20170514 Staniel Cay

oder „Thunderball“ zwischen schwimmenden Schweinen und Ammenhaien…

So in etwa könnten die Attraktionen dieser Insel touristisch vermarktet werden.

Am Abend des 14. Mai schlängeln wir uns, gegen das Licht der untergehenden Sonne, durch die mäandernden Untiefen dieses Cays in die „Schweinebucht“. Hier sind wir nicht alleine. Da die Bucht gut geschützt ist gegen Nordostwind, der morgen mit bis zu 40kn blasen soll, ankern bereits etliche Yachten jeglicher Größe hier. Die Hecks zweier großer Motoryachten spucken 6 bis 8sitzige (hochmotorisierte) Beiboote aus, die ihre muntere, johlende Fracht an den Strand, zu den Schweinen bringen, während der Rest der Gäste mit lauter Musik (und später auch entsprechender Illumination) Party feiert…

Am nächsten Morgen springen wir – zum Frühsport (fünf Runden um die PIA) ins Wasser und ich bin fast schneller wieder auf der Passerelle, als ich sie verlassen habe. Etwa 1.50m unter mir schwebt ein riesiger schwarzer Manta davon. Nicht unbedingt gefährlich aber erschreckend majestätisch (zum Salzwasser verschlucken!!!) und Respekt einflößend.
Peter zieht trotzdem seine Bahnen, kommt dann aber plötzlich ziemlich aufgeregt zurück und verlangt den Fotoapparat.
Auf dem Meeresboden, im Schatten der PIA, tummeln sich zwei Ammenhaie: „Händchen-haltend“… Jesper und Thies auf dem Weg in die Kita????


…mit Putzkolonne auf dem Rücken…

Bis zum frühen Nachmittag strahlt die Sonne.
Dann färbt sich der Himmel dunkel violett. Eine starke Böe jagt die nächste, die liebliche Schweinebucht wird zum Hexenkessel.

Boote werden unsanft auf und ab bewegt und rollen in den kurzen, steilen Wellen. Auch die „Ti Pia“, unser Beiboot, tanzt den Hexentanz. Auf und ab, von rechts nach links wird sie geschleudert…

bis der Spuk vorüber ist. Anker gut, alles gut…

Neuer Tag, neue Mutprobe: Die „Thunderball“-Höhle: Hier wurden die Höhlen- und Unterwasserszenen zum so betitelten James Bond – Film gedreht.
Über den Westeingang kann man – bei Niedrigwasser – in die Höhle schwimmen, ohne tauchen zu müssen, der tunnelförmige Osteingang liegt immer unter Wasser und muss durchtaucht werden.
Wir erreichen die Höhle nicht bei Niedrigwasser, finden auch den Westeingang nicht auf Anhieb und fahren auf die schattige (und dadurch ohnehin ein wenig unheimlich wirkende) Ostseite, wo – naturgemäß – kein Eingang zu sehen ist, da er ja unter Wasser liegt.
Ein Schnorchler taucht am unteren Inselrand auf und wird vom wartenden Motorboot aufgenommen. Peter schließt messerscharf, dass der Mann aus dem Osteingang gekommen sein muss und will sich die Gegebenheiten einmal ansehen.
Vom Beiboot aus beobachte ich ihn bis er die Stelle erreicht hat und kann ihn Sekunden später nicht mehr sehen. Hat er den Höhleneingang gefunden? Ist er abgetaucht? Beruhigt bin ich nicht.

20m über dieser Stelle, auf einem Felsvorsprung, versucht ein Möchtegern-Klippenspringer all seinen Mut zusammenzunehmen für einen Sprung in die Tiefe. Er wird es nicht wagen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht Peter wieder auf

und erzählt von seinem mutigen Alleingang, der mich – hätte ich vorher darüber Bescheid gewusst – in Angst um sein Leben versetzt hätte.

Er konnte sich gegen das kräftig herausströmende Wasser nur mit starken Flossenbewegungen – tauchend – durch den Tunnel kämpfen und hatte am Ende des Tunnels nur noch ein winziges Restchen Luft zur Verfügung.
Bewundernswert, mit welch ruhiger Hand er danach solche Fotos schießen konnte…


Der Eingang in den Ost-Tunnel ist deutlich zu erkennen…

Wieder an Bord der PIA warten wir, bis sich der größte Andrang am Schweinestrand gelegt hat. Dann fahren wir hin.
Uns aus listigen Äuglein betrachtend, grunzend und den Rüssel schnuppernd in alle Richtungen drehend, laufen sie uns entgegen, legen die Schnute auf den Gummiwulst der Ti Pia und betteln… Schrapp, schrapp und die Möhren sind weg gefuttert!

Und wieder guckt kein Schwein…nach den im Wasser liegenden Karottenstücken. Da müssten sie ja den Kopf ins Salzwasser stecken und mit dem Rüssel den Sand durchwühlen…
Total gegen die Schweinenatur!!! Schweine sind keine Katzen, die sich mit der Pfote Sand und Salz aus den Augen reiben könnten…

Am Anleger der Marina findet man Stufen, die es ermöglichen, in das Wasserbecken zu steigen, um sich dort zwischen die träge umher schwimmenden Ammenhaie zu stellen.

Ein Warnschild weist darauf hin, dass das auf eigenes Risiko geschehe und dass man die Hände nicht ins Wasser strecken soll, um die Haie zu füttern oder zu streicheln, denn:
…they can bite and they do…. Und wir können lesen und sind nicht mutig…

Neben seinen drei Hauptattraktionen hat Staniel Cay ein ganz ansehnliches Örtchen zu bieten mit schönen, gepflegten Holzhäusern, Arzt und Klinik, Boutiquen, Restaurant und Café, zwei kleinen Supermärkten, einer Landebahn für die Inselhopper und Wanderwegen mit schönen Ausblicken auf das türkisfarbene Meer.

Den letzten Abend verbringen wir mit etwa 20 anderen Seglern aus den USA, Kanada und Frankreich bei einem „Potluck“ am „Piratenstrand“. Meist sind es Amerikaner, die im Laufe des Tages durch die Bucht fahren, um die Ankerlieger zu so einer unkomplizierten Art des Zusammenseins und einander Kennenlernens einzuladen. Man liefert einen kleinen Essensbeitrag zum „Glück aus dem Topf“, aus dem sich dann jeder – nach Geschmack – bedienen kann.
Ein sehr schöner Abend mit angeregten Gesprächen, der leider ein ziemlich abruptes Ende findet, als eine Heerschar von Mücken zur Attacke ansetzt…

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