20160515 Die Neuen

Punktgenaue Landung aller Beteiligten auf Martinique. Das heißt: Sowohl Motoren, Getriebe, Propeller und Fundamente als auch deren zukünftige Besitzer landen am Donnerstag, dem 21.April in Fort de France.

Der zweite Teil des Theaterstückes: „Die Motoren der PIA“ kann beginnen.

Die Frage lautet: Wird es ein Schauspiel oder ein Drama?

Wir werden freundlicherweise von Horst und Eva abgeholt und können noch vor Einbruch der Dunkelheit einen ersten Blick in die Motorräume werfen, die während unseres Heimaturlaubes auf die Aufnahme der Neuen vorbereitet wurden.

Alles sieht sehr sauber aus, die Öffnung, in der der alte Saildrive saß, ist perfekt verschlossen und überlaminiert. Die Neuinstallation kann beginnen.

Am Freitagmorgen, vor der Werkstatt von Mecanique Plaisance, treffen wir mit dem Wunder aus der Kiste zusammen. Gerade wird es vom Lieferwagen geholt.

Blendend, funktional und schnörkellos sieht er aus, der Neue, in der Kiste. Der zweite Motor, der ja vorrätig war, steht – mit angebauter zweiter Lichtmaschine – in Augenhöhe vor uns. Zwei glänzende Prachtstücke.

In Vorfreude auf den Beginn der Arbeiten verbringen wir ein wunderschönes Wochenende auf Martinique, über das ich an anderer Stelle berichten werde.

1. Akt:

Montagmorgen, 25.4.2016. Der Lieferwagen von Mecanique Plaisance fährt vor. Romain und Jean Paul laden die Fundamente ab.

Sie werden probeweise in den Motorraum gesetzt. Exakter Sitz für die Aufnahme der Motoren ist Grundvoraussetzung. Zollstock und Wasserwaage sind den ganzen Morgen im Einsatz, um die richtige Positionierung zu bestimmen und Markierungen an die Fundamente zu setzen. Nachmittags beginnt das Ab- und Einschleifen der Fundamente.

Dienstags lässt sich niemand blicken. Kein gutes Gefühl für einen Bauherrn. Ist Mecanique Plaisance nicht so zuverlässig, wie erwartet? Abends erscheint dann doch der Chef und erklärt uns, dass der Mechaniker familiäre Probleme hatte, morgen aber wiederkommen werde.
Am Mittwoch sind die Fundamente fertig bearbeitet. Am Donnerstag werden sie einlaminiert.

2. Akt:

Aufbohren des Ausschnittes für den neuen Saildrive. Ein hartes Stück Arbeit.

Für uns schön zu sehen, dass die PIA an dieser Stelle so massiv verleimt und „dick“ ist.

Der rechteckige Ausschnitt wird imprägniert und laminiert, danach ist Wochenende.

Am Montagmorgen, 2.5.2016 werden letzte Laminatschichten aufgetragen und alles weiß lackiert, um am Dienstag die Saildrives aufnehmen zu können.

Während der Trocknungszeit befassen sich die Monteure mit der kniffligen Elektroinstallation,
zwängen sich in enge Backskisten und verrenken sich und ihre Finger beim Ziehen der Kabel vom Motorraum zum Schaltpaneel.

3. Akt

Die Saildrives werden eingesetzt.

4. Akt

Am Mittwoch, dem 4.5. ist’s soweit. Die Herzstücke sollen an ihren zukünftigen Einsatzort. Von einer Palette, jeweils rechts und links neben dem Heck stehend, sollen sie in die Motorräume gehievt werden.

Der Baum ist weit nach Steuerbord gezogen, ein Flaschenzug angebracht, eine Leine an den „Transportösen“ des Motors befestigt. Beim Betrachten der Knoten rutscht mir das Herz in die Holzschuhe. Hand über Hand bewegt sich der Motor – munter in der Leine wippend – nach oben, begleitet von meinem Puls der sich anfühlt wie nach einem 100m Sprint. Die Landung auf einem Zwischenpodest gelingt.

Dann wird die Leine durch eine Kette ersetzt. Weiter geht’s über die Reling.

Über der Motorraumöffnung baumelnd kann jeder – auch ohne Lupe und Maßband – erkennen, dass die Motoren so nicht reinpassen. Also: Absetzen im Cockpit. Denkpause.

Vor dem Manöver auf der Backbordseite ist Peter blitzartig zur Stelle, als es heißt: Motor anleinen. In sicheren Palsteks hängend, kann ich die wippende Aufwärtsreise des Zweiten bis zum Podest sehr viel ruhiger betrachten. Auch er wird erstmal im Cockpit abgestellt. Sehr genau wird nun überlegt, welche Teile abgebaut werden müssen, um die Motoren durch die Öffnung bugsieren zu können.
Erst am Donnerstagabend werden die Motoren fest auf ihren Fundamenten sitzen. Die PIA kann nicht – wie geplant – am nächsten Tag zurück ins Wasser. Bis alles schlussendlich montiert und einsatzbereit ist, vergeht noch genau eine Woche.

5. Akt

Anbringen der neuen Faltpropeller. Kein großer Akt aber sehr beeindruckend zu sehen, wie leicht sich diese lautlos gleitenden, glänzenden Flügel öffnen und schließen lassen.

6. Akt

Der große Tag ist gekommen. PIA geht (mit neuer Kraft) zurück ins Wasser. Bevor sie von ihrem inzwischen zugeparkten Standplatz gehoben werden kann, müssen noch einige Nachbarn „umgeparkt“ werden.

Danach geht alles problemlos.

Sie wird ins Wasserbecken gesetzt, drei Monteure, Werkstattleiter und Chef steigen zu, starten die Motoren und los geht’s zur Probefahrt. Was für ein Sound! Schönes, gleichmäßiges Brummen der starken Motoren und die erreichte, vom Chef errechnete Geschwindigkeit von 9.2kn – 9.5kn bei 3200U/min. lassen die Herzen höher schlagen.

Und wenn einem so viel Gutes widerfährt, dann ist das allemal einen Champagner wert.
Erleichtert und fröhlich prosten wir alle uns zu und wünschen, dass das Schauspiel in sechs Akten – nach gelungener Premiere – zum dauerhaft erfolgreichen Selbstläufer werden möge.

Eine Antwort auf „20160515 Die Neuen“

  1. Glückwunsch hallo Ihr Lieben,
    das sind wirklich beeindruckende Bilder und wir freuen
    uns mit Euch, dass alles so toll geklappt hat und die
    Pia nicht nur bei voller Besegelung, sondern auch mit
    den neuen starken Motoren über das Wasser fliegt.
    Wir wünschen Euch, dass nun Eure Pia Euch nur noch
    Freude und Spaß bereitet.
    Liebe Grüße aus Sandhausen!

Schreibe einen Kommentar zu diebri Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.