20170227 Jamaika

Hopping on and off… Eine Stippvisite…

Die Insel von Harry Belafonte, Bob Marley und Usain Bolt (Roots, Reggae und Recorde) über die ich sooo viel gelesen hatte, auf die ich mich so gefreut hatte, bleibt ein Streiflicht.

So grün und frisch wie die Insel beim Näherkommen auf uns wirkt, so freundlich sind die Menschen, die uns willkommen heißen. Der Gesundheitsoffizier, in weißem Arztkittel und einem breiten Harry Belafonte-Lächeln im Gesicht nimmt gerne den angebotenen Espresso mit Mandelplätzchen an (Beamtenbestechung???). Er fragt nach Fieber, Ausschlägen, bekannten Vorerkrankungen, will wissen woher wir kommen und verlässt – nachdem er augenscheinlich von unserer Gesundheit überzeugt ist – die PIA mit dem Hinweis, dass wir nun die gelbe Quarantäne-Flagge herunternehmen können, um sie durch die Jamaikaflagge zu ersetzen und dass seine Kollegen von Zoll und Immigration folgen werden.

Die futtern den Rest der guten Plätzchen auf, sind ebenso freundlich und glauben uns einfach, dass wir nichts Verbotenes dabei haben oder einführen wollen.

Zurück an der Boje wird – nach dem Blick auf die Wettervorhersage – unser Besichtigungsprogramm rigoros gekürzt. Keine Fahrt zu den Wasserfällen, keine in die Blue Mountains, weder nach Kingston noch an der Nordküste entlang.

Uns bleibt noch ein einziger Tag auf Jamaika.

Raften auf dem Grand River.

Das Taxi holt uns gegen 13.00h ab. Der Taxifahrer, ein junger Mann, politisch sehr interessiert, diskutiert mit uns über Angela Merkel, Trump und Marine le Penn während er uns durch die betörend wuchtig grüne, blühende Landschaft fährt. Die kurvenreiche Straße, an deren Steilhänge sich kleine Häuser krallen, Schluchten den Blick auf den Fluss freigeben und auf so manches Herrenhaus, das Eigentümern oder betuchten Gästen – vom Plateau aus – einen grandiosen Ausblick gewährt, endet – nach einer halben Stunde – am Startplatz unserer Floßfahrt.

An der Kasse entrichten wir den Obulus und „unser“ Floß mit der Nr. 142 wird vom Ufer in den Fluss geschoben. Wir müssen Rettungswesten anlegen und können dann auf der „Gästebank“ Platz nehmen.

Ab geht die Fahrt durchs rauschende, gurgelnde Wasser. Wir rutschen – vom hohlen Rumpelgeräusch der aneinandergebundenen Bambusrohre begleitet – durch einige, flache Stromschnellen oder gleiten lautlos auf tiefem, grünen Wasser dahin.
Geschickt manövriert der Masterflößer unser Gefährt durch Flussbiegungen, oder Felsfurten hindurch den 13km langen Fluss hinab.

Ein Halbwüchsiger hat vier Blüten zusammengebunden und versucht, seine kleinen Sträuße an die vorbeischwimmenden Touristen zu verkaufen.

Wir wollen ein Bad nehmen in diesem herrlich kühlen, klaren Süßwasser und legen – neben anderen Flößen – an einer breiten Flussbiegung an.

Während wir uns noch im Wasser tummeln, werden Wim und Trudi bereits magisch angezogen vom aufsteigenden Rauch einer sehr originellen Feuerstelle. Aus drei großen Aluminiumtöpfen steigt der Dampf, eine adrette, schlanke Jamaikanerin mit feinen Gesichtszügen verteilt die Köstlichkeiten, die sie offensichtlich gerade frisch zubereitet hat.
An provisorisch zurechtgezimmerten Tischen genießen wir Jamaikanische Flusskrebse mit Reis und schwarzen Bohnen, Dumplings und einer sehr schmackhaften, scharfen Sauce. Auch das Ragout vom Hühnchen ist nicht zu verachten. Dazu gibt’s gut gekühltes Bier, das auch unser Flößer sich schmecken lässt.

Nur noch eine Stunde fahren wir den Fluss hinunter bis zu seiner Mündung ins Meer.

Als Wim den Flößer fragt, ob die Flöße mit einem LKW-Transporter wieder an den Ausgangsort zurückgebracht würden, schaut der ihn an, als habe er ein Mondkalb vor sich. Ein LKW Transporter???? Unerschwinglich und überhaupt: auf welchen Straßen denn??? Nein, die Flöße werden von Lehrlings-Flößern – die sich erst die Sporen verdienen müssen – gegen den Strom zurückgezogen. Dreizehn lange, harte, Kräfte zehrende Kilometer gegen den Strom!!!
Er – als alter, erfahrener „Masterflößer“ – habe nun das Recht, diese Arbeit dem Nachwuchs zu überlassen.

Unser Taxi wartet bereits an der Anlegestelle.

Es wird allmählich dunkel, als wir in Port Antonio ankommen. Wir benötigen noch einige Lebensmittel. Die Regale des Supermarktes sind gut gefüllt, das Sortiment eher bescheiden. Obst und Gemüse an den Straßenständen sehen nur zum Teil gut aus.

Im Vergleich zum Vortag (der heutige Aschermittwoch ist ein Feiertag, an dem Banken und Behörden geschlossen sind) geht es recht ruhig zu. Keine Dancehall Music wummert aus riesigen Lautsprechertürmen, keine Reggae-Band auf dem Dorfplatz, die hunderte von Fans zum Tanzen und Mitsingen bringt, kein Marihuanageruch aus dem kleinen Park, in dem sich etliche Rastafari zum gemeinsamen Rauchen treffen, keine Straßenmusiker die – mit aufgestellter Blechdose fürs Trinkgeld – die relaxten Bob Marley Songs zum Besten geben…

Im Rheinland singt man zum Karneval: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“

Genau das gilt für unseren Jamaika Besuch. Kaum angekommen, verlassen wir diese landschaftlich so wunderschöne und kulturell äußerst interessante Insel, ohne auch nur ansatzweise einmal hinter die Kulissen geschaut zu haben. Schade…

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