Todos los santos – Allerheiligen in La Coruna

Heute, vor genau einer Woche kamen wir an; und bisher:
KEINE SPUR VON LANGEWEILE!
Diese facettenreiche Stadt hat uns in ihren Bann gezogen!
Selbst wenn die beiden neuerlichen Risse im Segel und ein – den Dienst verweigernder Laptop – uns nicht zu einem längeren Aufenthalt gezwungen hätten, wären wir geblieben.
Jeden Tag entdecken wir neues Reizvolles auf unseren Streifzügen (mal per pedes, mal per Fahrrad) durch die Stadt.
Es würde Seiten füllen und etliche Abstürze dieses verflixt unzuverlässigen WiFis verursachen, Euch von den Freuden für alle Sinne, die uns hier geboten werden, zu berichten.
So gibt’s halt nur ein paar Anekdötchen aus meiner Beoachtung.
Von unserem Liegeplatz aus schauen wir auf die herrlichen Glasfassaden der – den Paseo maritimo säumenden – hochherrschaftlichen, mehrstöckigen Häuser, die auch hier als Coruneser Cristall-Galerien bezeichnet werden.

Die Glasgalerien

Blick vom Liegeplatz aus

Es ist Mittwochmorgen. Aus dem „Küchenfenster“ schauend schiebt sich plötzlich eine dieser Glasfassaden vor meinen Augen
ganz langsam von links nach rechts. Hallo? Habe ich Halluzinationen?
Die Pia liegt doch, ohne zu schwanken, fest vertäut am Steg! Ein orientierender Blick nach rechts sagt mir: Diese Glasfassade bewegt sich nicht!!!
Dann fällt’s mir wie Schuppen von den Augen: Die sich langsam vorbeischiebende Fassade ist ein zwölfstöckiger, kreuzfahrender Glaspalast aus den USA; die „Independence of the Sea“. Gigantisch!
Sie legt am Kreuzfahrtsteiger an und spuckt tausende von Touristen aus, die sich zum Teil in der Stadt verlieren, zu einem großen Teil aber im benachbarten Einkaufszentrum zu finden sind,
Burger verspeisend und i-Pad bedienend…

Herkules, der Turm…auf dem Felsen,Petrus


Laternen auf dem Paseo maritimo

Coruneser Küste

Heute, Allerheiligen besuchen wir den Friedhof, der – wie alle südländischen Friedhöfe – nicht aus einer parkähnlichen Anlage besteht, sondern in Form einer „Totenstadt“ mit großen oder kleineren, steinernen Gruften für die Wohlhabenden und Cassettenwänden zur Aufnahme der Särge von nicht ganz so gut betuchten Bürgern gebaut ist.
Das Schmücken der Gräber, das bei uns 1 -2 Tage vor Allerheiligen stattfindet, um am Feiertag selber die Verbundenheit mit dem Verstorbenen auch der Gemeinde zeigen zu können, findet hier am 1.November statt. Und genau das durften wir heute miterleben.
Das Gefühl einer gewissen Zurückhaltung und Ehrfurcht, das ich normalerweise beim Betreten eines Friedhofes habe, wollte sich im ersten Moment – beim Anblick dieses geschäftigen Treibens – nicht einstellen. Aus allen Richtungen strömen die Menschen herbei mit den unterschiedlichsten (aber frisch gebundenen!!!) Blumensträußen.Üppige Chrysanthemengebinde in schweren Granitschalen werden vor die steinernen Gruften geschleppt.
Zwischen den etwa 4 m hohen Cassettenwänden liegen Leitern, um auch dem Verstorbenen im 4. Stock ein ehrendes Gedenken angedeihen zu lassen.
Da beobachten wir zwei Frauen, die ihre Blumensträuße an einer Grabplatte anbringen wollen, die sich offensichtlich im 2. Stock dieser Cassettenwand befindet. Nach mehrmaligen – die Höhe abschätzenden – Blicken nehmen sie eine 4m lange Leiter auf und legen sie – unendlich schäg – an die Grabplatte in 2.50m Höhe an…
Hm…Wir mochten dann doch nicht mehr mit verfolgen, ob sie die risikohafte Besteigung der Schräge wagten, sie einen Helfer fanden oder der Tote für heute eventuell sogar ohne ein Blumengebinde bleiben musste…

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