer Tasse Wasser nachzuspülen). Zur diesbezüglichen Ehrenrettung: In fast allen privaten Einrichtungen gibt es mehr oder weniger ordentliche Toiletten.

In der quirligen Fußgängerzone sehen wir die nächste Menschenschlange. Was gibt’s denn da? Ah, richtig! Es ist Montag! Da gibt’s Eier. Die können wir brauchen. Trudi und ich stellen uns geduldig ans Ende der Schlange und benötigen ca. eine Viertelstunde, um einen ersten Blick auf die Eiertürme erhaschen zu können.

20Stck. dieser gigantischen Eiermenge landen für 1CUC = 1€ in einer „MITGEBRACHTEN“ Plastiktüte. Kein Eierkarton, kein schützendes Papier…Drei werden den Transport zum Schiff nicht überleben.
Am Parque Marti, der gesäumt ist von prächtigen Kolonialbauten gönnen wir uns – in einer Café-Bar unter den Kolonnaden- einen sehr kräftigen Espresso und werden dabei von einem älteren – mit allen Frauen schäkernden – Gitarrenspieler unterhalten. Tief in die Augen blickend schmettert er: „Besame, besame mucho…. Guantanamera etc. Super! So langsam kommt ein wenig Stimmung auf.

Jose`Martí, Märtyrer des Kubanischen Befreiungskampfes (von den spanischen Kolonialherren) und Volksheld Nr.1, Dichter, Philosoph und Politiker, der sich für Bildung und soziale Gerechtigkeit einsetzte, war das große Vorbild für die spätere Revolution. Sein Denkmal findet man in jedem größeren Ort.

Wir schlendern über die touristische Souveniermeile von Cienfuegos in Richtung Kreuzfahrer-Anlegestelle. Alles was man nicht braucht, wird hier angeboten. In auffallend vielen, kleinen Kunstateliers wird gemalt oder Holz geschnitzt. Niemand wirbt hier aggressiv für seine Produkte. Hat man einmal „Nein“ gesagt, wird man in Ruhe gelassen. Überall liegt Musik in der Luft. Kleine Bands, Gitarrenspieler oder Sänger geben ihr Bestes und Passanten bewegen sich dazu im Takt.

Ein Fiaker bringt uns zurück in Richtung Marina. Stopp beim „Rapido“, einem Hotspot. Hier kann man ETECSA-Karten kaufen, die – je nach Anbieter – für 1.50 – 6.00 CUC eine Stunde Internet bieten. Mir gelingt es, wenigstens die What’sApp Meldungen zu öffnen, Wim bekommt keinen Kontakt.

Es ist inzwischen 18.00h und wir gehen Essen, um beizeiten an Bord zu sein, da wir für morgen früh um 9.00h das Taxi nach Havanna gebucht haben und alle noch ein Köfferchen packen müssen. Trudi und Wim werden von dort aus nach Hause fliegen.
Es kommt anders. Trudi stolpert auf dem Heimweg, stürzt, fällt aufs Gesicht und rammt sich den Brillenbügel in die Augenbraue. Es blutet wie verrückt. An der Marina angekommen, bringt uns der Marinero gleich in die schräg gegenüber liegende Ambulanz. Aus einem Metallbehälter holt die Ärztin sterile????, in braunes Krepppapier gewickelte Tupfer, klebt eine Art Druckpolster auf und überweist uns zum Nähen ins Krankenhaus. Der tiefgekühlte Krankenwagen bringt uns in die Stadt.
Hätten wir nicht so viel Lob über das kubanische Gesundheitswesen gehört, wäre meine Skepsis gegenüber dem, was ich sehen konnte, wahrscheinlich noch sehr viel größer gewesen.
Die Ambulanz – Wände und Boden gefliest – sieht aus, als habe sie eine Granatsplitter-Attacke hinter sich. Überall fehlen kleine Ecken in den Fliesen.
Ich frage nach einer Tetanusspritze, da Trudi glaubt, dass die letzte Impfung weit mehr als 5 Jahre zurückliegt. Tetanusspritze? Haben wir nicht. Da müssen wir im Internationalen Krankenhaus nachfragen aber die haben auch keine.
Trudi wird derweil versorgt. Wunde gereinigt, umliegende Haut und Haare von Blut befreit. Lokalanästhesie. Das Nähen beginnt. Die Sterilität? Auch hier sehr gewöhnungsbedürftig.
Zwei Patientenliegen stehen kopfwärts an der gegenüberliegenden Wand, über ihnen eine rote Banderole mit der Aufschrift:
„Bevor du mich anfasst, wasche dir die Hände!“.
Uiuiui! Wer soll damit angesprochen werden?
Es geht alles gut. Medikamente für die Nachsorge haben wir an Bord. Das sollte man auf jeden Fall haben, denn die Apotheken sehen hier aus, als stünden sie unmittelbar vor dem totalen Ausverkauf.

Um 23.00h sind wir wieder zurück an Bord. Wim und Trudi müssen noch ihre Koffer für den Heimflug packen, wir für einen dreitägigen Aufenthalt in Havanna…