20160606 Lauter kleine Premieren

Wenn ein Segler nach drei Wochen auf dem Trockenen (Werftaufenthalt = Fegefeuer des Seglers) wieder Wasser unter dem Kiel hat, fühlt er sich dem Himmel zwei Stufen näher. So auch wir.

Dennoch wollen wir nicht sofort lossegeln, da die PIA einen „Hausputz“ benötigt. Nach drei Tagen glänzt sie, dafür fällt mein Handy ins Salzwasser, ist trotz liebevoller Wellness-Kur mit Süßwasser und Warmluft und Reisbett nicht mehr zum Leben zu erwecken und Peter entdeckt in den Motorräumen jeweils ein schwarzes Rinnsal.

Die zu Rate gezogenen Mechaniker gestehen ein, einen Fehler gemacht zu haben und wechseln die zu kleinen Borddurchführungen für den Auspuff gegen neue mit größerem Durchmesser aus.
Am Spätnachmittag des 19.Mai schnurren die neuen Motoren erstmals in Seewasser außerhalb der Bucht von Le Marin. Nicht lange, denn wir werfen Anker vor St. Anne. Es ist das erste Mal hier. Der Sonnenuntergang, dem wir vom Cockpit aus zuprosten ist nicht zu vergleichen mit den wunderschönen Untergängen, die wir in der Hütte, hoch über der Bucht, von Land aus erlebten aber es ist halt der erste an Bord der PIA.

Am Samstagmorgen bahnt sich die nächste Premiere an. Wie eine Käseglocke sitzt ein dunkelgrauer Himmel über uns. Über St. Lucia grollt der Donner und Wetterleuchten ist auch bei uns zu sehen. Von Le Marin wälzt sich eine dunkelviolette Front heran.

Im strömenden Regen legen wir ab.

Wasser und Himmel farblich perfekt aufeinander abgestimmt – Grau in Grau – machen es uns schwer, die immer wieder in Wellentälern verschwindenden Fischerbojen zu erkennen.
Und schwupp haben wir mit der Stb.-Schraube eine gefangen. Peter kann in letzter Sekunde zwar den Gang rausnehmen aber wir sehen eine sich straffende blaue Leine. Die reißt zum Glück aber die Bojen hängen in der Schraube und klockern an den Rumpf.
Ein kurzes Rückwärtsdrehen der Schraube kann die verhassten Teile hinausbefördern. Das ist nochmal gut gegangen.
Dennoch verharren wir eine ganze Weile mit gespitzten Ohren, ob Propeller oder Motor sich anders anhören.

Eine halbe Stunde später werden alle Geräusche von gewaltigem Donnergrollen übertönt. Blitze zucken neben und vor uns ins Wasser und uns wird Angst und Bange. Laptops und Tablet fliegen in den Backofen und wir beide hoffen inständig, dass dieses schreckliche Spektakel – ohne Schaden anzurichten – über uns hinweg ziehen möge. Nach etwa 20min. ist der Spuk vorbei.
Der Puls normalisiert sich wieder, der Regen bleibt…bis wir Anker werfen vor St. Pierre…

Sehr tiefer Ankergrund und Fischer, denen ankernde Yachten ein Dorn im Auge sind, machen das Finden eines geeigneten Fleckchens nicht so leicht.
Der Anker fällt endlich und Peter springt ins Wasser, um ihn und den Propeller zu kontrollieren. Alles ok.

Beim Anstoßen auf den gemeisterten Tag reißt ein schmaler Streifen am Horizont auf und die Sonne versinkt als glutroter Ball im Meer. Was soll denn das? „Kuckuck, da bin ich“ nach einem zwölfstündigen Versteckspiel? Oder eine versöhnliche Geste? Nevermind, wir himmeln sie an  

Um 20.00h wird unser wohlverdienter Feierabend gestört von einem Fischer, der uns wortgewaltig und ziemlich bestimmend auffordert, das Feld zu räumen, da er an dieser Stelle morgen früh um 5.00h die Netze auslegen will. Nach einem knackigen, nicht ganz leisen Disput rauscht er – immer noch schimpfend – davon. Wir stehen am Sonntag um 4.30h auf, wünschen dem herbeifahrenden, sich bedankenden Fischer einen guten Morgen und räumen das Feld um 5.30h, als die Fischer mit dem Auslegen der Netze beginnen.

Mit einem strahlenden Sonnenaufgang werden wir belohnt. Es soll ein herrlicher Tag werden.

Perfekter Segelwind sowohl zwischen der Nordspitze von Martinique und der Südspitze von Dominika als auch zwischen der Nordspitze von Dominika und den Iles des Saintes. Ein tolles Gefühl, mit 10kn durch die Wellen zu rauschen.
Das vorschriftsmäßige Einfahren der neuen Motoren wird immer entlang der Küstenstreifen praktiziert, wo der Wind in der Regel sehr viel schwächer weht. Die beiden Neuen machen einen guten Eindruck auf uns.

Um 14.00h werden wir – in der Bucht von Bourg des Saintes – vom uns entgegen eilenden Frank begrüßt. Er hilft beim Bojenmanöver und wenige Minuten später sitzen wir an Bord der Obelix und begießen unser Wiedersehen.

Ende der Premieren. Drei Tage genießen wir die bekannte, unkomplizierte und fröhliche Gesellschaft von Frank und Brigitte. Dann trennen sich unsere Wege leider wieder. Sie werden nach Grenada ins Hurricanlager gehen, während wir – nach ein paar erholsamen Tagen hier – nach Guadeloupe fahren werden, um die Garantie-Reparatur des Außenborders bei Suzuki einzufordern…

20160518 Drei Wochen im Hausboot „Werftblick“

Wert und Wertschätzung einer Immobilie steigen und fallen mit der Lage. Das gilt auch für ein Hausboot, das zwar nicht immobil ist, da es von A nach B bewegt werden kann aber die Lage ist auch hier entscheidend.
So offenbart sich bereits im Namen unseres mobilen Zuhauses „PIA-Werftblick“ die ausgefallene Schönheit und Attraktivität unseres momentanen Liegeplatzes.

Unser Domizil, das wir ab dem 22.April für die kommenden drei Wochen bewohnen werden, entpuppt sich als der Schwarm aller Mücken; leider mit fatalen Folgen für die „Umschwärmten“.
Die kleinen Biester zeigen uns aufdringlich, dass sie uns zum Fressen gern haben, wobei wir auf derartige Liebesbeweise gerne verzichtet hätten. Matt und elend liegen wir da… infiziert mit Zika, d.h. mit hohen Fieberschüben, Abgeschlagenheit, dem typischen, stellenweise juckenden Hautausschlag, Gliederschmerzen und –schwellungen.
Kuschelwarme Temperaturen von 30 – 35°C und wenig Wind wirken nicht unbedingt Fieber-, dafür aber stark Laune-senkend. Die hereinbrechende Dunkelheit bringt nur langsam Abkühlung, da der Asphaltboden nun die am Tag gespeicherte Hitze abgeben kann, regt aber vor allem das Ausschwärmen der Mücken an.
Die Ärztin, die wir konsultieren, tröstet uns mit der Aussage, dass die Zika-Infektion im Vergleich zu Chikungunya wie ein Spaziergang zu betrachten sei und dass es uns – nach gut einer Woche – wieder besser gehen werde, womit sie Recht behalten sollte.
So können wir zumindest die Wasserung der PIA mit halbwegs klarem Kopf und fieberfrei erleben.
Da wir uns der Hurricanzeit nähern, werden bereits viele Schiffe aus dem Wasser geholt und nach einem nicht erkennbaren Ordnungsprinzip auf dem Werftgelände abgestellt. Auch die Arbeitsabfolge wirkt ziemlich unökonomisch. So wundert sich manch ein Bootsinhaber, über den schwärzlichen, blauen oder roten Belag auf seinem Schiff, das er doch gestern noch blitzblank geputzt hatte. Der Grund: Antifouling-Sprühnebel wabern den ganzen Tag herum, da die Schiffe erst NACH dem Abstellen an ihrem endgültigen Lagerplatz mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden.

Freude verdoppelt sich bekanntlich, wenn man sie teilt, weniger Schönes lässt sich in Gesellschaft viel besser ertragen. Unsere unverhoffte Gesellschaft: Monica und Toni, die beiden Schweizer, die uns zum Flughafen brachten. Wir wähnten sie längst auf Dominica. Aber auf dem Weg dorthin, beim Ankern vor St. Pierre waren sie gedriftet und hatten sich einen Ruderschaden zugezogen. Zurückgekehrt nach Le Marin, soll die „Bona Dea“ hier aus dem Wasser geholt und repariert werden. Wir freuen uns auf die nette Nachbarschaft und mieten, mit den beiden zusammen, übers Wochenende ein Auto.

Unser Samstagsausflug: Die Halbinsel Caravelle. Sie erstreckt sich an der Ostküste, auf der Höhe von Trinité – wie ein kleiner Appendix – in den Atlantik.

Gleich zu Beginn der Wanderung ist Improvisation gefragt. Peters Schuhsohle löst sich bis zur Schuhmitte ab.

Pflaster und Band halten die Fragmente erstaunlich gut zusammen. Wir wandern auf trockenen Waldwegen

mal im Schatten,mal durch sengende Sonne hoch zum Leuchtturm,

dann an der Küste entlang, haben herrliche Ausblicke,

ein Picknick auf einem umgestürzten Baum,

ein Bad in einer stillen Lagune

und kehren abends – mit dem guten Gefühl, sich mal wieder bewegt zu haben, nach Le Marin zurück. Da kommt so ein deftiges Essen vom Grill gerade recht.

Am Sonntag erwandern wir den „Sklavenkanal“.

1770 wurde dieses Bauwerk an den teilweise schroffen Hängen eines Höhenzuges im Nordwesten der Insel mit unglaublicher Mühsal errichtet. Der Kanal fasst das Wasser einer Quelle und diente dazu, die Anbaugebiete zweier Orte, nämlich Carbet und St. Pierre zu bewässern. Wir fühlen uns augenblicklich an die „Levadas“ nach Madeira versetzt. Zur Linken steile Felswände, tropisch grün bewachsen, zur Rechten der Blick (ausschließlich für Schwindelfreie) über schroff abfallendes Dschungelgrün in schmale Täler mit vereinzelten Bauernhöfen und weidenden weiß-bunten Kühen.

Plötzlich knackende Zweige am Rand verraten Ziegen, die, urplötzlich, mit erstarrter Neugier, ihre Hälse aus dem dichten Grün recken. Es ist ein Fest für alle Sinne…

Angekommen am Tunnel, dessen Durchschreitung dem Wanderer verboten ist,

überqueren wir den Kanal, um die Mittagspause im „fernöstlich“ angehauchten „Maison Rousse“ zu verbringen.

Buddhas sitzen unter üppig blühenden Medinillas (die bei uns als Zimmerpflanzen nur bei Pflanzen-Flüsterern mehr als eine Saison überleben) plätscherndes Wasser unter Bougainvilleas,

Strelizien-Stauden all überall (sogar auf der Toilette!!!),

Meditatives aus Lautsprechern, schöne Bildbände zum Anschauen. Eine Idylle, die uns eine Weile festhält.

Nachmittags um 16.00h sind wir zum Ausgangspunkt der Wanderung zurückgekehrt.

Eine Viertelstunde später baden wir – nach einem kurzen Stopp irgendwo an der Küstenstraße – bereits im warmen Wasser der Karibik. Den Sundowner nehmen wir in St. Pierre, der alten Hauptstadt von Martinique, die bei einem Vulkanausbruch im Jahr 1902 dem Erdboden gleich gemacht wurde und in absolute Bedeutungslosigkeit verfiel.
Das verträumte Städtchen entwickelt einen ganz eigenen, besonderen Charme. Hohe, eiserne Laternen, ein wenig verbogen, heben sich vor dem Strand in der Abendsonne ab. Improvisiertes Bar-Gestühl trohnt auf den Fundamenten eines abgerissenen Pavillions, die Straßen wirken ein wenig staubig und verschlafen. Die ankernden Schiffe schwojen –völlig unorthodox – mal mit dem Bug, mal mit der Seite oder dem Heck, dem Strand zugewandt, in den Wellen und Monica mag überhaupt nicht hinsehen, da hier ja die „Ruder-Havarie“ passierte.
Wieder geht ein herrlicher Tag auf Martinique zu Ende, der Mückenplage, Antifouling-Nebel und alles Unangenehme einfach vergessen lässt.
Rückblickend betrachtet, sind die drei Wochen auf der Werft doch sehr schnell vergangen und im Gedächtnis bleiben die schönen Erinnerungen an Freunde und Bekannte, die in entscheidendem Maße dazu beitrugen, die Abende zu versüßen. Einladungen zum Essen auf die Maria Concordia, zu Ingrid und Jürgen, fernab von Mücken bei bester Laune und aufregendem „Mexican-Train-Spiel, die gemeinsamen Abende und Ausflüge nach St. Anne mit Monica und Toni, der Freitags-Stammtisch mit vielen neuen und alten Bekannten, Besuche von und bei Bernard und Sandra von der Ti Amaraa, kurze aber intensive Treffen mit „Stipp-Visitlern“ auf der Werft oder das Treffen mit Eva und Gerd von der Bear Baloo…
Summa Summarum: Ein erlebnisreiches, heißes aber interessantes Intermezzo auf unserem Interims-Hausboot „Werftblick“.

20160515 Die Neuen

Punktgenaue Landung aller Beteiligten auf Martinique. Das heißt: Sowohl Motoren, Getriebe, Propeller und Fundamente als auch deren zukünftige Besitzer landen am Donnerstag, dem 21.April in Fort de France.

Der zweite Teil des Theaterstückes: „Die Motoren der PIA“ kann beginnen.

Die Frage lautet: Wird es ein Schauspiel oder ein Drama?

Wir werden freundlicherweise von Horst und Eva abgeholt und können noch vor Einbruch der Dunkelheit einen ersten Blick in die Motorräume werfen, die während unseres Heimaturlaubes auf die Aufnahme der Neuen vorbereitet wurden.

Alles sieht sehr sauber aus, die Öffnung, in der der alte Saildrive saß, ist perfekt verschlossen und überlaminiert. Die Neuinstallation kann beginnen.

Am Freitagmorgen, vor der Werkstatt von Mecanique Plaisance, treffen wir mit dem Wunder aus der Kiste zusammen. Gerade wird es vom Lieferwagen geholt.

Blendend, funktional und schnörkellos sieht er aus, der Neue, in der Kiste. Der zweite Motor, der ja vorrätig war, steht – mit angebauter zweiter Lichtmaschine – in Augenhöhe vor uns. Zwei glänzende Prachtstücke.

In Vorfreude auf den Beginn der Arbeiten verbringen wir ein wunderschönes Wochenende auf Martinique, über das ich an anderer Stelle berichten werde.

1. Akt:

Montagmorgen, 25.4.2016. Der Lieferwagen von Mecanique Plaisance fährt vor. Romain und Jean Paul laden die Fundamente ab.

Sie werden probeweise in den Motorraum gesetzt. Exakter Sitz für die Aufnahme der Motoren ist Grundvoraussetzung. Zollstock und Wasserwaage sind den ganzen Morgen im Einsatz, um die richtige Positionierung zu bestimmen und Markierungen an die Fundamente zu setzen. Nachmittags beginnt das Ab- und Einschleifen der Fundamente.

Dienstags lässt sich niemand blicken. Kein gutes Gefühl für einen Bauherrn. Ist Mecanique Plaisance nicht so zuverlässig, wie erwartet? Abends erscheint dann doch der Chef und erklärt uns, dass der Mechaniker familiäre Probleme hatte, morgen aber wiederkommen werde.
Am Mittwoch sind die Fundamente fertig bearbeitet. Am Donnerstag werden sie einlaminiert.

2. Akt:

Aufbohren des Ausschnittes für den neuen Saildrive. Ein hartes Stück Arbeit.

Für uns schön zu sehen, dass die PIA an dieser Stelle so massiv verleimt und „dick“ ist.

Der rechteckige Ausschnitt wird imprägniert und laminiert, danach ist Wochenende.

Am Montagmorgen, 2.5.2016 werden letzte Laminatschichten aufgetragen und alles weiß lackiert, um am Dienstag die Saildrives aufnehmen zu können.

Während der Trocknungszeit befassen sich die Monteure mit der kniffligen Elektroinstallation,
zwängen sich in enge Backskisten und verrenken sich und ihre Finger beim Ziehen der Kabel vom Motorraum zum Schaltpaneel.

3. Akt

Die Saildrives werden eingesetzt.

4. Akt

Am Mittwoch, dem 4.5. ist’s soweit. Die Herzstücke sollen an ihren zukünftigen Einsatzort. Von einer Palette, jeweils rechts und links neben dem Heck stehend, sollen sie in die Motorräume gehievt werden.

Der Baum ist weit nach Steuerbord gezogen, ein Flaschenzug angebracht, eine Leine an den „Transportösen“ des Motors befestigt. Beim Betrachten der Knoten rutscht mir das Herz in die Holzschuhe. Hand über Hand bewegt sich der Motor – munter in der Leine wippend – nach oben, begleitet von meinem Puls der sich anfühlt wie nach einem 100m Sprint. Die Landung auf einem Zwischenpodest gelingt.

Dann wird die Leine durch eine Kette ersetzt. Weiter geht’s über die Reling.

Über der Motorraumöffnung baumelnd kann jeder – auch ohne Lupe und Maßband – erkennen, dass die Motoren so nicht reinpassen. Also: Absetzen im Cockpit. Denkpause.

Vor dem Manöver auf der Backbordseite ist Peter blitzartig zur Stelle, als es heißt: Motor anleinen. In sicheren Palsteks hängend, kann ich die wippende Aufwärtsreise des Zweiten bis zum Podest sehr viel ruhiger betrachten. Auch er wird erstmal im Cockpit abgestellt. Sehr genau wird nun überlegt, welche Teile abgebaut werden müssen, um die Motoren durch die Öffnung bugsieren zu können.
Erst am Donnerstagabend werden die Motoren fest auf ihren Fundamenten sitzen. Die PIA kann nicht – wie geplant – am nächsten Tag zurück ins Wasser. Bis alles schlussendlich montiert und einsatzbereit ist, vergeht noch genau eine Woche.

5. Akt

Anbringen der neuen Faltpropeller. Kein großer Akt aber sehr beeindruckend zu sehen, wie leicht sich diese lautlos gleitenden, glänzenden Flügel öffnen und schließen lassen.

6. Akt

Der große Tag ist gekommen. PIA geht (mit neuer Kraft) zurück ins Wasser. Bevor sie von ihrem inzwischen zugeparkten Standplatz gehoben werden kann, müssen noch einige Nachbarn „umgeparkt“ werden.

Danach geht alles problemlos.

Sie wird ins Wasserbecken gesetzt, drei Monteure, Werkstattleiter und Chef steigen zu, starten die Motoren und los geht’s zur Probefahrt. Was für ein Sound! Schönes, gleichmäßiges Brummen der starken Motoren und die erreichte, vom Chef errechnete Geschwindigkeit von 9.2kn – 9.5kn bei 3200U/min. lassen die Herzen höher schlagen.

Und wenn einem so viel Gutes widerfährt, dann ist das allemal einen Champagner wert.
Erleichtert und fröhlich prosten wir alle uns zu und wünschen, dass das Schauspiel in sechs Akten – nach gelungener Premiere – zum dauerhaft erfolgreichen Selbstläufer werden möge.

20160427 Heimatlicher Zwischenakt

Donnerstag, 31.3.2016. Um 17.00h soll die XL Airways abheben in Richtung Frankreich. Toni und Monika bieten sich als Taxifahrer an und liefern uns um 13.00h am Flughafen ab.
Unser Flug wird nicht angezeigt. Erst um 14.00h ploppt der Flug auf, um gleich mit drei Stunden Verspätung ausgewiesen zu werden. Alle Wartenden bedrängen eine plötzlich auftauchende Hostess, um den Grund für die Verspätung zu erfahren. Die patzige Antwort: Streik in Paris, was „Höhere Gewalt“ bedeutet und Ersatzansprüche ausschließt. Hinzu kommt, dass für viele die Anschlussverbindung verfällt. So auch für uns. Lufthansa Flug Charles de Gaulle – Frankfurt Main: „Ade“ !

Das gilt auch für Karin und Günther aus Plauen. Nach 7stündigem Herumrutschen auf den harten Plastikstühlen des Flughafens kommt die Verbesserung (für die nächsten 8 ½ Std.) als „Ryan-Air der Langstrecke“ daher: Enge Bestuhlung, kaum Beinfreiheit, jedes Jota an Service muss extra bezahlt werden.

Insgeheim hoffen wir auf die Entschädigung von 250,00€, die jedem Fluggast gezahlt wird, dessen Flug mindestens 3Std. Verspätung hatte. Aber unser Pilot schafft es, mit nur 2 ½ Std. Verspätung zu landen. Wie schön für XL Airways!!!

Dennoch haben wir Glück. Isabel ist zu Hause und hat im Handumdrehen die besten Verbindungen für die Weiterreise heraus gesucht. Dank Mobilfunk immer in Kontakt, lotst sie uns vom Flughafen zum Gare du Nord. Dort erwartet uns ein 30min. Fußmarsch zum Gare de l’Est.

Herrlich! Es ist Freitagmorgen, 11.30h, ein strahlend sonniger aber kalter Frühlingstag; man sitzt – eingemummelt – draußen oder genießt die Mittagspause bei Snack und Rotwein im Bistrot. In der Luft liegt der Geruch von frisch gebackenen Croissants und Kaffee.
Wie verlockend ist doch diese Stadt!!!

Aber unser Zug geht um 13.00h. So ziehen wir im Gänsemarsch – mit rumpelnden und klackernden Rollkoffern – über das Pariser Kopfsteinpflaster zum Gare de l’Est.
Der Zug geht pünktlich, wir haben geräumige!!! Sitzplätze, verbringen dennoch unterhaltsame Stunden mit Karin und Günther im Bistrot und freuen uns riesig, als wir – nach sechs Monaten – Isabel in die Arme schließen können.

Es ist sehr schön, nach so langer Zeit mal wieder zu Hause zu sein, vor allen Dingen, wenn man so empfangen wird. Auch Dieter und Brigitte kommen kurz hereingeschneit. Das tut gut!
Den nächsten Tag verbringen wir mit Klaus und Isabel in der Pfalz. Der Frühling hat Einzug gehalten. Vogelgezwitscher, blühende Bäume, Tulpen, Narzissen und Frühlingsgrün all überall. Balsam für die Seele (vor allem für meine). Magenbalsam gibt’s abends bei Pfälzer Genüssen.

In der Nacht schlafen wir sehr schlecht. Peter bekommt einen Schweißausbruch nach dem anderen und wird von einem nicht enden wollenden Reizhusten gequält. Ein sonntäglicher Spaziergang über den Philosophenweg wird fast zu einer Herausforderung.

Wir ahnen Böses, denn auf dem Werftgelände der „CarenAntilles“ liegt man hoch und trocken bei sehr wenig Wind und einer großen Mückenpopulation, die – wie in der gesamten Karibik – Überträger von Zika, Dengue oder Chicungunja sein kann.

Am Montagmorgen stellen wir uns beim Tropeninstitut vor. Wir werden gründlich untersucht und Blut-, Urin- und Stuhlproben sollen Hinweise liefern auf bestimmte Erreger.
Ich bin von allem verschont geblieben aber Peter hat’s richtig erwischt. Er erfährt am Mittwoch, dass er eine ausgewachsene Virus A Grippe hat mit wiederkehrenden hohen Fieberschüben, Gliederschmerzen und Mattigkeit und bleibt widerstandslos im Bett.

Nein, so hatten wir uns den Heimaturlaub nicht vorgestellt. Nur wenige Freunde können wir treffen und die Geschwister sehen wir sozusagen auf der Durchreise.

Peters Gesundheitszustand (er ist inzwischen frei von Ansteckung)erlaubt es uns, wenigstens das letzte Wochenende in Zürich zu verbringen, ohne die kleine „wachsende“ Familie zu gefährden. Dank Skype können wir wohl das Heranwachsen unseres Enkels – über tausende Kilometer hinweg – mit verfolgen aber es ist kein Vergleich zum persönlichen Erleben. Dieses quicklebendige, aufmerksame und fröhliche Kind lässt die Herzen der Großeltern einfach höher schlagen.
So nehmen wir viele liebe Erinnerungen mit nach Martinique und hoffen auf „MEHR“ beim nächsten Heimaturlaub …

20160329 Die Entscheidung ist gefallen…

Am Dienstag, dem 22.03 haben wir uns nach vielen Diskussionen und reiflicher Überlegung dazu entschlossen, unsere PIA mit neuen, stärkeren Motoren auszustatten.
Bestellt sind zwei Yanmar 4JH5E mit jeweils 54PS. Sie passen perfekt in den Motorraum, wenn man sie um 180° dreht. Das bedeutet, dass eine neue Öffnung für den Saildrive in den Rumpf geschnitten und die alte sorgfältig verschlossen werden muss.
Diese Arbeiten lassen wir von Mecanique Plaisance ausführen, ein Fachbetrieb, der einen sehr guten Eindruck macht.


Abschied von den KLEINEN…

Heute nun ist die PIA zum x-ten Mal aus dem Wasser geholt worden und wird die nächsten drei Wochen ohne uns, also ziemlich verwaist, auf dem Werftgelände stehen, da wir die Wartezeit auf die neuen Motoren in der Heimat verbringen werden.

20160313 Zwangspause – Denkpause…

Freitagmorgen (11.03.16)

Wir haben zwei Handycaps:

1. Peter ist gestern Abend von einer Biene in die Hand gestochen worden, die – trotz Stachelentfernung, Fenistil, Antihistaminikum und Kühlung – immer noch stark geschwollen ist.

2. Die Ankerkette, die wir – nach 7Wochen vor Anker – aus dem Wasser ziehen, sieht aus wie eine aufgesplissene Uralt-Trosse, steckt voller Schmodder und tausender kleiner Muscheln, die an den Kettengliedern „Fuß gefasst“ haben.

Eine Stunde Spachteln, Bürsten und Spülen: dann ist der gröbste Bewuchs beseitigt und wir können die Kette – mäßig stinkend – in den Ankerkasten winschen, um an die Tankstelle zu fahren. Dort herrscht, weil Freitag, reger Betrieb und wir müssen ein paar Warterunden drehen.

Mit vollen Tanks starten wir gegen 11.30h und haben relativ starken Gegenwind, sodass wir nur die Genua ausrollen und einen Motor zur Energiegewinnung (Wassermacher läuft) mitlaufen lassen.

Nur 15sm sind’s bis zur Petite Anse d’Arlet, in der wir das Wochenende verbringen wollen.
Etwa 1sm vor der Bucht bekommen wir Windböen von ca. 30kn auf die Nase und haben zusätzlich 2kn Gegenstrom. Peter schaltet den Stb.-Motor dazu und im gleichen Moment setzt ein durchdringender Alarmton ein. Die Stb-Maschine, die nach dem Starten bereits des öfteren Alarm gab, sich aber durch Gas geben immer wieder einfangen ließ, will sich nun nicht mehr beruhigen. Ein Blick in den Motorraum lässt uns erschrecken: Kühlflüssigkeit tropft aus dem Überlaufgefäß.
Die Batteriespannung zeigt nur noch 12,2V. Ist der Motor zu heiß geworden, die Lichtmaschine defekt? Das können wir jetzt nicht überprüfen, da es nun heißt: Ankerplatz oder Boje finden.

Ein Blick auf den Thermostat der BB-Maschine jagt uns den nächsten Schrecken ein. Temperatur: über 100°C!!!
Das Nerv-tötende Geräusch, das nur sekundenweise durch Drücken des Alarmknopfes zum Schweigen gebracht werden kann, fördert nicht gerade Gelassenheit beim Bojenmanöver mit Wind und Welle.
Natürlich schaffen wir das, fühlen uns hinterher aber auch geschafft und sitzen ein wenig stumm und enttäuscht im Cockpit herum. Die Überzeugung, mit einem bestens vorbereiteten und gewarteten Schiff los gefahren zu sein, ist dahin.

Seit Union Island sind die Motoren völlig problemlos gelaufen, haben Strom produziert und das „elektrische“ Leben an Bord zuverlässig garantiert. Was ist nun passiert???
Nein, wir haben keinen Nerv, uns heute darum zu kümmern, wollen uns keine Gedanken machen, vergessen vor lauter Trübsal die Seitenfenster zu schließen, müssen zur Strafe – nach einem heftigen Regenguss – eine Menge Wasser aus der Bilge tunken und haben kein Fünkchen Interesse an der momentan ein wenig zerzaust wirkenden Bucht (die eine auffallende Ähnlichkeit mit dem hat, was gerade in unseren Köpfen vorgeht).

Bringt ein ausgiebiger Schlaf (9Std.!!! ) neue Energie??

Neue Energie scheint am Samstagmorgen vor allen Dingen die Schwellung an Peters Hand entwickelt zu haben. Kühlung bringt ein wenig Erleichterung, das Schwimmen im ca. 28°C warmen Wasser mit anschließendem Morgenspaziergang am Strand zeigt keine Besserung bezüglich der Hand, wirkt aber deutlich gemütsaufhellend.
Nach dem Frühstück beschließen wir, eine Apotheke aufzusuchen, um nach potenteren Mitteln zu fragen. Die Apothekerin verweist uns sofort an das „Cabinet Medical“, in dem zu unserem großen Erstaunen auch am Samstag ein Allgemeinmediziner praktiziert. Peter reiht sich als Sechster in die Schlange der wartenden Patienten.

Ich habe derweil Zeit, mich ein wenig umzuschauen.

So ein schönes Fleckchen Erde oder Wasser oder beides!

Eine Bucht mit glasklarem Wasser und einem bildhübschen Örtchen, das sich an ihre grünen Hänge schmiegt. Pastellfarbene Häuser mit den typisch karibischen Blechdächern die man in allen Farbschattierungen sieht und

ein Dinghi-Anlegesteg, der geradewegs auf den Kirchplatz führt. „Besucher willkommen“ bedeutet wohl das offene Kirchenportal von „St. Henri“, einer sehr hellen und freundlich wirkenden Kirche…

‚Doppelt gemoppelt‘ frage ich mich, als mein Blick am langen, grazilen Kirchturm hochwandert und ich Kreuz und Wetterhahn erkennen kann.

Alles hier wirkt heiter und gelassen. In der Markthalle reihe ich mich für 40min. in die Warteschlange am einzigen Gemüsestand ein und werde dafür mit frischen Produkten und Tipps für deren Zubereitung (von den mit mir wartenden Hausfrauen)belohnt. Von draußen dringen die lauten Stimmen der Fischverkäufer herein. In der Bar gegenüber sitzt man- palavernd – bei Rum oder Bier und Akkras de Morue (kleine, in Bierteig ausgebackene Kabeljaustückchen)…
Mit 1kg vom gelb-blau glänzenden Mahi-Mahi in der Tasche, lasse ich mich vom Duft frisch gebackenen Brotes in die Bäckerei ziehen. Baguette paysanne mit krosser Kruste und Törtchen…
Da lacht das Herz! Genauer gesagt, meines.

Peter sieht nicht ganz so glücklich aus.
Der Allgemeinmediziner, ein junger, sympathischer Belgier, behandelt die Einstichstelle, desinfiziert sie, verschreibt ein Antibiotikum, verordnet ein dreitägiges Schwimmverbot und entlässt uns in die Zwangspause. Ein hartes Los in Anbetracht dieses herrlichen Wassers!!!

Doch zum Glück haben wir das Laufen noch nicht verlernt. Wir nutzen die Zwangspause für einen kleinen Wanderausflug – über den Berg und über Stock und Stein – in die Grande Anse d’Arlet, der weitaus größeren Schwesterbucht.

Kaffee und Kuchen dort fördern die Wundheilung…;-) 😉

Pünktlich zum Sundowner stecken unsere Füße im Sand der kleinen Bucht von Arlet und ein „Mojito“ lässt allzu angestrengte Gedanken über das weitere Vorgehen bezüglich unserer Motoren sehr viel lockerer werden.

Am Sonntag werden die Motoren in Augenschein genommen. Am heiß gewordenen BB-Motor lässt sich kein Fehler erkennen. Er schnurrt nach dem Starten wie eine Nähmaschine… Haben wir ihn lediglich mit einer zu hohen Drehzahl über eine längere Zeit überfordert oder bekommt er zu wenig kühlendes Wasser über Impeller oder Wärmetauscher?
Sicherheitshalber wechselt Peter zunächst mal den Impeller.

Die Diagnose am Stb.-Motor ist wesentlich komplizierter. Das Austreten von Kühlflüssigkeit aus dem Überlaufgefäß ist schnell abgestellt durch ein Nachziehen der Dichtungsschrauben. Bezüglich des Alarmtones können wir nur vermuten, dass es die Lichtmaschine ist, da sie nicht mehr die nötige Spannung für das Laden der Starterbatterie aufweist.
Es bleibt die Frage: Ist die Lichtmaschine kaputt oder sind es lediglich die Kohlen?

Auf jeden Fall aber bedeutet das zunächst:
Gehe zurück auf „Start“!
Aus dem „Adieu“ wird also ein „Au revoir“ Le Marin.

Vor vierzehn Tagen bereits hatten wir den Austausch der Motoren in Erwägung gezogen aber verschiedene Umstände ließen uns das Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Nun stellt sich erneut die Frage: Neue Motoren oder zunächst mal Reparatur oder Ersatz der defekten Teile, um weiter in Richtung Norden segeln zu können.
Hakende Getriebe fördern die Entscheidungsfindung in Richtung neuer Motoren und so tuckern wir am Montagmorgen wieder gen Süden.
In „unserer“ Bucht macht man große Augen, als wir – nach nur drei Tagen – wieder einlaufen.

Uns rauchen bald die Köpfe: Welchen Motor mit wie vielen PS sollen wir nehmen? Welcher Typ würde – ohne Änderung der Fundamente oder eines neuen Bodenausschnittes hineinpassen?
Völlig problemlos ließe sich nur die neue Generation unserer alten 28PS Motoren einbauen mit denen die PIA – im Vergleich zu anderen Katamaranen dieser Größe – völlig untermotorisiert ist.
Ein größerer Motor passt – ohne mäßige bis umfangreiche Änderungsarbeiten am Motorraum – nicht hinein.

Wir hoffen, letztendlich die richtige Wahl getroffen zu haben, indem wir uns für die „große Lösung“ entscheiden, die zwar auch die teuerste sein wird aber bei der hoffentlich keine Kompromiss-Situationen entstehen, die wir später bereuen müssten.
Der aktuelle Stand der Dinge: Es soll ein neuer Durchbruch gemacht werden für die Saildrives von zwei Yanmar-Motoren 4JH5E mit 54PS, die ihrerseits gegen die Fahrtrichtung montiert werden, um die Zugänglichkeit von allen Seiten zu garantieren…

Wie viele Sonnenuntergänge werden wir – hier – mit Blick über die Bucht von St. Anne noch erleben dürfen, bis endlich wieder neue Motoren in der PIA schnurren?

Es ist sooooo spannend!

Wir werden euch auf dem Laufenden halten!!!

20160309 Es ist soweit…

Depressionen???

Warum? Etwa, weil wir Martinique nun endgültig verlassen wollen? Oder weil der Himmel heute, am Vortag unserer Abreise, aus dichten, grauen Wolken unablässig weint.

Aus welchem Grund auch immer: der Abschied fällt uns schwer.

Die Insel wird uns mit ihrer üppigen Vegetation, den schönen Stränden,

den freundlichen, gelassenen Menschen und dem Leben in der Komfortzone französischer Lebensart

– inclusive bester Coiffeurskunst, die sich mit dem Schneiden glatter, europäischer Haare auskennt –

in allerbester Erinnerung bleiben.

„Le Marin“ – eine der größten Charterbasen der Karibik, „Meeting Point“ für Segler, die sich bereits kennen oder solche, die sich – beim Zwischenstopp – hier kennen lernen…

Paradies für alle, die technische Unterstützung brauchen, Reparaturen ausführen lassen müssen oder Ersatzteile benötigen…

Ruhiges und geschütztes Liegen vor Anker oder Boje,

herrliche Sonnenuntergänge, sternklare und mondhelle Nächte, die zu einem ganz besonderen Erlebnis werden, wenn man sie – an einem windstillen Abend auf spiegelglattem Wasser dahingleitend – erlebt.
Das bleibt im Kopf! Da möchte man nicht wirklich abreisen.

Um vier Tage haben wir unsere Abreise bereits verschoben, da wir zu Peters Geburtstag noch einmal in unserem Lieblingsrestaurant essen wollten und außerdem noch (sein ziemlich ungewöhnliches) Geburtstagsgeschenk herbeischleppen mussten. Er wünschte sich den Bausatz zu einem Werkzeugschrank.

Fühlt er sich inzwischen – ohne Reparaturen – nicht mehr ausgelastet oder unterfordert? Oder hat ihn das kreative Bastelfieber befallen? Wir werden sehen.

20160228 Martinique

Müßiggang ist aller Laster Anfang…

pflegte unsere Mutter immer zu sagen. Wir fragen uns, ob wir gerade „müßig“ gehen oder ob unsere Leser das so sehen könnten, da die PIA sich seit nunmehr fünf Wochen nicht von der Stelle bewegt und der Blog mit keiner Silbe gefüttert wird.

Eins vorweg: Wir sehen es nicht so. Ich mag vielleicht ein wenig von Schreibfaulheit geplagt sein oder von Geistesblitzen weiträumig umgangen werden; aber Müßiggang haben wir nicht.

Seit dem Verlassen von Trinidad – wo Vieles ausgebessert, renoviert, neu konstruiert oder installiert wurde, das die To-Do-Liste ein wenig schrumpfen ließ – sind klammheimlich neue Unzulänglichkeiten aufgetreten, die die Liste der ohnehin noch zu behebenden Mängel auf eine stattliche DinA4-Seite haben anwachsen lassen.

Die schöne, wochenlange Ausrede ‚das machen wir alles auf Martinique‘ muss nun – im Hier und Jetzt – mit Taten gefüllt werden. Theoretisch ist das leicht, da hier europäische Einkaufsmöglichkeiten bestehen, praktisch jedoch brauchen wir für alles sehr viel Zeit, da wir weit ab vom Schuss, in einer sehr geschützten und schönen Bucht liegen, dafür aber mit dem Dinghi 20min brauchen, um in die Marina zu kommen. Was es dort nicht gibt, muss bestellt werden oder mit einem Mietauto (das nur schwerlich zu bekommen ist) in einem der großen ‚Centres Commerciaux‘ selber abgeholt werden.

Wir machen uns also auf die Jagd nach den benötigten Ersatzteilen. Manche Teilchen finden wir – dank Peters akribisch geführter Stauliste – in den Tiefen unserer Backskisten, anderes, das wir besorgen müssen, fällt nicht ganz Wunsch- oder Zweck-gemäß aus und muss dann diskutiert, abgeändert oder umgetauscht werden. Da zerrinnen die Tage wie Sand in den Händen und abends fragen wir uns oft – in Anbetracht des vor uns liegenden Reparatur-Fragmentes – ob das nun das Ergebnis eines ganzen Tages sein kann.

Nicht nur uns ergeht es so. Auch bei Obelixens wird gewerkelt. Als wir hier eintreffen, werden wir von Frank mit einem hervorragend funktionierenden Internet überrascht. Er hat eine Antenne eingebaut, einen Hotspot eingerichtet, ein Datenpaket gekauft und – wir sind zu den „Tagesthemen“ der ARD eingeladen. Toll!
Wir profitieren von seiner diesbezüglichen Erfahrung und nach wenigen Tagen „nicht trivialer“ (O-Ton Frank) Denk-, Planungs- und Installationsarbeit (an der er maßgeblich beteiligt ist) prangt auch an unserem Heck der „Web-Catcher“.

Schlagartig rückt die Heimat in „greifbare“ Nähe. SWR hören, Threema, WhatsApp-Nachrichten, emails empfangen und versenden, Skypen, und manchmal gibt es sogar Gutes aus der Mediathek mit wenigen „fülle Puffer“- Unterbrechungen. Das ist fein. 😉 😉

Das Resumée der fünfwöchigen Segelpause ist eigentlich gar nicht so schlecht:
– Stb.-Flügel der Eingangstür repariert (worauf wir sehr stolz sind, da äußerst knifflig)

Wir schaffen es, den Flügel mit Kugel-gefüllten Schlitten wieder einzubauen…

– Vermutliche Ursache für die geisterhafte Betätigung der Passerelle gefunden (Luftdruckschalter) und Warnsignal zwischengeschaltet (dank Franks Fähigkeit, sich in die kompliziertesten elekto-mechanischen Zusammenhänge hinein zu denken)

– Halterung für den z.Zt. genutzten Reserve-Außenborder in den Stb.-Motorraum eingebaut

– Zwei Relingsstützen neu befestigt

– Zwei Klüsen für die Führung der Leinen beim Liegen an der Boje montiert

– Boden der Gefriertruhe mit 10cm Isoliermaterial verstärkt für bessere Tiefkühlung

– Lichtleiste über dem Schaltpaneel angebracht zur besseren Ausleuchtung desselben

– Doorcaps (eine Art mobiles Schutzzelt) über den beiden großen Luken der Schlafkojen montiert, damit letztere am Ankerplatz immer (auch bei Regen) offen bleiben können und somit für eine perfekte Ventilation der PIA sorgen können.

– Kleinere aber zeitaufwändige Bastel- und Malerarbeiten etc…

Momentan warten wir auf Fehlerdiagnose und Instandsetzung unseres Außenborders, den wir (zu Wasser und zu Lande) nach Fort de France transportierten, um dort vom Werkstattleiter zu hören: „Mon Dieu! Was ist denn das??? Da ist ja alles kaputt!“
Vier Tage treten wir ihm telefonisch auf die Füße, um dann, am Freitag zu erfahren, dass das Diagnosegerät frühestens am Montag kommen wird. Am Montag meldet sich dann der Techniker krank. Dienstags erfahren wir, dass die Einspritzpumpe defekt sein soll und repariert werden müsste, da kein Ersatzteil zu bekommen ist. Kann man eine Einspritzpumpe reparieren?
Am Mittwoch wundere ich mich über eine laute, in recht flüssigem Französisch über die Lippen kommende Schimpftirade aus Peters Mund, als er von Monsieur Daire (Suzuki) erfährt, dass man die Reparatur wohl keineswegs auf Garantie machen könne…
Am Donnerstag meldet sich der Techniker, der alle Bauteiledurch die eines eines neuen Suzuki-Motors ersetzt hat aber der Motor springt nicht an.
Am Freitag erfahren wir nebenbei, dass die Werkstatt gar kein Diagnosegerät hat und dass wir vielleicht doch noch nach Guadeloupe müssen.
Morgen, am Montag wird es die Fortsetzung der Odyssee geben.

Man übe sich also in Geduld, die man – falls noch nicht bis zur Perfektion ausgereift – als Fahrtensegler unweigerlich lernt.

Der Wassermacher stellt uns auf die zweite Geduldsprobe. Er hat an der Antriebswelle Öl verloren. Der Hersteller vermutet Bedienungsfehler, die wir mit Sicherheit ausschließen können, empfiehlt aber dennoch, die Dichtungsringe auszuwechseln. Die werden per Fed-ex von Trinidad nach Martinique geschickt und sollen – nach Ankunft – von einem Mitarbeiter des Vertragshändlers eingebaut werden. Die Ersatzteile sind inzwischen eingetroffen aber der Monteur ist weder telefonisch noch in seinem Büro zu erreichen. Als Peter ihn endlich – nach 3 vergeblichen Anläufen -einmal in seinem Büro antrifft, wird der Plan kurzerhand umgeschmissen. Nein, er wird nicht zu uns kommen, um die Dichtungen auszuwechseln; wir müssen den Motor ausbauen, zur Reparatur in sein Büro bringen und später wieder selber einbauen.

Dennoch: Es gibt Schlimmeres als Wartezeiten auf dem hiesigen Ankerplatz, da das Ankerfeld – neben Dauerliegern, die bereits 8, 10 oder 15 Jahre ihren „Stammplatz“ bewohnen – ständig von neuen Booten aufgesucht wird, die auf vielfältige Weise interessieren können: Mono, Kat oder Tri, blitzeneu und schick aussehend, heruntergekommen, zusammen gebastelt oder schmuddelig, gekonntes oder chaotisches Ankermanöver und die Crews: Einhandsegler, Paare oder Ehepaare aber selten Charterschiffe (oder „Affenfelsen“- O-Ton Frank) mit 8-12 Chartergästen an Bord.

Möchte man Kontakt aufnehmen, fährt man mit dem Dinghi auf einen Smalltalk vorbei, der bei Sympathie schnell Fortsetzung findet durch gegenseitige Einladungen auf dem einen oder anderen Schiff.
Eine Möglichkeit, deutschsprachige Segler kennen zu lernen bietet der „Seglerhock“ am Freitagabend in der „MangoBay“; einem urigen, über das Wasser gebauten Lokal, das zu jeder Tageszeit eine gewisse Attraktivität besitzt.
So lernt man viele und sehr interessante Menschen kennen. Die meisten Fahrtensegler kommen nicht aus Berufen, die ohnehin mit der Seefahrt zu tun haben. Man trifft viele Ingenieure aber auch Richter, Techniker, Musiker, Filmemacher, Ärzte, Krankenschwestern, Ex-Kapitäne, Piloten und jedes Mal ist es wieder spannend, aus dem Leben dieser Menschen zu hören, was sie dazu veranlasste, auf große Fahrt zu gehen und etwas über die Regionen zu erfahren, die von ihnen bereits besegelt wurden und möglicherweise zu den Reisezielen gehören, die man selber anpeilt.

Am Sonntag vor Karneval werden wir von Ilka, einer Bekannten von Frank und Brigitte, eingeladen, den Karnevalszug in St. Luce anzuschauen. Es ist einer der vielen, VOR dem eigentlichen Karnevalstermin stattfindenden Züge, in dem sich Gruppen und Vereine präsentieren, um sich für den Großen Umzug in Fort de France zu qualifizieren. Es soll ein erlebnisreicher Tag werden.
Ilka holt uns um 13.30h ab, da wir vor Beginn des Zuges noch in einem der urigen Lokale – direkt am Strand – zu Mittag essen wollen. „Les pieds dans l’eau“ ist das Attribut solcher Lokale und unsere Füße werden tatsächlich beinahe vom auflaufenden Meerwasser umspült.

Und: Wir haben Kino vom Feinsten, denn in Le Marin ist am Vormittag die Regatta der „Yoles“ gestartet, die einen Wendepunkt nicht weit von unserem Restaurant hat. Die „Yoles“, traditionelle, etwa 11m lange Segelboote (mit quadratischem Segel, diagonal durchgeführtem Baum und ohne Kiel) sind besonders schwer zu manövrieren. Sie werden von einer 9 -11 köpfigen Crew (ein Steuermann) in der Balance gehalten, indem sich die allesamt durchtrainierten Männer mit halsbrecherischen Ausreitmanövern an langen Stangen, mal Backbord, mal Steuerbord übers Wasser hängen, um möglichst schnell und ohne zu kentern vom Segel vorangezogen zu werden.

Just zur Vorspeise passiert es. Die Wende an der Boje misslingt, das Segel killt, die jungen Männer versuchen das Boot mit heftigen Ausgleichsbewegungen wieder auf Kurs zu bringen aber scheitern. Einige fallen ins Wasser, machen Klimmzüge an den langen Auslegern, um wenigstens das Boot in der Balance zu halten, müssen aber schlussendlich aufgeben und landen unmittelbar vor unserer Nase am Strand. Enttäuschte Gesichter bei den Sportlern beim Abriggen ihres Regattabootes aber (gemeinerweise) Kamerafutter für die Touristen.

Der Karnevalszug

Die am Zug teilnehmenden Gruppen haben alle ein bestimmtes Motto und werden in der Regel von sehr attraktiven, das Motiv verkörpernden, jungen Frauen angeführt.

Knallbunt geht es zu, mit sehr lauten Schlagzeugen und Rasseln, die alle mit Inbrunst und Begeisterung geschlagen werden.
Ein kräftiger Regenschauer scheint den Teilnehmern überhaupt nichts auszumachen. Lediglich die „Palm-Königin“, deren Kostüm und Kopfbedeckung aus kunstvoll aufgefädelten und arrangierten Palmblättern besteht, fürchtet – glaube ich – ein wenig um das Zusammenfallen ihrer schicken Creation.

Der Zug ist zu Ende, wir wollen nach Hause. Ilka möchte das Auto starten aber nichts tut sich. Peter und Frank schieben an…Nichts…Es lässt sich kein Gang einlegen. Die Vermutung: Kupplung kaputt. Richtig. Kupplungsöl läuft in dünnem Strahl aus. Was nun? Der Autovermieter hat kein Ersatzfahrzeug, das er Ilka zur Verfügung stellen könnte. Ein Taxi ist nicht zu bekommen und der Parkplatz liegt an einer großen Umgehungsstraße, auf der die Autos ziemlich schnell daher brausen und es lebensgefährlich wäre, den Daumen herauszuhalten.
Einige Franzosen, die auch ihr Auto abholen wollen, bemerken unsere Ratlosigkeit. Sofort bieten sie ihre Hilfe an. Ilka wird von einer Frau mitgenommen, die in ihrer Nähe wohnt, uns bietet ein Ehepaar seine Chauffeur-Dienste an. Während der Mann das Auto holt, erklärt uns seine Frau, dass es eventuell Probleme mit der Polizei geben könne, wenn wir in dem 5-Sitzer zu Sechst erwischt würden. Nein, es wird keine Probleme geben, da die „Lösung“, der nicht unbedingt kleinste und zarteste von uns, dafür aber in alle Himmelsrichtungen faltbare Frank, bereits dabei ist, in den Kofferraum zu klettern. Und los geht’s. Alleine die Vorstellung, mich in ein solches Gefängnis hinein begeben zu müssen, löst bei mir claustrophobische Gefühle aus. So nehme ich die Abdeckplatte weg, um Frank ein wenig Licht und Luft zu verschaffen. Der Schuss geht leider nach hinten los. Luft und Licht (das ohnehin nicht mehr da war)hätte er nicht gebraucht, aber durch das seitliche, senkrechte Hineinstopfen der Abdeckplatte verkleinere ich sein Versteck dermaßen, dass er nur noch äußerst unbequem und Hämatom-fördernd die 10km lange Fahrt überstehen kann.
Ein „mea culpa“ wird – nach dem Zurechtschütteln der Gliedmaßen – vom Held der Stunde angenommen und wir alle bedanken uns bei den überaus freundlichen und hilfsbereiten Martiniquais, die uns zurück nach Le Marin brachten.

Bilder von schönen Tagen hier

Ein kleiner Sonntags-Spaziergang nach St.Anne…

Viele kommen per Dinghi hierher…

Nicht allzu oft aber wenn, dann doch sehr, sehr schön und stimmungsvoll sehen wir den Sonnenuntergang von unserem Ankerplatz aus.

Das flapsige, geflügelte Wort der letzten Tage ist: „Wer fertig ist, fährt früher los“, will heißen, dass derjenige, der mit seinen Reparaturen zuerst fertig ist, auch losfährt. Dem entgegen stehen die guten Versorgungs- und Reparaturmöglichkeiten hier auf Martinique und so findet – mal die PIA, mal die Obelix – immer wieder Dinge, die verbessert werden können.
Dennoch:Die Obelix hat die Nase vorn.

Der vorerst letzte gemeinsame Abend. Peter bekommt – da wir seinen Geburtstag sicherlich nicht zusammen feiern werden – ein pfiffiges und sehr nützliches Geschenk im Voraus.

Am Samstag (gestern)segelt die Obelix davon in Richtung Norden.

Nichts an der Wasseroberfläche lässt erkennen, dass hier – 15m neben uns – fünf Wochen lang ein Schiff lag, mit dessen Besatzung wir viele schöne gemeinsame Erlebnisse hatten, lustige Stunden verbrachten und es uns kulinarisch mal hier, mal dort gut gehen ließen.

Ob wir sie nochmal einholen?

20160226 Bequia und St. Lucia…

liegen bereits eine Weile hinter uns. Eine kleine, wenig kommentierte Fotostrecke soll an die schönen zehn Tage dort erinnern.

Auf dem Weg von der Friendshipbay in die Admirality-Bay auf Bequia.

So etwas passiert, wenn man die Abkürzung nimmt…

Die gespenstig wirkenden Moonholes, die weder von der Land- noch von der Wasserseite leicht zu erreichen sind.
Ein amerikanischer Architekt baute das erste dieser Häuser in eine natürliche Stein-Arkade. Nachdem ein riesiger Felsbrocken aus dem Bogen heraus fiel, um im Bett des Hauses zu landen, werden diese Domozile nur noch an absolut Unerschrockene vermietet. Hin und wieder kann der Neugierige sich allerdings einer Führung durch das extravagante Dorf anschließen.

Die „Club Med 2“ und die „Windstar“ liegen bereits in der Admirality Bay

Das sind Dimensionen!!!

Schon mal gesehen??? Hier, auf Bequia gekauft und treue Dienste am Heck unseres Dinghis leistend…

In unserem Lieblingscafé lauschen wir den beiden Oldies, die echt tolle Oldies zu Gehör bringen…

Nach einem ordentlichen Platzregen:
Blick von der Markthalle auf die Ankerbucht

Abendstimmung in der Bucht…

Nach erholsamen fünf Tagen im glasklaren Wasser der Admirality-Bay geht’s weiter nach St. Lucia.

St. Vincent, das wir lediglich passieren, sieht von der Seeseite sehr, sehr schön aus, wird aber von den meisten Seglern gemieden, da man wenig Gutes über den Umgang mit Fahrtenseglern hört. So entscheiden auch wir uns gegen Neugier und Mut und lassen die Insel unbesichtigt.

Schöne Begegnung auf See

Die „SeaCloud“ kreuzt unser Fahrwasser

St. Lucia

Die beiden Pitons, Wahrzeichen auch in der Nationalflagge von St. Lucia. Oft wünsche ich mir, ein besserer Fotograf zu sein…

Die Anfahrt auf Souffriere…

Länderwechsel bedeutet Flaggenwechsel. Immer das gleiche Gehuddel…

Ein Regenbogen über der Bucht begüßt uns…

Unser Boatboy: Ein Europa-Fetischist… Die Schweiz auf der Brust, die Deutschlandflagge (ein Geschenk von uns) schwenkend, braust er stolz davon…

Blick von unserer Boje auf den kleinen Piton

Blick von der Poolbar des Hotels „Hummingbird“

Weiter geht’s in die Anse Chastanet, in der wir an der Bar eines wunderschönen Resorts einen Sundowner nehmen.

und anschließend – in mondloser Nacht – ziemliche Probleme haben – zu Fuß, am Strand entlang – zu unserem Schiff zurück zu finden und die Nacht mutterseelenallein an einer Boje verbringen.

20160131 Unser neues Crewmitglied

Es geht wieder voran. Nicht nur segelnderweise, sondern auch im Dinghi. Seit 14 Tagen ist die „Ein-Mann-Paddelkraft“ auf der Ruderbank durch einen „Drei-Pferdestärken-Zweitakter“ am Heck des Dinghis ersetzt.
Das bedeutet: Unsere ökologisch korrekten, Muskel-kräftigenden und Abgas-freien Fahrten zum Dinghi-Dock sind wieder einer schnöden, mäßig schnellen Stinkefahrt gewichen.