20150218 Vier Tage mit Eli und Dieter

Seit unserer Ankunft hier auf Teneriffa herrscht Vorfreude auf den Besuch unserer vier Freunde aus Mannheim. So wie wir Lissabon im Sechserpack erlebten, wollen wir nun Teneriffa erobern.

Leider kommt es anders.

Da sich der Gesundheitszustand eines lieben Verwandten dramatisch verschlechtert hat, sagen Brigitte und Dieter ab. Natürlich haben wir Verständnis für ihr Handeln in dieser Situation aber dennoch sind wir ein bisschen traurig.
Wie lustig wären – in altbewährter Konstellation – unsere Fahrten im VW-Bus geworden!
Nur mit vier Personen besetzt, wirkt unser Mietwagen ziemlich spacy.
Dennoch ist die Freude groß, als wir Eli und Dieter vom Flughafen abholen können. Schon einmal waren sie in Sachen Ersatzteiltransport mit uns unterwegs. Auch diesmal haben sie keine Mühen und Fahrten gescheut, die gewünschten Ersatzteile zu besorgen und mitzubringen.
Es sieht ein bisschen aus wie „Weihnachten auf der PIA“: Pumpen, Pillen, Olivenöl, Salben, Verbindungsstücke, Dichtungen liegen auf dem Gabentisch… zur späteren „Verarbeitung“.
Der momentane Plan heißt: Teneriffa im Schnelldurchgang. Dreieinhalb Tage Zeit haben wir, um den Beiden einen kleinen Eindruck der Insel zu vermitteln.
Seit Tagen beobachten wir die Wetterentwicklung und müssen feststellen, dass das Wetter von Tag zu Tag schlechter werden soll. Wenig Sonne, viele Wolken und noch mehr Wind.
So beschließen wir, gleich am Donnerstag auf den Teide zu fahren. Wie im vergangenen Jahr – von La Laguna kommend – durch den „Bosque de Esperanza“, sind uns die herrlichen Ausblicke auf die Nordküste Teneriffas und den Teide in allerbester Erinnerung. Leider schwindet im „Wald der Hoffnung“ bald jegliches Fünkchen von Esperanza auf Sonne und schöne Aussicht.
Jeder Mirador präsentiert – statt des versprochenen Ausblicks – eine dichte Nebelwand. Es regnet und wird mit jedem Höhenmeter kälter. Am Straßenrand finden sich Schneereste. Wunderschöne, Ginster-ähnliche Sträucher präsentieren ihre langen peitschenförmigen Triebe in glasklaren Eishüllen.

Erst zwischen 2200 und 2400m sind wir über den Wolken. Aber 2°C Außentemperatur und Windböen um die 60km/Std lassen das Aussteigen und Fotografieren zu einem Eichhörnchen-ähnlichen Hopp-On – Hopp-Off werden.

Wir sind froh, als wir im zumindest windgeschützten aber unbeheizten Parador – in Winterjacken gehüllt – eine warme Suppe löffeln können.

Durch die grandiose Caldera geht’s weiter in Richtung des Örtchens Chirche, das uns mit Sonne, Mandelblüten und 19°C empfängt.

Es ist erst 17.00h. Die Zeit reicht also, um noch nach Masca zu fahren, dem schönsten Dorf Teneriffas, das ganz im NW der Insel, im wilden Teno-Gebirge liegt.
Gegen 18.00h winden wir uns die steilen Serpentinen zum Pass hoch. Plötzlich hören wir einen gewaltigen Schlag, der den VW-Bus rechts hinten trifft. Anhalten können wir erst auf der Passhöhe. Und was sehen wir? Die Felge hat einen V-förmigen Knick und der Reifen ist platt.

Die Sonne neigt sich dem Meer zu, dunkle Wolkengebirge werden vom Sturm über die Berge gejagt, der Bus rüttelt und schüttelt sich in den Wahnsinnsböen. Dieter rangiert ihn eine einigermaßen stabile Position, um den Reifen im Windschatten wechseln zu können. Beim Öffnen der Heckklappe müssen wir befürchten, dass sie vom Wind abgerissen wird und die Ersatzteile heraus gefegt werden. Eli sitzt bei Eiseskälte klappernd und frierend im Bus, in der ständigen Furcht, der Bus könne durch eine dieser heftigen Böen vom mickrigen Wagenheber gedrückt werden.
Fotografieren geht nur in Schrittstellung gegen den Wind und mit fest umklammerter, (im wahrsten Sinne des Wortes) windgebeutelter Kamera.

Die gelösten Schrauben stecken wir in die Jackentaschen, um das Davonrollen zu verhindern.
Die Männer schaffen den Reifenwechsel mit dem letzten Büchsenlicht.
Peter ist – durch Pleiten, Pech und Pannen der letzten Wochen – offensichtlich durch nichts mehr zu erschüttern. Natürlich möchte er Masca noch sehen. Also winden wir uns unzählige, enge Serpentinen hinunter nach Masca, wo wir die exclusive Gebirgslage des Dorfes, dessen Ortsteile auf verschiedene Hügel verteilt sind, nur noch im anheimelnden Lichtschein der Laternen erahnen können.
Eine Küstenstraße gibt es im äußersten Nordwesten der Insel nicht. Das bedeutet, dass wir die Straße, auf der wir uns hinunter gewunden haben, auch wieder hinauf müssen. Aber diesmal geht alles gut. Zwei Stunden später sitzen wir in Los Abrigos beim Abendessen. Die Anspannung fällt ab und wir fallen – nach Rückkehr zur PIA – müde in die Betten.
Allen unseren zukünftigen Gästen sei an dieser Stelle einmal gesagt: „Wenn Ihr große Lust auf kleine Abenteuer habt, dann besucht uns einfach mal!“
Die nächsten beiden Tage verlaufen nicht ganz so spektakulär. Dafür haben wir immer mal wieder Sonne, relativ angenehme Temperaturen, können die wunderschöne, grüne Nordküste und den Schnee-glitzernden Teide von der anderen Seite bewundern

und am Samstag – statt einer Sightseeing-Tour in Santa Cruz – die „Pinata Chica“ erleben. Sie ist der offizielle Schlussstrich, der den Karneval mit Aufführungen, Straßenfesten und kleineren Umzügen verabschiedet und da sind natürlich alle Kirchen, Museen, offiziellen Gebäude und Geschäfte geschlossen.
Nebenbei bemerkt: Dieses Fest findet übrigens NACH dem Aschermittwoch statt, der auf den Kanaren eine ganz besondere Tradition hat. An diesem Tag wird hier die Beerdigung der Sardine gefeiert. Der in einer Sardine verkörperte Geist des Karnevals fährt in einer Kutsche durch die Straßen und geht schließlich – umgeben von einer untröstlichen, laut weinenden Witwer- und Witwenschar – in Flammen auf.

Eindrücke von Santa Cruz:

Der Stararchitekt Calatrava hat 100%ig meinen Geschmack getroffen. Ich kann mich garnicht satt daran sehen…

Viel zu schnell sind die schönen Tage mit Eli und Dieter wieder zu Ende. Am Sonntagnachmittag geht der Flieger in Richtung Heimat.

Das Abschiedsfoto…

Das nächste gesteckte Ziel für alle, auch für die beiden Daheimgebliebenen heißt nun:

KARIBIK IM SECHSERPACK

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