20140826 „Meer in Sicht“…

…ist nicht der Ausruf eines halluzinierenden Seemannes, der monatelang unter sengender Sonne auf dem Meer umherirrte und nicht mehr in der Lage ist, Meer von Land zu unterscheiden, nein, dieser Ausruf kommt von uns.

Nach neun Monaten aktiven Wartens – der Zeit einer Schwangerschaft mit enorm vielen Problemen – ist es endlich soweit.
Es war weder eine Sturz- noch eine Fehlgeburt… alles ist wieder dran und drin in unserer PIA. Die vom Blitz getroffenen Geräte sind ersetzt, funktionieren einwandfrei und wir können es kaum erwarten, wieder in See zu stechen.
Ich bin ganz stolz auf meinen Kapitän und er, der „Beinahe-Yachtelektriker“, ist äußerst zufrieden mit der geleisteten Arbeit.

Unsere netten Nachbarn, Sandra und Bernard sehen unsere PIA so aus der Mastspitze ihrer nigelnagelneuen Lagoon 39.
Eine nette Erzählung aus der Nachbarschaft findet manunter:
etappen.wordpress.com „Kaffeeklatsch in Hausnummer 39“

Der Endspurt:
Nun muss die PIA nur noch segelklar gemacht werden. Ein Klacks…denken wir. Am Freitag bringt der Segelmacher die Segel und das abgeänderte Lazy-Bag (eine am Baum beidseitig befestigte Segeltuchtasche, die von straffen Seilen, den Lazy-Jacks hochgezogen und offen gehalten wird, damit der „faule“ Segler das Großsegel beim Bergen einfach da hinein rauschen lassen kann).
Leider ist die Arbeit nicht konsequent bis zum Ende durchgeführt worden. Der Segelmacher wird gewusst haben, warum er uns das überließ.

Man stelle sich folgendes Szenario vor. Sengende Sonne, kein Lüftchen regt sich, die unhandlichen, langen Lazy-Bags liegen an Deck.
Zwei dicke Kunststoffrohre müssen durchbohrt werden, um insgesamt acht aufgebogene und mit neuem Gewinde versehene Schäkel darüber schieben zu können.
Wir machen uns an die Arbeit: Erste Bohrung schief. Nur mit Hängen und Würgen und sehr viel Kraft schafft Peter es, die Schraube einzudrehen. Sie schaut am anderen Ende 2cm heraus und könnte das Segel beschädigen. Die nächsten Bohrungen sind gerade, die Schrauben werden von der anderen Seite eingedreht. Dort stehen sie immer noch 2 cm vor, können aber hier das Segel nicht mehr schamfielen.
Außentemperatur, Körpertemperatur und damit Gereiztheit der beiden Werkelnden steigen. Als der Vorschlag kommt, die überstehenden Enden mit der Flex abzutrennen, explodierts. Die Vorstellung, das Lazy-Bag auf den schwarz-staubigen Steg zu zerren, dort die beiden Stellen neben der abzutrennenden Schraube von Hand zu fixieren, während die wegstiebenden Funken Arme und Beine versengen, reicht mir. Ein Versuch wird dennoch gemacht. Ergebnis: Arme nicht verbrannt aber Gewinde ausgefetzt. Es muss abgeschliffen werden. Wird man auf dieses vermurkste Gewinde noch eine Mutter aufsetzen können? Verbissen wird weiter geschliffen und gefeilt, während ich zum Schiffsausstatter radle. Zurückgekehrt, mit kurzen Schrauben und Muttern, treffe ich auf einen wutschnaubenden Kapitän, der eine nicht mehr funktionierende Flex in der Hand hält.

Nun bleibt keine andere Wahl: die Schrauben werden ausgewechselt.
Das mit Flüchen reich gesegnete Ergebnis: Vier vermurkste Gewinde an Schrauben, die sich nach wenigen Umdrehungen weder weiter vor- noch zurückdrehen ließen, eine abgebrochene Schraube mit einem dabei zerbrechenden (durch Handkraft!!!) Engländer (Zange) und ein abgeflexter, ausgefetzter Schraubenstumpf. Der schwache Trost: Immerhin zwei Schrauben sitzen wie maßgeschneidert nach vier Stunden Hitze, Schweiß und Ärger.

Regina und Matthias, die seit Stunden auf Abruf bereit sind, um uns beim Montieren des Großsegels zu helfen, kommen (mit Fragezeichen in den Minen) zu uns. Was ist los bei Euch?
Ganz einfach: Wir sind platt. Die Diskussion für oder wider Großsegelmontage – heute noch – wird positiv entschieden, da der Wind ab morgen stark zunehmen soll.

Wir legen um 18.30h ab, an der Tankstelle an (weil dort der Wind von vorne kommt) und sind – dank unserer fleißigen Helfer – mit dem montierten, im Lazy-Bag verstauten Großsegel – um 22.00h wieder auf unserem Liegeplatz.

Die allzeit gültige Regel: Nach jedem Auf ein Ab zeigt sich wieder am folgenden Tag. Peter schaut in den Motorraum und entdeckt Wasser. Der Geschmackstest: Salzwasser. Was hat das zu bedeuten? Ist der gereinigte, erst vorgestern wieder eingebaute Wärmetauscher doch kaputt? Was für ein Rattenschwanz schlösse sich an, wenn es denn so wäre?!

In solchen Momenten können auch Männer eine Hitzewallung bekommen.

Detektivisch begeben sich Matthias und Peter auf Fehlersuche und finden zum Glück recht bald den Verursacher. Beim Wiedereinbau des Wärmetauschers war eine nicht 100%ig passende Dichtung eingesetzt worden. Die richtige Dichtung ist bald eingesetzt und die Hitzewallung verflogen.

Dennoch werden wir – vor der großen Atlantiküberquerung – die PIA aus dem Wasser nehmen müssen, da wir nun wieder im Stb-Getriebe Wasser festgestellt haben.

Ab morgen wird hoffentlich wieder dieses herrliche Rauschen unter PIAs Kielen zu hören sein.
Wir werden – mit Matthias und Regina an Bord – ablegen in Richtung Lanzarote, wo die jungen Jungs Philipp, Lena und Thies für eine Woche an Bord kommen werden.

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