20190608 Die Unbeschreibliche Teil II

                                                             Ground Zero

Vielleicht ist es der andächtigste Ort der Stadt, auf dem das „National 9/ 11 Memorial“ angesiedelt ist. Auf dem Platz, wo einst die Zwillingstürme standen, befinden sich seit 2006 zwei riesige quadratische Wasserbecken, von deren Wänden unablässig Wasser rieselt, das in einer nicht einsehbaren quadratischen Leere verschwindet…

                                                             „Reflecting Absence“

Im Vordergrund: Der Abgrund – dahinter : Phönix aus der Asche???

In die glänzend polierte Kupferumrandung wurden die Namen derer eingraviert, die der grausige Anschlag mit in den Tod riss…2983 Menschen.

Das riesige, unterirdische Museum, das man über eine Rampe betritt, lässt das Attentat mit Ton- und Bilddokumentationen und unendlich vielen Exponaten unter die Haut gehend nachfühlen.

Der Anschlag….
Gegen das Vergessen…

Nach so viel Bedrückendem tut der Blick nach oben gut. In den blauen Himmel ragt das neue One World Trade Center, das mit seiner Höhe von 541m und seinem Observation Deck in der 104. Etage derzeit das höchste Gebäude New Yorks ist.

Das neue One World Trade Center

Wie eine Feder nimmt sich der schlanke äußere Rand des Oculus daneben aus.

Der „Oculus“ – von Calatrava entworfen – ist der neue Bahnhof am World Trade Center. Ein Aufsehen erregendes Gebäude, das Assoziationen zulässt wie ‚Phönix aus der Asche‘ oder ‚Raubvogel‘ oder ‚Dinosaurier‘ aber am wenigsten an ein Auge erinnert…

OCULUS – das AUGE…

Das Innere des Bahnhofes: kathedralenhaft, säulenfrei, lichtdurchflutet, weiß, fast steril vereint in sich  Einkaufszentrum, Fußgängertunnel und Bahnhof.

Kathedralenhaft…

Wir haben gelernt, uns zu orientieren (was uns – aus der „Welt-Quadrate-Stadt“ Mannheim kommend 😉 😉 )  nicht schwer fällt, da NYC , Mannheim-ähnlich, in Quadrate eingeteilt ist. Von Nord nach Süd die Avenues mit der Hauptachse Fifth Avenue, von West nach Ost die numerierten Querstraßen, die –je nach Lage zur Mittelachse (Fifth Avenue) den Zusatz ‚East‘ oder ‚West‘ tragen.

Auch unterirdisch fällt  die Orientierung leicht. Verschiedenfarbige Linien, die mit Zahlen oder Buchstaben gekennzeichnet sind, bringen schnell an den gewünschten Zielort, wenn man sich erst mal durch die heißen, schlecht belüfteten, teilweise dreistöckigen  Umsteigeplattformen mit  dahineilenden Menschen gewühlt hat , um dann  „Subway-eisgekühlt“ am Zielort auszusteigen.

So gelangen wir schnell an unser nächstes Ziel: Die Highline…

Eine zum langgestreckten Park umfunktionierte alte Eisenbahnlinie, die sich auf Höhe des 3. Stockwerkes von Lower Manhattan bis zu den Hudson Yards, parallel zum Hudson erstreckt.

Überwucherte Vergangenheit…

Herrlich, in luftiger Höhe herumzulaufen, an manchen Stellen noch zu erkennen, wie brach Liegendes von der Natur zurückerobert wird,

Grünendes und farbenprächtig Blühendes,

Robert Indiana: Schon mal gesehen????
Jaaa… in Philadelphia…

Kunstobjekte überall, Musik aller Stilrichtungen liegt in der Luft,

Füße kühlen…

von Wasser überspülte Eisenbahnbohlen oder Steinplatten wo sich heiß gelaufene Füße prächtig kühlen lassen,

Menschen, die auf verschiebbaren Liegen die Abendsonne genießen…Da möchte man bleiben!!!

Die Highline mündet an ihrem nördlichen Ende in die Hudson Yards,

Flaneur zwischen riesigen Blumenkübeln…

dem neuen, coolen Geschäfts- und Finanzviertel New Yorks (SAP ist auch vertreten!!!) mit einer LuxusMall, diversen Restaurants und Wohnungen ( deren Preis ich nicht kennen möchte) dem Neuen Veranstaltungsort „The Shed“ und „The Vessel“ einem Zwitter aus Skulptur und Gebäude, das aussieht wie eine Laterne, die man horizontal, wellenförmig eingeschnitten hat… 

Links: „The Vessel“, rechts – ziemlich unscheinbar – das wie mit Baufolie verkleidete Gebäude: „The Shed“
Mittendrin…
Blick nach Norden…
Blick nach unten: 15 Etagen, 154 Treppenfluchten…

Die Zeit fliegt dahin und wir müssen erkennen, dass 16 Tage für New York – mit täglich drei Stunden für die An- und Rückfahrt – und der, wie in jedem Haushalt anfallenden, Putz-, Wasch-, Aufräum- und Reparaturarbeiten einfach zu kurz sind.

Wir müssen uns beschränken und setzen Plan A konsequent um: Museumsbesuche oder notwendige Arbeiten am Schiff nur an Regentagen, „Outdoor“ Besichtigungen an überwiegend sonnigen Tagen.

20190605 Die Unbeschreibliche…Teil I

Puzzleteile einer faszinierenden Stadt

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht zu Füßen der Freiheitsstatue gehen wir Ankerauf. Noch ist relativ wenig Verkehr in der großen Hudsonbay. Wir überqueren sie, biegen ein in den Eastriver, dessen Strömung uns sofort packt und uns mit 5kn unterstützend in Richtung Hellgate schiebt.

Augen rechts und links und nach oben: überall Interessantes: links von uns Manhattans Eastside mit seinen schmalen Straßenschluchten zwischen den Wolkenkratzern, das grüne Brooklyn rechts, über uns wunderschöne Brücken: die Brooklyn-, Manhattan-, Williamsburg- Throgs Neck Bridges…

Unter der Brooklyn Bridge…
Vorläufig letzter Blick auf NYC
Throgs Neck Bridge

Perfektes Timing ermöglicht ein ruhiges Kreuzen des „Hellgate“, das wegen der gegeneinander laufenden Strömungen des Eastriver und Long Island Sounds (in den wir einbiegen) höllisch brodelnd sein kann. Nach drei Stunden haben wir Port Washington, in der Manhassetbay, am Long Island Sound erreicht und an einer Boje festgemacht. Von hier aus wollen wir New York erobern.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage präsentiert eine bunte Mischung. Da wir – wie könnte es anders sein – natürlich Reparaturen auf der to-do Liste haben, wollen wir die sonnigen Tage für Freiluftbesichtigungen nutzen und die Regentage für Museen und Reparaturen an Bord.

Gleich am nächsten Tag gibt’s den Probelauf: Rein ins Dinghi, rüber an die Anlegestelle (ca. 5Min.) zu Fuß die hügelige Mainstreet entlang zum Bahnhof (ambitionierte 15min.) und rein in die „LIRR“ – die „Long Island Rail Road“, die täglich ca. eine halbe Million Menschen aus dem Umfeld New Yorks in die Metropole und zurück befördert und zu Stoßzeiten entsprechend überfüllt ist. Wir Landeier wundern uns über die ca. 20 Waggons, die – natürlich außerhalb der Rush Hour – ziemlich leer sind und genießen die Zugfahrt. Kurz vor NYC geht’s in den Untergrund. Hässlich aber funktional nähert man sich der Penn Station wie ein Maulwurf und steigt – nach 45min. – an der Ecke 7th Avenue/ 34. Straße ans Tageslicht.

Sofort geht der Blick nach oben: Hoch und höher die Fassaden, Häuserschluchten…Kaum ein Gebäude hat weniger als 5 Stockwerke. Wie ein „Hans guck in die Luft“ möchte man herumlaufen. Nicht ratsam allerdings, da die Gehwege von dem sich nach oben entwickelnden Glanz absolut nichts abbekommen haben. Hier gilt: Hoch-„Blick“ kommt vor dem Fall!!

Das Empire State Building

Mäandernd zwischen 5. 6. Und 7. Avenue bewegen wir uns Richtung Centralpark.

Das Rockefeller Center mit dem Prometheus Brunnen
Das höchste Art Déco Gebäude des Rockefeller Centers mit der
Aussichtsplattform Top of the Rock
Vor wem oder was verschließt sie oder er denn die Augen?
Der ‚Atlas‘ an der Fifth‘, vor dem Rockefeller Center..
Er scheint die Orgel der St. Patrick’s Cathedral einrahmen zu wollen
Die Orgel…

Wir laufen und laufen und Laufen…

Nach ca. 5km des Staunens, Stehens und Laufens in der Hitze findet man uns „ermattet“ im Centralpark.

Pause…
Eine der vielen Brücken im Centralpark…

Die Idee, den ersten Tag in New York mit dem Anblick eines grandiosen Sonnenunterganges ausklingen zu lassen, scheitert daran, dass die Plattform „Top of the Rock“ im 70. Stock des Rockefeller Centers zum Sonnenuntergang ausgebucht ist. Der nächst verfügbare Aufzug würde uns 90 min. nach Sonnenuntergang hinauf befördern…

So lassen wir uns von der LIRR wieder nach Port Washington befördern und schmieden Pläne für Weiteres.

Einen wunderschönen Abend verbringen wir mit Eric, Peters Patensohn, der seit 20 Jahren in NYC lebt, in Brooklyn, in einem Privatclub. D.U.M.B.O. (Down Under Manhattan Bridge Overpass) heißt der District und das Haus, von dem aus man einen tollen Blick auf Manhattan, die Manhattan-  und Brooklyn Bridge hat.

Blick auf die Brooklyn Bridge
Drei Friedrichsfelder in New York…

20190603 New York, New York…

Vier Wochen sind verflogen wie im Zeitraffer, 1300 Fotos auf meinem Handy, nichts ist sortiert, weder in meinem Kopf noch im Computer. Wo und wie soll ich da beginnen? Seit vierzehn Tagen drücke ich mich vor der Qual der Auswahl…

Diese Stadt ist unbeschreiblich, laut, hektisch, brillant, großartig.  Geballte Kunst, Kultur und Architektur…

Ihre Silhouette aus südlicher Richtung kommend – chamäleonhaft – je nach Wetter und Tageszeit…

majestätisch, bedrohlich, funkelnd, abweisend

oder pastellfarben in der Abendsonne leuchtend mit magischer Anziehungskraft…

oder glasklar, wie vom Zeichenbrett oder im Modell; ineinander geschachtelt, in die Vertikale strebend mit  schlanken, glänzenden Wolkenkratzern, deren exzentrisch auskragende Plattformen den Blick auf sich ziehen, während manche Kirche zu ihren Füßen sich wie Spielzeug ausnimmt…

Wir nähern uns von Süden, da wir hinter Miss Liberty übernachten wollen.

Manhattan… Lower Manhattan mit dem Financial District…
Die dem Hudson zugewandte Seite von Lower Manhattan.. (man beachte die Kirche unten rechts im Bild9
Blick zurück auf der Fahrt in Richtung Miss Liberty…
Die Betrachtung von vorne…
…von der Seite…
…von hinten, d. h. von unserem Ankerplatz aus…

Vom Ankerplatz aus: Blick übers Heck…

Allmählich bricht die Dunkelheit herein…
Es ist eiskalt…
Miss Liberty hat ihre Fackel angezündet…
und New York erstrahlt in nächtlicher Lichterpracht
Man sagt, es sei der schönste Ankerplatz der Welt…

Ja das Erlebnis ist da… mit viel Welle und Wind (zum Glück ist die PIA ein Cat, der in den Wellen nicht so stark schaukelt!!!), der erhoffte grandiose Sonnenuntergang hinter Wolken verklemmt, Miss Liberty zeigt uns die kalte Schulter und ein ordentlich kühler Wind fegt das Knabbergebäck mitsamt Schale vom Cockpittisch.

Dennoch: Eingehüllt in Pullover, Daunenjacke und Wolldecke kann auch ein nicht ganz so schöner Rücken entzücken, wenn er denn  Miss Liberty gehört.

Und der Anblick von Manhattan bei hereinbrechender Dunkelheit – grandios!

Am nächsten Morgen brechen wir auf in Richtung Port Washington. Von dort aus wollen wir New York City erobern.

Chronologisch ein wenig vorgreifen möchte ich mit den Fotos von der PIA – unter Segeln – beim Kreuzen vor Miss Liberty, von dem jeder Segler, der sich dort bewegt, ein wenig träumt. Wir machen es, als Wim und Trudi mit an Bord sind; Wim am Steuer, Trudi mit wachen Augen bezüglich des regen Schiffsverkehres, ich das Segel (nur Genua) im Auge behaltend und vor allem den rasenden Reporter Peter, der – im Dinghi hinterher düsend –  versucht, ein paar gute, nicht allzu verwackelte Fotos von der PIA zu schießen.

Der rasende Reporter im Dinghi…
New York, wir kommen!!!