20170210 Bonaire im August 2016

die östlichste der Niederländischen Antillen (vor der Küste Venezuelas) ist – wie auch Curacao und Aruba – absolut nicht vergleichbar mit den Inseln der Karibik, die wir bisher gesehen haben.
Das satte Grün des Regenwaldes, das die vulkanischen Inseln von Guadeloupe bis Trinidad bedeckt, weicht hier – auf den ersten Blick – dem trocken-staubigen Graugrün eines sparsamen, niedrigen Bewuchses.
Bonaire wuchert allerdings mit anderen Pfunden.
Was für den Surfer Hawai, für den Bergsteiger der Himalaya, das ist Bonaire für den Taucher.

Bereits an den Farben des Wassers kann man sich nicht sattsehen. Es schimmert kaleidoskopartig in allen Nuancen der Farbpalette Türkis – Blau – Grün. Ein Sprung ins Wasser lässt glauben, sich im Aquarium zu befinden. Selbst am Bojenplatz tummeln sich Hunderte von Fischen, von 3 – 40cm Größe in herrlichen Farben.
Ab und zu erschrickt man, weil ein Tarpon von stattlicher Größe (bis zu 1,50m und mit ausgeprägtem Unterbiss) plötzlich Schulter an Schulter nebenher schwimmt und das Nachbarobjekt mit mürrischem Gesichtsausdruck zu beäugen scheint.

Unweit der Steinschüttung zur Hafenmole entdecken wir Meeresgetier, das wir bisher noch nicht gesehen haben: eine getüpfelte Schlange windet sich am Meeresboden durch die Steine, ein Barracuda steht bewegungslos aber alert im Wasser, eine Flunder liegt – perfekt getarnt – platt im Sand, ein weiß getüpfelter Adlerrochen entschwindet – mit majestätischen Flügelschlägen (und beeindruckend langem Schwanz) vor unseren Augen im tiefblauen Wasser. Schildkröten aller Größen schweben anmutig und schwerelos über die Korallen hinweg und heben sich wunderschön vom tiefblauen Hintergrund ab.

Wir melden uns bei einer der vielen Tauchschulen an für einen geführten Tauchgang. Der unter 91 verschiedenen Tauch-Spots ausgewählte Platz: „The Lake“ vermittelt uns einen ersten Eindruck von dem, was mehr als 10m unter der Wasseroberfläche liegt. Leider kommen die brillanten Farben der Unterwasserwelt an diesem Tag nur mit Hilfe eines Unterwasserstrahlers voll zur Geltung, da der Himmel wolkenüberzogen ist und es ausgerechnet heute (zum ersten und damit letzten Mal während unserer Zeit auf Bonaire) ordentlich schüttet.

Rolf und Claude von der Segelyacht „Tika“ kommen vorbeigerauscht. Sie haben lange in Ludwigshafen gelebt und freuen sich, unseren Dialekt mal wieder zu hören. Gemeinsam mit ihnen erkunden wir die Schnorchelgründe der vorgelagerten kleinen Insel: Klein Bonaire…(Später werden wir das Gleiche mit Isabel und Erich wiederholen…)

und zaubert mit seiner Kussschnute ordentliche Knutschflecke auf das Objekt der Begierde: Claudes Arm!!!


Sorry, das ist kein Doktorfisch! Es ist ein Papageifisch!!!

Noch etliche Male werden wir diese fantastische Welt unter Wasser erleben und immer wieder Neues entdecken…

Aber ganz ohne Reiz ist Bonaire – entgegen erster Eindrücke – über Wasser auch nicht…

So mieten wir uns für zwei Tage einen Pickup, um einmal den Norden und danach den Süden der Insel zu erkunden. Im „Washington Slagbaai“ – Nationalpark, der den Norden der Insel bedeckt, fährt man auf sehr holperigen Sand- und Staubpisten durch urwüchsige Kakteenlandschaften, vorbei an ausgetrockneten Lagunen und wilden Küstenabschnitten und versucht, Fotos zu schießen, die ein wenig mehr zeigen als nur drei Flamingos, die in 200m Entfernung gerade dabei sind, die Flucht zu ergreifen…

Völlig ungeniert und furchtlos verhalten sich – im krassen Gegensatz zu den Flamingos – die Echsen.

Leise aber ziemlich schnell nähern sie sich aus allen Richtungen wenn sie Witterung von Essen aufnehmen. Als Peter versucht, eine sehr zudringlichen Echse mit der Wasserflasche weg zu schubsen, dreht sie lediglich ihren Kopf – verächtlich ausweichend – zur Seite. Als er dann aufsteht, weil es ihm zu lästig wird, springt sie ihn an und klammert sich an seinem Hemd fest. Erst durch schnelle Drehbewegungen von rechts nach links gelingt es ihm, dieses Urvieh abzuschütteln, eine Zirkus-reife Vorstellung, die Isabel augenblicklich die Flucht ergreifen lässt. Mit einem Satz auf den Pickup rettet sie sich vor ihrem Verfolger. Leichtfüßig, blitzschnell und leise hebt er die langgliedrigen, bekrallten Füße, den Dickbauch und seinen langen Schwanz hin- und her schwingend und bleibt dann abrupt unterhalb von Isabel sitzen.
Ein Bild für die Götter…

Hört man nicht gelegentlich von Drachen, die ihre kostbaren Besitztümer auf ähnliche Art und Weise bewachen?

Als die Echsenschar schließlich erkennt, dass das Warten auf mehr nicht von Erfolg gekrönt sein wird, verschwindet sie im Gestrüpp.

Allmählich bricht der Abend herein und zaubert eine friedliche Stimmung über das Gotomeer…

Der Südwesten der Insel ist zu weiten Teilen von Salinen bedeckt, in denen einst Sklaven sehr hart arbeiten mussten, um den Salzhandel der Holländer im großen Stil zu ermöglichen.


Die Männer schürfen Salz, schaufeln es in Schubkarren, fahren es zum Anlegesteg des Zubringerbootes, wo es in flache Körbe verladen wird, die die Frauen – auf dem Kopf balancierend – über schmale Holzplanken zum Zubringerboot bringen.

Immerhin baute man für sie kleine Mini-Steinhaus-Siedlungen.

Zu bestimmten Tageszeiten heben sich die weißen Salzberge bezaubernd schön gegen die pink bis altrosa schimmernden Salinen ab, in denen Flamingos ganz gelassen herumstolzieren.

Im urwüchsigen Süden findet man türkisfarbene Lagunen auf denen Windsurfer entlang zischen, Reiher stoisch im Wasser stehen

Flamingos im von Dünen umgebenen Pekelmeer und wilde aber sehr zutrauliche Esel, die mit ihren großen, sanften Augen gerne mal einen Leckerbissen erbetteln…

Die Insel der Flamingos mit ihrem „Flamingo-Airport“ der „Flamingo-Post“ und den Flamingos im Auto-Kennzeichen wird uns in besonders schöner Erinnerung bleiben.

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