20160427 Heimatlicher Zwischenakt

Donnerstag, 31.3.2016. Um 17.00h soll die XL Airways abheben in Richtung Frankreich. Toni und Monika bieten sich als Taxifahrer an und liefern uns um 13.00h am Flughafen ab.
Unser Flug wird nicht angezeigt. Erst um 14.00h ploppt der Flug auf, um gleich mit drei Stunden Verspätung ausgewiesen zu werden. Alle Wartenden bedrängen eine plötzlich auftauchende Hostess, um den Grund für die Verspätung zu erfahren. Die patzige Antwort: Streik in Paris, was „Höhere Gewalt“ bedeutet und Ersatzansprüche ausschließt. Hinzu kommt, dass für viele die Anschlussverbindung verfällt. So auch für uns. Lufthansa Flug Charles de Gaulle – Frankfurt Main: „Ade“ !

Das gilt auch für Karin und Günther aus Plauen. Nach 7stündigem Herumrutschen auf den harten Plastikstühlen des Flughafens kommt die Verbesserung (für die nächsten 8 ½ Std.) als „Ryan-Air der Langstrecke“ daher: Enge Bestuhlung, kaum Beinfreiheit, jedes Jota an Service muss extra bezahlt werden.

Insgeheim hoffen wir auf die Entschädigung von 250,00€, die jedem Fluggast gezahlt wird, dessen Flug mindestens 3Std. Verspätung hatte. Aber unser Pilot schafft es, mit nur 2 ½ Std. Verspätung zu landen. Wie schön für XL Airways!!!

Dennoch haben wir Glück. Isabel ist zu Hause und hat im Handumdrehen die besten Verbindungen für die Weiterreise heraus gesucht. Dank Mobilfunk immer in Kontakt, lotst sie uns vom Flughafen zum Gare du Nord. Dort erwartet uns ein 30min. Fußmarsch zum Gare de l’Est.

Herrlich! Es ist Freitagmorgen, 11.30h, ein strahlend sonniger aber kalter Frühlingstag; man sitzt – eingemummelt – draußen oder genießt die Mittagspause bei Snack und Rotwein im Bistrot. In der Luft liegt der Geruch von frisch gebackenen Croissants und Kaffee.
Wie verlockend ist doch diese Stadt!!!

Aber unser Zug geht um 13.00h. So ziehen wir im Gänsemarsch – mit rumpelnden und klackernden Rollkoffern – über das Pariser Kopfsteinpflaster zum Gare de l’Est.
Der Zug geht pünktlich, wir haben geräumige!!! Sitzplätze, verbringen dennoch unterhaltsame Stunden mit Karin und Günther im Bistrot und freuen uns riesig, als wir – nach sechs Monaten – Isabel in die Arme schließen können.

Es ist sehr schön, nach so langer Zeit mal wieder zu Hause zu sein, vor allen Dingen, wenn man so empfangen wird. Auch Dieter und Brigitte kommen kurz hereingeschneit. Das tut gut!
Den nächsten Tag verbringen wir mit Klaus und Isabel in der Pfalz. Der Frühling hat Einzug gehalten. Vogelgezwitscher, blühende Bäume, Tulpen, Narzissen und Frühlingsgrün all überall. Balsam für die Seele (vor allem für meine). Magenbalsam gibt’s abends bei Pfälzer Genüssen.

In der Nacht schlafen wir sehr schlecht. Peter bekommt einen Schweißausbruch nach dem anderen und wird von einem nicht enden wollenden Reizhusten gequält. Ein sonntäglicher Spaziergang über den Philosophenweg wird fast zu einer Herausforderung.

Wir ahnen Böses, denn auf dem Werftgelände der „CarenAntilles“ liegt man hoch und trocken bei sehr wenig Wind und einer großen Mückenpopulation, die – wie in der gesamten Karibik – Überträger von Zika, Dengue oder Chicungunja sein kann.

Am Montagmorgen stellen wir uns beim Tropeninstitut vor. Wir werden gründlich untersucht und Blut-, Urin- und Stuhlproben sollen Hinweise liefern auf bestimmte Erreger.
Ich bin von allem verschont geblieben aber Peter hat’s richtig erwischt. Er erfährt am Mittwoch, dass er eine ausgewachsene Virus A Grippe hat mit wiederkehrenden hohen Fieberschüben, Gliederschmerzen und Mattigkeit und bleibt widerstandslos im Bett.

Nein, so hatten wir uns den Heimaturlaub nicht vorgestellt. Nur wenige Freunde können wir treffen und die Geschwister sehen wir sozusagen auf der Durchreise.

Peters Gesundheitszustand (er ist inzwischen frei von Ansteckung)erlaubt es uns, wenigstens das letzte Wochenende in Zürich zu verbringen, ohne die kleine „wachsende“ Familie zu gefährden. Dank Skype können wir wohl das Heranwachsen unseres Enkels – über tausende Kilometer hinweg – mit verfolgen aber es ist kein Vergleich zum persönlichen Erleben. Dieses quicklebendige, aufmerksame und fröhliche Kind lässt die Herzen der Großeltern einfach höher schlagen.
So nehmen wir viele liebe Erinnerungen mit nach Martinique und hoffen auf „MEHR“ beim nächsten Heimaturlaub …