20150624 Martinique

Wolkenverhangen und duster sah Dominika auf den ersten Blick aus. Auch beim Abschied wirkt es nicht wie eine Sonneninsel.

Starker Wind und kräftige Wellen treiben uns dem nächsten Ziel entgegen. Zwischen den beiden Inseln erwischt uns der erste Squall: Zwanzig Minuten lang bläst der Wind mit bis zu 39kn (Bft. 8) in die ungerefften Segel, dazu gibt der dichte, peitschende Regen das Gefühl, im Blindflug durch die Wellen zu rauschen. Dann ist der Spuk vorbei. Sein Markenzeichen: unvermitteltes Auftauchen und ebensolches Verschwinden.

Der Himmel reißt auf, herrliches Blau über und unter uns und die grüne Insel Martinique rückt näher. Wir ankern in der großen Bucht von Arlet, schnorcheln am nächsten Morgen über eine hübsche Korallenlandschaft, in der sich mehrere Schildkröten tummeln, zum Strand und genießen die Stille der Nebensaison.

…und lange Zeit der Zankapfel zwischen Franzosen und Engländern.

Die große Bucht von „Le Marin“ erreichen wir am frühen Nachmittag.

…auf der Landzunge, hinter der es in „unsere“ Bucht geht…

In der Einfahrt werden wir bereits vom Lotsenboot empfangen.

Matthias und Regina haben unsere Anfahrt per AIS (Automatisches Identifikations-System, mit dem man Schiffe erkennen und ihren Weg verfolgen kann) gesehen und lotsen uns – nachdem es an Bord ein großes Hallo gegeben hat – sehr geschickt in ihre, mit Untiefen übersäte Seitenbucht. Bei der Ehrenrunde um die dort liegende „Obelix“ werden wir von Frank und Brigitte zum Kaffee eingeladen.
Fast elf Monate liegen zwischen der letzten gemeinsamen Fahrt mit Matthias und Regina nach Lanzarote und heute. So wird‘s ein langer Abend, gefüllt mit den interessanten Erzählungen über die Afrika-Reise der Beiden auf ihrer Jasina.

(im Vordergrund rechts: Jasina; in der Mitte: Obelix)

Der nächste Tag ist komplett ausgefüllt mit einer gründlichen Einführung in die örtlichen Gegebenheiten. Le Marin bietet alles, was ein Seglerherz höher schlagen lässt oder die Geschmackspapillen eines Gourmets zum Flimmern bringen kann. Unsere unermüdlichen und äußerst ortskundigen Führer Matthias und Regina wissen sehr genau, wo man welche Schätze finden kann und lassen uns – nicht ganz unbeabsichtigt – am „Highfield“-Laden entlang schlendern.
Peters Augen glitzern. Schon lange liebäugelt er mit einem neuen Dinghi. Es sollte größer sein als das Bisherige, dickere Wülste haben und einen doppelten Boden. Und da steht „Sie“ aufrecht vor uns:
Die neue Liebe mit den Traummaßen: 3,48m x 171m und ganz schön aufgeblasenen Hüften.

Die Probefahrt gefällt. Motor und Dinghi passen perfekt zueinander. Einen Tag noch werden Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen bis der einzig übrig gebliebene Nachteil – der Preis – in Kauf genommen werden kann.

Zwei Tage mieten wir ein Auto und schauen uns die Insel an. Das Inselinnere – wie bereits Guadeloupe und Dominica – ist von üppigem Grün überzogen. Dschungelartig, sich teilweise wie ein ineinander geschlungenes Blätterdach über die gewundenen Straßen legend, wird es an anderen Stellen von ausgedehnten Bananen und Zuckerrohrfeldern abgelöst.

Im Norden der Insel bedeckt dichter Regenwald die Berge, die im einzigen aktiven Vulkan, dem Mont Pelée, gipfeln. Dessen letzter Ausbruch (1902) machte die ehemalige Hauptstadt von Martinique, St. Pierre, dem Erdboden gleich. Die Stadt erholte sich nie wieder und zeigt sich heute als ein verträumtes, ein wenig heruntergekommenes Dorf an der nördlichen Westküste.

Ein wundervoller tropischer Garten, der „Jardin de Balata“, schließt sich – in luftiger (und kühler) Höhe – um ein kreolisches Anwesen und zeigt in herrlichen Anlagen alles was auf Martinique wächst und gedeiht.

Der zweite Ausflug auf Martinique gilt der Ostküste. Dem Ozean zugewandt, ist sie wesentlich wilder und rauher als ihre Schwester im Westen, vom Bootstourismus kaum beleckt und von Badegästen wohl eher auch stiefschwesterlich behandelt. Vielleicht liegt es an der Nebensaison, dass wir an manchen Stränden einsame Spaziergänger sind, vielleicht werden die Touristen aber auch vom Gestank der verrottenden Sargasse vertrieben oder das Wetter lockt die wenigen Urlauber heute eher in die Städte als ans Wasser.

Aber sie hat ihren Reiz.

Die Halbinsel Caravelle erweist sich als ein ganz besonders schönes Fleckchen Insel.

Am Samstag können wir das neue Dinghi abholen.
Ein Schiff muss, bevor es in See sticht, getauft werden…das ist die einhellige Meinung unserer Freunde. Also gut. Der Tauftag ist festgelegt: Sonntag, der 21.6.2015. Nun muss nur noch ein Name her. Regina und ich haben die gleiche Idee: „Ti Pia“ .
„Ti“ bedeutet „klein“ auf Kreolisch. Und da man hier auf Martinique, wo wir das Boot gekauft haben, kreolisch spricht, wird es uns immer ein wenig an diese Insel erinnern.

Sonntagmorgen, 11.00h

Die Taufgesellschaft ist eingetroffen mit Geschenken und guten Wünschen und… dem Namenszug des Täuflings, von Regina entworfen. Wir sind total begeistert.

Der Segelfisch, ein Marlin, der an unseren Blog erinnert, springt elegant und schneidig zwischen „Ti“ und „Pia“ aus dem Wasser.

Die Taufe:
„Ich taufe Dich auf den Namen „Ti Pia“, wünsche Dir und Deiner Crew allzeit gute Fahrt auf den Meeren dieser Welt und immer so viel Wasser unterm Kiel, dass die Schraube des Außenborders nicht stecken bleibt“…

Darauf stoßen wir an.

Am Mittwoch, dem 24.Juni erhält „Ti Pia“ seinen (ihren) Namen, wird abends unter die Sonnenpaneele gewinscht, um am nächsten Tag die erste längere Fahrt – nach St. Lucia – in der Schwebe anzutreten…

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