Etappe 2

Sonntag, 2012-08-26

Nach sehr aufregenden und ereignisreichen Tagen zu Hause und der traumhaft schönen Hochzeit von Petra und Georg – in Thun – sind wir wieder in Heeg. Mit dabei sind unsere Freunde Karl und Ursel, die bereits am Freitag aus Chur nach Mannheim kamen und sich bis zur Abreise intensiv mit der Reinigung und Betriebsanleitung der Kiwiprops auseinandersetzten.
Nach einem Kaffee bei Wim und Trudi machen wir uns gleich an die Vorbereitung des Schiffes, da es am Montagmorgen wieder ins Wasser gehoben werden soll.

Montag, 2012-08-27

Eile ist geboten: Der Kran hat sich für 10.00h angekündigt und wir müssen noch die Propeller aufstecken, mit 3 Schichten Antifouling besprühen, kleinere Stellen an den Rümpfen mit Antifouling ausbessern etc. Um 9.50h rollt das Ungetüm an, nimmt die Pia an den Haken, schwenkt sie – beim Einfall einer Böe nur haarscharf am Führerhaus vorbei – übers Hafenbecken und setzt sie sanft ins Wasser. Um 11.00h sieht alles so aus, als hätte sie das Hafenbecken nie verlassen.
Wir räumen alle Arbeitsutensilien auf und um und ein und entdecken dabei, dass Wasser in die äußerste bb-Bugspitze eingedrungen ist. Als Leckstelle erweist sich die hintere Bugkorbstütze, die sich durch zu starke Belastung aus der Dichtmasse löste. Die Stelle wird gereinigt, neu abgedichtet und die Belastung durch das Umsetzen verschiedener Umlenkrollen herabgesetzt.

Dienstag, 2012-08-28

Alle Schrauben werden noch einmal nachgespannt, Getriebeöl aufgefüllt, Motoröl kontrolliert, der gröbste Schmutz vom Schiff gespült, dann legen wir ab…Es ist 18.00h: Gemessen an eifrigen Seglern äußerst spät, für Jung’sche Verhältnisse „just in time“… Wenig später – auf Flüssen – hören wir ein pfeifendes Geräusch. Es ist der Keilriemen der Steuerbord-Maschine. Karl und Peter verbringen die nächsten beiden Stunden im Motorraum, um den Keilriemen nach zu spannen. In Stavoren angekommen, schiebt Peter sich sehr gekonnt in eine „Parklücke“, die vorne und hinten maximal einen Meter Platz bietet.

Mittwoch, 2012-08-29

Heute wollen wir über das Ijsselmeer nach Enkhuizen segeln, um uns von dort in Richtung Ijmuiden, dem Ausgangspunkt in Richtung Kanal zu bewegen. Leider haben wir sehr starken Gegenwind. Bereits in der Schleuse wird’s hektisch: rechts und links nur 60cm Platz, chaotische Verhältnisse. Trotzdem geht’s gutgelaunt weiter. Bis wir beim Segelsetzen merken, dass das Groß an einer Kausch in Mastnähe eingerissen ist. Eine grün-weiße Boje sorgt für zusätzlichen Stress… Glück im Unglück: In Enkhuizen gibt es eine UK-Segelwerkstatt.

Donnerstag, 2012-08-30

Ein arbeitsreicher Tag: Das Groß muss abgeschlagen, die Segellatten entfernt und das Riesenpaket in die Werkstatt transportiert werden.
Aber am Abend ist alles wieder an Ort und Stelle. Der hilfsbereite Segelmacher, die willige Mannschaft und der gnädige Petrus machten es möglich.

Freitag, 2012-08-31

Ein böses Erwachen morgens um 5.00h. 13,5t PIA werden von 8 -9 Windstärken gegen den Steiger gedrückt. FENDERALARM!!!!! Ziemlich gedrückt sehen sie bereits aus aber sie halten, bis wir nach dem Ausschlafen entlastende Leinen ausbringen. Nun warten wir auf günstigen Wind, der uns weiterbringt.

Die ersten 3° (von 360°)

Montag, 6. August 2012

Helgoland, Borkum und Terschelling liegen hinter uns und wir laufen gerade unter Motor – gegen Wind und Welle – in Richtung Kornwerdersand, um dort ins Ijsselmeer zu schleusen.
Hallo, wird sich nun so mancher fragen, ‚war da nicht mal die Rede von der englischen Südküste ‘?
Ja schon, aber alles der Reihe nach.
Nach stürmischen, regnerischen aber dennoch schönen und unbekümmerten Tagen mit unseren Kindern und deren Partnern auf Helgoland, planten wir die Weiterfahrt für Mittwoch, den 1.08. ein.
Die Wettervorhersage mit angekündigtem, sonnigen Morgen und mäßigen Winden hatte uns dazu verleitet, ein gemütliches Frühstück auf See – nach dem Segelsetzen – einzuplanen. Es kam, wie es kommen musste. Eine äußerst ruppige Welle, heftiger Wind und eine gegen Wind und Wellen nicht gerade einschmeichelnd ruhig laufende Pia ließen das Genuss-Frühstück zu einem verwackelten Steh-Imbiss verkommen.
Gegen 14.00h ließ der Wind deutlich nach und drehte auf Süd. Pech für uns, dass er ausgerechnet aus der Richtung kam, in die wir wollten. Nahe an der Flaute, versuchten wir – durch etliche Segelwechsel – den letzten Windhauch einzufangen. Aber auch der Parasailor zog nicht mehr richtig. Wir hakten das Ganze als eine 2 ½ stündige Übungseinheit im Segelsetzen und –bergen ab, mussten dafür aber in Kauf nehmen, dass wir die nicht ganz einfache Ansteuerung von Borkum erst bei Dunkelheit machen konnten. Um 22.00 lagen wir – sicher vertäut – im Gemeindehafen von Borkum.

2. – 5.8.‘12

Vom morgendlichen Gang zum Hafenmeister bringt Peter drei Fahrräder mit und die Info, dass das Örtchen ungefähr 5 km vom Hafen entfernt liegt. Also schwingen wir uns nachmittags auf die Drahtesel und radeln zur Insel-METROPOLE. Wie schon vor 15 Jahren, als wir die ostfriesischen Inseln mit dem Sindbad anliefen, erscheinen uns die deutschen Frieseninseln – im Vergleich zu den holländischen als sehr nüchtern. Glatte, geklinkerte Häuser , quadratisch, praktisch, gut und ohne jeglichen Charme aneinandergereiht, säumen die Straßen. Hie und da ein umlaufender, mit der Nagelschere geschnittener Rasenstreifen; deutsch eben: ordentlich und akkurat.
Eine Bahnlinie verbindet den Fährhafen, in dessen Nähe wir liegen, mit dem Ortskern. Von dort zur Strandpromenade ist’s nicht mehr weit. Von einem Café aus, das vom gegenüberliegenden Pavillon mit Life-Musik beschallt wird, haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Kurpromenade mit der, in der Sonne glitzernden Nordsee. Wir kälteempfindlichen Süddeutschen bestaunen wieder (bei gefühlten 17° Außentemperatur und ordentlichem Wind) den Abhärtungsgrad der sehr leicht bekleideten Promenadengänger….
Der Freitag ist gekommen und damit der Abreisetag von Isabel. Wir alle sind ein wenig traurig, Abschied nehmen zu müssen. Sie hat eine lange, umständliche Rückreise nach Berlin vor sich, da sie mit Fähre, Bahn und Bus zunächst nach Hooksiel gelangen muss, um dort ihr Auto abzuholen und weiter nach Berlin zu fahren.
Peter und ich kehren zum Schiff zurück, um auch hier wieder ein wenig Alltag einkehren zu lassen. Während ich mich um den Innenbereich und die angefallene Wäsche kümmere, kontrolliert Peter den technischen Bereich. Und dann kommt sie, die böse Überraschung: Peter hatte bereits gestern festgestellt, dass die Backbordmaschine heißer war als üblicherweise. Er füllt also dort ein wenig Kühlflüssigkeit nach. Was ihn sehr stutzen lässt, ist die Tatsache, dass der Getriebeölstand der Steuerbordmaschine viel zu hoch ist. Der Vergleich der Öle des li. und. re. Getriebes miteinander lässt Böses ahnen. Unsere Vermutung, dass möglicherweise Seewasser ins Getriebe eindringen konnte, wird von einem Volvomonteur – per Ferndiagnose – als sehr wahrscheinlich erachtet.
Den restlichen Tag verbringen wir mit leicht getrübter Stimmung und Diskussionen über Art und Ort einer Reparaturmöglichkeit. Fest steht: die PIA muss raus aus dem Wasser, um das Getriebe reparieren zu können.

Der Samstag bringt die Entscheidung. Nach vielen Telefonaten und der Abwägung diverser Möglichkeiten entschließen wir uns, zu unseren Freunden nach Heeg , in einem Seitengewässer des Ijsselmeeres, zu segeln und den Schaden dort reparieren zu lassen.
Aber noch sind wir auf Borkum und es gilt, den Südstrand zu entdecken. Durch saftig grüne Mischwälder mit wild rankendem Geißblatt, Ebereschen, üppigen Heckenrosenbüschen und eingesprenkelten Heidelandschaften radeln wir ihm entgegen. Nach den vorangegangenen Regenschauern duftet alles herrlich würzig und frisch. Als wir den Strand erreichen, kommt auch die Sonne heraus. Eine ganze Stunde genießen wir Wärme, Sand, Sonne und das leichte Rauschen der Nordsee…Echte Urlaubsgefühle, die durch – wenige Minuten später einsetzende – Regenschauern abrupt beendet werden.
Wir wettern ab in der „Kulturinsel“, Borkums Haus der Inselkultur. Danach radeln wir schleunigst nach Hause.

Sonntag, der 5.8.12

Ablegen um 6.00h bei herrlichem Sonnenaufgang… Ruhige See, kaum Wind, wir setzen Groß und Genua und genießen erstmalig ein Frühstück in Fahrt. Aber mit nur 3kn Fahrt würden wir Terschelling heute nicht mehr erreichen. Also schalten wir den Dieselwind ein.
Der Tag soll uns heute einen munteren Wechsel aus Flaute, Schwachwind, heftigen Regenschauern mit flotten Böen bringen. Wir genießen alle Wetterwechsel mit ihren phantastischen Licht- und Farbspielen und deren Spiegelungen im Wasser.
Bereits am späten Nachmittag können wir Terschelling gut sehen, müssen aber einen riesigen Umweg machen, um schließlich in den sich ewig schlängelnden Einfahrtspriel einfahren zu können. Abends um 21.30h machen wir an einer großen Motoryacht fest.

Montag, der 6.8.12

Um 9.00h legen wir ab. Die Sonne begleitet uns noch ein knappes halbes Stündchen, während der Wind uns bereits mit 5 Bft entgegen bläst und die Nordsee sich kräftig aufschaukelt. Dunkel-lilafarbene Wolken, Blitze zucken, es donnert…weit weg. Die Sonne gibt den wild aufgetürmten Wolkengebilden einen gleißend-silbernen Rand und schafft es, ab und zu, durch kleine Gucklöcher – spotförmig – auch die Wellen dieses dunkellila, grau und resedagrün gefärbten Wassers zum Glitzern zu bringen….ein herrliches Schauspiel!!!! Um 15.00h haben wir die Schleuse in Kornwerderzand erreicht. Um 16.00h, jenseits der Lorenzschleuse, setzen wir das Groß mit einem Reff sowie die kleine Fock und rauschen mit begeisternder Geschwindigkeit zw. 9 und 10,4kn nach Stavoren.
Die Schleuse hat bereits geöffnet als wir ankommen und wir werden mit viel Wind von hinten in die schmale Schleusenkammer gepustet. Noch eine ebenso schmale Brückendurchfahrt und wir sind in Galamadammen angekommen, wo wir die Nacht verbringen werden.

Dienstag, der 7.8.12

Wegen einer Regatta holländischer Traditionsschiffe ist die Weiterfahrt nach Heeg erst nachmittags ab 16.00h möglich, so dass wir ankern müssen. Am frühen Abend werden wir von Wim und Trudi in ihrem Hafen sehr herzlich empfangen und gleich zum Essen eingeladen. Mit ihnen beraten wir die Vorgehensweise der nächsten Tage.

Mittwoch, der 8.8.12

Mittags rollt der riesige Autokran an und zwei Stunden später steht die Pia wieder hoch und trocken an Land. Wir säubern das Unterwasserschiff, das Dank des Antifoulings keinen Bewuchs hat im Gegensatz zu den Propellern, an denen sich bereits eine stattliche Seepockenkolonie befindet.

Donnerstag, der 9.8.12

Die Propeller werden abgenommen, um ans Getriebe zu kommen. Der Volvomonteur stellt fest, dass die Simmerringe verformt sind und dadurch Seewasser ins Getriebe dringen konnte. Auch die Welle muss noch einmal abgedreht werden. Für die Reparatur kann er sich nun 14 Tage Zeit lassen, denn wir nehmen Petras Hochzeit in Thun zum Anlass, zwei Wochen lang die Baustellen zu Hause aufzuräumen.

29.07.2012: Der Tag der Abreise

Frühstück an Bord, danach Eintreffen der Freunde, die erfreulicherweise alle gekommen waren, um uns bei den Aufräumarbeiten zu helfen. So waren auf dem „Festplatz“ im Handumdrehen alle Spuren des gestrigen Tages beseitigt, während Peter und ich das Schiff aufklarierten.
Rita brachte einem blitzartig zusammengestellten Gäste-Orchester die Flötentöne bei. Etwa 40 Flöten wünschten uns mit „Wiegende Wellen auf wogender See“ eine angenehme Reise…

Auch Peter brachte die Gästekehlen zum Schmettern: Alle ließen die Pia hochleben und wünschten ihr und uns allzeit gute Fahrt.
Um 14.00h öffneten sich die Schleusentore für uns (hoffentlich für lange Zeit) zum letzten Mal. Einige Freunde begleiteten uns noch – überall auf dem Schiff verteilt – in die Schleusenkammer.
Der letzte Quadratmeter physischen Beisammenseins schwand mit dem Hinaufklettern der Schleusenleiter….
Mit dem Öffnen der Schleusentore drängte sich hier und dort auch ein wenig Wasser durch die Tränenschleusen…<
Gefühlte 1000 Arme winkten uns zu. Wir konnten – was uns den Abschied ein wenig erleichterte – 12-armig zurückwinken, da Philipp und Lena sowie Isabel und Klaus uns noch bis Helgoland begleiteten.
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, zumindest zwei der 12 Hände am Steuerrad zu lassen, da sich wenige Meter hinter der Schleuse erwies, dass die uns zum Schluss noch zugeworfene Handbreit Wasser unter dem Kiel nicht ausreichte, um über den Schlick an ‚steuerbord‘ hinweg zufahren…..
Da hieß es: Rückwärtsgang rein, raus aus dem Schlick und mit neuem Anlauf raus auf die Nordsee.
Wahrscheinlich strapazierten wir die Winkarme unserer Freunde und Verwandten bis aufs Äußerste, da die Crew – bezüglich der Segelsetz-Geschwindigkeit – noch etliche Übungseinheiten absolvieren muss.
Die Fahrt nach Helgoland war wenig spektakulär. Dennoch hatten wir eine nicht ganz angenehme Welle, die es die weniger Seefesten doch vorziehen ließ, sich in die Horizontale zu begeben zum wellenergebenen Dämmerschlaf.
Nach dem Anlegen im Helgoländer Hafen konnten wir in Genüssen schwelgen, die durch die „Delikatess-Geschenke“ der Freunde hervorgezaubert wurden.
Angenehm gesättigt und zufrieden über den ersten Segeltag auf der Pia, fielen wir todmüde in die Kojen.
Montag und Dienstag waren für Inselbesuche eingeplant, die uns aber – im wahrsten Sinne des Wortes – mit Schietwetter bedachten. Dunkle Wolken, Gewitter, kurze, heftige Regengüsse und Starkwindböen, die uns (vor allem aber Isabel) mit verquirltem Basstölpelmist besprenkelten, machten den Inselrundgang – nicht nur in der Erinnerung – sondern auch geruchsmäßig – zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Klaus musste uns leider bereits am Montagnachmittag verlassen, Philipp und Lena gingen am Dienstag von Bord, Isabel wird uns noch bis Freitag begleiten.
Danach wird dann die hoffentlich erquickliche und erlebnisreiche Geschichte des alten Mannes, der steinalten Frau und des ewigen Meeres auf der wackeren PIA beginnen…

Danksagung

Liebe Freunde,

es ist Dienstagabend: Helgoland unter Schichten grauer Wolken, aus denen sich im Laufe des Tages immer wieder heftige Schauern lösten.
Wie schön und sonnig war – im Vergleich dazu – der Samstagabend in Hooksiel.
Es war einfach überwältigend für uns, zu sehen, dass Ihr – ungeachtet der langen Anfahrt noch möglicher Staus – alle zu unserem Startfest angereist wart.
Auch wenn wir uns nur sehr wenig mit jedem von Euch persönlich unterhalten konnten, haben wir das Zusammensein mit Euch sehr genossen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Euch allen für die tatkräftige Unterstützung – sei es in Form von Kuchenbeiträgen, Tischdekoration oder der Sorge um den reibungslosen Ablauf von Kaffee und Kuchen, Fischbuffet und Getränken – bedanken.
Nicht zuletzt möchten wir Dank sagen für die schönen, nützlichen und köstlichen Geschenke, die Ihr uns gemacht habt. Es berührte uns sehr, zu sehen, wie viele Gedanken Ihr Euch gemacht haben müsst, um auf so liebevoll ausgesuchte Geschenke zu kommen.
Beim Betrachten, Genießen und Benutzen werden wir immer an Euch denken….