Hasta luego La Coruna

Hasta luego La Coruna!
Wir kommen irgendwann wieder!
13 Tage mit Winden in Sturmstärke, heftigen Regenschauern und hohen Wellen auf dem Atlantik verbrachten wir im sicheren Hafen dieser schönen Stadt. Nun ist der Zeitpunkt für die Weiterreise gekommen. Wind, Wetter, Wellen sollen passen und so legen wir morgens um 10.00h ab Richtung Cap Finisterre mit einer geplanten Zwischenstation in Muxia, das wir – da 60sm entfernt – in etwa 9 Std. erreichen wollen. Aber erstens kommt es anders als man zweitens denkt… oder wie Hans, unser Züricher Segelfreund sagt: „Wetterprognosen sind wie die Prophezeihungen der Volkswirtschaftler: Wenn die Base da ist, haben’s alle gewusst…“ So haben wir zu Beginn Sonne, wenig Wind und alte Dünung, in der wir unter Groß und Genua dahindümpeln. Bereits nach einer Stunde müssen wir Hülle um Hülle an Kleidung zulegen, der Wind brist mächtig auf und wir beschließen ein Reff einzudrehen. Dazu müssen wir in den Wind und gegen die Welle. Schüttelbechergefühl unter Meerwasserdusche. Ein Mastrutscher will nicht. Er hat sich verhakt. Das Groß kommt nicht runter. In dem ganzen Geschaukel schwingt das lose Backstag über den Segelkopf und drückt ihn nach unten. Ein jämmerlicher Anblick! Ich habe die Assoziation zur schlaff abgeklappten Rückenflosse eines depressiven Killerwales. Aber irgendwie meistern wir das Chaos. Nach einer Stunde Kampf mit sehr lauter Konversation ( nicht nur wegen der Windgeräusche!!!)haben wir alles irgendwie gebändigt. Die eine Stunde Zeit- und Meilenverlust holen wir nun locker wieder auf durch die Rauschefahrt ( 9-12kn), die uns alleine die Genua beschert.

Punktgenau erreichen wir Muxia, das bei der Ankunft sehr öde wirkt, in der Marina kostenlosen Platz in Hülle und Fülle bietet und sich am nächsten Tag doch als ganz nett entpuppt.

Donnerstag, der 8.11.12
Auf zum Cap Finisterre oder dem Ende der Welt, wie es von den Jacobspilgern vor Jahrhunderten gesehen wurde. Die kamen nämlich – wie die Geschichte beschreibt – nach der Ankunft in Santiago hierher, um ihre Pilgerkleidung und –schuhe zu verbrennen. Aus den düsteren Geschichten der Seefahrer, die sich um das Cap ranken, drängt sich mir eher das Adjektiv „finster“ und daher bedrohlich auf. So starten wir unsere Tagestour auch mit gehörigem Respekt. Und wieder einmal kommt’s anders. Nach 4Std. herrlichen Segelns haben wir das uns sehr friedlich erscheinende Cap erreicht und fahren in eine von sanften Hügeln umsäumte Bucht ein, die in der Dämmerung an die Landschaft um den Bodensee herum erinnert.

Durch unzählige große und kleine, vor den Steganlagen ankernde Fischerboote schlängeln wir uns mit der dicken Pia durch, um dann erkennen zu müssen, dass unser Schiff schlichtweg (O-Ton Fischer: „muy grande“) zu groß ist, um an den Steg zu gehen. Es heißt also: Zurückschlängeln, hier und da ein wenig mit dem Piekhaken schubsen und dann ankern.

Abendstimmung

Glücklich und zufrieden gehen wir nach diesem schönen Tag in die Koje.

Freitag, der 9.11.12

Morgenstimmung

Ein strahlender Morgen! Wir reiben uns die Augen und können nicht glauben, am Cap Finisterre zu sein: gefühlte 23°C oder mehr Außentemperatur! Fenster auf, Luken auf, Cockpitpolster raus! Das Wasser lockt zum Kopfsprung. Peter steht bereit. Dann…abruptes Abkühlen des Mütchens durch den Blick auf die Instrumente: Wassertemperatur: 14,7°C!!! Der Atlantikhecht mutiert zum Warmduscher.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf, das „Ende der Welt“ zu Fuß zu erobern. Vom Hafen aus geht’s durchs mittelprächtige Örtchen stetig bergan. Ein Fest für Augen und Nase: Heruntergefallene Gardenienblüten liegen wie eigens dekoriert am Wegrand, der Mischwald aus Kiefern und Eukalyptusbäumen verströmt einen betörenden Duft mit dem man die Lungen gar nicht genug füllen kann. Schmale Schneisen gewähren hier und dort einen Blick einerseits auf die Bucht, andererseits auf den Atlantik.

Atlantikseite

Blick Richtung Bucht

Nach zwei Stunden teilweise steilen und steinigen Aufstiegs haben wir den Gipfel des Caps erreicht und werden mit einem großartigen Ausblick belohnt.

Das Gipfelkreuz der Todesküste

…und seine Inschrift

Zum Leuchtturm, der wohl für viele Schiffe das letzte Licht vor dem Untergang war, müssen wir ein wenig absteigen. Unmittelbar vor ihm stehend wirkt er eher gedrungen.

Der Leuchtturm

Steinerne Segel auf dem Vorplatz erzählen mit ihren künstlerischen Mosaiken von den Geschehnissen rund um den Leuchtturm.

Den Abstieg nehmen wir über die Autostraße und sind nach der Besichtigung einer Kirche aus dem 12.Jhdt. und anliegendem Friedhof bei Einbruch der Dunkelheit wieder an Bord. Nachts heult der Sturm, die Leine, die die Ankerkette vom Bug fernhält, knarrt und quietscht und wir schlafen schlecht.

2 Antworten auf „Hasta luego La Coruna“

  1. Weltenende Zum Ende der Welt habt ihr es ja dann schnell geschafft! Was kommt danach? Viel Spass euch noch beim Erobern der fernen Küsten und Grüsse aus dem regnerischen, verschnupften Züri! (Wir wärmen uns an euren Worten)

  2. Klingt gut! Spannende Geschichte, eure Weiterfahrt. Wieder ein schönes Stück geschafft. Wir wünschen euch, dass das Gross keine Zicken mehr macht und ihr ein paar ruhige Schönwetter-Tage und -Nächte
    verbringen könnt.

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