Frust auf der ganzen Linie

Am Freitagnachmittag des 10.05. gehen wir Anker auf, um nach Lagos zurück zu kehren, da wir
1. das reparierte Lazy-Bag abholen wollen und
2. Anneli und Lars fürs Wochenende einen Segeltörn versprochen haben.
Doch was ist das? Der Vorwärtsgang der Steuerbordmaschine lässt sich nicht einlegen und wir treiben – mit den Ruderblättern voran – ziemlich zielsicher rückwärts Richtung Sandbank. Schreck!!
Zwei Schrammen haben wir uns über das hakende Getriebe bereits eingehandelt. Bitte nicht die Ruderblätter!!! Peter schafft es, mit Gewalt den Vorwärtsgang hinein zu drücken, was das Teil mit lautem Knall quittiert. So geht’s nicht weiter!

Scheinheilig verhält sich das Getriebe beim Anlegen in Lagos; so, als wäre nie etwas gewesen. Wir lassen uns von den geschmeidigen Geräuschen ein wenig einlullen, schieben die Bedenken zur Seite, sind nicht verärgert oder betrübt, dass das Lazy-Bag immer noch nicht fertig ist, genießen den Abend bei Gabi und Rolf, die uns wunderschöne Fotos aus der Karibik und von den Azoren zeigen und machen am Sonntag die versprochene Segeltour mit


Lars und Anneli

Ein wunderschöner Segeltag – mit Ankern und Dinghi-Ausflug in die Grotten – findet einen ebensolchen Abschluss beim Grillen auf der Dachterrasse der Beiden.

Montagmorgen. Sollen wir in die Werft, um alles überprüfen zu lassen? Liegt es vielleicht doch an den Kiwi-Props, die wir – ziemlich problemlos – in „unserer“ Lagune selber wechseln könnten oder sind es die Bautenzüge die haken?
Wir fahren zurück in die Lagune, um – mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln – alle Eventualitäten durch zu checken. Neben telefonischer Unterstützung aus der Heimat, bekommen wir tatkräftige von Tom und Jerry (Herrchen und Hund).

Tom kommt aus Heidelberg, hat seinen Catamaran Eagle“ komplett selbst gebaut und ist demzufolge handwerklich sehr geschickt.
Den ganzen Mittwoch sind die beiden Männer auf Tauchstation in den Motorräumen. Rauch steigt aus den Köpfen der beiden Ingenieure, nicht aus den Motoren.
Das abendliche Ergebnis: zwei Männer mit enttäuschtem, fragendem Gesichtsausdruck und ein Hund, der – nach überaus geduldigem Warten – das Mitgefühl mit seinem Herrchen durch das Schieflegen des Kopfes zu bekunden scheint.

Der zweite „Nicht-Erfolg“ lässt nicht lange auf sich warten. Peter möchte die Entsalzungsanlage auf ihren Einsatz vorbereiten und eine verbesserte Vorförderpumpe mit Entlüfter einbauen. Dazu wird am Donnerstagabend das Schapp, in das sie eingebaut werden soll, präpariert.
Nach dem Frühstück verschwindet Peter im „Gästerumpf“. Für eine gewisse Zeit ist nur das leise Geklapper des Werkzeugs zu vernehmen und ein über dem „Verlies“ kauernder Peter zeigt mir, dass wohl alles so weit in Ordnung sein muss…bis zum ersten Schrei: „Sch……!!!“ Salzwasser ist eingedrungen.

Auftunken, testen und tasten wo es her kommt, Ventile öffnen und schließen, die Durchgängigkeit von Schläuchen prüfen etc… Nichts bringt die Erkenntnis. Das Ding wird wieder ausgebaut. Fehlkonstruktion, falsch zusammengebaut oder nur schlampig gemacht…egal wie…es ist mega ärgerlich!


Sehen so Gewinner aus???


Abreagieren bei einer ersten Übungsstunde mit dem Schifferklavier…
Und Ihr werdet es kaum glauben: Ich brauche keine Ohrstöpsel!!!

…Am Pfingstmontag, um 10.00h haben wir einen Termin auf der Schiffswerft in Lagos. Daumendrücken ist angesagt!

Ankern in der Lagune von Alvor

Wieder einmal verschieben wir das Ablegen um zwei Tage, da es in einem Hafen mit ständigem Kommen und Gehen von Schiffen und Besatzung ja immer viel Interessantes zu sehen, zu hören und für das kontaktfreudige Wesen an meiner Seite auch zu tun gibt.
So lernen wir Gabi und Rolf kennen, die vor Kurzem aus der Karibik zurückgekommen sind und mit ihren Erzählungen so richtig Lust auf die kommenden Reiseziele machen. Nach einem lustigen Abend mit ihnen, tragen wir den gesamten – mächtig schweren – karibischen und teilweise amerikanischen Papier-Kartensatz-Schatz (den die beiden uns abtraten) nach Hause, um ihn im Schiff zu verstauen.
Am Dienstagmorgen legen wir ab, da wir bei Niedrigwasser in die Lagune einlaufen wollen, um sicher sein zu können, auch bei niedrigstem Wasserstand nicht aufzusitzen. In den langen, sehr schmalen und rechts und links von Sandbänken flankierten Einfahrtskanal läuft vor uns eine „Amel“ mit ca. 2,30m Tiefgang ein. Bei ihrer Beobachtung muss ich unwillkürlich an „Alle meine Entchen…“ denken. Denn genau das passiert: …“Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh“…
Die verdutzte, vierköpfige, Besatzung verteilt sich blitzschnell an Bug, Seiten, und Heck, hängt über den Relingsdrähten und versucht zu eruieren, wo das Schiff aufsitzt. Die Verlagerung von etwa 300kg Lebendgewicht auf die bb-Seite, und die gelbe, von der Schraube aufgewirbelte Sandwolke bringen das Schiff dann doch wieder in die Fahrrinne.


Einfahrt in die Lagune

Wir gehen nicht auf Kuschelkurs zwischen die vielen, bereits dort ankernden Schiffe, sondern bleiben etwas außerhalb zwischen Pinienduft und Sandbänken. Das Säuseln des Windgenerators, Vogelgezwitscher und ab und zu ins Wasser zurück platschende Fische unterstützen die Idylle.


Blick von der Pia auf die Düne…


…und vice versa… Haben wir die PIA in den Sand gesetzt?


Spritztour durch die Lagune

Die Algarve ist erreicht…

Vor 12 Tagen bereits haben wir Sines verlassen.

Es ist Montag, der 22.04.2013
Sines gefällt uns nicht, für die nächsten Tage ist Starkwind aus S/SO angesagt und wir benötigen Wind aus nördlichen Richtungen, um unsere Passatsegel testen zu können. Gründe genug, uns heute auf den Weg an die Algarve zu machen. Angeschlagen hatten wir die Segel bereits gestern, d.h. wir haben zwei identische Vorsegel in die beiden Nuten der Rollfock-Anlage eingeführt, um sie – bei einem Kurs vor dem Wind – wie ausgebreitete Schmetterlingsflügel fahren zu können.
Um 7.45h gehen wir Anker auf, setzen das Zwillingssegel und werden gut voran gezogen


Die Passsatsegel, die uns über den Atlantik ziehen sollen

Dennoch soll es kein angenehmer Segeltag werden, da die See stark bewegt ist und der Wind mal stärker, mal weniger stark aus N/NW kommt und wir dadurch immer wieder den Kurs korrigieren müssen, um nicht an die Küste versetzt zu werden. Und Kurs korrigieren bedeutet in dem Fall, anluven, Stb.-Segel nach bb. holen um dann – flink wie ein Wiesel – die beiden – selbst beim kleinsten, falsch einfallenden Windhauch blitzartig voneinander rutschenden – Schothörner miteinander zu verbinden. Das ist Peters schwierige Aufgabe, die ihm – lautstark fluchend – nicht immer beim ersten Mal gelingt, während ich am Steuerrad versuche, das zickig zuckende Wegrutschen des aufliegenden Segels so gering wie möglich zu halten. Dennoch führt es zweimal zum Ausrauschen des 2. Vorsegels mit ohrenbetäubendem Segelknattern und Schotenschlagen, das – ganz praktisch und diskret – die gegenseitigen Schuldzuweisungen ungehört verschlingt.
Die Erkenntnisse des Tages:
1.Übung macht den Meister (von dem wir wohl noch ein Stückchen entfernt sind ;)…
2. Zwei Bäume, zum Ausbaumen der Passatsegel sind evtl. nicht erforderlich, da die Segel – durch Peters pfiffige Sonderkonstruktion – recht gut stehen. Der nach vorne versetzte Holepunkt der Fock hält das Schothorn unten, das zusätzliche Anbringen der außen geführten Spi-Schoten zieht die Segel nach außen…


Cabo Sao Vincente…


…bei der Umrundung: wind und wellenschief

Nach genau 12 Stunden legen wir am Willkommenssteg in Lagos – vor der Fußgängerbrücke an und müssen bis zum nächsten Morgen auf das Öffnen der Brücke warten, bis wir in den Hafen verholen können.
Lagos zeigt uns drei Tage seine sommerlich warme Sonnenseite.


Joggen am weißen, feinsandigen Strand,


Fahrrad-SCHIEBE-Touren auf schmalen Pfaden an der felsigen Küste entlang,

Schlendern durch die Altstadtgassen,


Apero in einem der vielen Bistrots, draußen, unter Sonnenschirmen, umgeben vom herrlichen Duft fliederähnlicher Bäume… da könnte sich selbst ein eingefleischter Griesgram dem Urlaubsfeeling nicht entziehen.

Mit einer kleinen Beiboot-Tour durch die Grotten wollen wir den überholten Außenborder testen.

Es ist herrlich! Wasser, das changiert von Blau über Türkis zu Grün, rote, schroffe Felsen, Durchfahrten, in die durch Schornstein-ähnliche Schächte Licht auf die Wasseroberfläche fällt und sie spotförmig leuchten lässt…


Wir ziehen unser Beiboot an einen kleinen Strand…

und können uns noch kurze Zeit sonnen, bis der Schatten die Gänsehaut hervorzaubert, die für die nächsten 1 ½ Std. das Hautbild bestimmen soll. Denn: kaum aus dem Schutz der Strand-begrenzenden Felsen heraus, weht uns ein kalter Wind entgegen, der uns außerdem das nun ablaufende Wasser entgegen bläst und unser Beiboot über die vielen kleinen Wellen klatschen lässt. Nasse Haare, nasse Haut, Gänsehaut, etwa 15°C Außentemperatur, durch den Windchill-Factor gefühltes sonniges Sibirien! Dann… im langen Anfahrtskanal zum Hafen streikt der Außenborder. Peter versucht immer wieder, ihn zu starten. Nichts geht. Meine hektischen, ausholenden Versuche, das Boot – paddelnd – in Richtung Hafen zu bewegen, verursachen den Beinahe-Verlust von Peters rechtem Auge, können aber das Abgetrieben-Werden mitnichten verhindern. Wir können uns irgendwie an den Festungssockel des kleinen Forts manövrieren, wo Peter den Außenborder – eine „atemberaubende“, blaue, stinkende Abgaswolke erzeugend – wieder zum Laufen bringt. Peter, auf der Kante sitzend, mit einer Hand Benzin pumpend, rast mit Vollgas Richtung Schiff, während ich – zur Beschwerung des Bugs – unter den pitschnassen Handtüchern, hinter den Gummiwülsten kauernd, ordentlich durchgerüttelt werde.
Aber die Gewalttour hatte Erfolg. Der Außenborder konnte wohl alles, was ihm nicht passte, ausspucken und wir sind – Dank einer heißen Dusche – ohne Erkältung davon gekommen.

Pünktlich zu unserem Hochzeitstag setzt ein kräftiger kalter Nordwind ein, der die Sonne zwar nicht vertreiben kann, uns aber mächtig frieren lässt. Bei der Suche nach einem guten Restaurant für unser „Hochzeitsmenü“ stoßen wir auf ein kleines Romantik-Hotel ganz in unserer Nähe und quartieren uns dort kurzerhand ein. Ein äußerst leckeres Degustationsmenü, ein sehr geschmackvoll gestaltetes Zimmer und die berauschende Sicht auf den Atlantik werden uns unseren 34. Hochzeitstag wohl in schöner Erinnerung behalten lassen.

Beim Frühstücksbuffet hören wir heimatlich gefärbte Sprachklänge. Ein Heilbronner Ehepaar, das seit 20 Jahren zum Golfen hierher kommt, schwärmt vom Hinterland der Algarve. Als Fritz hört, dass wir mit einem Katamaran unterwegs sind, macht sein Herz einen kleinen Purzelbaum. Sie kommen am nächsten Tag „auf einen Kaffee“ zu uns und laden uns ein, am Dienstag mit ihnen eine Autotour ins Landesinnere zu machen.
Wir besuchen die Quinta de Barragem,


Rosi und Fritz mit uns…

einen wunderschönen Landsitz ihrer Freunde, schlängeln uns über schmale Straßen hoch ins Monchique-Gebirge (1200m!), genießen grandiose Ausblicke, die sich – wegen der fehlenden Sonne – dem Betrachter wohl nicht erschließen. Durch den langen, für Portugal auch sehr kalten, regenreichen Winter konnte die Natur, in dieser Höhe noch nicht ihr Frühlingskleid anlegen. Je mehr wir uns der wilden Westküste nähern, um so mehr lässt sich erahnen, welch prächtige Farbenteppiche sich wahrscheinlich in den nächsten Tagen auftun werden.
Klatschmohnrot, Löwenmäulchen-lila, Ginstergelb, Margueriten-gelb und –weiß, weiße Cistusrosen-Büsche und dazwischen üppig treibendes Frühlingsgrün…
Die wilde Westküste mit ihren, nicht sonderlich hohen aber steil abgebrochenen Felsen aus vielfarbigem Gestein lockt Wellensurfer aus ganz Europa an. Wir stehen und staunen über die ca. 60 Wellenreiter, von denen es nur wenigen gelingt, eine Welle abzureiten.

Abends treffen wir uns zur Übertragung des Fußballspieles Barcelona gegen Dortmund in einer Hafenkneipe und müssen anschließend von Carola und Werner, mit denen wir recht lustige Abende hier verbrachten, Abschied nehmen. Sie werden morgen in aller Frühe in Richtung Heimat (Norderney) aufbrechen.
Heute sitzen wir mit Anneli und Lars, einem schwedischen Ehepaar, das die Wintermonate hier verbringt, im Cockpit. Wir halten uns die Bäuche vor Lachen, als Lars von seinen skurrilen Erfahrungen mit der portugiesischen Straßenpolizei erzählt. Am Samstag werden sie uns mitnehmen nach Portimao, damit wir die dorthin bestellten Ersatzteile abholen können.
Für den Donnerstag haben wir eine kleine Segeltour mit Rosi und Fritz, unseren Heilbronner Portugal-Führern geplant.

Es wird ein herrlich sonniger Tag mit perfektem Wind und viel guter Laune.
Manchmal finde ich es sehr erstaunlich, dass eine ganze Woche (oder mehr!!!) – an einem Liegeplatz – vergehen kann, ohne Langeweile aufkommen zu lassen.
In Momenten des genaueren Betrachtens erkennt man jedoch, dass es die Begegnung mit so vielen Menschen und Geschichten ist, die die Zeit im Flug verrinnen lässt.

Sines

Samstag, der 20.04.2013
Ciao Troia! Heute soll’s nach Sines gehen, der Geburtsstadt von Vasco da Gama. Wieder haben wir ein sehr aufregendes Ablegemanöver, da eine sehr starke Strömung und der Wind uns auf diese fiese, ungeschützte Kante drücken und Peter leider keine achtarmige Göttin an Bord hat, die gleichzeitig Leinen lösen und Fender halten könnte. Aber wir kommen wieder ohne Touchieren davon. Und ein wunderschöner Segeltag liegt vor uns. Leichter Wind, Sonne und Wärme ermöglichen ein erstes Sonnenbad im Trampolin. Von Philipp bekommen wir eine sms mit Schneemeldung in Zürich, Hans sendet uns ein Foto von seiner schneebedeckten Terrasse in Zürich.
Hm, geht’s uns gut! Der Anker fällt um 17.30h vor dem belebten Strand von Sines unter den wohlwollenden Augen Vasco da Gamas, dessen Standbild über die Bucht schaut.


Vasco da Gama


…und zu seinen Füßen…Na??? …zwischen Schwert und li. Fuß…

Setubal und Troia

Setubal bei unserer Ankunft: grauer Himmel, ein ständig in den Masten und Wanten pfeifenden Wind, aufeinandergestapelte Stühle vor den Straßencafes, ein unbelebter Prachtboulevard, wenig geschäftige Altstadtgassen. Nichts lädt zum Flanieren ein. Das Museum ist geschlossen, die Kathedrale – wegen Renovierungsarbeiten – auch.
Was für eine Metamorphose bei Sonne und blauem Himmel! Nur sechs Tage liegen zwischen Grau der explodierenden Farbenpracht von heute. Die Stadt ist kaum wieder zu erkennen. Der Duft von Kaffee, Gebäck und Gegrilltem durchzieht die Altstadtgassen, schnatternde Menschen in hunderten gut besuchter Straßencafes, bunte Einkaufstüten, die aus den Geschäften herausgetragen werden.
Sommerfeeling! Auch wir werden uns heute verproviantieren, da wir morgen ablegen wollen in Richtung Troia, einer vor Setubal liegenden Halbinsel, die mit Fähre oder Schiff in 15min. zu erreichen ist, mit dem Auto aber nur, sehr umständlich, um das Flussdelta herum.


Der „Beischleefer“ (für Nicht-Mannheimer: derjenige, der die Dinge des Lebens herbei schleift…)


Die herbei geschleppten Köstlichkeiten…


…kurz vor dem Verzehr…

Troia
scheint für die meisten Portugiesen der Inbegriff von Luxus und Design zu sein. Wir machen uns ein eigenes Bild. Von Setubal aus sieht man 3 Hochhäuser, von denen eines bei Nacht von grünen, leuchtenden Bändern umschlungen zu sein scheint und einen langgezogenen, leuchtend weißen und sanft vom Meer umspülten Strand.
Das Anlegemanöver ist ziemlich kompliziert, da wir – quer zu Wind und Strömung – in eine Box fahren sollen, deren Seitenstege (Finger) nur bis zur Hälfte der Rümpfe reichen und außerdem fiese, scharfe Kanten haben. Aber es gelingt. Nur finde ich, dass die PIA in dieser Box aussieht, als habe man eine Stretchlimousine in den Carport eines Smart gestellt.
Zwei Nächte werden ziemlich ungemütlich, da der Wind mit 7 Bft von schräg achtern auf das Heck bläst und unsere Festmacher ordentlich knarzen lässt.
Ambivalenz prägt die Gedanken zu dieser Halbinsel. Einerseits durfte wohl so mancher Architekt seinem Faible für Prunk und Protz frönen, andererseits gibt es eine – in die Dünenlandschaft integrierte Bebauung, die Ihresgleichen sucht.
Der paradiesische Sandstrand ist noch schöner, als er von der anderen Uferseite aussieht. Aufgeständerte Holzplankenwege führen durch dichte Ginsterbüsche, Lavendel und Rosmarin dorthin.

Überall ist man bemüht, das empfindliche Gleichgewicht der Dünenvegetation nicht zu stören. Im riesigen Bogen kehren wir durch das sogenannte Resort an den Hafen zurück.
Wir sind uns nicht sicher, ob diese Unmengen an schönen Ferienhäusern ab dem 1. Mai – zu Saisonbeginn – tatsächlich alle bevölkert werden oder ob nicht ein Bauträger ein wenig zu großspurig gedacht hat.

Peter kommt mit der Nachricht, dass die römischen Ruinen am Donnerstag, dem 18. April öffnen. Ein wenig erstaunt über dieses Öffnungsdatum radeln wir am 19. über wunderschöne, herrlich duftende Waldwege dorthin, um festzustellen, dass der Interpretationsteufel uns diesmal den Weg zu Kunst und Kultur versperrt hat. Der 18. war nicht der Tag der Saison-Eröffnung, sondern der „Tag der offenen Tür“. Wir genießen den Rückweg durch die sonnenwarme Landschaft, schauen anschließend – von der Terrasse des Golfclubs – den Spielern beim „Einlochen“ zu und können – last but not least – die Fundstücke der Römersiedlung in den Vitrinen des Clubs bewundern.

Ausflug in den Alentejo

Es ist Sonntag, der 14.04.2013. Den flotten schwarzen Seat haben wir für zwei Tage gemietet und wollen – nachdem wir gestern die nähere Umgebung kennenlernten – heute den oberen Teil des Alentejo bereisen. Strahlender Sonnenschein weckt uns und wir sind bereits früh unterwegs in der weitläufigen, hügeligen Landschaft, deren Antlitz geprägt wird von historischen Ortschaften, über denen Zinnen-bekrönte Festungen thronen, von Korkeichenwäldern und Weinbergen, in denen ausgezeichnete Weine reifen. Eine schönere Jahreszeit als diese hätten wir nicht erwischen können. Frühlingshafter Blütenrausch all überall:


gelbe Blütenteppiche unter den Korkeichen…


abgeschälte Rinde…

…abgelöst von zart-lila Lavendelhängen mit roten Klatschmohntupfen, weißen Hibiscus-Sträuchern, pinkfarbenen Lupinen und blauen Irisblüten. Über allem liegt der würzig-warme Duft von Wildkräutern und Nadelgehölzen, der durch die weit geöffneten Scheiben ins Auto strömt.

Angelockt von seinem schönen Bergfried, machen wir die erste Pause in Estremoz,

in dem König Diniz mit seiner Angetrauten, der später heilig gesprochenen Isabel von Aragon lebte.

In der Pousada, die sich heute in den alten Palastmauern befindet,

lässt sich leben wie man sich das von einer Königin so vorstellt.

Nachdem wir mit Philipp und Lena das Rothenburg ob der Tauber von Portugal – Obidos – nur im strömenden Regen sahen, wollen wir heute das Pendant – Marvao – bei Sonne besuchen. Von Weitem schon sieht man das mächtige Kastell, das wie ein Adlerhorst auf einem ca. 900m hohen, steil ins Tal stürzenden Felsen thront. Das mittelalterliche, von Festungsmauern umlaufene Städtchen mit seinen schmalen Pflastergassen und den weißen Häusern wirkt sehr gepflegt und bietet einen atemberaubenden Fernblick (die span. Grenze ist übrigens nur 15km entfernt).

Evora, in dessen „Pousada dos Loios“, einem früheren Kloster, wir vor 17 Jahren schon einmal zu Gast waren, ist der letzte Anlaufpunkt unserer Tagestour. Fast wie ein Open-Air-Museum – und ebenso ruhig -präsentiert es sich mit seiner Königsresidenz, zahlreichen Adelspalästen, Kirchen, Klöstern und dem römischen Tempel. Die Stadt mit dem geschäftigen Treiben des Alltags hätte uns wahrscheinlich wesentlich besser gefallen. So treten wir – nach ein paar kleinen Schmankerln mit hervorragendem alentejanischen Wein die Rückfahrt an und fallen – angenehm müde – in die Betten.

Impressionen eines Tages…


Blick vom Castelo Sao Filipe über die Bucht von Setubal


Die Markthalle von Setubal


Marokkanischer Schwertfisch (übrigens von Natur schuppenlos)


Thunfisch im Ganzen


Thunfisch in der Speisetüte


einer der vielen Strände von Setubal


„Queijo de Azeitao“…


…eine Art Schafs-Camembert, der aus der Rinde gelöffelt wird…


Wird er’s wagen?


Chapeau!!! Starke 17°C trennten ihn vom Eisschwimmer…


Das Cabo Esbichel in der Abendsonne


Der „Sundowner“ nach einem wunderschönen Tag…

Cascais – Sesimbra – Setubal

Sonntag, der 7.04.2013
In Casacais finden seit gestern die Europa-Meisterschaften im Drachen-Segeln statt. Hunderte meist junger Segler versetzen Stadt und Hafen in Regatta-Stimmung und überziehen die Uferpromenade mit einem bunten Sprachengewirr.
Uns zieht es weiter in den Süden. Das Lazy-Bag ist abgeändert (leider nicht endgültig), der Außenborder überholt und der Windgenerator ( dank tatkräftiger Unterstützung unserer Nachbarn Michael und Gisela) repariert.

Der zunächst trübe Himmel wandelt sich am Nachmittag in ein strahlendes Blau, der Atlantik zeigt seine glatte Binnensee-Variante, der Wind säuselt mit lieblichen 2-3 Bft. , Sonnenschein und ca.20°C!!!


Cabo Espichel in Sicht

Wir setzen unser Genuss-Segel, ( na, welches wohl?),den Parasailor, der uns – leise rauschend – dem Ziel entgegenbringt. An dieser Stelle möchte ich behaupten: Wärt Ihr, liebe Nichtsegler-Freunde, dabei gewesen, hätten wir Euch todsicher mit dem Segelvirus infiziert!

Nach einer Nacht im schwachen Abwind der Kläranlage von Sesimbra und einem Lungen-reinigenden Jogginglauf entlang der – herrlich nach Wildkräutern duftenden – Küste gibt’s Frühstück.

Beobachtungen aus dem Cockpit:
Huskies, die Schlitten ziehen waren gestern…

Hier die neue Trendsportart:
Labradore, die einen Kajak ziehen…

Sesimbra muss einmal ein sehr schönes Fischerdörfchen gewesen sein. Es liegt inmitten eines riesigen Naturreservates (sowohl Land- als auch Wasser-seitig), bietet – neben dem Tauchen – alle nur denkbaren Wassersportarten an (s.a.o.) , hat mehrere breite, wunderschöne Strände und leider, leider zu viele, die wunderschöne Bucht verschandelnde Hotelburgen.

Am Nachmittag dieses herrlich sonnigen und warmen Frühlingstages machen wir den steilen Anstieg zum (250 Höhenmeter über uns liegenden) Kastell, der uns betört mit würzigen Wald- und Kräuterdüften, einer bereits üppig blühenden Frühlingsflora und herrlichen Ausblicken über die Bucht.

Und was haben wir am Tag darauf? Unschwer zu erraten bei den wenig reformfreudigen Katholiken… Petrus hat mal den kleinen Finger ausgestreckt, um ihn gleich wieder einzuziehen…
Die Fahrt nach Setubal findet also wieder in Dunst und Regen statt, der Mittwoch in Setubal zeigt sich ebenso grau und düster und der heutige Donnerstag bis 15.00h.
Vielleicht haben wir morgen – bei der Erkundung des Landesinneren Sonne…

Ostern zwischen den Wassern

Meerwasser von unten, mehr als genug Wasser von oben…
Wasser in Gestalt von Niesel-, Schauer-, Schnürl-, Trommel- oder Platzregen wird – gepaart mit Windböen – zum Regenschirm-Töter. Regenschirme sind obsolet. Man findet sie mit ausgerissenen oder gebrochenen, jämmerlich abstehenden Gräten in den Abfalleimern am Straßenrand.
Einigermaßen glücklich dürfen sich Regenjackenträger schätzen, die mit (nur!) triefnassen Hosen, Socken und Schuhen davon kommen.

In dieses Szenario schwebt die Swiss-Air ein, um Philipp und Lena am Mittwochmorgen, pünktlich um 8.05h, in Lissabon abzusetzen.

Als ob die Beiden langsam auf die kommenden Wasserspiele vorbereitet werden sollen, üben sich die dunklen Regenwolken noch ein wenig in Zurückhaltung. So können wir – nach dem ausgedehnten Frühstück – noch einen Ausflug machen zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas…

und dem Palacio da Pena, einem ursprünglichen Hieronymiten-Kloster, dessen Ruine im 19. Jhdt. – im bunten Stil- und Farbenmix – zu einem, mit etlichem Komfort ausgestatteten Lustschloss umgebaut wurde.


Fürstliches Badezimmer…

Für gelungene Fotos hätte es allerdings einer Prise Fluors bedurft, um die Farbenpracht des Schlosses unter dem himmlischen Einheitsgrau zum Leuchten zu bringen.
Geplant war, mit Philipp und Lena nach Setubal zu segeln, bzw. sie sogar dort an Bord zu nehmen. Aber bereits zum Wochenbeginn wird klar, dass keine der beiden Varianten umgesetzt werden kann. Der Wetterbericht sagt, dass lediglich am Donnerstag und am Samstag die Möglichkeit bestehe, bei einigermaßen erträglichen Bedingungen, ein Stück zu segeln. Also legen wir am Donnerstagmittag ab in Richtung Lissabon, bei gutem Wind und einem – durch das leuchtende Orange des Parasailors – aufgehübschten Blick in den steingrauen Himmel.


„Wir“ unter der „Brücke des 25. April“, über dem Tejo

Gegen Abend erreichen wir die Marina „Parque de Nacoes“ in Lissabons modernem, ehemaligen Expo-Viertel und gönnen uns – wie bereits 14 Tage vorher mit unseren Freunden – einen Apero auf der Terrasse des MYRIAD (diesmal allerdings vom Wind zerzaust und ein wenig fröstelnd).

Lissabon am Karfreitag in Dunkelgrau…
Da wir alle die Highlights Lissabons bereits gesehen haben, beschließen wir, in das nahe gelegene Ozeanarium zu gehen, um den Atlantik und seine Fauna – hinter Glas und aus dem „Trockenen „ heraus – betrachten zu können.


Lena unter Sonnen-gelbem Regen-Schirm


Das Beton-Segel-Dach des Alvaro Siza Vieira

Leider hatten, außer uns, noch etwa 1000 andere Personen die gleiche Idee. Wir bemühen uns erst gar nicht, das Ende der Schlange hinter der riesigen Menschentraube zu finden und machen uns auf zum Wassertreten in Lissabon, was bedeutet: von Pfütze zu Pfütze springen, schnell wieder ins Trockene huschen, um ein wenig Feuchtigkeit abzudampfen, Pfütze – Ausstellung, Pfütze – Café, Pfütze – Kulturhaus etc. Tropfnass geht’s abends per Taxi zurück auf die Pia.
Die abendliche Illumination des „Schlossplatzes“ von Lissabon schauen wir uns nur kurz an, um uns von dort in ein Fado-Lokal bringen zu lassen, in dem ein Sänger und zwei Damen ihre Kunst zu Gehör bringen, während das Publikum speist.

Samstagmorgen
Himmelsblau statt Einheitsgrau. Gut gelaunt stehen wir auf, frühstücken und machen uns langsam segelfertig. Gegen Wind und Strom wollen wir zurück nach Cascais.

Lena und ich betreiben Körperertüchtigung an der Winsch,
Philipp und Peter erweisen sich als perfektes Team bei den vielen Wenden.

Leider hat der Fisch, den wir für abends eingeplant hatten, den Braten gerochen. Er taucht ab und Lena schaut – nach so viel vergeblicher Mühe – enttäuscht auf den immer noch „unbeschwert“ hüpfenden Angelhaken.

Auch die Schönwetterbühne wird am frühen Nachmittag wieder geschlossen: Himmelsblau weicht Einheitsgrau. Mit Kreuzen kommen wir nicht mehr voran, die Motoren werden eingeschaltet und es geht – nicht ausgesprochen magenfreundlich – nach Cascais zurück.

Ostersonntag
Die Züricher Osterhasen waren da!


Man beachte die „Löffel“

Allerfeinste Schokoladeneier, -hasen und ein zartes Lämmchen schmücken den Frühstückstisch. Aber nicht wie in früheren Jahren suchen die Kinder nach versteckten Ostereiern, nein, es sind diesmal die – in derlei Aktivitäten ausgesprochen ungeübten und ziemlich blinden – Eltern, die sich über die „Fundstücke“ riesig freuen.
Der Ostersonntag war als schlimmster Regentag angesagt und hält Wort. Daher haben wir heute ein Auto gemietet, um zu dem mehrfach empfohlenen „Rothenburg ob der Tauber“ von Portugal zu gelangen. Durch regennasse Fensterscheiben betrachten wir die Landschaft der „Estremadura“, die, wenn man ihren Namen wörtlich nimmt, extrem hart und trocken sein soll. Es scheint zu stimmen, denn Weinberge, Olivenhaine und Felder sind – weil das Wasser wohl nicht versickern kann – weiträumig von den Regenmassen überflutet.

Obidos wäre bei Sonnenschein betrachtet wohl ein sehr hübsch anzuschauendes Städtchen, hoch über der Ebene, mit einem vollständig erhaltenen Stadtkern aus der Zeit der Renaissance, einer 13m hohen, komplett umlaufenden Stadtmauer, von der man normalerweise herrliche Ausblicke in die umliegende Hügellandschaft und über die roten, alten Ziegeldächer hat.

Wir werden heute von Wind und Regenschauern, die durch die Zinnen der Stadtmauer pfeifen, fast hinunter geweht.


…angestrengte Versuche, ein wenig „Frühlingsgrün“ einzufangen…


…das Resultat…

Der Rückweg zum Auto gestaltet sich auch hier als ein Regenschutz-suchendes Hopp-on – Hopp-off von Café zu Souvenirladen, um letztendlich doch pitschnass und dampfend die Rückfahrt antreten zu müssen.
Der gewaltige Klosterpalast Mafra, ist bereits geschlossen, als wir dort ankommen.

Aber weder die Besichtigung dieses Denkmals der Prunksucht von Königshaus und Klerus, noch die des Palacio National von Sintra, hätten – unter den besagten Wetterbedingungen – Begeisterungsstürme hervor rufen können.
Nach dem Abendessen in den historischen Mauern der – zur Pousada umgebauten – Zitadelle können wir nicht gleich in die Betten fallen, da die Regenwasser-getränkten Schuhe noch mit Zeitungspapier ausgestopft werden sollten und der Salon zur Trockenkammer umfunktioniert werden muss.
Mit dem Ostermontag ist der Abreisetag gekommen. Um 10.30h bringen wir Philipp und Lena zum Flughafen. Ein wenig traurig winken wir ihnen hinterher und lassen in Gedanken die letzten Tage Revue passieren…Die Beiden gehören – unumstößlich – zur Gattung der Unverdrießlichen; so sehr sich die Sonne auch verstecken mochte, in Gestalt der Beiden weckte sie alle Lebensgeister und ließ die Tage zu einem herzerfrischenden Miteinander werden.

Nach 111 Tagen wieder Wind in den Segeln

Es ist Sonntag, der 17.03. 2013. Ulla hat Geburtstag, unsere Freunde sitzen im Flugzeug und warten auf die Starterlaubnis, da eine Landung in Frankfurt, wegen heftigen Schneetreibens, im Moment nicht möglich ist.
Peter schaut den Wetterbericht an und stellt fest, dass sich allmählich ein Wetterfenster zeigt, das die Weiterfahrt in Richtung Lissabon möglich macht.
Ganz elektrisiert von dem Gedanken, nach so langer Zeit wieder segeln zu können, beschließen wir, gleich abzufahren. Peter macht das Schiff klar und kümmert sich um die Navigation, während ich für das Auffüllen der Lebensmittelvorräte sorge. Um 15.00h legen wir ab, ein letztes Mal der Marina Douro zuwinkend, die uns mit ihren äußerst liebenswerten Mitarbeitern und der perfekten Rundumversorgung richtig ans Herz gewachsen ist. Nach Fertigstellung der Kaigebäude und der Facilities wird diese Marina ein Juwel an der Atlantikküste sein.
Wir gehen davon aus, dass wir die Nacht durchfahren müssen, da die Einfahrt in kleinere, auf dem Weg liegende Häfen wegen der immer noch recht hohen Welle nicht möglich sein wird. Bei der vorhergesagten Windstärke (4-5) rechnen wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7-8 kn und hoffen, das ca.180sm entfernte Lissabon in etwa 24 Std erreichen zu können.
Beim Auslaufen aus der Douro Mündung spüren wir überdeutlich das, was wir bisher immer nur beobachten konnten: Wilde Verwirbelungen der Wassermassen, die einerseits aus dem Douro in den Atlantik wollen und andererseits der Wellen, die vom Atlantik in die Mündung drücken. Peter setzt das Großsegel, während ich die Pia im Wind halte. Die im Segel gestauten Regenwassermassen werden – beim Auf und Ab der PIA – mit Schwung über mir ausgeleert und bahnen sich, eiskalt, den Weg über Kopf, Kragen und Körperfront in die Jeans. Mir fällt die Definition von „Segeln“ ein: Unter der kalten Dusche stehen und 50€-Scheine zerreißen … An Umziehen ist jetzt leider nicht zu denken!
Aber nun sind wir erstmal wieder auf dem Atlantik und lassen uns von einem immer stärker aufbrisenden Wind Richtung Süden wehen. Wir binden kein Reff ein und rollen die Genua nur zur Hälfte aus. Die Segelgeschwindigkeit nimmt erheblich zu. Wir beide wischen den Gedanken einer Riggüberlastung unausgesprochen vom Tisch. Peter setzt die Backstagen nochmals ordentlich durch.
Um 19.10h erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Delfine umspielen beide Rümpfe. Dann legt Peter sich schlafen…Erst jetzt stellt sich heraus, dass unsere Abreise vielleicht ein wenig überstürzt und nicht ganz so gut vorbereitet war… Außen, auf dem Steuerstand hört man das Klappern des Geschirrs und das Klirren der Gläser nicht aber ein lautes Poltern lässt mich einen kontrollierenden Blick in den Salon werfen. Peter ist bereits damit beschäftigt, das Wasser, das sich aus der herab polternden Blumenvase – samt Geburtstagsblume – ergossen hat, aufzuwischen. Auch die Küchenkräuter haben einen Salto ins Spülbecken gemacht, während die Kerzen weiter von einem Ende der Arbeitsplatte zum anderen sausen. Schande! Schnell verstauen wir alles, was nicht niet- und nagelfest war.
Inzwischen ist es 21.00h. Der Windmesser schwankt zwischen 28 und 31kn wahren Windes (d.h. Windstärke 7)und PIAs Rümpfe pflügen teilweise mit 17,3 – 19,6kn!!! durch die Wellen. Im wahrsten Sinne des Wortes (be)rauschend aber nicht sonderlich gemütlich, da die Wellen sich nicht auf eine Richtung einigen können. Immer wieder gibt es diese kleinen, miesen, hinterlistigen Quertreiber, die die Pia ruckartig aus der Surfbahn und Peter aus der Koje boxen wollen.
Über mir wölbt sich ein Sternenhimmel, der an Klarheit kaum zu überbieten ist und ich wünschte mir Dieter an meiner Seite für eine Einführung in diese Pracht. Erläuterungen aus einem Buch wären nur mit Taschenlampe möglich und bei diesem ständigen Knuffen der Wellen bestimmt nicht magenfreundlich.
Peter löst mich um 23.00h ab und hält – in dieser für mich unmöglichen Zeit zwischen Traum und Tag – heldenhaft Wache bis 4.00h morgens.
6.50h: Sonnenaufgang!!! Der Wind hat stark nachgelassen, angenehme Wellen und eine Küstenlandschaft, die an die nordspanische erinnert, bei der Anfahrt auf La Coruna…
Wie am 25.Oktober ’12 können wir auch heute, am 18. März ’13, im Cockpit frühstücken. Herrlich!!!

Um 9.00h passieren wir den westlichsten Punkt Europas, das Cabo da Roca, um bereits eine Stunde später in Cascais (dem St. Tropez Portugals) anzukommen. Die Seestrecke von 178 sm legten wir in nur 19 Stunden zurück, d.h. mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca.10kn.


In der Ortsmitte von Cascais


Ein Strand von Cascais