20170227 Jamaika

Hopping on and off… Eine Stippvisite…

Die Insel von Harry Belafonte, Bob Marley und Usain Bolt (Roots, Reggae und Recorde) über die ich sooo viel gelesen hatte, auf die ich mich so gefreut hatte, bleibt ein Streiflicht.

So grün und frisch wie die Insel beim Näherkommen auf uns wirkt, so freundlich sind die Menschen, die uns willkommen heißen. Der Gesundheitsoffizier, in weißem Arztkittel und einem breiten Harry Belafonte-Lächeln im Gesicht nimmt gerne den angebotenen Espresso mit Mandelplätzchen an (Beamtenbestechung???). Er fragt nach Fieber, Ausschlägen, bekannten Vorerkrankungen, will wissen woher wir kommen und verlässt – nachdem er augenscheinlich von unserer Gesundheit überzeugt ist – die PIA mit dem Hinweis, dass wir nun die gelbe Quarantäne-Flagge herunternehmen können, um sie durch die Jamaikaflagge zu ersetzen und dass seine Kollegen von Zoll und Immigration folgen werden.

Die futtern den Rest der guten Plätzchen auf, sind ebenso freundlich und glauben uns einfach, dass wir nichts Verbotenes dabei haben oder einführen wollen.

Zurück an der Boje wird – nach dem Blick auf die Wettervorhersage – unser Besichtigungsprogramm rigoros gekürzt. Keine Fahrt zu den Wasserfällen, keine in die Blue Mountains, weder nach Kingston noch an der Nordküste entlang.

Uns bleibt noch ein einziger Tag auf Jamaika.

Raften auf dem Grand River.

Das Taxi holt uns gegen 13.00h ab. Der Taxifahrer, ein junger Mann, politisch sehr interessiert, diskutiert mit uns über Angela Merkel, Trump und Marine le Penn während er uns durch die betörend wuchtig grüne, blühende Landschaft fährt. Die kurvenreiche Straße, an deren Steilhänge sich kleine Häuser krallen, Schluchten den Blick auf den Fluss freigeben und auf so manches Herrenhaus, das Eigentümern oder betuchten Gästen – vom Plateau aus – einen grandiosen Ausblick gewährt, endet – nach einer halben Stunde – am Startplatz unserer Floßfahrt.

An der Kasse entrichten wir den Obulus und „unser“ Floß mit der Nr. 142 wird vom Ufer in den Fluss geschoben. Wir müssen Rettungswesten anlegen und können dann auf der „Gästebank“ Platz nehmen.

Ab geht die Fahrt durchs rauschende, gurgelnde Wasser. Wir rutschen – vom hohlen Rumpelgeräusch der aneinandergebundenen Bambusrohre begleitet – durch einige, flache Stromschnellen oder gleiten lautlos auf tiefem, grünen Wasser dahin.
Geschickt manövriert der Masterflößer unser Gefährt durch Flussbiegungen, oder Felsfurten hindurch den 13km langen Fluss hinab.

Ein Halbwüchsiger hat vier Blüten zusammengebunden und versucht, seine kleinen Sträuße an die vorbeischwimmenden Touristen zu verkaufen.

Wir wollen ein Bad nehmen in diesem herrlich kühlen, klaren Süßwasser und legen – neben anderen Flößen – an einer breiten Flussbiegung an.

Während wir uns noch im Wasser tummeln, werden Wim und Trudi bereits magisch angezogen vom aufsteigenden Rauch einer sehr originellen Feuerstelle. Aus drei großen Aluminiumtöpfen steigt der Dampf, eine adrette, schlanke Jamaikanerin mit feinen Gesichtszügen verteilt die Köstlichkeiten, die sie offensichtlich gerade frisch zubereitet hat.
An provisorisch zurechtgezimmerten Tischen genießen wir Jamaikanische Flusskrebse mit Reis und schwarzen Bohnen, Dumplings und einer sehr schmackhaften, scharfen Sauce. Auch das Ragout vom Hühnchen ist nicht zu verachten. Dazu gibt’s gut gekühltes Bier, das auch unser Flößer sich schmecken lässt.

Nur noch eine Stunde fahren wir den Fluss hinunter bis zu seiner Mündung ins Meer.

Als Wim den Flößer fragt, ob die Flöße mit einem LKW-Transporter wieder an den Ausgangsort zurückgebracht würden, schaut der ihn an, als habe er ein Mondkalb vor sich. Ein LKW Transporter???? Unerschwinglich und überhaupt: auf welchen Straßen denn??? Nein, die Flöße werden von Lehrlings-Flößern – die sich erst die Sporen verdienen müssen – gegen den Strom zurückgezogen. Dreizehn lange, harte, Kräfte zehrende Kilometer gegen den Strom!!!
Er – als alter, erfahrener „Masterflößer“ – habe nun das Recht, diese Arbeit dem Nachwuchs zu überlassen.

Unser Taxi wartet bereits an der Anlegestelle.

Es wird allmählich dunkel, als wir in Port Antonio ankommen. Wir benötigen noch einige Lebensmittel. Die Regale des Supermarktes sind gut gefüllt, das Sortiment eher bescheiden. Obst und Gemüse an den Straßenständen sehen nur zum Teil gut aus.

Im Vergleich zum Vortag (der heutige Aschermittwoch ist ein Feiertag, an dem Banken und Behörden geschlossen sind) geht es recht ruhig zu. Keine Dancehall Music wummert aus riesigen Lautsprechertürmen, keine Reggae-Band auf dem Dorfplatz, die hunderte von Fans zum Tanzen und Mitsingen bringt, kein Marihuanageruch aus dem kleinen Park, in dem sich etliche Rastafari zum gemeinsamen Rauchen treffen, keine Straßenmusiker die – mit aufgestellter Blechdose fürs Trinkgeld – die relaxten Bob Marley Songs zum Besten geben…

Im Rheinland singt man zum Karneval: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“

Genau das gilt für unseren Jamaika Besuch. Kaum angekommen, verlassen wir diese landschaftlich so wunderschöne und kulturell äußerst interessante Insel, ohne auch nur ansatzweise einmal hinter die Kulissen geschaut zu haben. Schade…

20170222 Oh, Island in the Sun…

Noch liegen zwischen der – von Harry Belafonte so schön besungenen – Insel und uns ganze 600 Seemeilen.

JAMAIKA…

muss wahrscheinlich noch ein paar Tage warten, denn das seglerische akademische Viertel orientiert sich – wegen Wetter, Wind, Welle und anderer Imponderabilien – eher an der Woche als an der Stunde.

Die PIA, vermeintlich perfekt vorbereitet, mit neuen Borddurchlässen, reparierter und lackierter Passerelle, nachgenähten Segeln, einer neuen Abdeckung für den Steuerstand, geputzt und poliert, scheint nur noch auf die Gäste zu warten, um dann lossegeln zu können.

Wim und Trudi kommen am 11.Februar an, erleben mit uns Curacao im Schnelldurchgang, fliegen drei Tage später zur Beerdigung ihres Schwagers wieder nach Hause und sind am 19.2. wieder an Bord. Spätestens am 22.2. wollen wir ablegen.

Während Peter und Wim noch die Genua anschlagen und einen kontrollierenden Blick über stehendes und laufendes Gut werfen, machen Trudi und ich den Großeinkauf.

Zwei Einkaufswagen, randvoll mit Lebensmitteln, Getränken, Tiefkühlkost werden flott im Auto verstaut. Als wir jedoch losfahren wollen, ist das Schloss verriegelt. Ein falscher Knopfdruck und nicht enden wollender, höllischer Alarm bricht los. Wir drücken diverse Tasten, um daraufhin die gesamte Palette des Jaulens, Heulens und Tutens zu Gehör zu bekommen. Niemand kann uns helfen, die Türen bleiben verschlossen. Peter ist über mein Handy nicht zu erreichen, die Notrufnummer der Vermietung und Trudis Handy im Auto eingeschlossen. Mit gestressten Ohren müssen wir zusehen, wie die TK-Kost – unter der Heckscheibe, bei ca. 50°C im Auto – wahrscheinlich allmählich die Form verlieren wird. Endlich, nach 20min. der Malträtion naht Hilfe in Gestalt einer älteren Dame, die die Fernbedienung in die Hand nimmt, die RICHTIGEN Knöpfe drückt und uns auffordert, einzusteigen und loszufahren. Geschafft! Die Fracht kommt – wider Erwarten – einigermaßen intakt an Bord.

Peter bringt den Mietwagen zurück und wir haben ein letztes Abendessen am Ponton der Marina Curacao.

Am Morgen des 21.2. gibt’s ein Sekt-Frühstück. Wim und Trudi sind heute 49 Jahre verheiratet und –wie man sieht – immer noch sehr glücklich miteinander.

Danach geht’s los. Raus aus dem Schottegat und Warten auf das Öffnen der Konigin Emma Brug. Ein sehr netter Plausch mit Kapitän Cramer (Hannes‘ Sohn) von der neben uns liegenden Aida Diva verkürzt auf angenehme Weise die Wartezeit.

Nach einer Stunde öffnet die Brücke und wenig später ist die PIA – nach fast einem halben Jahr auf dem Trockenen – wieder in offenem Wasser.
Im glasklaren Wasser von Santa Barbara wollen wir den Wassermacher wieder in Betrieb nehmen.
Am schwimmenden Ponton, vor dem 5Sterne-Luxus-Golf-Resort von Santa Barbara, lässt man sich die „Luxusaussicht“ – ohne Strom und Wasser!!!! – vergolden. (10 Tage in der Curacao-Marine entsprechen 2 Nächten hier).

Aber gefallen tut’s uns schon… Abends laden Wim und Trudi uns ins „Boca 19“, dem Restaurant des Golfclubs ein. Es wird ein vergnüglichen Abend bei vorzüglichem Essen.

Der 22. ist da. Wir haben ein letztes Mal unsere Lieblings-Morgensportmeile durchkrault, gefrühstückt und wollen ablegen.
Peter schaltet die Navigation ein. Black, black, black but not beautiful zeigt sich der Plotter. Die einzige Meldung, die von oben nach unten ruckt:—
Ich fühle mich erinnert an das Störbild des Fernsehers in den 60er Jahren. Bitte haben Sie ein wenig Geduld. Die Störung wird gleich behoben. Der Unterschied zu damals und jetzt: Die Störung wird nicht von Zauberhand behoben, sondern durch Peters schweißtreibender Arbeit in der Hundehütte. Hatten wir das nicht schon einmal? (Blitzschaden: Las Palmas?)
Zum Glück sind wir – seit der Hamburger Bootsmesse – im Besitz eines neuen Programmes, das auf dem Laptop gefahren werden kann. Es braucht zwei Tage, ungeheure Konzentration beim Studieren der Installationsanweisungen, viel Schweiß und etliche Telefonate mit Furuno bis das Radar angefahren werden kann und alles installiert ist. Höchstes Lob an den Kapitän, Dank an Furuno und Herrn Feldbinder!

Freitag, 24.2.2017

Um 14.07h legen wir ab. Es ist ein strahlender Tag. Blauer Himmel, Sonne, wenig Welle. Ein leichter Wind schiebt uns an Curacaos Küste entlang in nordwestliche Richtung. Ein tolles Gefühl!!!
Spitzengeschwindigkeiten werden wir bei dieser Windstärke nicht erreichen, dafür ist es herrliches Kaffeesegeln. Wir diskutieren die Wacheinteilung und entscheiden uns für einen Vierstundenrhythmus. Wim und Trudi übernehmen die Wache von 23.00h – 3.00h morgens, wir wachen von 3.00h – 7.00h. Peter lässt mich freundlicherweise immer mindestens eine Stunde länger schlafen, was ich gerne annehme und ausnutze. Dafür genieße ich – ganz alleine – den Sonnenaufgang. Ab 6.30h hebt sich ganz allmählich die Horizontlinie vom dunklen Wasser ab und Wolkengebilde lassen erste Umrisse erkennen.

Nur einmal steigt die Sonne wie ein glutroter Ball aus dem Meer. An den beiden anderen Tagen schiebt sie sich hinter einem dicken, dunkelvioletten Wolkenband nach oben und bildet die dramatisch orange-rote Kulisse für die sich ablösenden, dunklen Blumenkohlwolken.

Ein ausgiebiges Frühstück um 9.00h bringt alle müden Geister wieder auf die Beine.

Drei Tage auf See lassen keine Langeweile aufkommen. Das neue Navigationsprogramm hält Peter auf Trab, da es erstens viel Neues zu entdecken gibt und zweitens Manches noch nicht so läuft, wie beabsichtigt.
Täglich wird ein Brot gebacken und abends zaubern wir mit den Curacao-Köstlichkeiten aus Kühlschrank und Gefriertruhe kleine, culinarische Highlights.
Am zweiten Tag auf See wird der Speiseplan durch einen Tuna bereichert. Aktion ist angesagt.

Wim kurbelt ihn sachte heran, Trudi holt ihn mit dem Fangnetz in Peters Reichweite, der ihn dann – mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf – tötet und dem Koch obliegt schlussendlich das Ausnehmen und Filetieren. (…der hat – nach so viel Sauerei – das dringende Bedürfnis, eine Dusche zu nehmen…)

Das Prachtexemplar langt für zwei Mahlzeiten. Am ersten Abend gibt’s Sashimi mit einer Art frischen Mangochutneys und Koriander plus Sherry-Soja-Sauce…

am nächsten Tag Tataki vom Tuna (dicke Filets rundherum kurz anbraten, in geröstetem Sesam wälzen, mit Sherry-Soyasauce servieren)
Am letzten Morgen auf See werden wir Zuschauer eines sich auf uns zu bewegenden Squalls. Beeindruckend ist es, zu sehen, wie die riesige Wolkenwalze sich nähert, um mit enormen Windböen das Wasser flach zu fegen und gewaltige Wassermassen auszuschütten. Auf dem Radarbild lässt sich sehr deutlich erkennen, dass der Squall uns lediglich mit seiner Flanke gestreift hat aber das genügt, um die PIA einmal gründlich mit Süßwasser zu duschen.

27.Februar 15.00h.

Jamaika kommt in Sicht.

Herrlich, wie die dunkle Silhouette sich immer deutlicher vom Horizont abhebt. Wir peilen den östlichsten Punkt Jamaikas an, um nach seiner Umrundung in Port Antonio an die Boje zu gehen.

Um 17.45h, nach 75Stunden und 40min. auf See, machen wir an der Boje fest.
Ein Vogel setzt sich auf die Saling und trällert uns zur Begrüßung ein fröhliches Ständchen. Alles sieht so frisch und grün und blühend aus.

Wir sind angekommen und fühlen uns – von der ersten Sekunde an – einfach wohl.
Die gelbe Flagge wird gehisst. Von anderen Seglern haben wir gehört, dass man es, hier auf Jamaika, sehr genau nimmt mit dem Einklarieren und man nicht gleichzeitig die gelbe Quarantäne- oder Einklarierungsflagge UND die Landesflagge setzen kann. (Für Nichtsegler: Quarantäneflagge, die normalerweise besagt, dass man einklarieren möchte, um das Land betreten zu dürfen, hier auf Jamaika aber im ursprünglichen Sinne anzeigt, dass die Crew bereit ist, sich der Gesundheitskontrolle durch einen Gesundheitsoffizier, der an Bord kommt, zu unterziehen.)
In manchen Ländern wird verlangt, dass man unmittelbar nach der Ankunft bei der Immigration zu erscheinen hat, wo man, wenn man außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten ankommt, teilweise nicht unerhebliche „Overtime“-Zuschläge zahlen muss.
Peter rudert an Land, wo man ihm sagt, dass wir die Nacht getrost an der Boje verbringen können, wir sollen lediglich Kanal 16 einschalten, um morgen früh von den Offizieren aufgerufen werden zu können.

20170219 CURACAO im August 2016

Zusammen mit unseren Gästen Erich und Isabel segeln wir nach Curacao, der größten der ABC-Inseln.
Ein komfortabler Wind gestattet das Setzen des Parasailors und nach wenigen Stunden bereits haben wir die Einfahrt zur großen, sicheren Lagune „Spanish Water“ erreicht.

Diesmal aber ist uns das schnelle Ankerbierchen nicht gegönnt. Der Parasailor verheddert sich in seiner Bergeleine und rutscht lediglich die oberen vier Meter in den Schlauch. Alle Manöver, ihn doch noch in den Bergeschlauch zu ziehen, schlagen fehl, sodass wir das riesige Tuch auswehen und ins Wasser fallen lassen müssen. Das Ende vom Lied: Im Schweiße unseres Angesichtes müssen wir – Hand über Hand – das wassergefüllte und dadurch tonnenschwere Segel aus dem Salzwasser bergen. Welch ein Glück, dass vier Paar Hände an Bord sind, die kräftigst zupacken können. Tausend Dank Isabel und Erich!
Das salzige Teil in den Bergeschlauch gestopft und an der Reling festgezurrt, laufen wir durch die schmale Zufahrt in die Lagune ein. Es ist Sonntagnachmittag und am Strand von Santa Barbara (vor einem Luxus-Golf-Resort) tummeln sich die Bootsausflügler.

„Spanish Water“, eine riesige Lagune mit vielen kleinen Ausbuchtungen, ist wohl der „Starnberger See“ dieser Karibikinsel. Traumvillen liegen versteckt auf grünen Hügeln, Stars aus der Film-, Sport- und Offshore-Banking-Szene haben sich hier die besten Plätze gesichert.

Wir lassen um 18.00h den Anker fallen. Verwöhnt vom glasklaren Türkis auf Bonaire weckt die hiesige Wasserfarbe nicht das Bedürfnis, gleich ein kühlendes Bad zu nehmen. Kein Wunder, denn die Lagune bietet Platz für etwa 1400 Schiffe und der Wasseraustausch ist sehr gering.
So gibt’s den Sundowner nach einer erfrischenden Dusche an Bord.

Am nächsten Morgen geht’s mit Bus und Taxi zum Flughafen, um dort ein Auto zu mieten und anschließend zur Hafenbehörde, zu Immigration und Zoll. Dabei bekommen wir einen ersten Eindruck von Willemstadt.

Farbenprächtig präsentiert sich die Inselhauptstadt, wie Amsterdam, das in den Malkasten gefallen ist!!! Wunderschöne Häuser, viele aus der Kolonialzeit mit herrlich geschwungenen Giebeln, die roten Dächer mit weißen Lisenen abgesetzt und die Geschosse mit ebensolchen umrahmt.

So wie Bonaire ganz im Zeichen des Flamingos steht, findet man das Markenzeichen Curacaos auch bereits im Autokennzeichen. Es ist die „Handelskade“, eine der wenigen UNESCO-Weltkulturerbestätten der Karibik.

Die farbenfrohen Handelshäuser reihen sich am Handelskai auf. Läuft man von See kommend in den Hafen von Willemstad ein, fühlt man sich wie ein Großer, da die Konigin-Emma-Brug, eine auf Pontons gelagerte Drehbrücke eigens für jedes auch noch so kleine Schiff geöffnet, d.h. gedreht wird.

Sie verbindet die beiden Stadtteile Punda und Otrobanda miteinander.

Fußgänger die von einem Stadtteil in den anderen wollen, müssen warten, bis die Brücke wieder schließt oder die – während ihrer Öffnungszeiten – fahrende Fähre nehmen.
Willemstad ist eine quirlige, farbenfrohe, fröhliche Stadt mit vielen, kleinen Gassen, lauschigen Plätzchen und unzähligen Orten die entdeckt werden wollen.

Händler kommen aus Venezuela und bieten – von ihren Schiffen aus – die am Kai angebunden sind – herrliches Obst und Gemüse in Holzständen unter flatternden Segelplanen an.

In dieser alten Markthalle gibt es sehr preiswerten Mittagstisch…

auf der linken Seite:LECKEREIEN aus der Garküche…

Einen bleibenden Eindruck hinterlässt der Kura Hulanda Hotelkomplex, einerseits, weil er das bemerkenswerte und überaus gelungene Ergebnis einer umfangreichen Renovierung alten Kolonialbestandes ist…

Im Sculpturengarten…

…andererseits, weil er ein Museum beherbergt, das in ergreifender Weise das Schicksal der Sklaven beschreibt, die über die West Indian Companie von Afrika entführt und nach Curacao gebracht wurden, um hier – bis zu ihrem Weiterverkauf in alle Welt – in Ställen zusammengepfercht unter sengender Sonne ausharren mussten oder auf die Plantagen oder Salinen der Holl. Antillen verteilt wurden, um dort Frondienste zu leisten.

Wir genießen zunächst den schönen Teil der Anlage und nehmen das mulmige und bedrückende Gefühl nach dem Museumsbesuch mit nach Hause.

Eine Inselrundfahrt mit dem Leihwagen führt uns in den verhältnismäßig kleinen Nationalpark „Shete Boka“ , d.h. Sieben Münder, aus denen das Meerwasser herausschießt oder in die es unterirdisch hineindonnert.

Die Westküste der Insel kann mit einigen schönen Stränden aufwarten, die nicht zum Areal der Luxusresorts gehören.

Amüsierte Beobachter am Piratenstrand erfreuen sich an Obigem…
oder schauen in die andere Richtung…

Die Tage auf Curacao sind gezählt. Am 7.September werden wir die PIA an Land stellen und nach Hause fliegen. Bis dahin haben wir noch ein paar schöne Tage mit Isabel.

Wir werden mit unserer PIA die Konigin Emma Brug passieren, in die „Curacao-Marine fahren, die PIA aus dem Wasser nehmen lassen, sie auf einen 5-monatigen Landaufenthalt vorbereiten und dann ebenfalls heim fliegen. Weiter geht’s dann – wenn alles klappt – im Februar 2017 in Richtung Jamaika und Kuba…

20170210 Bonaire im August 2016

die östlichste der Niederländischen Antillen (vor der Küste Venezuelas) ist – wie auch Curacao und Aruba – absolut nicht vergleichbar mit den Inseln der Karibik, die wir bisher gesehen haben.
Das satte Grün des Regenwaldes, das die vulkanischen Inseln von Guadeloupe bis Trinidad bedeckt, weicht hier – auf den ersten Blick – dem trocken-staubigen Graugrün eines sparsamen, niedrigen Bewuchses.
Bonaire wuchert allerdings mit anderen Pfunden.
Was für den Surfer Hawai, für den Bergsteiger der Himalaya, das ist Bonaire für den Taucher.

Bereits an den Farben des Wassers kann man sich nicht sattsehen. Es schimmert kaleidoskopartig in allen Nuancen der Farbpalette Türkis – Blau – Grün. Ein Sprung ins Wasser lässt glauben, sich im Aquarium zu befinden. Selbst am Bojenplatz tummeln sich Hunderte von Fischen, von 3 – 40cm Größe in herrlichen Farben.
Ab und zu erschrickt man, weil ein Tarpon von stattlicher Größe (bis zu 1,50m und mit ausgeprägtem Unterbiss) plötzlich Schulter an Schulter nebenher schwimmt und das Nachbarobjekt mit mürrischem Gesichtsausdruck zu beäugen scheint.

Unweit der Steinschüttung zur Hafenmole entdecken wir Meeresgetier, das wir bisher noch nicht gesehen haben: eine getüpfelte Schlange windet sich am Meeresboden durch die Steine, ein Barracuda steht bewegungslos aber alert im Wasser, eine Flunder liegt – perfekt getarnt – platt im Sand, ein weiß getüpfelter Adlerrochen entschwindet – mit majestätischen Flügelschlägen (und beeindruckend langem Schwanz) vor unseren Augen im tiefblauen Wasser. Schildkröten aller Größen schweben anmutig und schwerelos über die Korallen hinweg und heben sich wunderschön vom tiefblauen Hintergrund ab.

Wir melden uns bei einer der vielen Tauchschulen an für einen geführten Tauchgang. Der unter 91 verschiedenen Tauch-Spots ausgewählte Platz: „The Lake“ vermittelt uns einen ersten Eindruck von dem, was mehr als 10m unter der Wasseroberfläche liegt. Leider kommen die brillanten Farben der Unterwasserwelt an diesem Tag nur mit Hilfe eines Unterwasserstrahlers voll zur Geltung, da der Himmel wolkenüberzogen ist und es ausgerechnet heute (zum ersten und damit letzten Mal während unserer Zeit auf Bonaire) ordentlich schüttet.

Rolf und Claude von der Segelyacht „Tika“ kommen vorbeigerauscht. Sie haben lange in Ludwigshafen gelebt und freuen sich, unseren Dialekt mal wieder zu hören. Gemeinsam mit ihnen erkunden wir die Schnorchelgründe der vorgelagerten kleinen Insel: Klein Bonaire…(Später werden wir das Gleiche mit Isabel und Erich wiederholen…)

und zaubert mit seiner Kussschnute ordentliche Knutschflecke auf das Objekt der Begierde: Claudes Arm!!!


Sorry, das ist kein Doktorfisch! Es ist ein Papageifisch!!!

Noch etliche Male werden wir diese fantastische Welt unter Wasser erleben und immer wieder Neues entdecken…

Aber ganz ohne Reiz ist Bonaire – entgegen erster Eindrücke – über Wasser auch nicht…

So mieten wir uns für zwei Tage einen Pickup, um einmal den Norden und danach den Süden der Insel zu erkunden. Im „Washington Slagbaai“ – Nationalpark, der den Norden der Insel bedeckt, fährt man auf sehr holperigen Sand- und Staubpisten durch urwüchsige Kakteenlandschaften, vorbei an ausgetrockneten Lagunen und wilden Küstenabschnitten und versucht, Fotos zu schießen, die ein wenig mehr zeigen als nur drei Flamingos, die in 200m Entfernung gerade dabei sind, die Flucht zu ergreifen…

Völlig ungeniert und furchtlos verhalten sich – im krassen Gegensatz zu den Flamingos – die Echsen.

Leise aber ziemlich schnell nähern sie sich aus allen Richtungen wenn sie Witterung von Essen aufnehmen. Als Peter versucht, eine sehr zudringlichen Echse mit der Wasserflasche weg zu schubsen, dreht sie lediglich ihren Kopf – verächtlich ausweichend – zur Seite. Als er dann aufsteht, weil es ihm zu lästig wird, springt sie ihn an und klammert sich an seinem Hemd fest. Erst durch schnelle Drehbewegungen von rechts nach links gelingt es ihm, dieses Urvieh abzuschütteln, eine Zirkus-reife Vorstellung, die Isabel augenblicklich die Flucht ergreifen lässt. Mit einem Satz auf den Pickup rettet sie sich vor ihrem Verfolger. Leichtfüßig, blitzschnell und leise hebt er die langgliedrigen, bekrallten Füße, den Dickbauch und seinen langen Schwanz hin- und her schwingend und bleibt dann abrupt unterhalb von Isabel sitzen.
Ein Bild für die Götter…

Hört man nicht gelegentlich von Drachen, die ihre kostbaren Besitztümer auf ähnliche Art und Weise bewachen?

Als die Echsenschar schließlich erkennt, dass das Warten auf mehr nicht von Erfolg gekrönt sein wird, verschwindet sie im Gestrüpp.

Allmählich bricht der Abend herein und zaubert eine friedliche Stimmung über das Gotomeer…

Der Südwesten der Insel ist zu weiten Teilen von Salinen bedeckt, in denen einst Sklaven sehr hart arbeiten mussten, um den Salzhandel der Holländer im großen Stil zu ermöglichen.


Die Männer schürfen Salz, schaufeln es in Schubkarren, fahren es zum Anlegesteg des Zubringerbootes, wo es in flache Körbe verladen wird, die die Frauen – auf dem Kopf balancierend – über schmale Holzplanken zum Zubringerboot bringen.

Immerhin baute man für sie kleine Mini-Steinhaus-Siedlungen.

Zu bestimmten Tageszeiten heben sich die weißen Salzberge bezaubernd schön gegen die pink bis altrosa schimmernden Salinen ab, in denen Flamingos ganz gelassen herumstolzieren.

Im urwüchsigen Süden findet man türkisfarbene Lagunen auf denen Windsurfer entlang zischen, Reiher stoisch im Wasser stehen

Flamingos im von Dünen umgebenen Pekelmeer und wilde aber sehr zutrauliche Esel, die mit ihren großen, sanften Augen gerne mal einen Leckerbissen erbetteln…

Die Insel der Flamingos mit ihrem „Flamingo-Airport“ der „Flamingo-Post“ und den Flamingos im Auto-Kennzeichen wird uns in besonders schöner Erinnerung bleiben.

20170207 Curacao hat uns wieder

Wie denn das??? So mancher Blogleser weiß ja gar nicht, dass wir – nach Bonaire – fast den ganzen August 2016 auf CURACAO verbrachten.

Am 5. September wurde die PIA dort aus dem Wasser geholt und an Land gestellt. Wir wollten nämlich die Geburt unseres zweiten Enkels miterleben und flogen am 7. September für fünf Monate nach Hause. Ein putzmunteres Kerlchen (Jesper) ist da und erfreut Bruder, Eltern und Großeltern.
Jesper gedeiht prächtig.

Großelternfreuden, Weihnachten mit der ganzen Familie, viele Treffen und Unternehmungen mit Freunden, Verwandten und Bekannten ließen die Monate wie im Zeitraffer vorübersausen….

Nun schließt sich der Kreis: Die PIA steht im Arbeitsbereich der Werft, die Borddurchlässe sind ausgebaut, das Deck von der Staubkruste der letzten Monate befreit, mitgebrachte Ersatzteile aufreizend präsentiert und zum Einbau auffordernd…
Das heißt: Bootsalltag: Neid braucht bei Daheimgebliebenen zunächst mal nicht aufzukommen….

Einen Nachtrag über die Zeit auf Bonaire und Curacao wird demnächst folgen…

20160801 Mehr Meer…

Für drei Tage…
Schon lange haben wir keine Nachtfahrten mehr gemacht. Da wir aber die PIA – während unseres fünfmonatigen Heimaturlaubs – auf Curacao an Land stellen wollen, sollten wir uns demnächst auf den Weg machen.
Der tägliche Wetter-Check zeigt, dass die Bedingungen für die dreitägige Überfahrt zwischen dem 25. und 30.7. recht gut aussehen. So starten wir am Mittwoch, dem 27.7.

Die vorhergesagten leichten Ost-Nord-Ost-Winde sind wie geschaffen für den Parasailor.

Bereits um 6.30h zieht er uns – voll aufgebläht und wie auf Schienen – in Richtung Westen.

Drei Stunden später ist das geliebte Martinique am Horizont verschwunden.

Geschwindigkeitsrekorde werden wir bei dem schwachen Wind (10-15kn) nicht aufstellen, dafür ist es ein Kaffeesegeln vom Feinsten. Selbst ein Landei würde sich jetzt auf der PIA wohlfühlen.

Aber es gibt ja noch den ständig auf der Lauer liegenden Fehlerteufel. Um 15.00h schlägt er zu. Der Navigations-Bildschirm fällt aus. Was nun? Die Fehlersuche geht los. Der erste Versuch: „Reboot tut gut“ scheitert. Steckkontakte, Kabel, Bedienkonsole werden gründlichst untersucht, ohne dass wir einen Fehler entdecken können. Das DVI-Kabel wird in eine Parallelbuchse gesteckt und alles wieder zusammengebaut. Und siehe da: Es funktioniert wieder. Leider nur für zwei Stunden. Unsere Vermutung: Dem Gerät ist’s einfach zu heiß geworden, also hat es sich mal eine Pause gegönnt, die es noch weitere dreimal in Anspruch nehmen wird.

Nachts können wir auf dem Radar die Regenschauern um uns herum beobachten. Ein Squall erwischt uns mit viel Wind und Regen, bügelt die Wellen glatt und beschleunigt die PIA auf 14kn. Herrliches Rauschen!!

Danach ist Bordreinigung angesagt. Etliche Fliegende Fische haben ihren Höhenflug nicht überlebt und sind – dummerweise an Bord und im Trampolin gelandet. Erstens: tot und angetrocknet, zweitens: klein, drittens: wahrscheinlich ziemlich grätig, lassen sie uns nicht auf die Idee kommen, sie in einen Gaumenschmaus zu verwandeln aber erinnern uns daran, dass wir ja noch eine Angel haben, um möglicherweise besseres zu fangen.

Die Dämmerung ist die Zeit der Räuber. Also ziehen wir ab 17.00h den munter von Welle zu Welle hüpfenden oder sie unterschneidenden Oktopusköder hinter uns her.
Um 18.20h gibt es Fischalarm. Die Angelleine – obwohl recht straff eingestellt – rauscht wild sirrend aus. Die Angelrute gleicht einer Bogenlaterne und bei jedem Versuch, die Angelleine ein Stück einzurollen, macht sie einen tiefen Bückling. Das aggressive Kerlchen am Haken kämpft wie wild und….siegt. Es macht „Peng“, die Angelrute schnellt zurück und mindestens 100m Angelleine samt Köder sind verschwunden.
Irgendwie tut mir der Fisch leid. Ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf, um hinterher in unserer Pfanne zu landen, wäre sicherlich ein gnädigerer Tod gewesen, als mit Haken im Maul und Angelleine daran vielleicht jämmerlich zu verenden.

Auch der dritte Tag auf See verläuft sehr ruhig.

Da Bonaire allmählich in Schlagweite rückt, wird der nautische Reiseführer noch einmal studiert. Hier stolpern wir über die Empfehlung – wegen steigender Piraterie – von den Venezolanischen Inseln einen Mindestabstand von 30sm zu wahren. Mit dem Einhalten der bisherigen Kurslinie würden wir die „Islas de Aves“ in einem Abstand von nur 5sm passieren.
Wir ändern also den Kurs, um die Inseln wenigstens 20sm nördlich passieren zu können und werden später das aktive AIS ausschalten und keine Navigationslichter setzen. Das Radar wird uns – falls nötig – hoffentlich rechtzeitig warnen.

Für den Wassertourismus ist es traurig, dass ein Land mit einer so wunderschönen Küste und Inseln wie den „Islas de los Roques“ und den „Islas de Aves“, die zum Schönsten gehören, was die Karibik zu bieten hat, inzwischen zu einem „No Go“ geworden sind.
Um 18.00h befinden wir uns genau 19sm vom nördlichsten Punkt der „Aves de Sotovento“ und schauen sehr oft in diese Richtung, um das eventuelle Herannahen einer Piroge erkennen zu können. Wir sehen nichts und hoffen sehr, dass unsere PIA nicht – als vorbei schwimmende „Opportunität“ – von möglichen Piraten erkannt wird aber in der hereinbrechenden Dunkelheit allmählich verschwinden wird.

Das Sirren der neu bestückten Angel lässt uns aufhorchen. Schnell bin ich an der Angelrute, gebe noch ein wenig Leine, dann gibt’s einen mächtigen Ruck, ein herrlicher Bonito macht einen blitzschnellen, hohen Salto mit zirkusreifer Drehung in der Luft und verschwindet wieder im Wasser.
Die schlaff hängende Angelleine ist das Indiz für einen weiteren Misserfolg. Die Diagnose: Der Angelhaken ist in der Mitte abgebrochen.

…und die Jungs, die blicken stumm auf dem (wieder einmal) leeren Fischteller herum…

Der Ersatz aus der TK-Truhe, Lachs in Wein-Sahnesauce mit Linguine und Fenchelsalat ist auch sehr lecker aber so ein Bonito wäre das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen…

Nach dem Abendessen wird’s spannend. Die Navigation zeigt noch 3Std. bis nach Bonaire an, d.h. wir werden bei absoluter Dunkelheit, zwischen 23.00h und 0.00h die Südspitze von Bonaire erreichen. Sicherheitshalber aktivieren wir das Backup, die „Open Sea“ Karten auf dem Laptop, falls der Navi-Bildschirm wieder ausfallen sollte und halten angestrengt Ausschau nach den angegebenen Leuchtfeuern. Sehr spät erst lässt sich das Leuchtfeuer an der Südspitze Bonaires erkennen, an der wir den Parasailor bergen wollen. Als es endlich erscheint, gibt’s als Gratiszugabe starke Windböen, die die PIA impulsartig auf 10kn beschleunigen. Na, bravo! Den Spaß hätten wir gerne ein bisschen früher gehabt! Jetzt soll er in die Tüte, d.h. in den Bergeschlauch. Wir starten die Stb.-Maschine, laufen vor dem Wind ab, fieren Stb.-Schot und Niederholer und können so –bei nur noch 6kn scheinbarem Wind – in perfektem Teamwork und punktgenau dieses blähfreudige Segel in den Bergeschlauch ziehen.
Eine Stunde motoren wir noch an der Westküste von Bonaire hoch und suchen vergeblich das Leuchtfeuer von „Punt Vierkant“. Aber wir schaffen es auch so. Es ist zwar nicht leicht, die vor der Hauptstadt Kralendijk ausliegenden Bojen bei Nacht zu erkennen und aus dem Wasser zu fischen, aber auch das gelingt und wir haben, in der Nacht von Freitag auf Samstag, (nach 66Std, um 1.00h) das gute Gefühl, angekommen zu sein.

Und was uns am nächsten Morgen begeistert ist das schönste und klarste Wasser, das wir bisher in der Karibik gesehen haben und eine Stadtsilhouette, die sehr an holländische Seebäder erinnert…

Später mehr über das hiesige Meer…

20160726 Guadeloupe, Martinique Juni/Juli

Antigua liegt hinter uns, die Garantie-Inspektion der neuen Motoren vor uns und damit ist die Reiseroute vorgegeben. Meile für Meile geht’s nun in den Süden. Nach einem heißen Ritt mit z.T. 35kn Wind erreichen wir (am 19.6.) Deshaies an der NW-Küste von Guadeloupe, das uns nicht gerade freundlich begrüßt.
Im Gewittersturm müssen wir ankern, um anschließend – tropfnass – wenigstens eine Genugtuung zu haben:
Außer uns ist auch die PIA Regenwasser-geduscht und völlig salzfrei.

Vor uns liegen „Jasina“ und „Bona Dea“, die wir ein wenig beneiden, da sie eine der heißbegehrten Bojen erwischt haben.

In der Nähe der Jasina zu liegen bedeutet in der Regel, gutes Internet zu haben, da die beiden – Regina und Matthias – einen untrüglichen Spürsinn für gutes und günstiges WiFi haben und dementsprechend über alle Geschehnisse in der Welt bestens informiert sind. Natürlich kommen wir am nächsten Morgen in den Genuss dieser Annehmlichkeiten und werden zusätzlich von Monica und Toni mit frischen Croissants begrüßt.

Deshaies, ein wunderschönes Örtchen, mit einem grandiosen Strand, einem ebensolchen Botanischen Garten, perfektem WiFi sowie einer prima Bäckerei mit Café verleitet viele Segler weitaus länger zu bleiben, als ursprünglich vorgesehen. Auch wir werden hier 11 Tage „bodenständig“.

Drei Tage später gedenkt Deshaies des schrecklichen Flugzeugabsturzes einer Boing 707 der Air France am 22.Juni 1962. An der Gedenkfeier in den Bergen, oberhalb des Örtchens können wir nicht teilnehmen aber die Bild- und Text-Dokumentation in der Bibliothek (die auch von Einzelschicksalen der Fluggäste berichtet) ist so beeindruckend, dass wir beschließen, zwei Tage später mit einem Mietauto zur Absturzstelle zu fahren.
Die letzten 1000m gehen wir zu Fuß. Die Straße, gesäumt von blühenden Büschen und Regenwald, windet sich den Berg hoch bis zu einer Art Plateau, über dem sich die Baumkronen wie zu einem stillen, feierlichen Gewölbe zu schließen scheinen. Ein einfacher Gedenkstein mit den Namen der 133 Toten erinnert an das schreckliche Geschehen.

Auf dem Sockel des Gedenksteines: zwei Tafeln mit den Namen der 133 Toten…

Der „Friedwald“, der mit der Zeit über die Trümmer der Boing wachsen wird, verleiht der Stätte eine würdevolle und gleichermaßen berührende Ruhe.

Das Gesehene macht nachdenklich…

Ganz anders geartete Gründe, ein wenig länger zu bleiben, heißen: Fußball-EM. Peter schaut schon seit Tagen nach Möglichkeiten, zumindest die wichtigsten Spiele anschauen zu können.
In der „Lagon“, einem beliebten Ausflugslokal am großen Strand von Deshaies findet er den passenden Bildschirm und kann – zu seiner großen Freude – zwei Spiele anschauen.

Ein weiteres Highlight unseres Aufenthaltes in Deshaies ist die Wanderung auf Guadeloupes Vulkan,

„La Soufrière“ (die Schwefelgrube)

Mit seinen knapp 1500m Höhe ist er nicht nur der höchste Berg Guadeloupes, sondern der gesamten Antillen.
Besonders spannend finden wir die Tatsache, dass „La Soufrière immer noch aktiv ist und im Jahr 1977 die letzte Eruption hatte. Werner Herzog, der sich zu dieser Zeit in Basse Terre befand, erlebte die viermonatige Evakuierung der Stadt mit und muss – mit beeindruckendem, authentischem Material – einen großartigen Film produziert haben: „La Soufrière – Warten auf die unausweichliche Kathastrophe“

Mit dem Mietauto schlängeln wir uns an der Westküste entlang, bis Basse Terre, um dort in Richtung St. Claude, dem Zentrum für Vulkanologie und Seismologie, am Fuße der „Soufrière“ abzubiegen. Hier steht die Aktivität des Vulkans unter strenger Beobachtung.
Unsere Wanderung beginnt, an den „Bains Jaunes“ einem Wasserbecken, das von warmen, leicht Schwefel-haltigen Quellen gespeist wird und auf etwa 1000m Höhe liegt.

Vom satten Grün des umgebenden Regenwaldes tropft der Regen, der uns nicht im Geringsten stört.

Bäche stürzen über Felsbrocken,

Farne sprießen aus Spalten

Moose und Algen in allen Farben klammern sich an glatte Steine.

Der herrliche Duft des regennassen Waldes wird später, weiter oben, vom Geruch umher wabernder Schwefelschwaden abgelöst werden.

Die große Schlucht, eine 100m tiefe Spalte…

Nach diesem einzigartigen Erlebnis wollen wir uns noch den Botanischen Garten von Deshaies ansehen. Hoch oben über der Bucht angelegt, zeigt er nicht nur tausende, hier heimischer Pflanzen, Bäume und Kakteen, sondern auch einen künstlich angelegten Wasserfall, mehrere Seerosenteiche mit Koi-Karpfen, kleine überbrückte Bäche, Flamingos, Papageien einen Streichelzoo für Kinder und vieles mehr…
Pflanzen und Blütenliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten.

Am Donnerstag, dem 30.6. verlassen wir die schöne Bucht von Deshaies. Ob wir Matthias und Regina noch einmal sehen werden, bevor sie in den Pazifique gehen???

Toni und Monika treffen wir beim nächsten Stopp auf den Iles des Saintes. Zum fünften Mal laufen wir nun diese Inselgruppe an und spüren schon fast ein wenig heimatliche Gefühle. Eine kleine Wanderung mit den beiden zum Schnorcheln vor dem „Pain de Sucre“ bietet eine schöne Abwechslung.

Eine kleine Geschichte am Rande: am Samstagmorgen machen zwei Turteltauben an unserer Nachbarboje fest. Er fährt schwungvoll an die Boje, sie schafft es nicht, anzubinden. Auch der zweite Versuch misslingt. Beim dritten Mal greift er ein.Dann verschwindet man zum Turteln unter Deck.
Als wir von unserem kleinen Ausflug zum „Pain de Sucre“ zurückkehren, können wir ein bedauernswertes Szenario beobachten. Die Yacht hat sich losgerissen, ist abgetrieben, wurde auf die Felsküste der Ilet de Cabrits getrieben, von wo sie gerade abgeborgen wird.

Als gar nicht angenehm erweist sich die neuerliche Reparatur der BB-Toilette. Die scheußlichen Folgen der schweren Haltearbeit in vornüber gebeugter Stellung, stark schwitzend, dem Wind des kühlenden Ventilators ausgesetzt sind: Schlimme Rückenschmerzen mit einer eventuellen Bandscheiben-Protrusion.
Die Wanderung am nächsten Tag auf „Terre de Bas“ müssen wir deswegen abbrechen. Aber es hat Spaß gemacht, mal an Bord einer Fähre zur nächsten Insel zu gelangen.

Die Halbfinal-Spiele der EM: Wales gegen Portugal sowie Frankreich gegen Deutschland erleben wir hier. Zusammengedrängt zwischen Fussball-fanatischen Franzosen und vor allem Französinnen, die die Spieler bei jedem Sturm aufs Tor lautstark anfeuern, in Tröten blasen, das mir fast die Ohren abfallen und ihre üppig geformten Allerwertesten abräumend hin- und her schwingen, sitzt Peter gespannt vor dem Bildschirm, während ich überlege, wie ich meine Ohren am besten vor dem Getöse schützen kann.

Lautstarker Jubel, das Schwenken der Tricolore, sich zuprostende Menschen in den Straßen würden jeden, der das Spiel nicht gesehen hat, sofort erkennen lassen, dass nicht Deutschland der Gewinner war.

Die Vorbereitungen zur Abfahrt nach Martinique verlaufen diesmal ein wenig anders. Da Peter stark gehandycapt ist, muss ich die schweren Arbeiten übernehmen, während Peter mir assistiert. Nun ja!! Es würde auch in dieser Aufstellung funktionieren.

95sm bis zur Grande Anse d’Arlet, weitere 15sm bis zum Ankern vor St. Anne und wir haben, trotz vieler Segelstunden – statt der geforderten 50 Motorstunden bis zur Garantie-Inspektion – nun 100 Stunden auf dem Zählwerk. Aber das ist kein Problem.

Ab Dienstag, dem 12.7. werden die Motoren inspiziert, Änderungswünsche von Peters Seite erfüllt, eine zusätzliche Beschattung in Auftrag gegeben und diverse Dinge von uns überholt, gereinigt oder entrostet. Um nicht immer am heißen, windstillen Ponton liegen zu müssen, ziehen wir es vor – wie die Nomaden – morgens „anzureisen“ und abends wieder in „unserer“ Bucht vor Anker zu gehen.

Voraussichtlich wird die heutige Nacht unsere letzte auf diesem schönen Ankerplatz sein, da wir morgen, nach dem Tanken, nach St. Anne fahren werden, um dort die PIA auf die 400sm Reise nach Bonaire vorzubereiten.

Man darf uns für die Überfahrt die Daumen drücken und den Wettergott um seine Gunst bitten…

Also: Bis demnächst!!!

20160715 Antigua im Juni

Nach wunderschönen erholsamen Tagen zwischen den Iles de la Petite Terre machen wir uns auf nach Antigua, der nördlichsten Insel unseres diesjährigen Karibik-Aufenthaltes.
Hier findet alljährlich die Antigua-Week statt, DAS Regatta-Highlight der Karibik, das am letzten Sonntag im April beginnt und nicht nur die internationale Spitze des Regatta-Sports anzieht, sondern ebenso alle, die sehen und gesehen werden wollen.

Wir erfahren von diesen, Millionen-schweren, schwimmenden Prachtstücken nur aus der Presse. Als wir am 13.Juni dort ankommen, wirkt Antigua wie ausgestorben. Die Hurrican-Saison hat begonnen und die Super-Megayachten sind – entweder auf eigenem Kiel oder – huckepack – auf einem dieser gigantischen Yacht-Transporter unterwegs ins Mittelmeer.

Der Yachttransporter „Superservant 4“, hier auf Martinique.
170m lang, 32m breit, 12642t schwer. Er kann die gesamte Ladefläche absenken, um die Yachten einfahren zu lassen…
Gigantisch! Für weitere Informationen: Google fragen.

Lediglich eine nicht ganz so große, blitzneue Motoryacht wartet – vor unserer Nase liegend – auf ihren Eigner, während die 10-köpfige Crew von morgens bis abends mit Putzen und Polieren beschäftigt ist.

Einklarieren werden wir im historischen „English Harbour“, der mit „Nelsons Dockyard“ zum Schönsten gehört, was die Insel zu bieten hat. 1745 erbaut, wurden die Werft-Anlagen zum bedeutendsten Marine-Stützpunkt Großbritanniens in der Karibik und zu Ehren ihres Volkshelden, des Admirals Lord Nelson, nach ihm benannt.

Die Staatsangestellten der Immigrations- und Zollbehörde – die uns als sehr penibel die Etikette wahrend und auf strenge Einhaltung der Anmeldeformalitäten achtend – beschrieben wurden, empfangen Peter um 15.50h betont lässig und bitten ihn, doch morgen wieder zu kommen, da man nun in den wohlverdienten Feierabend gehen möchte. Und selbstverständlich dürften wir uns – auch ohne einklariert zu haben – in Nelsons Dockyard frei bewegen. (Normalerweise kann das Betreten von Festland, ohne einklariert zu haben, strafrechtlich verfolgt werden).

Wir genießen den abendlichen Spaziergang durch Nelsons Dockyard.

Kaum haben wir den Fuß an Land gesetzt, tauchen wir ein in die alt-ehrwürdige Atmosphäre dieser stilvoll restaurierten Anlage. „Very british“, gediegen und irgendwie heimelig wirken die Backstein- und Natursteinbauten auf uns. Antike Schilder über oder neben dem Eingangsportal weisen auf die frühere Verwendung der Gebäude hin…

“Copper and Lumber Store“

„Engeneers‘ Offices with Pitch and Tar Store below“

„The Dockyard Bakery“ etc.…

Eine rote Telefonzelle erinnert wohl eher an die neuere Vergangenheit.

Zwei Tage mieten wir ein Auto, um einmal die Westküste mit hübschen Stränden und den beiden Yachthäfen Falmouth-Harbour und Yolly Harbour, sowie den Kreuzfahrerhafen von St. John zu besuchen und am zweiten Tag die Ostküste mit ein paar Abstechern ins Landesinnere zu machen.

Kaum haben wir Nelsons Dockyard verlassen, stehen wir vor dem ersten Hindernis: Mitten auf der Straße wird eine Autopanne behoben. Zwei Möglichkeiten bieten sich uns: Entweder wir nehmen einen etwa 10km langen Umweg in Kauf oder wir warten, bis die Panne (in karibisch zielstrebiger Manier) behoben sein wird.

Da wir heute noch ein wenig von der Insel sehen möchten, entscheiden wir uns für die erste Variante.

Begeisterung kann das Inselinnere – mit seiner eher trockenen Vegetation – nicht hervorrufen.

Die umgebenden Traumstrände sind nicht für jedermann zugänglich. Sie befinden sich zu 90% in der Hand von Ressorts. Die herrlichen Ankerplätze der Ostküste sind – durch vorgelagerte Riffe – zwar gut vor der Atlantikwelle geschützt, können aber teilweise nur über trickige, schmale Durchfahrten von See her erreicht werden.

Berührend ist der Besuch von „Bettys Hope“, einer ehemaligen Zuckerrohrplantage, mit der einzigen, noch funktionsfähigen Windmühle der Karibik (die zum Quetschen des Zuckerrohres betrieben wurde).

Zur Zeit der Sklaverei lebten hier 310 Sklaven, über deren Leben und Arbeit in der Plantage in Schautafeln berichtet wird.

Heute sprießt das Gras aus den Überresten der Gebäude und ein leichter Wind des Vergessens streicht über diese schöne Anhöhe.

Leider will die Sonne an diesem Tag nicht spektakulär im Meer versinken. Wir hätten von den „Shirley Heights“, den zum Dockyard gehörenden militärischen Anlagen – hoch über dem „English Harbour“- einen fantastischen Ausblick gehabt. Dennoch ist der Blick über die „Freemans Bay“ im Vordergrund und den dahinter liegenden „Falmouth-Harbour“ irgendwie dramatisch beeindruckend.

Wir ankern in der Freemans Bay und staunen nicht schlecht, dass sich – beim Blick aus der Tür – mehrmals täglich eine andere Kulisse bietet und unsere ankernden Nachbarn anscheinend hin und wieder auf Tuchfühlung gehen wollen.
Schuld daran sind die wechseln Winde und Strömungen, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen und die Boote gegeneinander drehen.
Wie schön, dass wir nur vier Nachbarn haben! Nicht auszudenken, was für ein Ankerwooling entstehen muss, wenn – wie zur Antigua-Week – hier 30-40 Boote ankern!
Wahrscheinlich wird man dann den seltenen Anblick ankernder Yachten haben, an deren Seiten – zum Schutz vor unliebsamen Berührungen – alle zur Verfügung stehenden Fender baumeln.

Manche Bereiche dieser Bucht sollte man beim Ein- oder Ausfahren tunlichst meiden, da es unter Wasser so aussieht:

Nach sechs Tagen verlassen wir Antigua, um nun endlich (mit längeren Wartungs-bedingten Zwischenstopps auf Guadeloupe und Martinique) die Reise in den Süden anzutreten.

20160619 Ferien…

auf den Iles de La Petite Terre….

So fühlt sich echte Erholung an. Kein Stress, keine unbekannten Geräusche, gar nichts was in irgendeiner Form beunruhigen könnte…

Abhängen…

Das tun wir drei Tage lang.

Der fantastische Auftakt:

Ein Tuna schnappt – während der Überfahrt – gierig nach unserem Köder. Pech für ihn, feine Beute für uns! Und genau die richtige Portion für Vorspeise (Carpaccio) und Hauptgericht (Tataki) für zwei Personen. Das Carpaccio heben wir für den folgenden Abend auf, das Tataki wird nach der Ankunft zubereitet.

Die Iles de la Petite Terre sehen aus der Vogelperspektive aus wie ein nach Westen hin geöffnetes Hufeisen mit ungleich langen Schenkeln. Die von Osten anrollende Atlantik-Dünung bricht sich – am Bogen des Hufeisens – an den unter Wasser liegenden Felsplatten. So wirkt das Hufeiseninnere wie ein sehr großer Salzwasserpool, der offensichtlich als Kinderstube für so manches Meeresgetier dient.

Ankern darf man hier nicht, da man dadurch die Flora des Meeresbodens zerstören würde. Es gibt wenige Bojen, an denen man festmachen kann und wir sind froh, eine erwischt zu haben, da es Freitagnachmittag ist, der Tag, an dem die Franzosen ihr Wochenende „auf dem Meer“ einläuten.

Der Sonnenuntergang: herrlich,

das Tataki vom Tuna: ein Gedicht

und die anschließende Fütterung der Raubtiere ein bisschen schaurig…denn als wir Gräten, Kopf, Schwanz und Haut unseres Tunas ins Wasser werfen, das wir – in Erwartung des Spektakels – mit starken Taschenlampen ausleuchten, tauchen aus der Dunkelheit schlagartig ca. 20 sehr schlanke, etwa 80 – 100cm lange Fische auf, deren Augen fluoreszierend aufleuchten, als sie durch das Licht flitzen, um nach den Leckereien zu schnappen. Wie auf der Geisterbahn sind sie – ebenso blitzschnell wie aufgetaucht – nach dem Erhaschen des letzten Deli-Bröckchens auch wieder verschwunden.

Um 10.00h morgens rauschen bereits die ersten Ausflugskatamarane heran und spucken etwa 30 Bade- und Grill-freudige Franzosen aus. Den südlichen Schenkel des Hufeisens darf man betreten und erwandern, der nördliche steht unter strengstem Naturschutz.

Im Gegensatz zu uns, zieht es die Franzosen ins Wasser oder – magisch angezogen vom Duft der Knoblauch-Kräuterhähnchen – an den Grill.

Wir schwimmen – mit Shirt, Handtuch, Sonnenbrillen- und Creme im wasserfesten Beutel – an Land und entdecken unter oder neben uns bereits erste, neugierige oder desinteressierte „Locals“. Zum Glück gehören die Ammenhaie (die zwar ungefährlich sind aber deutlich als Haie zu erkennen) zur letzteren Sorte.

Schildkröten tauchen – ohne Scheu – etwa eine Armlänge entfernt von uns auf,
ein Manta buddelt sich in den Sand,
Flundern liegen – wie auf dem Präsentierteller – auf Sandhäufchen, ein ca. 90cm langer, ziemlich rund-oval aussehender, glubsch-äugiger Fisch mit blödem dicken Maul und einem ebensolchen Gesichtsausdruck kann seine Neugier nicht verbergen und umkreist uns mehrmals in wenig respektvollem Abstand.

An Land ist es unglaublich heiß. Ohne Flip-Flops würden die Fußsohlen verbrennen, ohne Kopfschutz das Hirn verbrutzeln.
Aber auch dort werden wir heimlich beobachtet.
Die perfekte Tarnung hilft nicht: Wir entdecken den Spion

Weiter geht’s…

Unser Plan, um die Westspitze herum, bis zum Leuchtturm zu laufen, wird schnell verworfen. Hitze, Durst und Hunger lassen uns zurückkehren zur – paradiesisch – beschatteten PIA

mit dem ultimativen „Relax-Potential“….

So schön kann das Leben sein…

20160612 Guadeloupe

Nein, in die stinkende Marina gehen wir nicht. Wir ankern vor Pointe à Pitre. Aber auch hier lädt das Wasser nicht unbedingt zum Schwimmen ein.
Gleich am Montagmorgen bringen wir den Außenborder zu Fred-Marine, wo wir ihn gekauft haben. Monsieur Fred wimmelt unseren Wunsch, doch gleich mal nachzuschauen wo der Fehler denn liegen könnte, mit der Bemerkung ab, dass er ganz alleine sei, alle Monteure in Urlaub und er einen Berg an Aufträgen zu bewältigen habe. Bis Mittwoch wird unser Suzuki unangetastet auf dem Transportwagen stehen.
Wir bekommen zwischenzeitlich Besuch von Matthias und Regina, die mit ihrer Jasina vor Deshaies ankern. Ein ganzes Jahr liegt zwischen heute und dem letzten Treffen mit ihnen. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir fahren nach Le Gosier, um vor der Ilet de Gosier zu ankern. Während der Fahrt dorthin werden die „Neuen“ (vom Schiffsbetriebsingenieur MJR) sehr genau unter die Lupe genommen und können vor seinen kritischen Augen und Ohren bestehen.
Ein Ankerplatz ist bald gefunden, wir sitzen am Kaffetisch und …gleiten sachte, sachte am neben uns ankernden Katamaran vorbei. Das passiert halt manchmal, wenn der Anker nicht hält.

Er hat – wie ein Pflugschar – einen Berg Seegras auf die Flunken gezogen. Ein neues Manöver führt zum Erfolg.
Fast unbemerkt gehen Kaffeeklatsch, Sundowner und Abendessen ineinander über, da es jede Menge Gesprächsstoff gibt. Erlebtes, Erfahrungen, Beschreibung von Inselschönheiten und Ankerplätzen mit ihren Besonderheiten, von zunehmenden Überfällen auf Yachten aber vor allen Dingen das derzeitige Thema Nr. 1: Die Hurrican-Saison, die offiziell am 1.Juni begonnen hat.
Gibt es schon Hurricans? Wie stark sind sie? Kann man sich auf die Warnungen des NOA verlassen? Lässt sich die Zugrichtung ziemlich eindeutig bestimmen oder gibt es auch Ausreißer, die nicht nach Norden, sondern nach Süden abdrehen?
Und wie weit wollen wir uns noch in den Norden wagen, bevor wir zurück nach Martinique gehen, um dort die Garantie-Inspektion der Motoren durchführen zu lassen? Könnten wir – bei rechtzeitiger Warnung – dem Hurrican entkommen, indem wir nach Süden düsen (wenn er vielleicht auch in diese Richtung dreht)? Und auf welchen Inseln gibt es einigermaßene Hurricanholes?
Fragen über Fragen, deren Diskussion bei mir immer ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend hinterlassen…. 🙁
Nach zwei schönen Tagen mit den Beiden trennen sich unsere Wege erneut. Sie kehren zurück ins hübsche Deshaies und wir besuchen unseren immer noch unangetasteten Außenborder.
Monsieur Fred verspricht, ihn heute Abend auseinander zu nehmen. Er benötige aber noch die Betriebsanleitung, die wir doch bitte vorbeibringen sollen. Hört sich das nach Fachkompetenz an? Zum ersten Mal melde ich mich zu Wort und schlage vor, den Suzuki doch zum Importeur zu bringen, wenn er selber den Fehler nicht finden könne. Empörung starrt mir entgegen. Und fortan werde ich weder eines Blickes, noch eines Wortes mehr gewürdigt.

Am Donnerstagmittag ist der Außenborder tatsächlich auseinander genommen. Monsieur Fred will sich – streng nach Plan – in einer ganz bestimmten Abfolge auf Fehlersuche begeben. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Wir müssen zwar noch 4Tage warten, bis der Fehler gefunden, der defekte Kabelbaum repariert und der neue bestellt ist (den wir in 14 Tagen HIER einbauen lassen müssen!!!). Aber Hut ab vor dem, von mir total verkannten Genie, Monsieur Fred. Der Suzuki sitzt wieder am Heck des Dinghis und schnurrt mit einem wohligen, kraftvollen Sound vor sich hin.

Wir nutzen die Wartezeit zum Kennenlernen der Insel. Im vergangenen Jahr hatten wir lediglich Augen für den Westflügel von Guadeloupe mit seinem Regenwald, den Wasserfällen, Rum-Destillerien, diversen Museen und dem großartigen Unterwasser-Park von Jean Jaques Costeau.

Diesmal wollen wir den östlichen Flügel erkunden.

Aber zunächst mal benötigen wir ein Auto, um abends ins Konzert zu gelangen. Es findet statt im Memorial ACTe, dem imposanten Gebäude, das zum Gedenken an die Sklaverei und den Sklavenhandel hier errichtet wurde. Es ist nur 2 Dinghi-Minuten von unserem Ankerplatz entfernt, bietet eine sehr breite Treppe zur Wasserfront hin aber: Dinghi-Anlegeverbot.
Zu Fuß – über Land, um das Universitätsgebäude und die Werftanlagen herum – benötigt man eine gute halbe Stunde.

Es ist ein umstrittenes Denkmal, das nur teilweise von den Bürgern Guadeloupes gewürdigt wird, da man der Meinung ist, dass die 40 Millionen Euro, die die Region (zusätzlich zu den 43 Mill. Geldern aus der EU) aufbringen musste, besser in Schulen, Krankenhäuser, soziale Einrichtungen oder zur Bekämpfung der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit (über 50%!!!) investiert worden wären.

Wir nehmen also ziemliche Umstände in Kauf, um ins Konzert zu gelangen. Feingemacht steigen wir ins Dinghi, um beim Anlegen am Marina-Steg eine Regendusche ab zu bekommen, die uns – den Auftritt der „aus dem Wasser Gezogenen“ verschafft.

Mit dem Auto sind‘s noch 10Min. bis zum Memorial. Aber für das anschließende Erlebnis hätten sich noch weitaus größere Mühen gelohnt.

Eine Konzertreihe: „Rund um’s Piano“ mit verschiedenen Interpreten an verschiedenen Orten findet im Memorial ihren Anfang und wird auch hier wieder enden.

Nach dem Klassik-Beitrag einer jungen Pianistin treten die eigentlichen Stars auf:
Jazz-Pianist, Bass-Gitarrist, Bongospieler und Schlagzeuger. Neunzig Minuten lang bringen sie ein Konzert vom Feinsten und ziehen das Publikum in ihren Bann. Von Kopf bis Fuß in Bewegung, lassen sie die Finger über ihre Instrumente flitzen, schlagen, zupfen, streichen, wischen, die Schlagstöcke des Schlagzeugers fliegen durch die Luft, werden mit der Frequenz von Kolibriflügeln geschlagen… Der Bongospieler kann – so wie er unentwegt seine Instrumente bespielt – keine Schmerz-leitenden Nerven mehr in seinen Fingern haben…

Wir sind restlos begeistert.
Immer noch fasziniert, unter anderem auch von dieser körperlichen Leistung, verlassen wir nach zwei Stunden den Konzertsaal. Der Abend wird uns als ein sehr besonderer in Erinnerung bleiben.

Für den Samstag haben wir uns die Südküste von Grande Terre, dem östlichen Flügel von Guadeloupe vorgenommen. Über Le Gosier geht’s an den Strand von St.Anne, weiter nach St. Francois und an die Südostspitze, an die Pointe des Chateaux.

Wie auf Martinique gibt es auch in St. Anne von Guadeloupe einen Club Med mit einem sehr schönen Strand.

St. Francois, offensichtlich der Ferienort der Reichen und Schönen erinnert ein wenig an die französischen Yachthäfen des Mittelmeeres, wirkt aber – weil Nebensaison – ziemlich verschlafen.

Als imposant erleben wir den Süd-Ost-Zipfel von Grande Terre: Die „Pointe des Chateaux“ . Von der Atlantik-Brandung umtoste, wie Zinnen eines Schlosses aus dem Wasser ragende, schroffe Felsformationen. Toll!

Nette Nachbarn ankern neben uns, als wir abends zur PIA zurückkehren. Toni und Monica sind angekommen und werden am Sonntag – gemeinsam mit uns den Nordteil von Grande Terre erkunden. Ausgedehnte Strände und ein relativ trockenes Inselinneres zeichnen diesen Teil von Guadeloupe aus.

Die vorherrschenden Ostwinde treiben die Regenwolken über diesen Teil hinweg zum bergigen Westflügel Guadeloupes – „Basse Terre“- hin, auf dem die sich ausschüttenden Wolken ein Regenwald-Paradies aller Grün-Schattierungen entstehen lassen.

Am Montag ist’s soweit. Peter holt den reparierten Außenborder ab. Sofort gibt’s eine Probefahrt über den „Riviere Salee“ in den „Grand Cul de Sac Marin“, einer Art Steinhuder Meer, dessen Ufer von üppigen Mangroven-Wäldern bewachsen sind, in denen verschiedene Spezies von Flora und Fauna ihre Heimat gefunden haben.

Sehr zufrieden wirkt der Skipper mit der Leistung des reparierten Suzuki und wir hoffen, dass der neue Kabelbaum demnächst ein ebensolches Lächeln in sein Gesicht zaubern wird.

Der nächste Tag gilt dem zuverlässigen „Kleinen“. Wir montieren für ihn eine „standesgemäße“ Halterung an der BB-Seite des Hecks von PIA und klarieren am Mittwoch aus, da wir am Donnerstag weitersegeln wollen zu den „Iles de la Petite Terre“.

Pustekuchen! Daraus wird nichts. Wir lassen uns von Toni und Monica, die für die nächsten drei Tage ein Auto gemietet haben, gerne zu einer Fahrt über den nördlichen Teil des Westflügels einladen.

Baden im klaren kalten Wasser der Wasserfälle von „Ecrivisses“, Espressopause am Strand von Malendure mit Blick auf die „Ilet de Pigeon“, um die herum sich der fantastische Unterwasserpark des Herrn Cousteau ausbreitet und Mittagessen in Deshaies, wo wir Matthias und Regina wieder treffen.

Offensichtlich sind die Vorzüge eines Bojenplatzes vor diesem hübschen Fischerdorf und der 3km lange Sandstrand sucht seinesgleichen. Wir werden auf jeden Fall versuchen, dieses Örtchen anzulaufen.

Ein leckeres Abendessen zu viert beendet den schönen Tag und unseren vorläufigen Aufenthalt auf Guadeloupe.