20140209 Every dark Cloud has a Silverline…

pflegte unsere Lehrerin anzuführen, wenn es um trostspendende, angelsächsische Redewendungen ging.
Dunkle Wolken machen sich auch über Las Palmas und in unseren Köpfen breit. Die Sonne hat momentan keine Chance, einen Wolkenrand silbrig hervorzuheben, da es keinen gibt.
Das gesamte Firmament ist von einer einzigen, geschlossenen Wolkendecke überzogen.
Seit 6 Wochen warten wir nun (nach unserem Blitz- bzw. Überspannungsschaden) auf einen Regulierungsvorschlag der ESA, unserer Yacht-Versicherung. Bisher vergeblich.
Das ist zermürbend. Setzt man bei der ESA eventuell auf diese Taktik?
Unsere Spontaneität leidet. Mit ihr erlahmt das Interesse an der Erkundung von Stadt und Insel und wir hocken – trübe Gedanken schiebend – auf unserer Insel der (Un)seligen…
bis Matthias und Regina ankommen…

Mit ihren farbenfrohen Reise-Erzählungen und verführerischen Bildern aus Marokko verstehen sie es, uns aufzumuntern, den größten Frust ein wenig zu mildern und die alte Neugier auf Unbekanntes wieder aufleben zu lassen.

Matthias, seines Zeichens Schiffsbetriebsingenieur mit C6 Patent holt uns aus unserer Lethargie heraus. Stückchen für Stückchen arbeitet er sich durch die komplexe elektronische Installation. Peter und er schlüpfen in alle Winkel, bauen ab und auseinander, prüfen und testen, um letztendlich festzustellen, dass der von der ESA beauftragte Sachverständige, nur etwa die Hälfte des tatsächlich entstandenen Schadens diagnostizierte.
Nicht nur die zu ersetzenden Geräte, sondern auch die Reparaturkosten übersteigen den von ihm veranschlagten Aufwand um ein Mehrfaches.

Donnerstags bieten die Bars der Altstadt einen „Pincho“-Abend an, d.h. man geht auf Tapa-Tour und zieht von einer Tapasbar in die andere, um dort das spanische Fingerfood genießen zu können. Natürlich nehmen wir die Gelegenheit wahr – auf vergnügliche Art für Kopf und Magen – die Altstadt mit ihren Bars zu erobern. Pro Häppchen zahlt man nur einen Euro und wir bedauern das geringe Fassungsvermögen des Magens, da wir die Palette der kleinen Köstlichkeiten bei Weitem nicht ausschöpfen können.

Am Wochenende mieten wir ein Auto, um die Insel im Viererpack zu erobern. Der erste Tag ist der Küste gewidmet. Unzählige Strände reihen sich aneinander auf unserem Weg vom Inselnorden in den Süden. Der grau verhangene Regenhimmel wird lichter je weiter wir in den Süden kommen.

In Maspalomas erwartet uns zunächst strahlender Sonnenschein, was die auf den Kanaren geltende Regel (dass der Süden der Inseln immer wesentlich trockener, wärmer und sonniger ist) wieder einmal bestätigt. Aber auch hier zieht sich der Himmel bald zu.

So wirken die Dünen zwar immer noch sehr imposant, lassen bei unserer anschließenden Wanderung aber den Eindruck entstehen, sich nicht im Atlantik, sondern irgendwo an der Nordsee unter einem (fast) Nolde-Himmel zu befinden.


Auf dem Video lassen sich regelrechte Sand-Sturzbäche erkennen

Unser nächster Stopp ist Puerto Mogan, ein ehemals kleiner Fischerhafen, der sich zu einem für Yachties äußerst beliebten und attraktiven Hafen entwickelt hat. Hier kommen Bootsfreunde und Blumenliebhaber gleichermaßen auf ihre Kosten. Es ist ein reiner Augenschmaus!

Einen veritablen Sundowner nehmen wir in der kleinen Bar am Molenkopf und beobachten, wie die Sonne, bevor sie endgültig im Meer versinkt, noch einmal kurz durch die Eintrittspforte in die Open-Air-Bar schaut.

Den weniger attraktiven Abschluss unserer Küstenroute bildet Puerto Rico, das wir nach einem kurzen Spaziergang wieder verlassen, um in unserer Lieblings-Bar in Las Palmas noch ein paar Tapas genießen zu können.

Am Sonntag soll es ins Landesinnere gehen. Unser Ziel ist Tejede, der Ort, an dem die Mandelblüte gefeiert wird. Auf dem Weg dorthin werfen wir zunächst einen Blick auf „Las Canteras“ den herrlichen Strand am nordwestlichen Stadtrand von Las Palmas.

Arucas erreichen wir zur sonntäglichen Frühschoppenzeit.

Nach der Messe in der wunderschönen neugotischen Kathedrale mit herrlichen Fenstern trifft man sich in den umliegenden Cafés und Bars.

Uns gelingt es, vor dem nächsten Regenguss noch einen Spaziergang durch dieses schöne Örtchen zu machen mit einem Stopp in einem der hübschen Straßencafés.

Weiter geht es nach Teror, dessen Stadtkern – wegen des heute stattfindenden Marktes – gesperrt ist. Wir schlängeln uns durch Menschentrauben an Marktständen und Buden mit lokalem Speisenangebot hindurch und bestaunen die historische Hauptstraße mit ihren schönen „Holzbalkon“-Häusern.

Pünktlich zur Ankunft im Zentrum der Mandelblüte – Tejeda – zieht die Sonne sich komplett zurück. Blaue Gucklöcher werden vom Einheitsgrau verschluckt. Schade! So wirken die farbenfrohen festlichen Trachten der Einheimischen nur halb so fröhlich. Der Gesang hingegen schon.

Kräftige, markante Frauenstimmen schmettern kehlige Weisen in den Äther, begleitet von zahnlosen, (wie pietätlos!!!), Castagnetten über eine Knochenleiter ziehenden, älteren Männern sowie wohl genährten Artgenossen mit Gitarre, Mandoline oder Tambourin.

Fasziniert beobachten wir das Spektakel, das in dieser Art wohl seit Freitag geboten wird. Die steile Dorfstraße wird gesäumt von Fressbuden aller Art, Ständen mit Bier und Hochprozentigem und einigen Kunstgewerbeständen, die sich des Themas „Mandelblüte“ angenommen haben.
Dass das Fest von der Bevölkerung angenommen wird, lässt sich nicht nur an den vielen Besuchern, sondern auch am säuberlich aufgetürmten Wohlstandsmüll erkennen…

Die Mandelblüte allerdings geht in diesem Jahr – wegen „nebulöser“ Wetterbedingungen – ein wenig unter…

Eine Antwort auf „20140209 Every dark Cloud has a Silverline…“

  1. Der doofe Strom… …fliesst wohl noch nicht so richtig! Wir wünschen ein glückliches Händchen bein Verkabeln, Austauschen und Tüfteln. Hier schauts jedenfalls gut aus: Karl drückt euch jetzt in der Reha die Daumen!
    Ganz liebe Grüsse aus Chur und Seewis.

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