20150213 Freitag, der 13.

Abergläubisch sind wir nicht. Also fällt mir dieses Datum erst auf, als ich mit dem Logbucheintrag beginne.

Pünktlich um 9.00h legen wir ab Richtung Teneriffa, da wir dort – in der nächsten Woche – Besuch von unseren Freunden erwarten.

Nur: weit kommen wir nicht. Genau genommen bis zur Mitte des Hafenbeckens, als Peter ruft: „Keine Ruderwirkung“, um gleich darauf festzustellen, dass die Ruder sehr wohl reagieren, allerdings falsch herum, d.h. beim Einschlag nach rechts fährt die PIA nach links und vice-versa.
Enttäuschung liest jeder im Gesicht des anderen. Was ist denn das schon wieder?
(Rückblick: Seit der Fahrt von Las Palmas nach Lanzarote erweist sich das Rudergestänge als penetrantes Problem. Die Kardangelenke rutschen bei starker Belastung durch und verhindern eine exakte Steuerung. Die Lösung des Problems – vor der Überquerung des Atlantiks – ist unerlässlich. Ersatzteile von Lewmar sind in absehbarer Zeit nicht zu beschaffen. Unser Freund Frank hat die Lösung: Verschweißen von Kardan und Welle und – um die Wellen wieder montieren zu können – das Einschweißen eines Doppelflansches. Die Schweiß- und Schlosserarbeiten führt José Luis aus, den Ein- und Ausbau Frank und Peter.)

Viermal haben Peter und Frank das Rudergestänge aus- und wieder eingebaut, weil falsch zusammengeschweißt, die Schweißnähte nicht gut, die Bohrungen in den Flanscenh nicht übereinstimmend oder anderes von Übel war.
Die einzig mögliche Reaktion heißt nun: Zurück an den Liegeplatz, was zum Glück beim Catamaran mit Motorsteuerung und feststehenden Ruderblättern geschehen kann.
Franks eben noch fröhlich geschwenkter Winkearm erstarrt in der Luft. Noch ehe wir wieder am Liegeplatz sind, wo Delia und Nico – total verdutzt – die Leinen annehmen, die sie erst vor fünf Minuten gelöst hatten, steht Frank am Steg. Mit einem Satz ist er an Bord und man sieht förmlich den analytischen Rauch aus zwei Ingenieurshirnen aufsteigen.
Es dauert nicht lange, bis der Fehler gefunden ist. Das Winkelgetriebe wurde falsch herum angeschraubt.
Von der Zuschauerbank aus sehen Brigitte und ich zum 5. Mal:
Tollkühne Männer in ihren segelnden Kisten…

Nach drei Stunden, vielen Schweißperlen, einem angeschnittenen Finger, aus- und wieder eingeräumten Backskisten legen wir zum zweiten Mal ab.
Im großen Vorhafen setzen wir das Großsegel. Ganz gegen unsere Prämisse, das Segel von Hand über die Winsch zu setzen, nehmen wir die elektrische Ankerwinsch. Die hört sich ein wenig gequält an aber niemand von uns bemerkt den Grund. Erst 30min. später, als Wind und Welle ziemlich ruppig werden und wir beschließen, ein Reff einzudrehen, sehen wir das Desaster. Die Bergeleine des Segelkopfes hat sich hinter einem Mastrutscher verhakt, der sich mitsamt Leine in der Schiene verklemmt hat. So reißt die kraftvolle Ankerwinsch das Segel – oberhalb des Mastrutschers – vom Vorliek. Zum Glück lässt sich das Großsegel noch bergen, sodass wir mit der Genua – zwar nicht in Rekordgeschwindigkeit – aber immerhin um 21.00h in den Hafen von San Miguel einlaufen.

Hier schließt sich der Kreis. Von hier aus wollten wir vor vierzehn Monaten die Reise über den Atlantik antreten. Aber der Blitzeinschlag zwang uns zum Plan B, dem wir – abgesehen vom viermonatigen Streit mit der Yachtversicherung ESA – sehr viel Schönes abgewinnen konnten. Ohne ihn hätten wir weder unsere Lieblingsinsel Lanzarote, noch Fuerteventura, noch La Graciosa gesehen und sehr viele tolle und interessante Menschen wahrscheinlich niemals kennen gelernt.

Eine Antwort auf „20150213 Freitag, der 13.“

  1. Au Backe… …das hatte ich ja noch garnicht gelesen! Ihr scheint „Mast- und Schotbruch“ ja recht ernst zu nehmen…. Dann wünsch ich mal immer eine Handvoll Wasser unterm Kiel. (Da sollte wohl kaum was schief gehen können…)

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